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2844 Amtlicher Teil. ^ 120, 28. Mai 1890 Das Jahresbeiträge-Konto wurde mit 14500 Mark angenommen, da bei Aufstellung des Voranschlages bereits 2235 Mitglieder vorhanden waren. Das Unterstützungs-Konto figuriert diesmal mit 13 000 Mark in der Ausgabe, da für den Unterstützungsvcrcin deutscher Buchhändler und Buchhandlungsgehülfen auf Antrag des Herrn Schatzmeisters, -bezw. des Vorstandes, dem der Rechnungs-Ausschuß freudig zugestimmt hat, 1000 Mark mehr, und für das Buchgewcrbemuseum, welches anderseits beim Grundstück-Ertrags-Konto mit einer Miete in gleichem Betrag belastet wurde, 1000 Mark neu eingestellt wurden. Für das Buch-Verlags-Konto wurden diesmal 0000 Mark ausgesetzt, da, neben der fälligen Rate für Herrn Professor Or. A. Koch und einem neuen Bande des »Archivs«, in dieser Rechnung die bereits in vorjähriger Haupt versammlung genehmigten 1500 Mark für einen neuen Band der »Gutachten des Litlerarischen Sachverständigen-Vereins, von vr. Dambach« zur Verwendung gelangen werden. Der Voranschlag nimmt eine Einnahme von 99 320 Mark und eine Ausgabe von 65 557 Mark 24 Pfennigen an, so daß ein Ucbcrschuß von 33 762 Mark 76 Pfennigen verbleiben würde. Nicht ausgenommen in den Voranschlag wurden die auf Veranlassung des Vorstandes ausgeführtcn und vom Nechnungs- Ausschusse genehmigten Arbeiten am Buchhändlerhause, und zwar: Doppelfenster mit 300o Mark, Neuherstcllung des Parket sußbodens mit 10200 Mark, Einschaltung eines Geschosses im Druckereigebäude mit 9060 Mark, in Summa 22 260 Mark. Diese Beträge werden im Rechnungswert 1890 einerseits als Ausgabe figurieren, anderseits in der Vermögensaufstellung dem Werte des Buchhändlerhauses zugeschrieben werden; die Bewilligung derselben für den Vorstand beantragt der Rechnungs- Ausschuß hiermit bei Ihnen. Ebenso bitte ich Sie namens des Rechnungs-Ausschusses, dem Voranschläge für das Jahr 1890, wie er von uns aufgestellt worden ist, die Genehmigung erteilen zu wollen. Vorsitzender: Sie haben den Antrag gehört. Ich stelle ihn zur Diskussion. Wünscht jemand zu demselben das Wort zu ergreifen? — Es scheint nicht der Fall zu sein Dann ersuche ich diejenigen Herren, welche demselben zustimmen wollen, sich von ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht). — Der Antrag ist einstimmig angenommen. Bevor wir zu Punkc 4 der Tagesordnung übergehen, drängt es mich noch, Namens des Vorstandes dem abtretenden Vorsitzenden des Rechnungs-Ausschusses, Herrn Elwin Pactel, welcher sechs Jahre lang diesem Ausschüsse und damit den Interessen des Börsenvereins in ausgezeichneter Weise gedient hat, den Dank des Vorstandes auszusprechen. (Bravo.) Der ganze Börsenverein wird damit einverstanden sein und ich ersuche Sie, sich zum Beweise Ihres Dankes von Ihren Sitzen zu erheben. (Bravo! Geschieht.) (Für den Punkt 4 der Tagesordnung, Neuwahlen betreffend, übernimmt Herr Franz Wagner den Vorsitz.) Herr Franz Wagner-Leipzig: Zu Punkt 4 Ihrer Tagesordnung, die Neuwahlen betreffend, habe ich bezüglich der Wahl des ersten Herrn Vorstehers zu berichten. Es sind abgegeben worden 671 Stimmen, die absolute Mehrheit beträgt demnach 336. Ich habe Ihnen nun die hocherfreuliche Mitteilung zu machen, daß von diesen abgegebenen Stimmen 637 — also beinahe die Einmütigkeit — auf Herrn Adolf Kröner-in Stuttgart gefallen sind (Bravo!) Ehe ich die Frage an diesen Herrn richte, ob er die Wahl annehmen will, glaube ich es aussprechen zu sollen: wir alle fühlen es wohl dankesfrohen Herzens, daß