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2626 Nichtamtlicher Theil. ^ 141, 22. Juni. Erfolg hatte eine Aufregung veranlaßt, daß die Aare Wetter führung der Verhandlungen fast unmöglich gemacht wurde. Soviel steht heute schon fest, daß der herbeigesührte Be schluß durchaus nicht allgemeine Zustimmung findet und daß schon die Meinung sich zeigt, es müßten Mittel und Wege gesucht werden, um ihn unwirksam zu machen. Es sei hier daraus hingewiesen, daß es sich für Diejenigen, welche das Börsenblatt fernerhin durch die Post, also unter Kreuzband direct durch den Commissionär beziehen wollen, keines wegs nur um die durch Herrn Geibel angedeutete Preiserhöhung durch das Porto handelt, sondern daß dazu auch noch die Gebühr sür den Commissionär hinzutritt, die kaum minder hoch als das Porto sein wird. Für solche Bezieher erhöht sich der Preis aus mindestens 30 Mark pro Jahr. Manche werden allerdings durch diese bedeutende Preiserhöhung davon Abstand nehmen, das Börsenblatt sich täglich zusenden zu lassen, und sich aus den Bezug durch ihre regelmäßigen Sendungen beschränken, wodurch sie natürlich durch ihre schneller unterrichteten Concurrcntcn wieder in Nachtheil gerathen. Das hat anderseits auch der Verleger zu be klagen, denn das Börsenblatt verliert dadurch sür ihn die große Wichtigkeit eines raschen Publicationsmittels, ein Moment von höchster Bedeutung in unserer rastlosen Zeit. Das alles wäre zu ertragen, wenn die Absicht, das Börsen blatt dem Auge des Publicums zu entziehen, die nun einmal noch in vielen Köpfen spukt, erreicht werden könnte. Dagegen tritt aber die Ansicht mehr und mehr in den Vordergrund, daß das Gegentheil der Fall sein werde. Kein Sortimentsbuchhändler ist in der Lage, seinen Kunden, den wirklichen Literaturfreunden und Bibliothekaren, das Börsenblatt zu verweigern, wenn cs von ihm verlangt wird. Verweigert's einer, so thut's der Concurrent sicher nicht. Diese Ansicht wird durchdriügcn, sosehr auch jetzt das Gegentheil behauptet wird. Ein vortreffliches Beispiel liefert College Bielefeld. Er war es, der die Idee von einer Zweitheilung des Börsenblattes, einem geheimen und einem öffentlichen, aufbrachte und mit vielem Aufwand von Beredsamkeit zu vertheidigen suchte. Es gelang ihm nicht, durchzudringen, und er ist heute muthvoll genug, zu bekennen, daß er seine Idee sür undurchführbar halte. Dennoch ist seine Arbeit durch dieses Bekenntniß nicht beendet; denn cs liegt ihm nun ob, seiner zuerst verfochtenen Idee entgegenzutretcn, wobei ihm der Erfolg gewiß nicht fehlen wird. Wir haben von jeher den entgegengesetzten Standpunkt ein genommen und es sür wünschenswert!) gehalten, dem Börsenblatte die möglichste Verbreitung zu geben. Wir sollten Gott danken, daß ein Preßorgan in unserer Hand liegt, nach dessen Lesung ein großer Theil der Gelehrtenwelt, das ist die Welt, welche vor allem unsern Beruf fördert, ja möglich macht, verlangt, und wir glauben, alles thun zu müssen, was diesem Verlangen ent spricht, alles zu vermeiden, was ihm hinderlich ist. Hinderlich ist in den Augen der Collegen, welche den Sortimentsbuchhandel betreiben, die, wie Manche glauben, für sie nothwendige Mittheilung der Bezugsbedingungen im Börsenblatic. Das ist ein falscher Glaube, und allein richtig ist, daß diese Bezugsbedingungen nicht mitgetheilt zu werden brauchen. Wer sich die Mühe geben will, die ersten Jahrgänge unsers Börsenblattes nachzusehen, wird finden, daß damals diese Mittheilung fast allge mein unterblieb; und wer weiter untersuchen will, wird finden, daß noch heute eine große Anzahl der angesehensten Verleger dieser guten Sitte treu geblieben ist. Dieser Sitte folgen die ausländischen Buchhändlerblätter fast durchgängig; sie huldigen dem Prinzip, ihre Blätter soviel als möglich