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2215 90 2216 über das literarische Eigenthum und die Angelegenheiten der Presse überhaupt zu berathen. Es ist mit Grund zu hoffen, daß die Arbeiten dieser Commission einige Beach tung finden werden." Uebec diese Arbeiten selbst sowohl, als über deren Er folg hofft die Redaction später Bericht erstatten zu können. Nebcr dciS deutsche Zcituiigöwcsen. Der Pilot stellt in einem Artikel aus Cöln über unser deutsches Zcitungswescn folgende Betrachtungen an, die den Kreis unserer Leser vorzugsweise berühren dürsten und daher hier gewiß nicht am Unrechten Orte stehen werden: „Unsere Zeitungen, von der Augsburger allgemeinen an bis zur beson dersten Spießbürgcrzcitung sind die trefflichsten Lehrer von Al lem, nur nicht von dem was deutsch ist, und da die Tages preise für das große Volk grade am wichtigsten ist, so wird es in Alles eingeweiht, nur nicht in das, was deutsch ist, und hat der Deutsche schon seit lange die Neigung, sich selbst nicht zu achten, weil Deutschland nicht weit her ist, so bilden die Zei tungen diesen unvatcrländischcn Trieb weiter aus, und machen aus den Leuten gute Franzosen, Engländer, ja Algierer, nur keine Deutsche. Wie so? Die Sache ist einfach. Unsere Zei tungen sind bekanntlich durch die Censur so gestellt, daß sie das Geistreichste über das Vaterland nicht nur denken, sondern auch sich streichen lassen können. Was folgt daraus? Die Zeitungen nehmen von Deutschland so wenig auf, als angeht, und da das Wenigste angcht, so findet sich unser Vaterland in den Tagcs- blättcrn so stark bedacht, daß man schwöre» sollte, daß in einer gewöhnlichen Haushaltung ebenso viel Merkwürdiges sich zu tragen könnte, als in manchen Ländern und Gaue» germani scher Zunge. Was folgt hieraus? Erstens der sogenannte Ge bildete nimmt alle mögliche» Blätter, nur keine deutschen, so gar um deutsche Neuigkeiten zu erfahren. Zweitens, da denn doch einmal das weiße Papier bedruckt werden muß, so werden statt des Vaterlandes alle fremden Zustände, namentlich die französischen und englischen, über Gebühr weitläufig verhandelt und besprochen. Was folgt hieraus? Schuster, Schneider und wer sonst eine dcurschc Zeitung liest, leben sich in alle undcut- schcn Zustände hinein, und gewinnen sie theilwcise lieb. Man mache die Probe im Leben, und man wird nicht leicht einen Bedienten finden, der nicht wüßte, z. B. der und der Minister macht jetzt in Frankreich Scandal, oder der und der Dcputirte in der Kammer; in England, Spanien heißen die Liberalen so und so, und in Algier scheren die Franzosen weniger als sie geschoren werden. Man frage nun dieselben Leute über ihre vaterländischen Zustände, und man wird erfahren, daß sic Nichts davon kennen, oft nicht einmal den Namen der Herrschenden, geschweige sonst eines denkwürdigen Mannes. So säen die Zei tungen, vielleicht unschuldig, Verderben unter das Volk und Frcmdsucht, wozu der Deutsche überhaupt große Anlage hat. Womit der Mensch sich häufig beschäftigt, das gewinnt er am Ende lieb, wie so viele Gelehrten beweisen. Wie sollte der Blättcrmann sein Vaterland achten lernen, von dem er blut wenig erfährt. Die Sache hat eine sehr ernste Seite für jeden Vatcrlandsfrcund, und ist die Presse eine Macht, vor der man sogar Furcht haben kann, so haben die Franzosen keinen bessern Bundesgenossen, als eben die deutsche Presse. In Frankreich und England kennt jeder Zcitungslescr die Lagcsangelegenhei- ten, unterscheidet sogar die Parteifarbcn Debüts, National u.s. w.; im Vaterlandc kennt und hat er keine