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Morgenfrühe war sie ausgegangen und har hier Maiglöckchen entdeckt, der weiche Waldboden war damit wie besät gewesen, und da hatte er vor ihr gestanden und betroffen ungeschaut. Ein Morgen war es gewesen wie der heutige, so glaindurchfloffen, so heimlich sich regenden Lebens voll. Waren wirklich seit der Stunde erst zwei Jahre verflossen? Und doch, wenn sie dessen gedachte, wie sie sich gewandelt hatte, so schienen es ebensoviel Ewigkeiten. Ach, wenn sie doch alles aus zulöschen vermöchte, was zwischen jenem Tag und dieser Stunde lag! Unmöglich, denn vor ihr stand die schwere Schuld und blickte mit drohendem Auge aus dem steinernen Antlitz sie unbeweglich an. Und da war das ungeborene Leben, ein Pfand des Mannes, dem sie sich, durch die Verhältnisse gezwungen, zu eigen gegeben hatte. Durch den verhängnisvollen Mord wurde sie nicht von der Vergangenheit befreit. Wo sollte sie das friedvolle Glück wiederfinden, das sie damals in seiner Liebe fand, das sie besser machte, das sie über sich selbst erhob! Ein wehes Schluchzen brach aus ihrer Brust, als sie zur Erde sank mitten in die Blumenfülle hinein, deren süsser Duft sie flüsternd umspielte: „Weisst du noch, wie es war, als er dich an sein Herz nahm, dein Trautgesell? Wie er dein dunkles Haar, das er so liebte, aus deiner Stirn strich und dir die Augen küsste, bis all ihr Stolz ausgelöscht war und nur noch heimlich süsse Sehnsucht aus ihnen sprach? Weisst du es noch? Wunschlos und friedevoll schrittet ihr nebeneinander hin, denn der Tag der Vereinigung lag in ebenso blauer Ferne wie das geräuschvolle Leben weit, weit drüben!, wo die Häuser , der Menschen im Nebelflor verschwimmen. Wie jung warst du, wie gläubig, eurem guten Stern vertrauend! Nun stehst du im Kampf, ungeleitet musst du deinen Weg gehen, findest du wirklich dein verlorenes Glück, so ist es heimlich gestohlenes Gut, das dir täglich wieder genommen werden kann, wenn deine Schuld ent deckt wird. Und gerade der, um den du es tatest, wird dich darum verdammen." Die jung« Frau erhob sich, die Erinnerung trieb sie fort. Müde ging sie dahin, ihre Hand brach keine Blumen, ihr Auge blickte hoffnungslos. Weiter, nur weiter. Die Tag« verinnen, und die Mond« vergehen; wenn es Jahre geworden find, muss er ihr wiederkommen. Er muss — wer so hat Abschied genommen, den treibt es zurück. Das Leben will gelebt sein, keine Stunde wird dem Men schen geschenkt, auch der blassen, schönen Frau nicht, die Regina entgegenkommt. Das goldene Frühlingslicht umspielte die stolze Krone des roten Haares, der rechte Arm trug kraftvoll das Kind, und die Linke hielt den Korb mit dem Frühstück — Frau Förster Willert wollte ihrem Mann nach ins Revier. Die Begegnung war ihr unlieb, man sah es an der tiefen Falte, die sich zwischen die dunklen Brauen legt«. Der lachende Uebermut des Mädchens war dem Weibe nur zu bald vergangen. Regina hatte sie bisher nur flüchtig wiedergesehen, heute da gegen fiel ihr die Veränderung auf, und als sie heran war, fragte sie gütig: „Wie geht es Ihnen, Frau Willert? Haben Sie sich ganz erholt?" „Ich danke, Frau Baronin, es muss ja gehen. Der Bub' ist gesund, das ist die Hauptsache. Mein Mann wartet aufs Frühstück." Es war, als ob sie damit die Eile begründen wollte, mit der sie an Regina vorbei drängte. Kaum, dass sie ihr gönnte, dem hübschen Knaben die Bäckchen zu streicheln. In der Tiefe der dunkelblauen Augen loderte es wie Hass. Was hatte die Frau gegen sie? Betroffen blickt« Regina ihr nach. Sie war verwöhnt, die Leute waren ihr zugetan, sie hatte cs oft genug erprobt. Zum ersten Male begegnete sie wirklicher Abneigung, was sie um so mehr befremdete, da