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1. Betlng« zv Rr. 237 de« Luer Tageblatt» und Ln»e«o,er? «27 da» Erzgebirge. Sonnabend, de« 10. Oktober 1908 den, und da infolgedessen aller Unrat, aller Küchenabfall einfach auf di« Straße geworfen wird, so haben di« meisten Hunde ein sehr gute» Auskommen. Sie leben gewöhnlich in Gruppen, deren Zahl zwischen 5 und 15 schwankt, und haben einen richtigen Leithund, «inen Anführer. Solch eine Gruppe wacht mit Argusaugen über die Gasse, in der sie ihren Lebensunterhalt findet. Wenn sich ein fremder Hund dort sehen läßt, so ist es bald um ihn geschehen, und wenn man seinen eigenen Hund spazieren führen will, so muh man ihn mit einem dicken Knüppel vor seinen Rivalen schützen. Manchmal kommt es zu richtigen Hundezweikämpfen. Dann kämpfen immer nur die Anführer miteinander, die selbstverständlich immer die stärksten und bissig sten der ganzen Rotte sind, während die übrigen in respekt volle- Entfernung zuschauen, und durch freudiges oder wütendes Gebell ihrer Stimmung Ausdruck geben. In'» Kloster! Die Witwe des ermordeten Großfürsten Sergius, geborene Prinzessin Elisabeth von Hessen, Schwester der Zarin, ist in ein von ihr selbst gegründetes Kloster eingrtreten. Nicht ohne innige Teilnahme wird das deutsche Volk von diesem Schritt einer deutschen Fiirstentochter Kenntnis nehmen, die sich inmitten der Korruption und Lasterhaftigkeit so vieler Mitglieder der russischen Hofgesellschaft deutsche Pflichttreue und deutsche Herzensgüte bewahrte und namentlich auch, als schwerstes Unheil über sie hereinbrach, ihren Schmerz nicht nur mit Ergebung, sondern mit höchstem Edelmut selbst dem Mörder des Gatten gegenüber zu paaren wußte. 1804 geboren, reichte die Prinzeß 1884 dem Grofürsten Sergius Alexandrowitsch die Hand zum Eh«bunde. Die Ehe war, obwohl kinderlos, überaus glück lich. Nicht schon vor ihrer Vermählung, wie es so oft geschieht, sondern erst sieben Jahre später trat Elisabeth zur griechisch- katholischen Kirche über, der ihr Gatte leidenschaftlich ergeben war. Daß sie jetzt selbst sich von einem von ihr gegründeten Kloster aufnehmen ließ, beweist, daß ihr Uebertritt von 189l «ine Tat freien Willens war, und deshalb mehr, als äußerliche Zeremonie. Je strenger, ja brutaler oft, z. B. beim Aufstand von Moskau, ihr Gatte, um so milder war die Großfürstin. Bekannt ist die erschütternde Szene, als sie persönlich in den Kerker ein trat, um den Mörder ihres Gatten, den Anarchisten Kol- jajew zu fragen, was ihm der Großfürst wohl Leides getan. Jetzt vertauscht die 43jährige den Prunk, aber auch die zählende Unruhe des Zarenhofes mit der Klosterzelle, um den Frieden zu finden, den ihr Herz seit dem blutigen Dezember von 1904 ver loren hat. Vor dem Marienbild, das sie selbst in glücklicheren Tagen gestiftet, wird sie nun täglich knien und flehen: Du Heilige, nimm dein Kind zurück! Ich habe genossen das irdische Glück, Ich habe gelebt und geliebet. Marokkanische Tischüberraschungen. Im Anschluß an die marokkanischen Wirren erzählt Jules Claretie im Temps ein amüsantes Erlebnis, das der französische Admiral Dupetit-Thouars vor Jahren im nördlichen Afrika hatte. Dupetit-Thouras war damals Kapitän und hatte von einem maurischen Bey Genugtuung zu verlangen für irgend eine Kränkung, die einem französischen Konsul widerfahren war. Der Bey, ein verständiger Mann, entschuldigte sich, die Sache war erledigt, um zum Schluß bat er den französischen Schiffskomman danten zum Mahle. Obgleich vor den bisweilen ein wenig bit teren Scherzen des Maurenhäuptlings gewarnt war, nimmt der Kapitän an. Man setzt sich zu Tisch. In dem Augenblick, da Dupetit-Thouras seine Füße ein wenig ausstreckt, fühlt er unter dem Tische einen lebenden Körper. Er beugt sich nieder und sieht