Farbe, wie das klare Wasser. Der Mensch will aber seiner Natur nach eine Farbe haben, das heißt Leidenschaft und Partei fassen. Je mehr er nun im Vaterlande beschränkt ist, desto leidenschaftlicher nimmt er im Auslande Partei, und wofür ich mich erhitze, dafür muß ich etwas fühlen, und daß man eben für Fremdes sich erhitzt, scheint mir seit der französischen Umwälzung ein Unglück für Deutschland. Wir könnten noch weitläufiger über diese Ma terie sein, aber sapienti sat! Der Hauptpunkt ist: Der Deutsche hat noch kein Gefühl für öffentliche Ehre. Wie sind die fran zösischen, englischen Zeitungen, ja die Tagesblätter von Völkern, die tief unter den Deutschen stehen? Zuerst und hauptsächlich kommt das eigne Land, und das Ausland wird wenig und nur in Beziehung auf das Vaterland beachtet- Eine Zeitung nach deutscher Weise wäre in Frankreich und England eine Unmög lichkeit, ja eine Thorhcit, der die allgemeine Verachtung bald ihre Strafe angcdeihen lassen würde. Man würde, die Sache für das anschen, was sic in der That ist, für eine Nichtachtung, ja Verrath des Vaterlandes- Den Schluß ziehe sich nun Je der selbst! Nicht in dem Volke steckt das Franzosen- und son stiges Frcmdcnthum, cs muß sich leider alle Tage hineinlescn- Käme einmal ein Gesetzgeber, der verböte, daß in den Zeitun gen das Ausland so überwiegend vorherrsche, dagegen eine an ständige Besprechung der vaterländischen Zustände nicht nur er laubte, sondern geböte; so würde man bald sehen, daß die Ach tung des Volkes vor dem Vaterlandc zum Besten Aller, so Großer als Kleiner, steigen würde; denn das deutsche Volk ist nicht schlechter, als ein Anderes, im Gcgcntheile besser." Nicmcycr's Religions-Lehrbuch. Die in Königsberg abgchaltene Confcrcnz der preußischen Gymnasial-Directoren har sich lebhaft zu Gunsten des beim Un terricht auf Gvmnasieen untersagten Religionslehrbuchs von Nicmevcr ausgesprochen. Hoffen wir daher noch die Zu rücknahme einer Maßregel, die, in ihrem Princip, eine den Buch handel sehr in Gefahr bringende und von dem Unterrichtsbü- cher-Uniformirungsspstcm in Baiern nicht wesentlich verschiedene ist. d. M. Warnung. Das Frankfurter Journal enthält Folgendes aus Mainz vom 1. Octobcr: „Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir, daß ein Indivi duum unter dem usurpirten Namen eines Verwandten der hie sigen Handlung Bernh. Schott's Söhne Strcifzüge macht j und durch falsche Wechsel die mit dem Hause bekannten Perso nen um ihr Geld zu prellen sucht. Aus England reiste er nach Polen, von da durch Deutschland nach Frankreich, der Schweiz und Italien, welche drei letzten Länder er vorzüglich im gegen wärtigen Jahre ausbeutete. Er trieb die Frechheit soweit, daß er selbst hiesige Personen, die er in Rheims und Marseille traf, zu überlisten wußte. Da diese Fälle in neuerer Zeit sich öfter wiederholt haben, so wäre es sehr wünschenswert!), daß diesem Betrüger das Handwerk gelegt oder doch wenigstens sehr er schwert würde, damit ehrliche Leute nicht ferner die Opfer sei ner Lügen und Verschmitztheit würden." Börse in Leipzig Kurze Sicht. 2 Monat. ^ S Monat. am II. Octobcr 1841. l Im Vierzebnlhaler-Fuß. I Ang. Gesucht. Ang. Gesucht. ^Ang. Gesucht. Amsterdam .... — 138z — k37L Augsburg . . . . — 102^ Berlin .... — 99z Bremen . — 108 BrcSlau . 992 — Frankfurt a. M. lOlZ — . Hamburg . . . 149z — — 14 London ..... 6,19 — Paris 79z - Wien 103z — Louisd'or 7! Holl.Duc. 5, Kais. Duc. 5. DreSk. Duc. 5. Pass-Duc. 6, Conr.-Spccies u.-Guldcn 3, Conv.-Zehn- ».-Zwanzig.Kr. 3. Verantwortlicher Rcdacteur: I. de Marle.