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3n3n 129, 7. Juni 1686 Nichtamtlicher Teil. < Nichtamtlicher Teil. Hauptversammlung des Vereins der Deutschen Musikalienhändler. Nach Abschluß der Buchhäudlervcrsammlungen hielten wie üblich die Musikalienhändler am Dienstag nach Kantate zu Leipzig in der Buchhändlcrbörsc ihre Hauptversammlung ab. Der Vorsitzende Herr vr. O. Hase, in Firma Breitkopf L Härtel, teilte das Nähere über das stetige Anwachsen der Mit gliederzahl, der Benutzung des Vereinsarchivs, sowie des Ver mögensstandes des Vereins mit und berichtete ausführlich über die Bewegungen betr. den Rechtsschutz der Urheberrechte: wegen Abänderung der einschlägigen deutschen Gesetzgebung sei der Ausschuß des Vereins unterm 10. Juli 1885 beim Fürst Reichskanzler vorstellig geworden; eine Abänderung des Gesetzes, zum mindesten Zusatzbestimmungen betreffend den Schutz der Lckikio prinesps n. a. scheinen in Aussicht genommen zu sein; an neuen auswärtigen Gesetzgebungen für das Gebiet des litterarischen Rechtsschutzes sei das neue belgische Gesetz vom 22. März 1886 hervorzu heben, welches weitgehenden Schutz gewähre und durch welches der Vertrag mit Deutschland erst Bedeutung ge winne; an Schntzverträgen mit einzelnen auswärtigen Mächten sei die Erstreckung des Großbritannischen Ver trags mit Pieußen und Sachsen aus das gesamte Reich als einziges Ergebnis zu verzeichnen, während der längst zwischen den Regierungen vereinbarte deutsch-holländische Vertrag immer noch nicht von der holländischen Volksvertretung genehmigt, und der ehemals angestrebte Vertrag mit Rußland der Verwirklichung nicht näher gerückt sei, vielmehr von den russischen Verlegern ein Schutzzoll ans Bücher und Musikalien mit Aussicht auf Erfolg ge fordert werde; der Welt-Li tteratur-Schutzvertrag sei soweit gediehen, daß ini September eine Konferenz der Regierungen in Bern über Annahme oder Ablehnung beschließen werde, ohne daß noch Abänderungen an dem 1884 und 1885 festgestelltcn Entwürfe beabsichtigt werden; der sicher zu erwartende Znstimmnngsbeschluß sei einzig durch die Haltung des englischen Parlaments gefährdet. Der Antrag des »Vereins Leipziger Musikalienhändler«, welcher eine Woche zuvor seine Hauptversammlung abgehalten hatte, als Verein die Mitgliedschaft des deutschen Musikalien- händlervcreins zu erwerben, wurde angenommen; ebenso wurde mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß der Leipziger Verein beschlossen habe, Schritte zu thun, um die für Leipzig festgesetzten Höchstrabatte als solche für Deutschland zu erreichen, und sich zu diesem Zwecke zunächst mit dem Verein Berliner Musikalienhändler zu verständigen. Dem hierbei ausgestellten Grundsatz, sich bezüglich des Rabattes nach auswärts bei Gewährleistung der Gegenseitigkeit dieselbe Beschränkung wie am eigenen Orte aufznerlegen, wurde zu- gestiinmt; auch beschloß die Hauptversammlung zu erklären: »daß die Festsetzungen der Maximalrabatte seitens des Leipziger und Berliner Vereins für den gesamten deutschen Mnsikalienhandel Geltung erhalten möchten«. Zn einstimmiger Annahme gelangte ferner der Antrag des Vorsitzenden, fremdsprachige Mnsiktitcl und den Gebrauch entbehr licher Fremdwörter im deutschen Mnsikalienhandel thunlichst zu ver meiden. Der Aktor des Vereins Herr Rechtsanwalt vr.G.H.Melly be richtete sodann darüber, daß das Unwesen gewisser