aus dem Teppich ausgestreckt — einen großen, ausgewachsenen Löwen. Mit einem leisen Lächeln der Schadenfreude aber streicht der Scheik seinen Bart und weidet sich an der peinlichen llebcrraschung seines Gastes. Der Offizier verliert nicht die Fas sung. Er ruft seinen Dolmetsch und befiehlt kurz: Meine Re volver. — Man bringt ihm die Waffen, und ruhig legt der Franzose sie vor sich auf den Tisch. Der Scheik lächelt spöttisch und wendet sich zum Dolmetsch: Sagen Sie dem Kommandanten, daß diese kleinen Revolver ganz unnütz sind, dem Löwen können sie nichts anhaben, er hat einen soliden Schädel. — Mit einem kalten Lächeln erwidert der Franzose den seltsamen Humor seines Wirtes: Sage Seiner Hoheit, die Revolver liegen nicht hier, um gegen den Löwen zu dienen, sondern um mit ihren Kugeln den Schädel Seiner Hoheit zu zerschmettern in demselben Augenblick, da dieser ungemütliche Fußschemel unbequem wird. — Der Bey wurde ernst, sein Lächeln schwand und schließlich meinte er friedlich: Mein Löwe ist gut gezogen und völlig ungefährlich, aber wenn er mißfällt kann ich ihn sortschicken. — Und folgsam wie ein Hund schlich das gewaltige Tier auf einen kurzen Zuruf langsam aus dem Zelt . . . 15 Jahre in Männerkleidung. Aus Neuy 0 rk wird geschrieben: Bei der Landung eines Passagierdampfers am letzten Sonnabend und der Inspektion durch den Vorsitzenden der Einwanderungskommission ereignete sich ein amüsanter Zwischenfall. Unter den Passagieren besann sich ein Mann in mittleren Jahren Frank Woodhull mit schönem, sä)warzem, Schnurrbart, den er nach oben gekämmt trug. Er bewohnte zusammen mit zwei anderen Männern eine Koje, hielt sich jedoch von diesen während der ganzen Reise so sein als möglich. Bei der Landung sollte sich Frank Woodhull, weil seiner Gesundheit wegen Zweifel aufgestiegen waren, einer ärzt lichen Untersuchung unterziehen. Er widersetzte sich, als aber der Schiffsarzt auf der Untersuchung bestand, rief er plötzlich: Es geht nicht, ich bin ja eine Frau! — Und in der Tat hatte man es nicht mit einem männlichen Passagier zu tun. Und doch war der schöne schwarze Schnurrbart echt. Aber er barg auch das ganze Geheimnis. Er war seit Jahren die Schuld, daß Miß Mary Johnson, deren Pseudonym Frank Woodhull ist, keine Frauenkleidung anlegte, weil sie eben die Erfahrung gemacht hatte, daß sie in der Kleidung ihres Geschlechtes mit diesem Barte ihren Lebensunterhalt nicht aus anständige Weise verdienen könne. Alle ihre früheren Versuche waren ihr fehl geschlagen. Seit 15 Jahren aber, seitdem sie Männerkleidung trug, hat sie ihr gutes Auskommen und führt ein unabhängiges Leben. Kein Mensch hat je geahnt, daß sie Frau ist, und sie hat unbehelligt als Mann unter den Farmern des Westens gelebt. Sie hatte sich eine größere Summe gespart und damit eine Eu ropareise unternommen. Es ergab sich die vollkommene Richtig keit ihrer Angaben, und da sich Charakter und Gesinnung der schnurrbärtigen Dame als durchaus einwandfrei erwiesen, gab der Einwanderungskommissar seine Einwilligung, daß Miß Mary Johnson die Hosenrolle an Land weiterspielte. Maffenabsütteruug beim Negus Meuelik. Jeden Sonntag veranstaltet Negus Menelik ein gewaltiges Mahl, dem die 40 000 Soldaten der Garnison Addis-Abeba bei wohnen und zu dem tausend Rinder geschlachtet werden, die von den Häuptlingen des Landes allwöchentlich geliefert wer den müssen. Ein Korrespondent der Tribuna hat einer Lieser Massenabfütterungen beigewohnt und entwirft nun von der gigantischen Schmauserei eine sehr interessante Schilderung. Aus seinem scharlachroten Throne hockend, unter einem großen roten Baldachin, der von vier vergoldeten Säulen ge tragen wird, zwei mächtige angezündete Kandelaber vor sich und umringt von seinen Ras und Degaoi, — so genießt zunächst Menelik