der alte Eckhardt ihr mit Leib und Seele ergeben war. Und als sie ihm «ine Stunde später im Forst begegnet«, stieg sie aus und ging neben ihm her. Nachdem das Geschäftliche erledigt war, brachte sie das Gespräch auf seine Familie und sagte: „Ihre Enkelin ist mir begegnet, sie hatte den Knaben auf dem Arm, «in hübsches, feines Kind." »Ja, fast zu fein für unserein," antwortete Eckardt grämlich. E» lag gar keine stolze Vaterfreude darin. „Ich finde, dass Frau Willert sich sehr verändert hat," fuhr Regina fort; es reizte sie, mehr zu erfahren. „Sie war doch solch übermütiges Mädchen." „Ja, das kommt wohl so in der Ehe. Bei einem früher, beim änderen später. Sie macht sich Sorgen um ihren Mann." „Ist Willert noch nicht wieder gesund?" Nr. 23«. 1S08 Beilage zum Auer Tageblatt. A. Oktober ter re nen »Hei- t' «n«I ! kiiie >/r9 Uhr ztmul. oon Aue 7» abenci Hause, i ergebens! estanä. zahlreiches ii-stsnä !eder auf es Hotels rksam und nitz-Blatt Isst. 1908, lereinslokas IrinkvIIe OI'LüZkuItss nisn pieKon, Petenten prl senssge repickeco, Leck lis msn'nenism mslmsture veZiiss Is Sielsjn orsjn fruktvjn. hr ver meine ickvvü- 8e- dme dien mlunx. Aufnahme r. Jahres- ms nächste - 6. All- ja auch mit den» Droschkentarif auf ebener Erde gehalten wird. Allerdings sind die Preise in der Luft ein bisschen höher, denn eine Ballonreise für zwei Personen in einem Vehikel von 600 Kubikmetern kostet 250 Mark, und so geht es fort bis zum Omni bus von 2200 Kubikmetern, der sieben Personen befördert, aber dafür auch ein Fahrgeld von KOO Mark verlangt. Jedoch der Vergleich mit Automobil und Equipage auf ebener Erde lässt sich noch weiter ausspinncn; denn auch für Ballons gibt es schon G-aragen und Mietsstallungen, in deren die Luftschiffe geputzt und gefüttert werden, in denen sie ein sauberes, bequemes Quar tier finden und für die Minute des Ausstieges fertig gemacht werden. Man kann für einen Monat schon seinem Luftschiff um den Betrag von fünf Mark Quartier verschaffen, und für wei tere Beträge, die je nach der Grösse zwischen 20 und 40 Mark variieren, wird es für die einzelnen Aufstiege mit Gas gefüllt, so dass man nur nötig hat, in die Gondel zu steigen und auf und davon zu fliegen. Wann und wo man wieder zur Erde kommt, ist dann allerdings ein« Frage, die im Augenblick des Abschiedes noch nicht gelöst werden kann, denn lenkbare Luftschiffe sind wenigstens bisher in den Preiskurants der Ballonfabriken noch nicht verzeichnet — aber was nicht ist, kann noch werden. Prinz Heinrich von Preussen bei Zeppelin? Prinz Heinrich von Preußen, der gegenwärtig zur Kur in St. Moritz weilt, wird, wie das Berl. Tagbl. wissen will, am 12. Oktober in Friedrichshafen eintreffen, um dort den in der nächsten Zeit zu erwartenden Aufstiegen des ver besserten Zeppelin-Ballons beizuwohnen. Auf der Werft in Manrell herrscht eine fieberhafte Tätigkeit. König Wilhelm von Württemberg trifft am Tage vor dem Aufstiege aus Böhmen in Friedrichshafen ein. Imgeg 8 Uhr zimmer) Gelassen HSrt Gott unser Flehn, das nm Beschleunigung Ibn kindisch bittet; aber seine Isand Bricht »»reif nie die goldnen lsimmelsfriichte. weil in ihm nicht zu atmen war. Jetzt protestieren di« Ge schworenen. Am 26. September war die Session der ersten Abteilung des Schwurgerichts zu Ende. Die Geschworenen taten sich zu sammen und reichten dem Sitzungsvorsitzenden Tscherewinski eine Kollektiverklärung ein. In dieser wiesen sie darauf hin, dass das Gerichtsgebäud« durch seinen Schmutz, seine antisanitären Zustände, seinen Licht- und Luftmangel jegliche Achtung vor dem Gericht zu ertöten geeignet sei. Zum Schluss wurde dar auf hingewiesen, daß das Gerichtspersonal so gering an Zahl sei, daß