im Publicum zu verbreiten, nicht sie zu verstecken. Forscht man noch weiter, so muß sich die Ansicht aufdrängen, daß nur bei äußerst wenigen Fällen die Mittheilung der Bezugsbedingungen wirklich noth- wendig ist, und wir behaupten, daß diese wenigen Fälle auf andere Weise dem Sortimenter schon jetzt allenthalben mitge theilt werden und mit Leichtigkeit übermittelt werden können. Was soll es heißen, wenn wir täglich Anzeigen in Menge lesen, worin es heißt: Preis M. 2 — mit 25°/„ Rabatt. Genügtes denn nicht Jedem von uns, wenn wir lesen: M. 2—*? Von einem großen Theile der Verleger sind den Sortimentern die Bezugsbedingungen so bekannt, daß sie darüber fernere Notizen nicht brauchen. Wie der ältere Cato den Römern unausgesetzt zurief: „Car- thago muß zerstört werden", als dieses dem römischen Staate gefährlich wurde, bis es endlich zerstört wurde, so sollte unsern Verlegern immer wiederholt werden: Die üble Sitte, im Börsen blatte die Bezugsbedingungen zu veröffentlichen, muß aushören, muß verhindert werden, denn sie ist unserem Buchhändlerstaate gefährlich. Dazu brauchen wir keinen Cato, sondern die klare Einsicht von dieser Nothwendigkeit wird immer mehr durch dringen, denn sie wird jetzt schon von vielen anerkannt und darnach gehandelt. Diese Forderung, nämlich die Bezugs bedingungen in den Ankündigungen des Börsenblattes unerwähnt zn lassen, haben die Sortimenter an die Verleger zu stellen, und gleichwie jene sich nicht mehr zu beklagen haben über die durch das Börsenblatt ihnen zugefügten Nachtheile, wenn sie die Uebung dieser üblen Sitte gleichgültig hinnehmen, so haben die Ver leger, welche dieser Anforderung nicht nachkämen, nicht mehr das Recht, zu behaupten, daß sie durch ihre Ankündigungen nur den Vortheil der Sortimenter im Auge haben, sondern die Präsumtion ist vollberechtigt, daß sie dadurch über die Sorti menter hinweg mit dem Publicum liebäugeln; denn wie Jeder mann weiß, kann das Börsenblatt nicht verborgen bleiben. Und unser Börsenblatt soll nicht verborgen bleiben, cs soll vielmehr alles geschehen, um es dem Publicum, nament lich der Gelehrtenwelt angenehm und zugänglich, ja unent behrlich zu machen. Erst wenn wir das erreicht haben werden, kann sich die Macht entsalten, die bis jetzt noch unbeachtet in unseren Händen verborgen liegt. Und dies zu ermöglichen, steht bei uns. Keiner Zeitung im Deutschen Reiche stehen die Hilfs mittel zur Verfügung wie uns, um in Form des Berichtes, in Form der Beschreibung und Erklärung — nicht der Kritik, denn diese darf unser Feld nicht sein — über alles, was die Literatur angcht, in kürzester Zeit uns und das Publicum zu unterrichten; und die pecuniären Mittel, dieses Ziel zu er reichen, werden ohne Schwierigkeiten zu beschaffen sein, soweit sie nicht schon durch die Bewilligungen der letzten Cantate- Versammlung vorhanden sein sollten. Unser Organ wird unsern Zusammenhang mit der Gelehrtenwelt durch sorgsamste Beobachtung und Auszeichnung alles dessen, was sie be rührt, zu bethätigen haben, und namentlich werden die Schick sale aller Derer, die sich der Literatur gewidmet, einen stehenden Beitrag bilden. — Kurz, unser Blatt muß so sich geben, daß es gesucht und gern von allen Literaturfreunden in die Hand genommen und gelesen werden muß. Nicht nach der kritischen Zeitung, wie es jetzt der Fall ist, wird — wenn wir uns die rechte Vorstellung von dem, was geschaffen werden kann, machen — der Literatursreund sich zuerst Umsehen, son dern nach dem Börsenblatte, das ihm ein treuerer Rathgeber sein wird, als der Schwarm der Kritiker, die nicht immer die l wahren Berichterstatter sind. In dieser Verbreitung, nicht in seiner I Verbergung vor den Augen angeblich in unsere Geheimnisse > Uneingeweihter — Geheimnisse, die jetzt keine mehr sind —, haben