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Der vorjährige Antrag unseres Vereins, die Enquote in Be zug auf die Eingriffe der Bildungsvereine und des Post-Spar- vereins in den Geschäftsbetrieb des Sortimentshandels betreffend, soll nochmals erneuert werden. Das von verschiedenen Seiten, zuletzt in Punkt 5. der Müller- Grotc'schen Thesen vom 20. April 1883 ausgesprochene Ver langen nach Aufstellung einer Matrikel gibt der Versammlung Veranlassung zu einem diesbezüglichen, von Hrn. Meißner ein- gebrachten Anträge, der nach eingehender Debatte in folgender Form angenommen wird: „Der Vorstand des Provinzialvereins oft- und westpreußischer Buchhändler wird aufgefordert, eine Matrikel oft- und west preußischer Sortimentsbuchhändler aufzustellen." Die Aufstellung soll mit Zugrundelegung folgender Definition eines Sortimentsbuchhändlers erfolgen: „Als Sortimentsbuchhändler ist anzusehen, wer den Ver kauf von Büchern an das Publicum entweder notorisch als Hauptgewerbe betreibt oder sich wenigstens nicht nur mit dem Verkauf von Schulbüchern und populärer Lite ratur, sondern auch dem Vertrieb von Novitäten befaßt. Die außerhalb dieser Definition stehenden Bücherhändler sind Wiederverkäufer. Colportage-Handlungen sind hierbei ganz außer Acht gelassen." Hr. Kröner soll vom Vorstande vor Veröffentlichung dieser Matrikel von dem Beschluß in Kenntniß gesetzt werden. Von Hrn. Mertens-Braunsberg ist folgender Antrag ge stellt werden: „Der Verein beschließt, künftig halbjährlich Kunden-Rech- nungen auszuschicken. Dieser Beschluß soll in den provin ziellen Zeitungen bekanntgemacht werden." Es wird einstimmig beschlossen, den Mitgliedern die Aus führung dieses Antrages soweit als irgend möglich zu empfehlen, diesen Beschluß in den zu druckenden Bericht über gegenwärtige Hauptversammlung aufzunehmen, von der Veröffentlichung durch die Zeitungen aber abzusehen. Ferner wird den Mitgliedern dringend empfohlen, Mitglieder des Börsenvereins zu werden, worauf Hr. Garms aus Dt. Cronc erklärt, Mitglied werden und die geeigneten Schritte dazu sogleich thun zu wollen. Der Schatzmeister, Hr. Scheinert, trägt sodann den Rech nungsbericht des letzten Vereinsjahres vor, wofür die Versamm lung Decharge ertheilt. Bei Vortrag des Voranschlages für das nächste, im September d. I. beginnende Vereinsjahr beantragt Hr. Scheinert eine Erhöhung des Jahresbeitrages von 5 Mark auf 7 M. 50 Pf., was einstimmig angenommen wird. Bei der nun folgenden Vorstandswahl erklärt der Vorsitzende, Hr. Matz, eine etwaige Wahl in denVorstand für das nächsteJahr entschieden nicht annehmen zu können. Nach längerer Debatte, welche sich infolge des Wunsches entspinnt, daß der Vorsitzende und der correspondirende Schriftführer womöglich in einer Stadt woh nen, wird zur Wahl geschritten, welche folgendes Resultat ergibt. Es werden gewählt: zum ersten Vorsitzenden . . . . Hr.A. Meißner-Elbing, „ zweiten „ . . . . „ B. S türtz-Königsberg, „ correspondirenden Schriftführer „ M. Weber-Königsberg, „ protokollirenden „ „ E. Wiebe-Lyck, zum Schatzmeister „ A. Scheinert-Danzig, zu Beisitzern dieHrn.H.Gaebel-Danzig, P. Schubert-Graudenz. Die Gewählten erklären, daß sie die Wahl annehmen. Der neue Vorstand tritt mit dem neuen, am 1. September beginnenden Vereinsjahr sein Amt an. Zu Delegirten für das nächste Vereinsjahr werden die Hrn. Meißner und Stürtz gewählt. Als Ort der nächsten regelmäßigen Hauptversammlung wird Marienburg bestimmt. Der Bericht über die heutige Versammlung soll gedruckt und außer an alle Vereinsmitglieder auch an alle Sortiments- und Verlagsbuchhändler von Ost- und Westpreußen gesandt werden; für die Zusendung an Sortimentsbuchhändler soll die aufzu stellende Matrikel maßgebend sein. Zum Schluffe wurde die Liste säumiger Zahler der Mitglieder unseres Vereins an die anwesenden Mitglieder vertheilt und be schlossen, dieselbe an die übrigen als Brief zu senden. Nachdem Hr. Stürtz dem Vorsitzenden seinen Dank für dessen bisherige Thätigkeit ausgesprochen und die Anwesenden demselben zugestimmt hatten, wird die Versammlung um lA Uhr geschlossen. Nach einem heiteren Festmahle besuchten die Collegen die elektrotechnische Ausstellung in dem Etablissement „Flora" auf den Hufen, von der dieselben, wie wir glauben, alle einen imposanten Eindruck mitgenommen haben. Bei dieser Gelegenheit theilen wir nochmals den Beschluß der vorjährigen Delegirten-Versammlung in Betreff der Schleuderei frage mit: „Als Schleuderei ist anzusehen: 1. die Gewährung eines Kunden-Rabatts (von Wiederver käufern abgesehen) in der Höhe von mehr als 10 Procent vom Ladenpreise oder von Vergünstigungen, die eine Erhöhung des Rabatts über 10 Procent hinaus bewirken würden; 2. jedes öffentliche Angebot von Rabatt in ziffermäßiger oder unbestimmter Fassung. Als öffentliches Angebot soll außer den Ankündigungen in Zeitungen, Journalen rc. an gesehen werden, wenn dasselbe in Schaufenstern oder in andern Vorrichtungen dem Publicum vor Augen gelegt, oder mittelst gedruckter, bezw. auf mechanischem Wege vervielfältig ter Anzeigen an Privatpersonen, Behörden, Corporationen rc. gerichtet wird." Der Verband der Provinzial- und Localvereine hat auf fer neren Beschluß der Delegirten-Versammlung an den Verlagsbuch handel das Ersuchen gerichtet, den Schleuderern nur mit verkürztem Rabatt, event. gar nicht zu liefern, und auch eine große Reihe von Zusagen erhalten. Zur 100jährigen Erinnerung an die Gründung der N. G. Elwert'schen, früher Krieger'schen Buchhandlung in Marburg. Die Jahre 1774 — 76, so schreibt die „Oberhessische Zeitung", sind in der Geschichte des Marburger akademischen Buchhandels Wohl die traurigsten, denn damals existirte eine eigentliche Buch handlung nicht. Die alte Johann Casimir Müller'sche Buchhand lung, welche seit 1713 bestanden hatte, war Schulden halber ver kauft worden. Zwar hatte sie Georg David Müller, ein Sohn des alten langjährigen Inhabers der Firma, bei dem öffentlichen Ver kaufe erstanden; aber er erhielt wegen Unfähigkeit das Privilegium zur Weiterführung des Geschäftes nicht. Der akademische Senat erließ Avertissement über Avertissement, aber Niemand wollte sich melden. Universität und Studenten, sowie alle Marburger waren genöthigt, ihre Bücher auf Umwegen zu beziehen. Diese Umstände waren auf die Dauer natürlich unerträglich für eine Universitätsstadt. Endlich meldete sich der Buchdrucker Johann Bayrhoffer aus Frankfurt um die so oft ausgebotene Stelle