einzelne Prozesse jahrelang nicht vorgenommen werden können, so Lass die Angeklagten, ohne verurteilt zu sein, in den Gefängnissen oft länger schmachten müssen, als dao Höchstmass der ihnen drohenden Strafe überhaupt ausmachte. Die Ge- - schworenen gehe das insofern etwas an, als sie in solchen Fällen zu Mildcrungsgründen veranlaßt würden. Auch der letztere Vorwurf der Geschworenen ist gerecht. Aber man denke: in dieser Luft sollen noch mehr Menschen hinein. Wo soll das hinausgehen? Schon jetzt atmen die Insassen des Justizxaiastes einander die Luft weg. ie,e.V. Uhr, inr Auch^höW oeMeb sie hier den Wagen und hiess den getreuen Anton 'warten.'^t«-wollte an diesem Tag, zu dieser Stunde die Stelle gissen, wo sie Wolf Dietrich zum erstenmal sah. In der verbot. Tie Schwarzwasserbrückr an der Wnsselnraße wird hiermit bis auf weiteres ilir allen Lassvei kehr lu'pent. Zuwiderhandlung,-» gegen di ses V rl'vt werden mit Geld strafe bis zu 50 Mark oder einsvre^enü.r Hail d -straft Aue, den 6. Lkiober 1008. Der Rat der Stadt. vr. Kretzschmar, Bürgermstr. Gesamt-Feuerwehr Aue. In der Zeit von heute dis 20. Oktober 1008 findet die diesjährige Hauptübung der Grsawt-üeiiriwehr sia't. Sie wird durch Feueralarm b.kaont gegeben. Las Braiieobj.kt wird durch Rotfeuer gekennzeichnet werden. Aue, am 8. Oktober 1908. Der städtische Branddirektor. Hermann Gü, lh> r. Was ein Luftballon kostet. Die Millionen für Zeppelin, die innerhalb weniger Wochen im Interesse der Luftfahrten zusammengebracht worden sind, haben tausenderlei Gesprächsstoffe im grossen und im kleinen gebildet. Alles wurde erörtert, Technisches und Praktisches aus dem Gebiete der Luftschiffahrt und da die großen Zahlen in aller Munde waren, gab es namentlich viele Vergleiche der ver schiedenen Dinge, die zur Lustschiffahrt gehören, und ihrer Preise. Da wird es zweifellos von Interesse sein, gerade jetzt, da die im Auer Tageblatt schon gestern erwähnte Berliner Bal lon w o ch e vor der Tür steht, die der praktischen Luftschiffahrt einen neuen Sporn und Anstoß gewähren sott, einmal des nähe ren zu erfahren, was ein Luftschiff kostet. Vielen wird es ganz gewiß etwas völlig Neues sein, wenn sie hören, daß Luft schiffe im gewöhnlichen Sinne Handelsartikel geworden sind, nicht viel anders wie Automobile, und daß man in einer großen Luftschiffabrik die einzelnen Muster in den verschieden sten Ausführungen betrachten kann, mit ihnen Probefahrten unternimmt und sich dann das Exemplar, dao einem am besten gefällt, einpacken und zuschicken läßt, als sei es irgendein gang barer Artikel in einem Spezialgeschäft oder Warenhause. Die Preise sind allerdings außerordentlich respektabel. Unter 1200 Mark kann man auch nicht den einfachsten Frei ballon oder Ballon für sportlich« Zwecke von den kleinsten Dimen sionen haben, und für dieses billige Geld ist sein Gewebe auch nur von Baumwolle. Für Seide muß man schon bedeutend mehr anlegen. Da kostet bereits ein Miniaturballon von 150 Kubik metern 2000 Mark, und je nach Größe des Ballons und nach Qualität der seidenen Hülle steigen die Preise bis 8000 Mark. Beliebte Handelsartikel, die aber wohl weniger für den Privat gebrauch als für militärische Zwecke, sowie für Ausstellungen und Volksbelustigungen Verwendung finden, sind die Ballons captifs. Man hat diese in der verschiedensten Weise. Beschei dene Ballonchen, deren Gondel sechs Personen aufnimmt, und die an ihrem sicheren Kabel nur 250 Meter in die Höhe klettern, bekommt man mit allem Zubehör schon für 12 000 Mark. Da zwischen gibt es eine ganze Anzahl Stufen bis zu dem König der Fesselballons, der mit seinen 6000 Kubikmetern Inhalt dreißig Personen bis zu der stattlichen Höhe von 500 Metern