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hat, daß wir gegen jegliche Schleuderei entschieden Front machen, so bitten wir Sie um nähere Aufklärung mit dem Bemerken, daß wir eventuell uns Vorbehalten, Ihnen jede Auslieferung selbst gegen baar zu verweigern/' Ich erwiderte hierauf Folgendes: „Der von Ihnen angeführte Herr ist bereits seit Jahren einer unserer besten Kunden. Er empfing von uns beispielsweise die Dorü- Bibel, Shakespeare, diverse andere illustrirte Prachtausgaben rc., und zwar bezahlte er alles prompt zum Ladenpreise. Ebenso ent nahm er Ihren Verlagsartikel zum Preise vou 4 M. Pr. Abth. Eines Tages erfuhr unser Kunde aber, daß Jemand das gleiche Werk aus Leipzig direct zum Preise von 2 M. 80 Pf. Pr. Abth. und zwar, man staune, von einem Ihrer Angestellten selbst erhalte. Daß unter solchen Umständen, um uns den Kunden zu erhalten, wir demselben das Werk billiger liefern mußten, that uns selbst leid, denn die Geschädigten sind nicht Sie, sondern wir." Ich habe diese beiden Fälle gerade deshalb angeführt, um klar darzuthun, wie vorsichtig sowohl Verleger wie Sortimenter in ihren gemeinsam zu fassenden Beschlüssen sein müssen. Es kann zu leicht Vorkommen, daß Jemand einem andern Vorwürfe macht und solche selbst in stärkerem Maße verdient. Berlin, im Mai 1881. Alfr. Brennwald. Ernst Victor Schmarl ff. Am 1. August verstarb im Bade Salzhemmendorf einer der ehrenwerthesten Bürger unserer Stadt Hannover, der Buchhändler E. V. Schmorl. Er war am 6. März 1822 zu Meißen geboren, Schüler der dortigen Fürstenschule St. Afra, erlernte den Buch handel 1838 bis 1842 bei dem Buchhändler Helm in Halberstadt und kam dann als Gehilfe in die hiesige Helwing'sche Hofbuchhand lung. An der Bewegung des Jahres 1848 betheiligte er sich durch eifrige Förderung des Turnwesens und Begründung des hiesigen Männerturnvereins, später war er auch bei Gründung des Turn clubs thätig und war längere Zeit Liedervater der Liedertafel Union. Nachdem er 1850 und 51 kurze Zeit bei Pohlig in Leitme- ritz, Fr. Fleischer inLeipzig und Barth L Schulze in Leipzig gearbeitet hatte, etablirte er 1852 mit seinem Freunde A. von Seefeld in der damals noch unfertigen Bahnhofstraße zu Hannover eine Buch handlung, welche sich während der verflossenen 29 Jahre durch um sichtige Führung des Sortiments, durch Vertretung der Britischen Bibelgesellschaft und durch tüchtige Verlagsthätigkeit zu großer Be deutung emporgehoben. Der Verlag brachte den größten Theil der Schriften, welche aus dem Architekten- und Jngenieurverein, der Polytechnischen Schule, der Thierarzneischule, dem Bezirksverein deutscher Ingenieure und dem Gewerbeverein hervorgegangen, so wie in den sechziger Jahren die Warnstedt'schen Schriften über Schleswig-Holstein, dann die Schulbücher von Blancke, Seinecke, Raydt, das Möller'sche Kursbuch rc. Verheirathet war Schmorl in erster Ehe nur ein Jahr, 1853, mit Anna Lange, Tochter des Hof bäckers Lange und Schwester des Professors Lange, jetzigen Geh. Hofraths zu Leipzig. Nachdem ihm diese Gattin leider durch den Tod entrissen, verheirathete er sich 1858 mit Emma Fiedeler, Tochter unseres Mitbürgers Georg Fiedeler. In dieser glücklichen Verbindung, durch vier Kinder gesegnet, in schöner Häuslichkeit, fand er den besten Inhalt des Daseins; zwar stand er durch das Geschäft und durch reges persönliches Interesse in lebendiger Be ziehung zu jeder wissenschaftlichen und künstlerischen Bewegung; doch blieb er dem Streit der Meinungen und Parteien fern. Da er stets kräftig und gesund war, so kam sein Verscheiden an einer Unterleibserkrankung seinem großen Freundeskreise ganz uner wartet. Er war ein Mann vom edelsten Charakter und besten