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1950 Nichtamtlicher Theil. ^ 142, 23. Juni. Nichtamtlicher Theil. Gegen das Schleuderwescn. Die Frage: ob 25 oder 33U ?h für den Sortimenter besser sei, sicher zu beantworten, dürste wohl dann erst möglich sein, wenn unser lieber deutscher Luchhandel sich der nolhwendigen Organisation unterzieht, die doch über kurz oder lang für denselben unausbleiblich ist. Fragen wir uns heule, ob der Buchhandel noch auf der Stufe steht, wie cs seine Beziehungen zu Wissenschaft und Kunst ver langen, so müssen wir diese Frage fast allgemein mit nein beantwor ten. An Stelle der sittlich fördernden Thätigkeit hat sich ein schrankenloser Spcculationsgcist unserer Geschäftskreise bemächtigt, der in seiner Art und Weise den Buchhandel noch unter die Sphäre jeder anderen mcrcantilischcn Thätigkeit stellt. Was wird verlegt, was gedruckt und was vom Sortimenter vertrieben? Die Specula- lion heißt Geld! Wenn auch das kaufmännische Leben kein anderes Ziel als äußern Lorthcil kennt, so dürfte doch leicht durch die Uebcr- fluthuug der nur dem Geldgewinn dienenden Production des Buch handels die negative Seite des Gewinns — der Verlust hervorgerufen werden. — Die Gegenstände unseres Handels sind die edelsten — es sind die Producte des Geistes; sie zu entwürdigen und in den Staub des gewöhnlichen Handels zu ziehen, heißt unsrem Stande den letzten Vorzug nehmen, wodurch er sich von anderen mercantilischenGeschäften unterscheiden soll. Für den richtig denkenden und im Sinne des Buchhandels spcculirenden Geschäftsmann wird die Frage nach 25 N> oder 33sh tzh eine ziemlich gleichbedeutende sein; im Gegcntheil, fassen wir den Consum im Allgemeinen ins Auge, so dürften die so viel ver schrieenen 25 U wohl noch gar den Sieg davon tragen. Selbstredend kann hier nur der die Vorzüge seines Standes richtig im Augehabende Sortimenter gemeint sein. Die von dem kleinlichen Speculativns- gcist auf Kosten Anderer ausgehenden Geschäftsgenosscn müssen wir hier ganz außer der Betrachtung lassen; diese werden erst recht mit 40 ja 50 dH den schon kränkelnden Buchhandel untcrminiren, ja noch mehr: sic werden ihn zuletzt ruiniren. — Darum lassen wir unfern Buchhandel ruhig mit den althergebrachten Sätzen — den 25 «ch wei ter bestehen. Der Verleger sehe aber zu, wem er sein Vertrauen schenkt, und der Sortimenter, wie er in richtiger Spekulation die Vortheile dieses ihm gewährten Crcdits ausnützt. Unwürdige schlie ßen wir aus unserem Verbände aus, und sollte, wenn auch nicht ein besonderer Verein diesen Zwecken besser diente, das Börsenblatt das Organ sein, alle diejenigen Firmen, die den Buchhandel durch Schleu deret unterminiren, öffentlich an den Pranger zu stellen, wie dieses bereits in Nr. 128 unser College Großmann in Weißensee gctha» hat. Auf welche Weise übrigens die dort erwähnte Colportagchand- lung im Stande ist, zu den Original-Nettopreisen einiger Vcrlags- firmcn zu liefern, dürfte eine andere auch nicht unwichtige Frage an die betreffenden Herren Verleger sein. Von einem der dort angeführ ten Journale ist dem Einsender ds. nur bekannt, daß der Verleger dasselbe wenigstens für das erste Semester durchgehcnds in alte Rech nung versendet. — Welche Opfer bringen da in dem vorliegenden Falle die Hrn. Burmcstcr L Stempel!, oder thut es Liesen Herren gegenüber der Verleger? Die Buchdrucker-Familie Froschaucr in Zürich, 1»SL—LS»5. Verzcichniß der aus ihrer Officin hcrvorgegangencn Druckwerke. Zusammcngestcllt und geordnet von E. Camillo Nudolphi. gr. 8. (VII u. 93 S.) Zürich 1869, Orell, Füßli L Co. Preis 1 10 N-s. Eine dankenswerthe