emporsllhrt, der aber dann auch die respektable Summe von 60 000 Mark kostet. Aber es ist, wie gesagt, nicht jedermanns Sache, sich gleich für soundsoviel Tausende einen Ballon zu kaufen, sondern gerade so wie man erst einige Reitpferde probiert, in mehreren Auto mobilen eine Probefahrt unternimmt und in der Kunst und dem Sport, den man treiben will, Vorübungen macht, ebenso übt man sich auch erst im Ballonfahren ein, ehe man ein Luftschiff ersteht. Und auch hierfür wissen die großen Ballon fabriken Rat. Es gibt einen festen Tarif für Ballonfahrten, der auch, je nach der Größe des Ballons und der Zahl der Per sonen, die den Aufstieg unternehmen, variiert. Ganz so wie es Neues aus aller Welt. * Ein Schützling des Kaisers ertrunken. Am Montag unter nahmen einige jung« Leute aus Eraudenz eine Segelpar tie aus der Weichsel. Das Bott kenterte plötzlich und die Insassen stürzten ins Wasser. Drei Personen konnten sich retten, während der vierte Mann, der Charlottenburger Konzertmeister Erich Heine vom 41. Infanterieregiment, den Tod in den Wellen fand. Der Unfall ist um deswillen doppelt beklagens wert, als dem jungen Mann vom Kaiser die Hochschullausbahn eröffnet worden war. Die Leiche des Verunglückten konnte bis- heute noch nicht gefunden werden. * Die Einwohnerzahl der deutschen Grossstädte nimmt, wie die Köln. Ztg. hervorhebt, im laufenden Jahre viel lang samer zu als 1907. Einmal hat der Zuzug von außerhalb erheblich nachgelassen; es kommt sogar vor, daß die Zahl der Fortziehenden den Zuzug überschreitet. Sodann aber läßt im lausenden Jahre namentlich auch die eigene-; Vermehrung der großstädtischen Bevölkerung zu wünschen übrig. Entweder hat die Geburtenhäufigkeit abgenommen oder aber die Sterblichkeit ist gewachsen. Berlin, Hamburg, Dresden und Leipzig liefern für diese Feststellungen ein lehrreiches Zahlenmaterial. * Das finanzielle Ergebnis des 11. Deutschen Turnerfestes in Frankfurt a. M. steht immer noch aus. Die Verzögerung erklärt sich dadurch, dass viele Lieferanten, trotz wiederholter Aufforderung des geschiistsführenden Ausschusses, ihre Rechnun gen noch nicht eingereicht haben. Soviel kann aber heute schon gesagt werden, daß die Garantiefondszeichner nicht heran gezogen zu werden brauchen. Es wird sogar einen Ueber schuß geben, dessen Höhe allerdings heute noch nicht zu be stimmen ist. * Ein Ehedrama. Mittwoch abend wurde in Berlin der Bicrverleger Boxberger aus Brandenburg in schwer krankem Zustande aufgesunden. Kurz daraus fand man in einem Graben die Leiche seiner Frau. Beide hatten aus Verzweiflung über finanzielle Verluste Kleesalz genommen, wodurch der Tod der Frau herbeigeführt wurde. Der Mann liegt hoffnungslos dar nieder. * Tragöde einer Berliner Studentin. In einem Hause am Friesenplatze in Köln. a. Rh. brachte sich gestern «ine im Alter von 23 Jahren stehende Berliner Dam«, di« Medizin studiert, mehrere Revolverschüsse in den Leib bei, wodurch sie lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Die Studentin, die einer angesehenen Berliner Familie entstammt, verweigert jede Mitteilung über das Motiv der Tat. Die Lebensmüde ist die Braut eines Kölner Offiziers. Ecrüsteinsturz. Beim Neubau der griechischen Mariakirche in Kimpolung (Rumänien) ereignete sich ein schweres Bauun glück. Infolge der Verwendung morschen Eerüstholzes stürzte das Gerüst ein und die darauf befindlichen Arbeiter mit in die Tiefe. Herbeigerufene Rettungsmannschaften begannen sofort mit der Wogräumung der Trümmer; es gelang ihnen aber nur, drei Mu vetter InstiMlast. In der Petersburger Zeitung lesen wir: Wer einmal den Petersburger Justizpalast am Liteiny aufgesucht har oder besuchen mußte, wird, wenn ihm dort auch