Herzen. — Sein Andenken bleibe in Ehren! (Nach dem Hannov. Courier.) Miscellcn. Ueber Ansichtssendungen. — In Nr. 163 des Börsen blattes finde ich einen Artikel in welchem neben einem sehr ab fälligen Urtheile über ein Unternehmen, welches bis jetzt noch in den Kinderschuhen steht, eine Lanze für die Ansichtssendungen ein gelegt wird. Es ist hier nicht meine Aufgabe, über den Werth oder Unwerth des „Literarischen Merkur" mit Hrn. I. zu rechten; ich beabsichtige im Gegentheil, aus meiner Praxis zur Illustration des Ansichtsversendens einen Fall anzuführen, der Jedermann zu denken geben muß. Anfangs Juni erschien in Freiburg bei Mohr ein Buch: „Gaupp, die Zwangsvollstreckung", ein Auszug aus dessen größerem Werke: „Die Civilprozeßordnung". Es vereinigt dieses Buch alle Eigenschaften in sich, die ihm Gangbarbeit und Absatzfähigkeit sichern. Auch ich theilte mit allen meinen württembergischen Collegen diese Ansi^t. Infolge dessen bestellte ich eine große An zahl mit Eilgut und versandte die Exemplare sämmtlich unter Kreuzband unter sorgfältigster Berücksichtigung und Sichtung der Kundschaft. Es wurden versandt: 34 Exemplare, Pr. Stück be lastet mit 20 Pf. Porto — 6 M. 80 Pf. Davon kamen zurück 25 Exemplare. Dank meiner Vorsicht, unter Kreuzband zu versenden, meistens ohne weitere Portobelastung. Der muthmaßliche Absatz be trägt somit 9 Exemplare, obgleich durchaus nicht ausgeschlossen ist, daß nicht noch ein oder mehrere Exemplare zurückkommen, da die Ver sendung erst am 17. Juni vorgenommen wurde. Der Verdienst an diesen 9 Exemplaren beträgt 11 M. 25 Pf., wovon noch 1 M. 5 Pf. Eilgutfracht abzurechnen sind. Nettogewinnst also 3 M. 40 Pf. Sollte nun durch irgend einen Zufall ein Exemplar ver loren gehen, was ja sehr leicht denkbar ist, so habe ich effectiv mit Schaden gearbeitet. — Ich habe die Sache gerade an einem Buche zu illustriren versucht, dessen Brauchbarkeit von allen Fachmännern anerkannt ist, und habe damit beweisen wollen, wie indifferent sich das Publicum den massenhaften Ansichtssendungen gegenüber ver hält. Dieselbe Manipulation hatten selbstverständlich noch mehrere meiner württembergischen Collegen vorgenommen; denn ein befreun deter Gerichtsnotar erklärte mir, daß ihm das Buch von nicht weniger als 5 Buchhandlungen zngegangen sei. Nehmen wir nun an, daß alle 5 Handlungen eine gleiche oder doch ähnliche Anzahl verschickten, so ergibt sich die Summe von 34 M., welche unnütz verausgabt wurde. Wenn nun solches am grünen Holz geschehen kann, was soll dann bei dürrem entstehen? — Ich möchte deshalb die Fragen stellen: l. Hat wohl je ein Sortimenter genau nach gerechnet, ob der Verdienst bei den Ansichtssendungen des ganzen Jahres zu den aufgewandten Kosten im richtigen Verhältniß steht? 2. Kann man einen Sortimenter der Lässigkeit zeihen, wenn er sich scheu von einer Manipulation zurückzieht, die ihm nichts, höchstens vielleicht Aerger und Verdruß einlrägt? 3. Hat das Publicum nicht ein Recht, zu fordern, nicht mehr in so massenhafter Weise mit Ansichtssendungen belästigt zu werden? 4. Welche Hoffnungen knüpft Wohl der Verleger an sein Buch, welches er so liberal in Masse an die Sortimenter vertheilte, oder wird auch er über zu ge ringe Thätigkeit seitens der Sortimenter klagen? Und endlich 5. Ist das Bestreben, dem Publicum von dem Erscheinen der Bücher in anderer Form und anderem Gewände Kenntniß geben zu wollen, einer „förmlichen Tyrannei im Geschäftsbetriebe" gleich zu achten? U. V. IV. Personalnachrichtcn. Herrn vr. Gustav Janke, in Firma Otto Zanke in Berlin, ist vom Herzog Ernst v. Sachsen - Coburg - Gotha das Ritterkreuz zweiter Classe des Sachsen-Ernestinischen Hausordens verliehen worden.