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' ^'"^^^?^^^!^^^^^^^^^!DMWWWWWWWM^WWWWMWW!!^ Rr. 254. 8. Beilage zum Auer Tageblatt. M. Ottober. 1908. »r an i lei"- en- ler, rre. ne, Die Reichsftuauzreform. Dt< Rordd. Allg. Ztg. beginnt heute mit der Ver öffentlich»«« der Begründung zum Entwürfe eines Gesetzes über Lenderungen im Finanzwesen. In der Begründung zum Finanzreformgesetzentwurf wird ausgesührt, daß das -> Mitzserhiiltni» von vedarf und Deckung zu den charakteristischen Erscheinungen der Finanzgeschichte des Deutschen Reiche» gehöre. Unter Abrechnung der Einnahmen au» Anleihen, sowie einerseit» der Matrikularbeitriige, ander seits der Ueberweisungen betrug in den Jahren 1900 bis 1907 die gesamte Differenz zwischen Bedarf und Deckung rund zwei MtlliardenMark, nach Aussonderung für Kriegsausgaben (Ostasten «nd Südwestafrika) und der Ausgaben für werbende Anlagen bleibt immer noch eine Milliarde Mark, für die es seit ' 1900 an Deckung gefehlt har. Die Folge dieses Mißverhältnisses ist die ständige starke Steigerung der Schuld, die im Berlauf« von nur 30 Jahren auf mehr als ^Milliar den Mark aufgelaufen ist. Bereit» jetzt steht die Vermehrung der Reichvschuld um 1 weitere Milliarde bis zum Jahre 1913 in sicherer Ausficht. Der Zinsendienst erfordert zurzeit jährlich 1760 Mill. Mk. Das Reich würde IZH Milliarde gespart haben, hätte es sich schuldenfrei gehalten. Einen weiteren finanziellen Nachteil bringt da» ständig« Sinken de» Kursstandes der Anleihen mit sich, zu dem die jährlichen Schuldvermehrung wesentlich beiträgt. Zu den finanziellen Nachteilen für das Reich gesellen fich schwere wirtschaftlich« Schädigungen für die Allge meinheit. Alle Anlage- und Betriebskredit benötigenden Produ zenten in Landwirtschaft, Industrie und Handel, ferner auch die Gemeinden und sonstigen in wirtschaftlicher Entwicklung begriffe nen öffentlichen Körperschaften werden durch solche Erhöhung in Mitleidenschaft gezogen. Die Konkurrenzfähigkeit des heimischen Gewerbes wird damit dem Auslande gegenüber beeinträchtigt. Endlich ist nicht außer acht zu lassen, daß der niedrige Kursstand der Anleihen die Leistungsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft im Auslande in einem ganz falschen, äußerst ungünstigen Lichte erscheinen läßt. Kursstand und Real zins der deutschen Anleihen nehmen bei einer internationalen Vergleichung durchaus nicht den Rang «in, der den Unterlagen des deutschen Kredits entspricht. Eine solche falsche Einschätzung der Finanzleistungsfähigkeit Deutschlands vermag unter Umstän den auch die politische Stellung Deutschlands im Rate der Völker ungünstig zu beeinflussen. Diese Schwierigkeiten und Gefahren, so heißt es in der Begründung, müssen sich, falls nicht Einhalt geboten wird, in der Zukunft immer mehr verschärfen. Wüchsen Ausgaben und Einnahmen in dem Verhältnis wie bisher, so würde das Mißverhältnis bereits im Jahre 1910 mehr als 500, im Jahre 1913 mehr als 700 Millionen Mark betragen, dement sprechend nach Ablauf des darauffolgenden Jahrfünfts mit einer «eiteren Vermehrung des Schuldbestandes um fast 4 Milliarden, also auf mehr als 8 Milliarden, der jährlichen Zinszahlung um mehr als 150 Millionen Mark, also auf mehr als 310 Millionen, zu rechnen sein. Dabei ist noch nicht in Betracht gezogen, daß «ine derartige Schuldvermehrung ein fortgesetztes Sinken des Kursstandes und damit entweder einen immer erneuten Rückgang des Kapitalvermögens oder eine weitere Steigerung des Zins fußes zur Folge haben müßte. Endlich wird ausgesührt, daß das gegenwärtige Verhältnis zwischen Reich und Einzelstaaten hin- fichtlich der Finanzen für beide Teile schädlich sei. Drei Ziele habe die Reform vor allem ins Auge gefaßt: 1. Verhinde rung weiterer Schuldvermehrung, sowie eine regel mäßig« ausreichende Tilgung der vorhandenen und der zukünftig aufzunehmenden Anleihen. 