sonst nichts schlimmes widerfahren ist, nur die unangenehmsten Eindrücke niit nach Hause gebracht haben. Er wird nicht umhin können, an die Gebäude zu denken, die man im Auslands der Justitia gebaut hat, an die Riesenbauten, die gewöhnlich Sehenswürdig keiten der Stadt sind. Bei uns — eins der unschönsten Ge bäude, charakterlos von außen und charakteristisch von innen. Es ist, als ob unsere Gesetzlichkeit das Licht scheute und sich in eine Maulwursshöhle verkrochen hätte. Wie unter irdisch, wie Katakomben muten die endlosen Gänge an; an sonnigen Tagen dringt das Licht nur spärlich ein und muß durch eine dürftige künstliche Beleuchtung ersetzt werden. Ueberall ein Schmutz und vor allem ein Gestank, daß einem schlecht wer den kann. Sogenannte Armeleuteluft: es duftet nach Stiefeln und Füßen, nach abgestandenem Tabakrauch und Schweiß, nach nassen oder unsauberen Kleidern, nach zu reichlich von den At- mungwrganen verarbeiteter Kohlensäure; von Sauerstoff ist in der fast sichtbaren, säuerlich-stickenden Luft nichts zu spüren. Anno dazumal hat man die Wände und Fußböden einmal gestrichen. Schwarz und grau sind sie mit der Zeit geworden, schmutzstarrend der Fußboden. Jetzt in der Cholerazeit ist noch der Chlorkalk- und Karbolgestank hinzugekommen. Kein Wunder, daß die Beamten in diesen Räumen nicht ordentlich arbeiten können und mit den zahlreichen Gehilfinnen herum schäkern. Die Diener, die unter den Akten ausgetrocknet sind, typische Eogolsche Schreibergestalten, sind wie geblendet, wenn sie ans Tageslicht herauskommen, und fallen fast in Ohnmacht, wenn sie die etwas frischere Petersburger Außenluft auf sich einstürmen fühlen. Die armen Mottenexistenzen sind zu be dauern. Das einfache Volk, dem es draußen zu kalt oder zu warm ist, das sein Mittagsschläfchen machen will oder ein Schau spiel sehen möchte, findet im Saale eine unentgeltliche Unter kunft. Neben diesen Massen mit ihrem spezifischen Geruch sitzen die Halbweltdamen, denen es auf der Straße zu hell ist; auch sie baden ihren eigenartigen Duft: Parfüms usw. Alles sitzt, wenn die Vorstellung nur irgend interessanter ist, festgekeilt fast aufeinander hinter der Barriere. Bei Sensationsprozessen ist der Zudrang kaum glaublich und die Luft dementsprechend. Schon der ehemalige Dumaabgeordnete Kedrin hatte als An geklagter gegen eine Sitzung in einem solchen Saale protestiert, io men. Roman von I. Jobst. (17. Fortsetzung.) Nachdruck So fuhr sie an einem herrlichen Maimorgen in die Wälder, die im ersten lichten Gold ihrer Wipfel standen. Noch war das Morgenlied der Vögel nicht verstummt, die Wiese drunten im Tal glänzte taufrisch und unberührt in ihrem satten Grün, als habe der glitzernde Fluss mit feinen klaren Wellen allen Staub und Moder des Winters von den weiten Flächen abgespült. Vom Bruch her blitzten die sonst so verschwiegenen Wasser auf, denn Rohr und Schilf streckten erst wie mit schüchternen Fingern ihre sprossenden Halme gen Himmel. Es dauert« noch ein Weilchen, Li» sie gleich hohen, dichten Mauern di« grüne Einsamkeit schufen, die Regina so liebte. Jetzt kamen sie an da» Forsthaus vorbei, das, an einem kleinen Wiosengrund gelegen, von hohen Eichen umstanden- war, an di« sich ein Bestand uralter Riesen desselben Geschlechts anschloss, die die junge Frau besonders aufzusuchen liebte. Denn nirgendwo gab es so viele Vögel wie hier, und der Boden was mit einem Blumenteppich bedeckt, über dem das lose Volk dokMZsiffekten dahintaumelte, berauscht vom Sonnenschein und BlWUnft. Amtliche Bekanntmachungen. (Amtlich» Bekanntmachungen, so weit sie Kem Auer Tageblatt ni.-b' »»geben, n^e ben, insofern ste für uusere Leser Inrerehe haben, b»n Am»»blült rn entnommen)