und fleißige Zusammenstellung der zahlrei chen Preßerzcugnisse dieser rühmlichst bekannten Buchdrucker-Firma, die, nach mehrfachem Besitzwechsel im 17. und 18. Jahrhundert, in die Buchdruckerei von Orell, Füßli L Co. aufgegangcn ist. Von den 865 Nummern des Verzeichnisses kommen gegen sechs hundert auf den Gründer des Geschäfts, den älteren Christoffel Froschaucr 1519—1564, der sich ein hervorragendes Verdienst um die Förderung der schweizerischenReformation erwarb, indem er seine Pressen derselben dienstbar machte. Abgesehen von zahlreichen Bibelausgabcn in griechischer, latei nischer, deutscher und sogar englischer Sprache, druckte er nicht we niger als 75 Schriften (einschließlich der verschiedenen Auflagen) von Zwingli, 132 von Bullinger, 86 vonNud. Walther (Gual- thcrus), 21 von Petrus Martyr Vermilius u. s. w. Seine Thätigkeit in dieser Richtung steht ebenbürtig neben der der Witten berger Drucker für die Lutherischen. Einen Ehrenplatz unter seinen Vcrlagswerken nehmen ferner die zahlreichen, zum Theil umfangreichen Schriften des vortrefflichem Conrad Gesncr ein, eines der bedeutendsten Naturkundigen des 16. Jahrhunderts, dessen mehrbändiges „Thicrbuch" in Folio mit seinen Tausenden vortrefflicher Holzschnitte ebensowohl von der umfassenden Gelehrsamkeit seines Verfassers, wie von dem Unternehmungsgeist und dem typographischen Geschmack seines Verlegers zeugt. Gcsner war zugleich der Erste, der das Feld der Bibliographie (in seiner Uibliotlrsen universal,« 1545) und der vergleichenden Sprachkunde (in seinem iUitlrriclates 1555) mit Erfolg bebaute. Neben diesen hervorragenderen Erzeugnissen derFroschauer'schcn Presse finden wir eine großeAnzahl von kleineren theologischen Streit schriften (von Erasmus Not-, Leo Jud, Oecolampadius, Utz Eckstein, Vadianus, Pellicanus re.), Katechismen und andere Schulbücher, Gebet- und Gesangbücher, verschiedene Ausgaben aller griechischer und lateinischer Autoren, medicinische Schriften und viele andere, aus denen wir nur hervorhcbcn: das wichtige und seltene deutsche Wör terbuch von Joh. Maalcr (Pictorius), Hans Blum's Säulenbuch, Joh. Stumpfs's Concilium zu Constantz und dessen Gern. Eyd- gnvschast bcschreybung. Das Verzcichniß gewährt uns ein anschauliches Bild von der unermüdlichen und umfassenden Thätigkeit des ehrenwerthcn Züricher Buchdruckers (über dessen Leben die ausführliche Biographie dessel ben von S. Vögelin — Zürich 1840 — nähere Auskunft gibt). Die bibliographische Beschreibung der Bücher ist im Allgemei nen mit Sorgfalt gegeben. Der Verfasser hätte nicht unterlassen sollen, diejenigen Druckwerke zu bezeichnen, deren Titelangabe auf Autopsie beruht, sowie diejenigen, welche sich in der Züricher Stadt bibliothek befinden. — Wenn dem chronologischen Verzeichniß eine Anzahl von Drucken „ohne Jahrzahl" eingerciht ist, so hätte dies auch mit einem Theil der demselben vorausgeschickten undatirtcn Drucke geschehen sollen, deren Jahrzahl aus inneren und äußeren Gründen wohl in den meisten Fällen unschwer hätte bestimmt werden können. Ungern vermißt man eine Abbildung des Froschauer'schen Drucker zeichens. Auch der seltene, erste Vcrlagsbericht der Firma von 1548 (ein Blatt in Folio) hätte wohl verdient, in einem Faksimile wicdcr- gegeben zu werden. Ein genaues Autoren- und Sachregister (in welchem jedoch selt samerweise die Bibelausgabcn fehlen!) erhöhet den Werth des ge schmackvoll ausgestattcten Schriftchens. U. Miscellen. Aus Sachsen-Altenburg, 14. Juni. Wir übersenden Ihnen beiliegend einige Prospekte der Firma: Ad. Gestewitz in Düsseldorf (das „Prämicn-Liederbuch" und die „Prämienkarte von