2. Die Herstellung desEleich- gewichts zwischen Bedarf und Deckung. 3. Die Rege lung des finanziellen Verhältnisses zwischen dem Reiche undden Einzel st aalen. Die Durchführung Lie ser Reformen wird zugleich das Reich von der Notwendigkeit entlasten, auch fernerhin erhebliche schwebende Schulden aufzu nehmen und damit die Schatzanweisungen wesentlich auf ihren ursprünglichen Zweck, die zeitweise Verstärkung der Betriebs mittel der Reichshauptkasse zur Deckung vorübergehender Aus gaben, beschränken. 6 iber Ein Schatten nn. . . . Allerseelen-Skizze von A. Pegel. Nachdruck verboten. Es ist ein Eärtnerbursche draußen mit einem Totenkranz — hast du den Kranz bestellt, Erich? — Der noch jugendlich« Mann, der offenbar wartend im Zimmer auf und ab ging, wandte das Haupt der jungen Frau zu: Ja, Kind. — du weißt es doch: Laß ihr — der Toten — diesen Tag .Ulrike, ist sie doch — ein Schat ten nur Der Bursche war gegangen. Der Kranz lag im Zimmer. Etwas eigentümlich Beklemmendes lag in dem Duft, vielleicht auch in der Stille ,di« zwischen den Gatten eingetreten war. Indes der Gatte nach Hut und Ueberzieher griff, verließ di« junge Frau schweigend das Zimmer. Wie hatten Eltern und Verwandt« fi« gewarnt, di« Nachfolgerin einer abgöttisch ge liebten Frau zu werden! Eine Mutter für das zurückgelassenc Kind will er haben, nicht dein« Liebe, sie ist ihm unbequem — die Tote steht zwischen dir und ihm. Ich nehme den Kampf auf mit der Toten! hatte fi« ihm Bewußtsein ihrer liefen Liebe «rwidert. Nicht verdrängen will ich fie aus Erichs Herzen, nur mein Recht — das Recht der Lebenden —. Hatte es an ihr gelegen, daß fie fich diese» Recht nicht er rungen hatte bis heut«? An ihrer Wesensart, di« den reichen Ltebesborn in ihr, da» starke Denken scheu in fich verschloß? Ja, «in Schatten nur, schttd fie und ihn, und doch lebt« er lebendiger in seinem Herzen al» fie, di« Lebende — sein Weib. Schrieb er es etwa in sein Echuldbuch «in, daß die Lebensflamm« de» kleinen Wesens, dem fie di« Mutter ersetzen sollte, erloschen war, weil fie zu schwach gewesen? Wie hatte fi« gewacht an dem Lage, d«s Kindes, Rächt, für Nacht, bange den Atemzügen ge- lauscht. Draußen hatte di« Sommernacht geweilt, schwül und duftend «nd mondbeglänzt. In da» »lättersSuseln, da» durch» Dftnst«r drang, hatte vom vettchen her ab und zu ein Laut getönt, Hn »ngstdurchzttterter, Nagender Laut au» d«r schweratmenden «inen Brust. Der Vater hatte da» Händchen sein«» Kinde» ge- «it de» Armen den armen, pickenden «eine, Körper ge- lkbmll in der ivelt stehen jetzt grosse politische Fragen zur Debatte, die ihrer Lntscheitinig harren. Ans beni 8»lk«v, im europitischen lvestwinkel, spricht man von Kiieg und Kriegsgeschrei mährend in wseokk» die Masse» kaum erst'zur Nnhc gekommen sind — wer weiss aus wie lange! Zn Sökmen sichren die Tschcschen ihren Kamps gegen das Deutschtum weiter, wenn auch aussichtslos, so doch mit einer Hartnäckig, keit, die einer besseren Sache würdig wäre. Das p»el,m«nt,l«ben erwacht in allen Kultnrstaaten wieder aus dem Sommerschlafe, kurz: Die politische Saison setzt mit aller Macht wieder ein. Mich E ig kr n«g»t E ist das der Fall, und insbesondere in unserem engeren Vaterlande, wo seit letzten Mittw. der k»n«tt»g wieder zusammen