Volltext Seite (XML)
348 »» »-»'M«« IL- »«MMM »»» «isiW«», !» »,» L«ot«i»-r, <s»q> ,I«kt I. S. W.) Wertung und der Spott wandelte sich in menschenfreund liches Bedauern. Man war aber deshalb erst recht in Verlegenheit, wie man es aufnehmen sollte, als Siedler, nachdem er im Frühjahr auf ein paar Tage in seine geliebten Berge gestiegen war, den seebegeisterten Freunden eröffnete: «So, Kinder? Zn diesem Sommer fahre ich mit euch an die See!" llnd Thalatta! Thalatta! jubelte er, wie die dadurch berühmt gewordenen griechischen Krieger, als sie sich nach der Schlacht von Kunaxa in schönster Ord nung rückwärts bewegten. Der Doktor aber riß die Augen auf. L^furchl. Sie nölens volens von der Seefurcht geheilt sein? Das ist gar nicht möglich! Das ist ein wissenschaftliches Un ding! Gehen Sie in diesem Sommer aufs flache Land, in eine stille, nette Gegend! Da lassen Sie sich von der frischen Luft den Atelierstaub aus der Lunge blasen." „Das werde ich an der See noch gründlicher besorgen können. Sie ahnen ja nicht, Doktor, wie ich mich auf den Strand, den Wellenschlag, die unbegrenzte Ferne, freue! Zehn Jahre habe ich danach geschmachtet." „Ja, waren Sie denn nicht immer seescheu?" „I wo! Aber darum nur keine Feindschaft! Ich weih, Sie hätten Ihre Abhandlung nicht geschrieben, wenn ich aufrichtiger gewesen wäre, aber geschadet hat sie Ihnen doch auch nicht. Folglich " „Folglich bin ich noch lange nicht versöhnt! So ge nügsam bin ich nun doch nicht, um mich mit der ein fachen Tatsache zufrieden zu geben, daß Sie mich schnöde hintergangen haben. Nein, ich wünsche jetzt die volle Wahrheit zu erfahren — die volle!" »Ich füge mich!" seufzte Harald Siedler. „Für die Wissenschaft wird zwar kaum was dabei herausspringen. Doch: Tu I'as voulu ! Nur wenigen hier ist be ¬ kannt, daß mein Dasein als Junggeselle vor etwa zwölf Jahren eine verhängnisvolle Unterbrechung erlitten hat. Der Schauplatz der Tragödie war eine andere Stadt und über die Geschichte ist Gras gewachsen. Ich begann mich kaum etwas in meiner künstlerischen Existenz zu fühlen, da dachte ich auch schon, daß es Zeit wäre, mich nach einer passenden Lebensgefährtin unzu schauen. Ich schraubte meine Ansprüche nicht gar zu hoch. Die Jungfrau sollte nur schön, reich, hochgebildet, repräsentationsfähig, musikalisch, sportliebend und — häuslich und gemütvoll sein. Also so ziemlich das Mindestmaß dessen, was man heutzutage anständiger weise verlangen muh. Fehlt dann noch etwas, beson ders im Punkte Erziehung, so ist man ja als Ehemann schließlich auch noch da!" Erzähler und Zuhörer räusperten sich stark. „Die ich zur Gattin wählte, schien die aufgezählten Eigenschaften sämtlich zu besitzen — sie war schön, repräsentationsfähig, hatte eine erschrecknche Bildung und eine noch erschrecklichere Liebe zum Sport. Reiten, schwimmen, turnen, radeln, fechten, Tennis — in allem war sie Meisterin! Wenn etwas an ihr zu wünschen übrig ließ, so war es die Mitgift, die sich später als nicht vorhanden erwies. Und daß sie meiner Malkunst nur ein untergeord netes Interesse schenkte, war bei ihren sonstigen Vor- „Eie wollen — an die See ? Bester Professor, Sie täuschen sich über sich selbst! Erinnern Sie sich doch, bitte, daß ich in meiner Abhandlung nachgewiesen habe, daß Ihr Leiden in der Regel unheilbar ist, daß man schon ftoh sein kann, wenn man nach jahrelanger Be handlung eine leichte Besserung erzielt. Und nun wollen zügen auch gewiß verzeihlich, verringerte aber nicht meinen Kummer darüber, wie über die Schulden, die sie mir in ihrer häuslichen und gemütvollen Weise zuge zogen hatte. Es stimmte zwischen uns schon manches nicht, als wir eine Badereise an die Nordsee unternahmen, über- S'ojjche SliliiürliiUichil! ,a» dir P«i«»s!ichk leolborc L-llon. Cop. Jnl-rnation-le JiluiUaNons-L-nIrole. lTekl I. S. 3L2.I