Volltext Seite (XML)
Konnlagsblatt ^uer Tageblatt lauscht. Was vom Wald hcrüberrauschr. Hu, ein Hifthorn dort erschallt — Häslein üderläuft's ganz kalt? Kaum sich's zu bewegen traut — O. jetzt gibt die Meute Laut? Häslein legt die Löffel an Und gibt Flucht, so schnell es kann, Kommt dem Weidmann in den Schuh — Hasenbraten ist der Schluß. Heraurgegeben und verlegt von Sebr. »eutbner l"nh. Paul Beutbner) U'we s ti. Eine Erzählung von Zangwill. Ä hres Mannes Anklagen reizten Frau Annette zu glauben," setzte cB neuen Ausfällen, ohne auf seine letzte Frage einzugehen, rief sie: „An van Praaghs könntest du dir ein Bei spiel nehmen, das ist ein guter Ehe mann, der sorgt sür die Seinen, wäh rend du ohne meinen Rat zu nichts kämest. Du klagst über meine Putz sucht? Weißt du denn nicht, daß ich zum Spott meiner Bekannten einher gehe und daß mein gelbseidenes Kleid mein einziger vernünftiger Anzug ist? Was fährst du mich überhaupt so an, wie ein anständiger Mann nicht mit seinem Hund reden würde? Von Freunden sprichst du? Ich ver sichere dich, de Eriendt, du hast nicht einen einzigen Freund, sie sind alle falsch, aber du bist so leichtgläubig, und wenn dir jemand sagt, der Mond sei aus grünem Käse gemacht, du wür dest es glauben. Paß auf, es kommt noch soweit, daß wir mit unseren Kindern auf der Straße liegen." Der geplagte Ehemann bedauerte im Stillen, daß er durch seine Worte seine Frau zum Schelten veranlaßt hatte — „wenn ich für ihr Zanken jedesmal einen Schilling bekäme, so Hütte ich ihr mindestens zwei seidene Kleider und eine goldene Kette kaufen können," dachte er, wagte aber nicht, seinen Gedanken Ausdruck zu ver leihen. „Na. so laß mich doch in Ruhe," wiederholte er mißmutig. „Der Teufel mag dich holen," gab sie erregt zurück. „Das wäre beinahe schon ge schehen," murmelte de Eriendt, wäh rend er an seinen Traum dachte. — „Aber Annette, du kannst mir's «>.»>»»<, -I» sT-I> I- E. 3M. er laut hinzu, „cs hat richtig an die Haustüre geklopft." Sie lachte hell auf. „Du bist wirklich ein Dummkopf, de Eriendt, wer in aller Welt soll wohl des Morgens um vier Uhr an unsere Haustür klopfen?" De Eriendt zuckte die Achtln: „Ja, ich weiß es auch nicht, ich bin aber davon aufgewacht." „Du willst ein Hausvater sein? Weißt du, was du bist? Ein Feig ling bist du. Warum stehst du denn nicht auf und siehst nach? Wenn ich ein Mann wäre —" Von ihren Worten ermutigt, fuhr de Eriendt schnell in seine Kleider, nahm das Nachtlicht und ging aus dem Zimmer. Aber da rief seine Frau ihm. nach: „Bist du verrückt, Paul? Wo läufst du nur hin? Gleich bringst du mir das Licht wieder, ich mag nicht allein im Dunkeln bleiben — o, es sind gewiß Räuber," schloß sie schluch zend und rang die Hände, denn ihr Mann hatte sich nicht beirren lassen und war, ohne auf ihre Worte zu hören, schwerfällig in seinen hölzernen Pantoffeln die Treppe hinunter geschlürft. Sein Mut war schon wieder im Sinken begriffen, aber er ermannte sich und machte die Haustür ganz vor sichtig nur einen kleinen Spalt breit auf, so daß man sie im Notfall schnell wieder Zuschlägen konnte. Furchtsam blickte er hinaus und fragte: „Ist jemand hier?" Keine Antwort. Er fragte noch einmal, und in demselben Augenblick erkannte er die Gestalt eines Mannes; er wollte eben Nummer 41. Jahrgang 1908.