selbst mit der natürlichen Gabel, die ihm in seinen Fingern verliehen ist, von den Speisen seiner Heimat. Wenn er dann das mit seinem schrecklichen, zwanzigjährigen Teich gefüllte Trinkhorn in die Hand nimmt, so drängen sich seine Häuptlinge näher um ihn herum und verdecken ihn mit ihren Mänteln, damit die profanen Augen des europäischen Gastes den Löwen sieger vom Stamme Juda nicht trinken sehen. Erst später beginnt das Riesenmahl, nachdem der Negus und die Ras sich satt gegessen haben. Ist es so weit, dann gehen vor ihm einige Vorhänge in die Höhe, und es eröffnet sich der Blick in einen einfachen Riesensaal, der mit Zinkdächern bedeckt ist und auf dessen Boden sich zahllose, außerordentlich lange und etwa einen halben Meter hohe Tische hinziehen. Durch verschiedenen Türen treten nun die ersten Soldaten ein, von Sklaven und Kümmerern, die Peitschen in den Händen schwingen, geleitet. Jeder sucht sich seinen Platz. Wer allzuviel Lärm macht oder gar Streit erregt, empfängt gar bald von den allzeit bereiten Händen der kaiser lichen Diener ein paar kräftige Peitschenhiebe. Die Tische sind schnell besetzt, und alle Hände langen nach den braunen Brot- kr chen, mit dem das Mahl seinen Anfang nimmt. Hier und dort eilen die Sklaven, mit den Peitschen in der einen Hand und dem Kuchen und den Trinkhörnern in der anderen, stolpern in den dichten Reihen und tauchen immer wieder drohend auf. Plötzlich dringt eine neue Schar von Sklaven von allen Seiten her in den Saal, auf den Schultern gefüllte Säcke tragend. Sie bringe» darin ganze Bündel von ungefügen Schlächtermesser», die schnell verteilt werden. Wieder eine Gruppe von Dienern erscheint, und jeder bringt nun endlich das Hauptstück der Mahlzeit, ein Rin derviertel, das ganz roh ist und keinerlei Kochkunst unter- worfe.. wurde. Die Flcischstiicke, die von den Sklaven mit der einen Hand hochgehalten werden, falle» dem einen aus den Kopf, fliegen dem andern ins Gesicht und bespritzen die Kleider mit Blu; die Tischgenossen protestieren und schreien, und es erhebt sich rin Höllenlärm. Kaum aber sind die Stücke verteilt, so tritt ein tiefes Schweigen im ganzen Saale ein: jeder hat nun sein Stück und ist völlig mit ihm beschäftigt, er schneidet kleine Stücke herunter und würgt sie hinein, ohne sich lange aufzuhalten. Das Mahl der 40 000 beginnt um neun Uhr des Morgens und geht erst zur Nachtzeit zu Ende; die Gäste kommen schubweise, inimer 8000 bis 9000 auf einmal, da auch der Riesen saal nicht mehr faßt. Wenn die ersten ihre Mahlzeit beendet haben, so regnet es Peitschenhiebe, die ihnen ««zeigen, daß es höchste Zeit ist, vom Tisch aufzustehen, und sie stürzen in. wirren Haufen hinaus, um neuen Gästen Platz zu machen. Briefkasten der Redaktion. )'N Vriekfatten erteilen wir Auskunf über alle an UN, qerichreren Anfrage», «u Ausnahme von medizluiscben Ratschlägen N.üudUche Auskunft wahrend der Redaktt onssprechßunden L. K. in B. Sie müssen den Briefschreiber zunächst vor d«n Friedensrichter fordern und erst dann, wenn vor diesem eine friedliche Einigung nichtzu erzielen ist, können Sie Ihre Klage beim zuständigen Amtsgericht einreichen. Wie h 0 ch die Strafe ausfallen wird, läßt sich nicht sagen, auf mehr als 5 dürfen Sie aber keinesfalls rechnen. Wenn Sie wieder einmal eine Anfrage an den Briefkasten haben, dann nennen Sie im übrigen gefälligst Ihren Namen, denn nur ausnahms weise haben wir Ihre anonyme Anfrage, w.U Sie uns der Handschrift nach bekannt war, beantwortet. Emil B. und Emil W. Ueber Ihre Anfragen müssen wir selber erst Auskunft einholen. Sobald diese eingetroffen sind, wird Auskunft erfolgen. Stammtischstreiter. Die Gerichtsverhandlung gegen den Haupt mann von Köpenick begann am 1. Dezember des Vor jahres. Er wurde zu vier Jahren Gefängnis