getreten ist, nm u. a. eine Frage zu lösen, die alle Gemüter aufs eifrigste beschäftigt: Vie dll»blr«ck»t»fr»g« Auch der keirdsteg wird seine Pforten bald wieder öffnen, um in ernsten Beratungen das Wohlergehen der reichsdeutschen Bevölkerung zu fördern und zu bessern. Aber nicht allein polltikek« Fragen bewegen unsere Zeit, auch Lvlturfrugen stehen auf der Tagesordnung, es sei nur an die große Rultnrtat erinnert, die Se»k Leppelin voll- brachte, als er der deutschen Nation sein l»nkd«r«» LuMUiitt schenkte. Er fist Sm Kerlen filsng der Name Zeppelin, den man sich nur denken kann. Und was geht sonst noch alles in der Welt vor! Aus allen vier Himmelsrichtungen laufen täglich, ja stündlich Telegramme und Kcipcldepeschen ein, die von neuen wichtigen Ereignissen zu erzählen wissen, und wie es in der grossen Welt ist, so ist es auch in unserem deutschen Vaterlande, wo »nanshörlich die Telephondrähte von Neuem. Wissenswertem be- richten. Das Alles soll und must aber auch das Publikum erfakren, und diese vermittelungsausgabc fällt der presse zu Natürlich nur der großzügigen moclernen presse, die keine, ost ins unendliche lau sende Kosten nicht einmal scheut, um ihre Leser sekvell gewissenhast uncl gut zu unterrichten. Das hat auch das Auer Tageblatt stets getan, weshalb es heute im ganzen westtlichen Erzgebirge sk beliebteste Irgerreitimg gilt. Es ist rtas Hcimatsblatt des Auer Tals und seiner grossen Umgebung geworden, was schon aus seiner großen und ctennoel, unaufhörlich steigrnclen Zahl zaklencter Kdonnenten Hervorgeht. Auch als Heimatsblatt wird das Auer Tageblatt von keiner hier gelesenen Zeitung erreicht, über alle lokalen vor- kvmmnisje berichtet es zuerst und dabei stets in fortkckrittlickem, unabkänglgeni Geiste. Bei dem billigen Abonncntspreis von nur öv pfg im Monat sollte deshalb in keiner Familie des Aner Tals und seiner Umgebung fehlen üsr ssuer Lszebktt. - Kerles aus akter Wett * Eine Uhr, die mit heißen Quellen betrieben wird. Die merkwürdigste Uhr der Welt ist wahrscheinlich eine Turmuhr, die den Bewohnern einer kleinen amerikanischen Stadt des Westens di« Zeit anzeigt. Hinter dem Marktplatz der Stadt dringt eine heiße Quelle aus dem Boden und zwar spritzt der Geyser in absolut regelmäßigem Zeitabstande von 38 Sekunden in die Lüfte. Dieser Wasserstrahl wird nun benützt, um die Uhr gehen zu machen. Der Wasserstrahl drückt auf einen Mechanismus, der mit einem Zeiger in Verbindung steht, der auf einem stützt. Für die fremde Mutter war kein Liebesdienst mehr frei gewesen — wie «ine bezahlt« Pflegerin hatte fie still ausge harrt. Eintönig war der Pendelschlag der Uhr gegangen, mit jedem Pulsschlag die ringenden Atemzüge leiser und leiser. Leise war der Tag erwacht. Im Osten hatte noch der Morgenstern gefunkelt, als durch die Stille das erst«, halbverträumte Vogel zwitschern war getönt. Darauf ein Hahnenschrei —; im Zimmer war die Lampe still erloschen — erloschen auch der letzte Atemzug. Ein Schatten nur — zweifach war er geworden; zerrissen hatte er das letzte Band. Nur der Erinnerung lebte er, der Gatte; sein Weib — fie spürte es wohl — nur Bürd« ihm — nur Last. Längst war sein Schritt aus der Wohnung verhallt. Am dunkeln den Horizont brach ein weißlicher Glanz hervor und nun silbern ein Mondenstrahl. War es ein Abglanz davon, oder ein ver sonnenes Lächeln, das plötzlich das Gesicht der Sinnenden ver klärte? Beglücken und verzeihen — war'» nicht das beste Recht der Frau? Vergessen was gewesen, bauen am eigenen Lebens glück! Hatte nicht eine höher« Hand bereits gesorgt, ihr