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Ttjcheint äußer «ßonntagö täglich. - Bis früh S Uhr ein- Börsenblatt für den Beiträge für daS Börsenblatt sind an die Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. EigeMhum der BörsenderemS der Deutschen Buchhändler. 165. Leipzig, Mittwoch den 19. Juli. 1882. Nicktamtli An die geehrten Veelagshandlungen. Eine Antwort aus den „Protest" der Herren Keppel L Müller in Wiesbaden. Der Unterzeichnete Vorstand des Wiesbadener Buchhändler vereins konnte sich bisher nicht entschließen, dem „Proteste" der Hrn. Keppel L Müller eine Erwiderung zu widmen; — nachdem nun aber gegen unser Erwarten die Redaction des Börsenblattes dem „Proteste" die Ehre angedcihen ließ, ihst im Börsenblatte aufzu nehmen*), so wollen doch auch wir nicht zögern, mit einigen Worten darauf einzugchen. Wohl noch in keinem Schriftstück ist das Treiben der Schleu dere! so offen zugestanden worden, wie in dem „Proteste" der Hrn. Keppel L Müller hier; die wunderbare Logik dieser Auslassung kann deswegen auch ihre Wirkung nicht verfehlen und muß doch endlich auch diejenigen Verlagshandlungen von der Gemeingefähr- lichkcit des modernen Antiquariats überzeugen, welche bisher unserem Kampfe gegen dasselbe keine oder eine nur laue Unter stützung zuthcil werden ließen. Werden doch in diesem „Proteste" die Herren vom Verlage nicht einmal befähigt befunden, die Sachlage richtig zu beurtheilen, und zwar von solchen Herren, die sich nicht scheuen, offen zu erklären, daß sie nur günstig bezogene Artikel und zwar „mit dem ganzen Auswand ihrer Lungen poussirten". Solche Herren sollten sich doch billigcrweise einen anderen Schauplatz für ihre Lungenthätigkeit suchen — in den Buchladen gehören sie nicht I Traurig ist es, wenn Männer mit derartigen Gesinnungen noch Mittelspersonen und Commissionärc finden, die sie unterstützen! Die Hrn. Keppel L Müller überschütten den Sortimenter mit Hohn, daß er sich mit Ansichtssendungen besaßt, während sie doch dasselbe thun und hier Weber's Weltgeschichte 1. Lsg. unter Band versandten: „Statt 1 M. nur 80 s. die Lieferung"! Höhnend zählen die Hrn. Keppel L Müller eine Anzahl Neben artikel auf, die der eine und andere der hiesigen Kollegen theilweise in seinem Geschäfte mitsührt, — gewiß doch nur in der wohlmeinen den Absicht, diese Geschäfte in der Achtung des Buchhandels herab- zusetzcn; — etwas Ehrenrühriges liegt nun aber nicht darin, daß man derartige Artikel verkauft, sondern wie man sie verkauft. Erst dann hätten die Spezialgeschäfte der Nebenartikel das Recht, gegen »ns aufzutreten, wenn wir mit diesen Artikeln schleudern würden; denn in dem Unterbieten des reellen Preises liegt das Verächtliche und Mißbräuchliche der Gewerbesreihcit, und gewissenlos nennen wir ungescheut jeden Schleuderen, der sich an einem Orte einnistet, um mit seiner ungesunden Geschäftsführung eine Reihe sich bisher ») Unparteilichkeit gehört bekanntlich mit zu den wichtigsten Regeln für die Redaktion des Börsenblattes, nnd sonach mußte auch in den vorliegenden Fragen das Recht der Gegenrede seine pflicht schuldige Beachtung bei uns finden Die Red. Reunundvierzigster Jahrgang. cher Tbeil. ehrenhaft haltender Geschäfte auss empfindlichste und tiefste zü schädigen. Unscrm Hrn. Limbarth, der für freie Lehren in Politik, Religion und Gewerbe bereits stritt, ehe die Hrn. Keppel L Müller vielleicht auf der Welt waren, ihm und auch uns wird es niemals in den Sinn kommen, die aus der Gewerbefreiheit sich entwickelnde Cvncur- renz — mag sie wie hier in Wiesbaden auch noch so drückend sein — in brotneidischcr Weise anzugreifen; aber wir werden auch nicht müde werden, gegen den Mißbrauch der Gewerbefreiheit, wie er sich in der verwerflichen Form von Wanderlagern, Ausverkäufen und modernen Antiquariaten kundgibt, ernst und nachhaltig z» kämpsen. Zum Schlüsse constatiren wir noch, daß sowohl in dem früheren Flugblatt „?ro llomo" wie in dem „Protest" der Hrn. Keppel L Müller einige gegen Hrn. Limbarth gerichtete Behauptungen aus Unwahrheit beruhen. Der Vorstand des Wiesbadener Buchhändlervereins. Antwort auf den in Nr. 150 d. Bl. abgedruckten „Protest" der Herren Keppel L Müller in Wiesbaden. Bezüglich der von den Hrn. Keppel L Müller erlassenen Flug blätter „Uro ckowo" und „Protest an den Verlagsbuchhandel" hatte ich vor, einige mich berührende Unwahrheiten zu berichtigen. Befreundete Collegen, welchen ich diese Absicht mittheilte, gaben mir den Rath, dies nicht zu thun, und ich folgte ihnen. Nachdem nun der Protest im Börsenblatt zum Abdruck gekom men, scheint mir die Sache anders zu liegen, und sehe ich mich ver anlaßt, Folgendes zu bemerken: Zunächst begrüße ich es freudigst, daß das moderne Anti quariat, nachdem es sich früher noch der Schleuderei zu schämen schien und den gegen es vorgebrachten Beschwerden durch Ableug- nenentgegen zu treten, oderdoch solche abzuschwächen suchte, jetzt offen mit der Sprache herausrückt. Früher diente den sich Buchhändler nennenden modernen Antiquaren das Antiquariat als Deckmantel bei der Schleuderei, indem behauptet wurde, die unter dem Laden preise verkauften Bücher seien antiquarisch bezogen; ja es wurden sogar an einzelne Verleger Ehrenerklärungen abgegeben, deren Verlag nicht unter dem Preise zu verkaufen. Wie diese Ver sprechen gehalten wurden, wissen die Schleuderer selbst am besten. Der „Protest" an die Verleger spricht offen nnd klar die Grund sätze und Ziele des modernen Antiquariats aus und Allen, die darüber noch Zweisel hatten, möge diese heilsame Erklärung wohl- thun. Im Gegensätze zu dem reellen Sortiment, welches durch um sichtiges Versenden von Neuigkeiten :c. für den gesammten Verlag thätig ist und dadurch dem Interesse aller Verleger dient, will das moderne Antiquariat nur wenige Artikel, die von wenigen Ver legern vorzugsweise mit größeren Rabattvergllnstigungen bezogen 432