ver urteilt. : Wolfgang H. Sie haben recht. Im vorigen Jahre, und zwar am 10. Dezember, wurde der Friedenspreis der Nobel stiftung dem Präsidenten Roosevelt zuerkannt. , (Schluß des redaktionellen Teiles.) Ar-4t mit dign M°r,--d-mgi,Lrr - d-m Garantie W W GL, - de, Scott» wmtv.rsahro'N Emulsion verleibt der werdenden Mutter Kraft, bebt dm Lebensmut und verbindert das Gefübl der Müdigkeit. Scotts Emulsion schmeckt angenehm und bat keine Übeln Nachwirkungen, wie das lästige Aufstobm, zur Folge. Ein Teriuch wird dies m überzeugendster Weise bestätigen. Scotts Emulsion wird von UNS ouSschliksgtch im großen verkaiUt, und zwar nie lose nach Gewicht oder Maß, sondern nur in versiea-lten Orialnalslalche» in Uanon mit unserer Schutz» grauksurt 0 M. Dorsch). Trost L Bowne, G.m.b.H., B-s«a..ot-ile: Feinster Mediziual.Lebertran 150.0, prima Atzr-nn unterphosphorigsaurer «alt 4,Z, unterphospho- Än » ?u.»'"uw. TragantS.O, seinster arnü. Gummi M». »,<>,d-stlLMasserI2S0,«NoholII,». Li-ynaromatische Eunilfton mit Zimt», Mandel» und Eaultheriaöl je s Tropsen schritt nicht die geheiligte Schwelle, wo Mutter und Kind einem neuen Leben entgegenschliefen. Auch später, als Regina wieder völlig hergestellt war, blieb es in ihrem Innern so friedvoll. Seitdem Wolf Dietrichs Bot schaft sie erreicht hatte, war es ihr, als walte ein starker Arm über ihr, der dem grauen Gespenst wehre und sie gegen alles Feindliche schütze. Noch stärker wurde dieses Gefühl, als sie nach Klein-Ellern übersiedelte, dort wehte der Geist des Geliebten, sie fühlte sich mit ihm verbunden, und kein Gedanke war, der nicht ihm gehörte. Sie konnte nicht länger in der Nähe Sibylles leben, die Kälte, die die Großmutter ihrem Enkellinde gegenüber zeigte, verlegte Regina in ihrem Mutterstolze zu stark. Dazu kam noch deren Abneigung gegen Wolf Dietrich, von dessen Unschuld sie noch immer nicht überzeugt war. Ja, in seinem langen Fort bleiben glaubte sie wieder einen Beweis seiner Schuld zu finden, Cs war geradezu krankhaft, wie sie aus allem neue Nahrung für ihren Verdacht sog. „Glaube mir, es ist besser so, Onkel," erklärte Regina ihre Flucht aus Groß-Ellern. „Meine Schwiegermutter lebt nur noch in ihrem Sohn, sie wird nicht eher vergessen können, bis der Mörder gefunden ist. Wer weiß aber, ob dieses je gelingen wird. Vielleicht ist es «in Vagabund gewesen, der hat stehlen wollen, und Wilhelm ist ihm unerwartet gegenübergetreten. Der nimmt fein Geheimnis mit ins Grab, und ein Wilddieb tut desgleichen. In der Rache liegt doch keine Befriedigung, die macht die Tat nicht ungeschehen." „Nein, Regina, aber zu begreifen ist der Starrsinn Sibylles sowohl wie die Starrheit ihres Schmerzes. Für dich steht das Leben noch offen, die Zeit heilt die Wunden, sie gab dir in deinem Kinde den besten Trost. Aber der armen Mutter wurde ihr alles genommen, und sie muß es erleben, daß der Mann die Stell« Wilhelms einnehmen wird, den sie haßt, weil ihr Sohn von Jugend an eine unerklärliche Abneigung gegen ihn hegte. Schonen wir die arme Einsame, der wir nicht zu helfen ver mißen." „Ich hoff« aber viel von deinem Einfluß, Onkel, und begrüße darum deinen Beschluß mit Freuden, daß du ganz nach Groß- Ellern zu ziehen gedenkst." „Was bleibt mir anderes übrig, Döchting. Mein Junge will heiraten, da habe ich den Kindern Platz gemacht und mich aufs Altenteil gesetzt. Später, wenn Wolf Dietrich heimgekehrt ist, schlage ich meinen Wigwam in einer kleinen Kreisstadt aus, wie das bei uns üblich ist. So ist das Interregnum hier in Groß- Ellern eigentlich etwas sehr Erwünschtes für mich. Doch nun laß mich mal dein Bauernhaus näher besichtigen." „Bauernhaus! Na, du wirst Augen machen. Klein-Ellern besitzt zwar kein stolzes Schloß mit langen Flügeln und altem Turm, keine Terrasse ist