den Weg bereitet, der hinführen würde zu ihm? War der heutige Tag, der die Erinnerung wachrief an das, was ihm genommen, nicht geeignet wie keiner, zu dem behüteten Bekenntnis —: Ich kann dir Ersatz geben für da», was du «erloren; ersetzt es dir nicht alle», ersetzt es doch viel. Rebeldunst; am Firmament zerrissenes Gewölk, silberweiß umflossen. Zuweilen bewegte ein Lufthauch die Typressen des Friedhofes; hin «nd wieder ein verloren«! Schritt; traumhaft leis« knisterte ein morscher Totenkranz. Die meisten Hügel waren frisch geschmückt. i «in Schatten du — im Licht mein Aufenthalt; Mein Herz schlägt warm und dein, ist starr und kalt! Mein ist der Tag, da. Gestern , reich und jung, — Du bist ein Traumbild, bis» Erinnerung. Zifferblatt die Zett angibt. Der Zeiger rückt also alle 38 Se kunden weiter und die guten Bürger von Denbtngton, so heißt bas Städtchen nämlich, können fich nach diesem merkwürdigsten aller Chronometer richten. * Lachende Erben. Eine überraschende Entdeckung wurde gelegentlich einer Nachlaßauktton in Eltville gemacht. Als der Auktion«» Helfrich aus Wiesbaden die Versteigerung des reichen Mobilarnachlasse» der verstorbenen Eheleute Professor Keil fortsetzen wollte, fand er in einem Schrank für 178 000 Mark Wertpapieren und 12 000 Mark in Kar. Daneben lagen mehrere kostbare goldene Uhren sowie eine Anzahl Bril lanten. * Ltsenbahnunsälle. Gestern mittag stieß in Hamburg der «inlaufende Lübecker Zug auf dem Hauptbahnhof auf den 12 Uhr 32 Mtn. auslaufenden Berliner Schnellzug. Der Lübecker Zug, der eine Weiche überfahren hatte, stieß seitwärts auf den vorderen Teil des Schnellzuges. Der überlaufene Personen wagen steht gegenwärtig (1 Uhr 40 Min. nachm.) schräg auf der Böschung. — Auf der Station Großkarolinenfeld (Bayern) über fuhr gestern nachmittag ein Güterzug das Einfahrtssignal und stieß mit einem ausfahrenden Güterzug zusammen. Die Loko motiven beider Züge entgleisten und wurden stark beschädigt, mehrere Güterwagen zertrümmert. Vom Zugpersonal beider Züge wurden je zwei Personen verletzt. " Bauunglück. In einem Neubau der Nebenhäuser der Firma L. Possehl u. Co. in Lüb« ck ist gestern ein« Eisenbetondecke «In ge st ü r z t, wodurch ein Arbeiter schwer verletzt und zwei Ar beiter getötet wurden. * Bon den Wellen verschlungen. Nach einem drahtlosen Telegramm von einem Dampfer, der auf di« Suche nach dem seit seiner Abfahrt von Hoeck van Holland vermißten Frachtdampfer Yarmouth ausgeschickt war, find Trümmer eines Wracks aus gefischt worden .die anscheinend zur Yarmouth, die 22 Mann Be satzung hatte, gehören. Zur Fracht der Yarmouth gehörten auch, wie verlautet, drei Möbelwagen mit Möbeln, die Eigentum eikes Botschafters, zweifellos des früheren Berliner Botschafters Sir Frank Lascelles, waren. Die Verwaltung der Great Castern Railway erklärt, daß an dem Untergang des Dampfers Yarmouth nicht mehr zu zweifeln sei. Das englische Kriegsschiff Blake meldet, daß es auf seiner Fahrt von Schottland her gestern in der Nordsee den Leichnam eines Matrosen auffischte, der einen Rettungsgürtel mit dem Aufdruck Yarmouth trug. * Ein heiteres Stückchen erlebte, wie dem Geselligen geschrie ben wird, «in Bauersmann, der die Alt-Damm-Kolberger Eisen bahn benutzte, um nach Plathe zu fahren. In der Station von seinem Reiseziel rief der Schaffner wie üblich: Piepenburg aussteigen! Langsam entstieg auch ein Landmann dem Zuge. Aber Land und Leute waren ihm unbekannt. Da der Zug in zwischen fortgefahren war, wandte er sich an den Stationsvor steher mit den Worten: Das ich doch nicht