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Erlcheun außer Sonntags täglich. — Bis früh S Uhr eingehende Anzeigen kommen in der nächsten Nummer zur Aufnahme. Börsenblatt Beuräge für da- Börsenblatt sind an die Redaction — Anzeigen aber an Sie Expeditid' derselben zu senden. für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum des BörfenvereinS der Deutzen Buchhiindler. Nichtamtlicher Theil. Beitrüge zur Geschichte des deutsche» Buchhandels. II. Zur Geschichte der Dessauer Gelchrtenbuchhandlnng und Verlagskassc. (Schluß aus Nr. 178.) Während dessen zogen jedoch auch am Himmel der Verlagskasse bedenklich schwarze Wolken auf. Die Kasse war ein Acticuunternehmeu, die Actien befanden sich in den Händen einiger Weniger. Zunächst hatte Fürst Franz es nicht umgehen können, dasselbe, das wie die Gelehrtenbuch- handlnng seiner Residenz so viel Ruhm eintrng, durch, wie es scheint, nicht unbedeutende Zeichnungen zu stützen. Dann aber wur den auch in Dessau Gönner bürgerlicher Abkunft gefunden, die für den guten Zweck Geld übrig hatten und Actien kauften. Ferner aber gab es auch vermögende Schriftsteller, die ein Mannfcript und daneben Geld für Actien brachte». Jenes wurde dann theilweife oder auch ganz mit Actien bezahlt. Wieland gehört zu Denen, die in die ser Weise mit der Verlagskassc in Beziehungen traten. Er empfing für das Mannfcript von Horazens Briefen 500 Thaler in Gestalt von Actien, außerdem aber schwatzte man ihm noch für 500 Thaler weitere Actien auf.*) Wenn so in den ersten Jahren das Geld reichlich genug vor handen gewesen zu sein scheint, so kam allmählich doch die Zeit, wo es fehlte. Da aber zur Fortführung der Geschäfte weitere Mittel durchaus nöthig waren, so erscheint cs als ein großes Glück, daß in Dessau noch einige Personen im Besitze hübscher Mittel und geneigt waren, der Verlagskasse in ihren Nöthen beizuspringen. Unter ihnen ist vor Allen zu nennen die Frau Präsidentin Wittwe Hermann, geborne Köhlerinn, wohl die Mutter des Hofraths Hermann, des Vorstehers der Kasse. Sie lieh auf Solawechsel am 1. August 1783 1000 Thaler zu 4Hoch. Wie der Winter kam, war die Kasse wieder in Geldnoth. Jetzt erschien Johann Bernhard Basedow, der Gründer des Philanthro- pins, derselbe, der mit Lavater und Goethe „Prophete rechts, Pro- phete links, das Weltkind in der Mitten" im Sommer 1774 in Koblenz beim „Dind" gesessen, als rettender Engel. Er hatte für die Verlagskasse die bedeutende Summe von 3000 Thalern zu44/2<)l> übrig, lieber das Darlehn empfing er eine Schuldurkunde, in der ihm, nach einem von der Kasse anderweitig beschafften Capital von 1600 Thaler, das sämmtlichc Vermögen der Vcrlagskasse zur Siche rung verpfändet ward. So hatte die Verlagskasse noch verschiedene Male Anlaß Geld aufzunehmen und sie fand vorläufig immer noch Freunde in der Noth. Freilich durfte sie sich nicht beschweren, daß der Zinsfuß für *) Büchner, Wieland und die Weidmannsche Buchhandlung. S. 111. Vierzigster Jahrgang. sie nun wuchs. Nur ein kleines Capital (100 Thlr.) wurde ihr, wohl nur aushilfsweise, ohne festgesetzte Zinsen übergeben, imUebri- gen aber war die schöne Zeit der l'/zv/o vorüber. Der Zinsfuß stieg auf 5, dann auf 6U. Die Wittwe Hermann borgte verschiedenem»!«.', das letztemal zu s^o/o monatlich. Rückzahlungen fanden nur in wenigen Fällen statt, meist wurden die Wechsel prolongirt. Es leuchtet ein, daß diese Art des Geschäftsbetriebs, namentlich da auch die Zinsen nur schlecht, theilweife gar nicht bezahlt wurden, nicht lange möglich war, ohne bedenkliches Schütteln des Kopfes von Seiten der Gläubiger hervorzurnfen. Ucblc Gerüchte kamen in Umlauf, jeder Freund in der Noth erfuhr zu seinem Schrecken, daß er nicht der Einzige war, der der Verlagskasse Geld geborgt hatte. Und es kam die Zeit, wo bei fürstlicher Regierung Klagen einliefen über die Art, wie die Verlagskasse ihren Verpflichtungen nachkaw oder vielmehr nicht nachkam. Die Capitalien wurden gekündigt und die Hilfe der Gerichte ward angernfen. Diesem Schritte begegnet man schon im Jahr 1785, im folgenden Jahr bereits kam eL zum Bruch. Unter den bei dem Dessauer Oberlandesgericht aufbewahrten Acten befinden sich acht Fascikel, die sich auf diese Schulden der Ber- lagskasse beziehen, darunter ein Fascikel, die Forderung des Papier händlers Johann Friedrich Weck aus Reichenbach i/V. betreffend. Ans diese Steten stützt sich, was noch weiter zur Geschichte der Ver lagskasse mitgetheilt werden soll. Vorzugsweise aber fließt das Material aus den Basedow'schen Acten, die nach Umfang und Inhalt allein von Bedeutung sind. Zudem gewinnen sie an Interesse durch die Person des Gläubigers, des schon genannten Gründers des Phi- lanthropins, das sich, wie Siebigk a. a. O. erzählt, seine eigene Ver lagsbuchhandlung gegründet hatte. Diese „kaufte den ganzen Verlag der Basedow'schen nicht paradoxen Bücher an sich, und jeder Lehrer verpflichtete sich, alles, was er schriebe, der Handlung unentgeltlich zu überlassen, damit durch den Erlös desselben das Auskommen des Instituts gefördert werde". Sie scheint bis 1781 bestanden zu haben und ging dann wohl an die Verlagskasse über. — Im Sommer 1786 hatten sich die Verhältnisse der Verlags kasse so ungünstig gestaltet, daß die Dessauer Actionäre eine Unter- snchnngscommission zur Kenntnißnahme der das Institut betreffen den Verhältnisse wählte. Das Ergebniß dieser Untersuchung war für alle Betheiligten bitter genug: der Stand der Kasse war so schlecht, daß man den Entschluß faßte, sie eingehen zu lassen. Dem durchaus persönlichen Regiment, das damals noch herrschte, ent sprechend, ward darauf Fürst Franz gebeten, eine Commission zu ernennen, welche die Geschäfte der Verlagskassc bis zu deren völliger Auslösung weiter führen und die Interessen der Gläubiger in jeder Hinsicht wahren sollte. Borgeschlagen ward von der Untcrsnchungs- commission zu diesem Amt der Kaufmann Bernhard Mandry. der 383