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für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u s g c g e b e n von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^ 16. Freitags, den 17. April 1835. A n t w o r t auf die „Anfrage und Bitte an den wohl- löbl. Vorstand unserer Börse" in Nr. 14. S. 354 d. Bl. Der geehrte Einsender dieser „Anfrage w." hat ganz recht, wenn er meint: daß eine einzige Conferenz in der bevorste henden Ostcrmesse nicht hinrcichcn werde, alles das zu be sprechen und zu bcrathen, was Noch thut, und ich werde für meine Person gern bereit sein, so viele Versammlungen zu veranstalten, als die Geschäfte erheischen, wenn nur den Herren, die daran Theil zu nehmen haben, ebenfalls die Zeit und die Lust dazu nicht mangelt. — Meine Zeit soll ganz den Vorstandsarbeiten angehörcn, da cs ohnehin nicht mehr möglich ist, daß der Vorsteher seine eigenen Geschäfte wahrend der Messe in der sonst gewohnten Art besorgt. Es wird also lediglich in der I. Generalversammlung zu bestimmen sein, ob dieser mehrere ähnliche folgen, oder in welcher Form die etwa noch zu erledigenden Gegenstände verhandelt und ab gemacht werden sollen. Auf keinen Fall aber, und wenn noch so viele Stimmen mit dem Einsender der „Anfrage" sich vereinigen würden, könnte ich mich dazu verstehen, zur Ersparung der Zeit, die Ablegung der gewöhnlichen Jahres- rcchnung zu unterlassen. Schon darum nicht, weil die Wahl eines neuen Eassirers bevorsteht und also der abgehcnde, auch wenn er wieder gewählt werden sollte, eine legale Decharge erhalten muß; dann aber auch, weil die Ausgaben des letzten Jahres, obwohl unvcrmcidlicb, doch bedeutender als jemals gewesen sind, und auch eventuel für die Zukunft von dem Vorstand übernommene Verpflichtungen nicht ohne Genehmigung der Generalversammlung bleiben dürfen. Berlin, den 7. April 1835. Enslin. 2. Jahrgang. Buchhand el. Chronik des Jahres 183 4. III. Deutscher Buchhandel im allgemeinen. (Fortsetzung.) Wie in dem vorletzten Jahre, so laßt sich auch in dem letzt- verflossenen eine gesteigerte Lebendigkeit im buchhändlerischen Verkehr nicht verkennen, und wenn einerseits die Richtung des größeren lesenden Publicums sich den ernsten schriftstellerischen Arbeiten fortwährend abwendct, so findet andererseits die zu nehmende Lust an fragmentarischer Gcistesnahrung vielfach bequeme Befriedigung. Hier drangt sich jedoch die nicht uner freuliche Bemerkung auf, daß die Erfahrung bereits lehrt, wie ein in sich gehaltloses Wesen von keinem dauernden Bestände sein könne, und wenn im Laufe des vorigen Jahrs von allen Seiten her und insbesondere aus Frankreich die ungcmessenstcn Klagen über die sogenannte Pfennig-Literatur laut wurden, so zeigen doch schon die Resultate mancher Unternehmungen, daß der Gang dieses Pfennig-Wesens bereits den Gipfel überschrit ten hat und sich den Ebenen des fruchtbringenden Bodens wie der nähert. Nur was durch zweckmäßige Befolgung einer das wahre Gemeinwohl im Auge habenden Tendenz sich auszeich net, wird sich auf die Lange auch als richtige buchhandlerische Spekulation erweisen. Wir beziehen uns in dieser Hinsicht auf das Pfennig-Magazin, welches sich noch eines guten Fort gangs erfreut, und auf dessen verschiedene Nachahmungen, die zum Theil einzuschlafen beginnen. Ein gleiches Schicksal scheint noch einen anderen früher beliebten Zweig der Litera tur zu treffen; wir meinen die sogenannte Almanachs- Literatur, die schon früher ihren Eulminationspunkt erreicht hatte und, trotz den zum Theil recht hübschen Stahl- und