es gelungen ist, diesen verdienten Mann an die Spitze des Vereins zu bringen, der in dem kritischen Augenblick im vorigen Jahr auf das Schiff gesprungen ist, das Steuer wieder ergriffen hat und das Schiff durch die Brandung trotz aller widrigen Umstünde in den Hafen geleitet hat. — Ich habe Sie zu fragen, Herr Kröner, ob Sie die Wahl annehmen? Herr Ad. Kröner-Stuttgart: Meine Herren! Indem ich zunächst für die außerordentlich freundlichen Worte meines Herrn Vorredners danke, habe ich Ihnen vor allem die Mitteilung zu machen, daß ich selbst dann, wenn das Los nicht eine Neuwahl des ersten Vorstehers bestimmt hätte, dennoch eine solche herbeigeführt haben würde. Die Gründe, die mich dabei leiteten, sind einleuchtend. Die Wahl des vorigen Jahres ist vollzogen worden unter ganz außerordentlichen Verhältnissen, in einer Aufregung, herbeigeführt durch den schwerwiegenden Entschluß des vorigen Vorstandes, welcher kurz vor der Haupt versammlung publiziert wurde. Es handelte sich darum, daß in die Lücke, die plötzlich entstanden war, irgend jemand ein trat, der die Gewähr bot, daß man Zeit gewinne, um nach einem Jahr, nachdem man sich die Sache ruhig überlegt hatte, wieder wählen und eventuell an eine neue Ordnung der Dinge denken zu können. Meine Herren! Nachdem Sie mich auf Grund der Erfahrungen des letzten Jahres und infolge einer sorgfältig vorbereiteten Wahl wieder in den Börsenvereins-Vorstand berufen haben, erachte ich es für meine Pflicht, Ihrem Ruf zu folgen unter der Voraussetzung, daß auch der zweite Vorsteher, Herr vr. Brockhaus, die auf ihn gefallene Wiederwahl annehmen wird. Meine Herren! Die Annahme wird mir erleichtert durch einen Umstand, welchen hervorzuheben es mich drängt. Als ich im vorigen Jahr mich entschloß, Ihrem Ruf zu folgen, da war die hauptsächlichste Sorge, welche mich bewegte, die, ob es gelingen würde, für die fünf übrigen Vorstandsposten geeignete Persönlichkeiten zu finden, Männer, die durch das Gewicht ihrer Person und ihres Geschäfts geeignet erschienen, dem Vorstandskörper die nötige Autorität zu gewähren. Diese fünf Männer wurden gefunden, und ich glaube, meine Herren, der Verein wird denselben immer zu Dank verpflichtet dafür sein, daß sie in der damaligen schwierigen Lage an meine Seite traten. (Bravo!) Ich dachte damals — und wohl Sie alle haben dasselbe gedacht —, daß es sich zunächst nur um eine Art Uebergangsministerium handelte, daß es sich — wie ich schon vorhin erwähnte — darum handelte, zunächst Zeit zu gewinnen, die Satzungen aufrecht zu erhalten, um dann nach einem Jahre eine Klärung der Lage, vielleicht auch eine Klärung im Vorstande selbst herbeizuführen. Meine Herren, ganz außerordentlich freudig war ich daher überrascht, als ich nach meinem Eintritt in den Vorstand zu bemerken Gelegenheit hatte, daß die Uebereinstimmung zwischen meinen Vorstandskollegen und mir eine viel größere war, als ich dachte, ja daß sie bei allen wichtigen Punkten eine vollkommene war. Das hat mir mein Amt im abgelaufenen Jahr außerordentlich erleichtert. Insbesondere muß ich dies Herrn Di-. Brockhaus gegenüber aussprechen. Sie wissen ja alle, daß Herr vr. Brockhaus einer derjenigen war, welcher mit außerordentlicher Energie und Zähigkeit gewisse Bestimmungen, welche in unsere Satzungen aus genommen wurden, vor deren Annahme bekämpfte. Nun, meine Herren, mit derselben Energie, mit welcher er sie früher bekämpfte, verteidigt er sie heute, seitdem sie Gesetz geworden sind. (Lebhafter Beifall.) Deswegen habe ich, wie ich glaube,