Plathe, und der Schaff ner sagte doch: Piepenburg aussteigen. Ichheiße doch Piepen burg und wundere mich, woher der Schaffner mich kennt. — Lachend klärte ihn der Vorsteher über die Verwechselung auf, nicht sein Name, sondern die Station sei gemeint. Kopf schüttelnd und vor sich hin brummend begab sich der Enttäuschte in den Warteraum. * Feuersbrunst in Bloemfontein. Eine durch elektrischen Kurzschluß verursachte Feuersbrunst äschert« in Bloemfontein eine Anzahl Regierungsgebäude ein. Der Schaden wird auf 80 000 bis 100 000 Pfd. Stevl. geschätzt. Bloemfontein, die Haupt stadt des ehemaligen Oranjefreistaates, zählt etwa 14 000 Ein wohner. Bloemfontein wird wegen seines gesunden Klimas viel von Lungenkranken aufgesucht. Der Haupterwerbszweig der Be wohner ist der bedeutende Wollhandel. Bei dem Brande der Regierungsgebäude dürften zahlreiche wertvolle Schrift stücke verbrannt sein. Der Materialschaden ist mit 2 Millionen Mark keineswegs zu hoch veranschlagt. * Grausiger Gattenmord. Der Arbeiter Kroeger in Frauendorf, der schon längere Zeit mit seiner Ehefrau wogen un begründeter Eifersucht in Differenzen lebt, ermordet« gestern früh seine Frau durch Messerstiche in den Hals. Dann warf er die Leiche zum Fen st er hinaus, ging von seiner Wohnung auf die Straße, nahm die Leiche auf die Schulter, trug sie zur Oder und warf sie ins Wasser. Er versuchte dann, fich selbst das Leben zu nehmen, sprang in die Oder, wurde aber gerettet und ins Untersuchungsgefängnis geführt. Die Worte von Isolde Kurz so packend, so herzerschütternd in ihrer rauhen Wahrheit, — nicht verlassen wollten fi« ihn, der da einsam am Grabstein saß. Zwei Seelen deckte der Stein, sein Weib und sein Kind — zwei Schatten nur und doch — wie un auslöschlich diese beiden! Mechanisch zupft der Grübelnde das dunkle Blattwerk fort im Kranzgeflecht, das eine Rosenknospe verdeckte, die hier schüchtern ihr zartes Köpfchen heben wollte. — Ein wenig Liebe ihr erweisen; statt dem Nebeneinanderleben, das Miteinanderleben, und der Sonnenschein, den ihr Gemüt dann ausstrahlen würde, wiird« auch auf ihn fallen, erwärmend sein schwergeprüftes Herz. Auf den Grabmälern flirrte der Mond schein; durch di« Still« tönte eines Uhus Schrei. Heftiger strich der Wind über die Hügel hin und so kalt und feucht die Lust! Gespenstisch erschien der Lichtstrahl, der jetzt unter der Hand de» einsamen Mannes aufflammte — ein kalter Schauer streifte sein« Seele. Heiß« Sehnsucht nach der wärmenden Flamm« der Liebe erwachte in ihm, riesengroß wuchs fie empor Inmitten der Welt der Toten — Sehnsucht, den Weg zu finden, den er längst ver säumt. Kaum hörbar ward ein Schritt laut, näher und näher kam er. Jetzt bog «ine Hand di« Zweige der Cypressen zurück — da lag das Grab im Ltchterglanze La. Di« Kerzen flackerten auf und der Einsame wandte das Haupt. — Ulrike — du?! — Froh erschrocken und doch fast schüchtern, streckte er ihr die Arme entgegen. Ein Engel hat dich hergeführt! Ich — sehnte mich nach dir —. Durch das hehr« Schweigen, über Grab und Tod hin tönt« «in Jubelruf au» jungem Munde: Erich, ich bin gekommen, dir etwa» zu bringen, «inen Trost in deinem Leid« Mein Trost, Ulrike, wirst du fortan sein! — Am Grab« «rlosch Licht auf Licht. Das Licht, da» Liebe angezündet hatte in der Seele de» Manne», der jetzt sein Weib umfangen hielt wie «in neue», köstliches Ge- § schenk, aber erstrahlte hell. Was er dereinst besessen, wohl leuch tete es fern, doch die Schatt«» waren gewichen. Au» dem Reich« der Vergänglichkeit nahm er mitheim die Hoffnung zu neuem Leben.