vorhanden, geschmückt mit einer Oran gerie, aber es trägt ein geräumiges Herrenhaus mit behaglichen Zimmern und einem Obstgarten, in dem die köstlichsten Früchte reisen und auf dessen dichten Rasen ein holdes Baroncßchen liegt, das mit süßen Aeuglein zum blauen Himmel emporblinzelt und ebenso satt und zufrieden ist, wie die dicken Kühe im Stall. Hier ist überhaupt alles zufrieden, Onkel, ich glaube, das ist der Geist des früheren Herrn, der hier noch umgeht." „Das wird wohl stimmen, und wenn du eine Tasse Kaffee für mich übrig hast, so bin ich auch zufrieden und werde deinen Frieden nicht stören." „Dort kommt Vater auch, er nimmt sich ordentlich der Wirt schaft an." „Das kann ich mir denken." Der alte Herr lachte, daß es dröhnte. „Doch würde ich dir raten, die Oberleitung in der Hand des braven Müller zu lassen." „Das geschieht auch, doch Vater meint, er sei hier unentbehr lich, und dieser Glaube soll ihm erhalten werden. Es ist wie ein Wunder, wie er aufgelebt ist, seitdem wir hier in Klein-Ellern Hausen. Er hat eben wieder eine Heimat." „Mein gutes Kind, und das dankt er dir." „Nein, das ist allein Wolf Dietrichs Verdienst, der ihn damals bei sich aufnahm, als er in der Gefahr war, sich ganz zu verlieren. Und Wilhelm folgte seinem Beispiel." „Alles aus Liebe zu dir," wollte der alte Herr sagen, aber er schluckte es lieber hinunter, er begrüßte Kraußneck in seiner jovialen Weise und amüsierte sich im Stillen über die Wichtig keit, mit der dieser ihm allerlei aus der Wirtschaft berichtete. Wer ihn so anhörte, mußte glauben, daß er die Karr« hier aus dem Sumpf gefahren habe. Auch Regina hörte mit ihrem feinen Lächeln zu und wußte die Unterhaltung bald auf ein anderes Feld zu leiten, so daß sie mit Behagen den guten Kaffee schlürften und dazu den frischen Kuchen aßen, den die Gutsfrau eigenhändig gebacken hatte. Man saß in Wolf Dietrichs Zimmer, das noch ganz so eingerichtet war wie früher. Durch die beschleunigte Abreise des früheren Be sitzers und den unerwarteten Tod Wilhelms war hier nichts auf dir Seite geräumt worden. So hatte Regina die Freude, alles unverändert vorzufinden. Sie zog in das gemütliche Wohn zimmer der früheren Herrin ein und nahm vom Schloß nur einige Möbel mit für das Kinderzimmer und ihr anstoßendes Schlafzimmer. Auch im Garten durfte nichts geändert werden; Wolf Dietrich sollte seine Heimat so wiederfinden, wie er sie V -L- r» K ^ verlassen hatte. „Du hast dir's wirklich behaglich gemacht, Kind. Hier würde ich auch viel lieber Hausen wie drüben. Und dem Anton scheint es auch bei dir zu behagen, ich glaube, der lernt noch auf seine alten Tage Kindermuhme spielen." Lachend blickten die drei von der Veranda her nach dem Obstgarten hin, denn dort trug der alte Diener das weinende Baroncßchen spazieren und trällerte ihm mit heiserem Baß ein Volksliedchen vor. „Da werden wir uns noch ein wenig mit einem frischen Trunk gedulden müssen," meinte Kraußneck. „Doch dort kommt Fräulein Haller schon und erlöst ihn von seinem Posten. He, Anton, eine Flasche Wein und drei Gläser." Sie saßen zusammen, bis die Sonne sank ,und sprachen manch gutes Wort miteinander. Und Regina war es, als säße der mitten unter ihnen, der in der Fremde weilte, ihre Seelen grüßten einander über Raum und Zeiten weg. 8. Kapitel. Ein Jahr ist vergangen, seitdem Regina als Gutsfrau in.. Klein-Ellern einzog. Zuerst gewann es den Anschein, als ob es eine Zeit müßigen Wartens werden wollte, das Warten.««? ein großes, wundersames Glück. Aber dann kam über die DEmerin ein plötzliches Erwachen. Sie wurde wieder ztz. det.-KstMta von einst, die dem Leben mutig und frisch ins Atttzh sah M> es zu L meistern versuchte. Wolf Dietrich gab ihr ja das beft« BeispiH .^ er hielt treu auf seinem Posten aus. (Forts. folgt.M;'