Herausgeber von angeblich zum Schulgebrauche bestimmten Liederbüchern einer all gemeinen Verurteilung anheimgefallen sei, so daß anständig denkende Verleger, wenn sie ans das Unerlaubte aufmerksam gemacht morden seien, fast durchweg unter, Vermeidung des Rechtsstreites Ver ständigung mit den berechtigten Originalverlegern gesucht haben; so sei noch kürzlich Ehr. Friedr. Vieweg's Buchhandlung in Quedlinburg sofort bereit gewesen, die nicht gestatteten Lieder einer solchen Sammlung znrückzuziehen. Zum Schluffe gedachte Herr I)r. Max Abraham des Miß brauches, dessen Militärkapellen durch Ansschreiben von Stimmen schutzbercchtigter Verlagswerke sich schuldig machen, ohne jetzt schon einen bestimmten Antrag hieran zu knüpfen. Pcrthes-Bricse. VIII. lVergl. Börsenblatt 1886. Nr. 49. 63. 67. 72. 102. 106. 126.) Friedrich Perthes an Hofrat Böttiger. 6. ' Gotha 1829. Vlitre 12. Hochverehrter Herr Hofrath! Den besten Dank, für die Anzeige der Staatengeschichte in dem Dresdner Abendblatt. Herr Proseßor Ukcrt findet sic durch aus der Sache angemessen und zweckdienlich, so auch ich. Für die allgem. Zeitung findet sich anderweitig Rath.*) Ich wende mich sogleich zu den Angelegenheiten des Buch handels die in Dresden einige Unruhe zu erregen scheinen. Die großen Bewegungen, die nach Ihrer Angabe statt finden sollen, würden sich unter zwei Gesichtspunkte stellen lassen: Die bisherige Einheit der Literatur Deutschlands in eine von und für den Norden, die andre von und für den Süden zu theilen — oder — den Sitz des deutschen Buchhändler-Vereins von Leipzig ab, nach einem Ort im Preußischen, namentlich nach UauwburA, zu ziehen. 1) Das Bedürfniß wissenschaftlicher Mittheilnug im weiten Kreiße der Länder, wo das Deutsche Muttersprache ist, ohne daß ein politischer Mittelpunkt statt findet, hat die eigenthümliche Organisation unsers Buchhandels entstehen lassen, so wie derselbe wiederum, durch Einheit an einem Stapelplatz, allein die Mög lichkeit des Daseyns einer deutschen Literatur erwirkt. Für das Wissenschaftliche, im engsten u. weitesten Sinn giebt es nur eine deutsche Literatur, keine besondere für Nord oder für Süddeutschland. Es giebt Provinzial- n. Local-Literaturen, die nur Interesse für besondere Länder und Oerter haben: eine Alt-Baierische, Holsteinsche pp. eine Berliner, Wiener, Hamburger pp. — findet sich aber darin etwas Wissenschaftliches, so tritts alsbald im all gemeinen Kreiß. — Es giebt eine deutsch-katholische und eine deutsch-protestantische Literatur, aber die wissenschaftlichen Werke, historische, exegetische, dogmatische beider, gehören der gelehrten Theologie beider Confessionen an. Statt ans Trennung, geht die Deutsch-wissenschaftliche Literatur einer; imerengern Verbindung u. Verzweigung in sich, entgegen, und das Äußere. derselben, hat sich seit vierzig Jahren (so weit geht meine Geschäfts - Erfahrung zurück) zu einem Ganzen gerundet. Vor dieser Zeit reichte der deutsche Buchhandel, der durch die Meßvcrsamlung und den Meßcatalog als Organ die Einheit der deutschen Literatur ausspricht, westlich nicht über Münster, Frankfurt und Nürnberg hinaus — die beiden letzten Orte sortirten die weiter gelegenen. Heidelberg, Tübingen, die *) Perthes meint damit die im „Wegweiser im Gebiete der Künste und Wissenschaften".. 16°. Seite 62. einem Beiblatte der „Dresdner Abend-Zeitung", enthaltene lobende Anzeige, 411*