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^'2 v L »25- «Ls «-»'s L«6L«N- onntagsAatt mercageblatt (3. Fortsetzung.) Der Himmel hat den reichsten Segen Gesetzt auf dein bescheidnes Tun. Was ist denn von der Rose blieben? Hell lachte durch die Au' ihr Glanz Die Blüten hat der Wind ver trieben, Nur hangen blieb der Dornenlranz. jkdkA^e. Verschämtes Weinen hat's be gonnen. Bescheidnes Blühen fortgesetzt: Nun perlt im Kelch der milde Bronnen, Der noch des Enkels Enkel letzt. Du sollst dich müh'n, die Hände Geier van Ayk. Eine Erzählung von Zangwill. Mlchr s yerausgegeben und verlegt von. Verlag m. b. H. s schien Martin, als hätte er sich noch nirgends so wohl gesuhlt, wie in diesem schlichten Zimmer, das trotz seiner Dürftigkeit für ihn zu einem Hafen der Ruhe und des Friedens geworden war. Da sich das Haus in einer weniger belebten Straße befand, merkte man nur wenig von dem Getöse und Getriebe der Riesenstadt, oft war das Rollen der schwer beladenen Frachtfuhrwerke das einzige Geräusch, das durch die Fenster drang. Martin war das lieb, er brauchte die Einsamkeit mit ihrer Ruhe zum Nachdenken nicht zu scheuen, er trug keine Schuld an seinem Unglück und brauchte die Er innerung nicht zu fürchten. Jan bestand darauf, dah er das Geld, welches er für ihn zurück gelegt hatte, annahm, dafür konnte Martin sich neue Kleider kaufen und sich nun den Arbeitgebern in einem anständigen Anzuge vorstellen. Vielen Spatz machte Martin die gemeinsame Zubereitung der Mahl zeiten, die mancherlei Fehlgriffe trugen nur zur Erhöhung der Heiter keit bei. Oft bewunderte Martin die Sparsamkeit, mit der Jan, der ja schon eine mehrmonatliche Erfahrung hatte, die Einkäufe besorgte. Es war eine ganz neue Welt für Martin, aber die mathematischen Be rechnungen kamen ihm jetzt recht zu statten. Bisher war ihm eine Scheidemünze eine einfache Einheit gewesen, wie oft hatte er ohne großes Nachdenken dem Zeitungsjungen, dem Stiefelputzer, dem Kellner ein Geldstück gegeben, das nach sorgfältiger Überlegung zur Anschaffung von allerhand nötigen Etz- waren verwendet wurde. Unterricht in der Buchführung. Anfangs stellte er sich ungeschickt genug dazu an, aber bald machte er befrie digende Fortschritte. So seltsam es klingen mag, so ist es doch Tatsache, daß die Mathematiker das praktische Rechnen sehr häufig vernachlässigen, da sie sich nur zu oft durch ihre Formeln über die Schwierigkeit einer Aufgabe hinweg helfen. — Aufmerksam las Martin die langen Listen der offenen Stellen durch, und auch Jan ließ keine Gelegen heit zu Erkundigungen vorübergehcn, aber noch hatte sich nichts für ihn gefunden. Nicht allzu weit von Jans Geschäft lag ein Restau rant, das besonders viel von Kauf leuten besucht wurde. Der Verkehr der Standesgenossen untereinander hatte so viel Anziehendes, daß jeder, der einmal dort eingekehrt war, sich wie von magischer Gewalt getrieben, wieder dort einfand. Alle kauf männischen Interessen wurden hier besprochen, und mancher Stellen suchende hatte auf diese Weise einen Platz erlangt. Dieses Lokal hatte Jan in letzter Zeit häufig aufgesucht, und eines Abends — es mochten seit Martins Ankunft reichlich sechs Wochen vergangen sein — kam er mit vor Freude strahlendem Gesicht nach Hause. „Ich weiß eine Stelle für dich," rief er Martin entgegen, „und ich hoffe bestimmt, daß du sie erhalten wirst." Martin blickte schnell auf, sein Herz schlug heftig und er zitterte förmlich vor Aufregung. „Sei guten Mutes, Martin," fuhr Jan fort, „komm, E«h. Kommerzicnral Mauscr. ,Text s. S. Eingehend berieten sich die Freunde über Martins Zukunft, und sie kamen darin überein, daß er vor allen Dingen eine Anstellung als Kommis suchen sollte. Da nun aber seine bisherige Beschäftigung zum großen Teil nur darin bestanden hatte, für seinen Stiefvater zu schreiben, so gab ihm sein Freund in den freien Stunden wir wollen uns ein Festesten bereiten, dann erzähle ich dir meine große Neuigkeit; jetzt bin ich zu hungrig, ich will dir nur so viel sagen, daß, es eine Stelle in einer großen Butter- und Käsehandlung ist." Martin verging fast vor Ungeduld, aber schweigend setzte er das Teewaster auf, nachdem er den Spiritus- Nummer 43. Jahrgang 1908.