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für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgcgeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zn Leipzig. Amtliches Blatt des Börscnvereins. IG?. Dienstags, den 13. December 1842. Die „Denkschrift über Censur und Prcsifrciheit" und die Kritik derselben in der „Prcsrzcitung". In Nr. 93 — 96 der „Preßzeitung" ist die kürzlich als Manuskript für die Mitglieder des Börsenvereins gedruckte Denkschrift über Censur und Preßfreiheit in Deutschland, die in Gemäßheit eines Beschlusses dieses Vereins abgefaßt worden ist, in einer Weise besprochen worden, welche nähere Beleuchtung verdient. Zum Zwecke einer solchen werden wir erst die einzelnen Punkte erörtern, welche der beregte Aussatz angegriffen hat, um sodann den Charakter dieses Angriffs im Allgemeinen — die Wahl seiner Waffen, den Standpunkt seiner Taktik, die Tendenz seiner Feindseligkeit — gehörig würdigen zu können. Der erste Vorwurf, welchen der Verfasser jenes Aus satzes der Denkschrift macht, ist der einer wesentlich mate riellen Auffassung der hier behandelten Frage. Dieser Vor wurf ist gegründet auf die S. 3 der Denkschrift befindliche Stelle, wo es heißt: der gegenwärtige Zeitpunkt erscheine als der geeignetste, „um die Angelegenheit von der Seite her zur Sprache zu bringen, welche die Interessen des Buchhandels be- , trifft und welcher bisher die allgemeine Aufmerksamkeit ungleich weniger zugewandt gewesen ist, als den allge meinen staatsrechtlichen und politischen Rücksichten/' Wo steht hier ein Wort von materiellen Interessen? Oder hält der Verfasser diese für gleichbedeutend mit „In teressen des Buchhandels?" Dann hätte ihn ein Blick auf die nächste Zeile: „Der Stand der Buchhändler, welcher den geistigen Druck der Censur zunächst zu empfinden hat" wenigstens davon überzeugen können, daß die Verfasser der Denkschrift eine etwas würdigere Ansicht von buchhändle rischen Interessen haben; ein Blick auf den zweiten Satz: „Besonders aber wegen des unmittelbaren Verhältnisses auf der einen Seite zu dem schreibenden und auf der andern zu dem lesenden Theile des Publikums werden Sr Jahrgang. die Buchhändler, die Vermittler des geistigen Verkehrs, mehr als fast irgend ein anderer Stand ein richtiges und auf Erfahrung gegründetes Uctheil über die Frage ab geben können" würde ihn der richtigeren Auffassung noch etwas näher ge bracht haben, und endlich ein Blick auf die nächste Seite würde ihn verständigt haben über den Standpunkt, von wel chem aus die Interessen des Buchhandels in der Denkschrift gebend gemacht werden. Es heißt S- 4: „Unser Standpunkt muß ein wesentlich praktischer sein, d. h. ein solcher, bei welchem wir auf der einen Seite nur die Verhältnisse des deutschen Buchhandels und auf der andern nur die durch Geschichte und Erfahrung ge gebenen Thalsachen vor Augen haben. Wenn wir aber, diesen Standpunkt im Allgemeinen festhaltend, den deut schen Buchhandel in einer höher» Bedeutung nehmen, als der eines gewöhnlichen materiellen, commerciellen Geschäfts; wenn wir vielmehr darin überhaupt die tech nische Richtung des allgemein geistigen Verkehrs in Deutschland erblicken, und wenn wir demgemäß auch die allg em eineren Seiten der Frage wenigstens in so weit berühren, als dieselben mit der auf diese Weise bestimmten Ausgabe unseres Geschäftes in Beziehung stehen und aus den Erfahrungen, welche dasselbe so reichhaltig sammelt, vorzugsweise ihre Aufklärung erhal ten: soglauben wir einesolche edlere Art der Auffassung dem Stolze des deutschen Vol kes, seiner Wissenschaft, schuldig zu sein, und deßhalb einer Rechtfertigung am wenigsten vor der Regierung Sachsens zu bedürfen." Der Verfasser des beregten Aufsatzes hat aber nur den ersten Satz dieser Stelle berücksichtigt und weiß es daher nur zu billigen, daß die Verfasser der Denkschrift in einer wesent lich praktischen Richtung die am meisten geziemende und am leichtesten durchzuführende erkannt haben; aus dem gan zen zweiten, so eben mitgetheilten Satz, findet er für gut,