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- Erscheinungsdatum
- 1908-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190810099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19081009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19081009
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
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Jahr
1908
-
Monat
1908-10
- Tag 1908-10-09
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Monat
1908-10
-
Jahr
1908
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MV-'"' Nr. 236. »nrrgv«! in Frankreich, tiottolo in Italien, Inllllmillgtop in England. Der Kreisel ist billig — der Diabolo ist teuer, das ist ein Verhältnis, das dazu führt, daß der gute alte Kreisel trotz der feinen und feinsten Ausstattung der Diabolospiele immer seinen Wert behalten wird. Einen guten Kreisel kauft man für 20, 10 ja 5 Pfennige; ein Diabolospiel lostet in der Regel je nach seiner Ausstattung mindestens 50 Pfennige, ja eine, zwei, drei, fünf Lis zwanzig Mark. Man fertigt die Diabolos aus Holz, Blech, Metall, Celluloid, versieht sie mit Gummiringen und stattet sie mit Farben und Lack mehr oder weniger vornehm aus. Die billigsten Kreisel und dabei muntere Teufelchen sind die sogenannten Torlen. Ein abgebranntes Streichholz wird einfach durch das Mittelloch eines beliebigen Holz-, Horn- oder Knochenkopfes gesteckt, dieser dann aufrecht gestellt und das Hölz chen an seinem oberen Ende zwischen Daumen und Zeigefinger schnell gedreht und auf diese Weise fortgeschnellt. Auch diese Torlen sind uralte Spielzeuge; sie hießen bei den alten Griechen Lhallirzein oder Lhalkismos. Aeltere deutsche Namen dafür sind: Merlin, Trenterchen, Triller, Firl, Ferlchen, Tirletanz; in Friesland und Holland werden sie von den Mädchen Sgellwarvel, die Spillwirbel, genannt. Auch die beim Kreiseln benutzte Peitsche hat ihre Kulturgeschichte. So erwähnt sie Wolfram von Gschenbach im Parzival mehrmals als Schwippe und sagt an einer anderen Stelle: Hier ist die Geißel, dort der Topf (d. h .Kreisel) Eönnt's dem Kind, ihn fortzutreiben. Bei den Choycnnes-Jndianern in Nordamerika fanden die spa nischen Eroberer eine Kreiselpeitsche mit drei Riemen. Der modern« Doppelkreisel, der Diabolo, tritt sogar mit der Absicht auf, «in regelrechter Sport zu werden und dem Lawn-Tennis mit Bällen Konkurrenz zu machen. Die Spieler und Spiele rinnen stehen dabei im bekannten Lawn-Tennis-Platz, drehen ihren Diabolo und werfen ihn dann genau wie den Tennisball über das Mittelnetz dem Partner oder d«r Partnerin zu, die ihn mit ihrer Schnur sicher und geschickt auffangen, weiterdrehen und zurückwrrf«» müssen. Die Zeit wird lehren, ob da» moderne Diabolo imstande sein wird, den einfachen, billigen und leicht zu spielenden Kreisel aus der Gunst der Menge zu verdrängen. entgcgenzugehen. Dem Beispiele der Bulgaren und Kretenser sind nun auch die Albanesen gefolgt, indem sie ebenfalls ihr« Unabhängigkeit proklamiert haben. Des näheren wird dar über gemeldet: » «ien, 8. Oktober. Dir «. Fr. Pr. brin«t die Nach, richt: «t» Triester Matt meldet, daß sich «Lanten für una». hönO, erklärt hab«. Wichrend der Abfall der Kretenser bedeutungslos ist, ge winnt die Lage durch das Vorgehen der Albanesen erneut ei» sehr ernstes Aussehen, da in Albanien ein Schwerpunkt des türkischen Reiches ruht und deshalb nicht abzusehen ist, wie di« Türkei in diesem Falle ohne einen Appell an die Waffen auskommen soll, wenn sie sich nicht als souveräner Staat schlecht weg für bankerott erklären will. Auch in seiner weiteren Wir kung auf die gesamteuropäische Konstellation erscheint der Abfall der Albanesen vom türkischen Reiche bedenk lich, weil Italien auf den vorherrschenden Einfluß in Albanien Anspruch erhebt und aus diesem Grunde schon längst auf Oester reich ein mißtrauisches Auge geworfen hat. Die ganze Morschheit der Valkanverhältnisi« tritt durch die Flucht der Ereignisse, die sich jetzt im raschem Wechsel vollziehen, drastisch in die Erschei nung, und Europa kann froh sein, wenn es seiner Diplomatie noch mit Halbwegs guter Manier gelingt, einen ausbrechenden Kriegsbrand zu lokalisieren und wenigstens einen allgemeinen Zusammenstoß zu verhindern, falls die Bemühungen, einen be waffneten Konflikt überhaupt hintanzuhalten, an der Macht der Tatsachen scheitern sollten. Kriegerische Stimmung in Serbien. * Wien, 8. Oktober. Aus Belgrad wird berichtet, daß das erste und zweite Aufgebot einberufen worden sei. Der Präsident der Skupschtina richtete an die Volksmenge eine An sprache, in der er sagte: Können wir nicht mit Waffen siegen, so werden wir zu Bomben Zuflucht nehmen. Das mazedonisch bosnische Komitee beschloß, mit Bandenbildung vorzugehen und Bosnien zu insurgieren. * Wien, 8. Oktober. Die N. Fr. Pr. meldet aus Belgrad: Vor dem Ministerium des Aeußeren sanden Demonstra tionen statt, weil der Protest gegen die Annexion Bosniens für zu schwach befunden wird. Die Menge suchte in das Ministerium einzudringen, wurde aber von Gendarmen zurück gewiesen. Als Militär erschien, zerstreute sie sich unter dem Rufe: Hoch der König! Krieg mit Oesterreich! Die Stimmung in Konstantinopel. ' Konstantinopel, 8. Oktober. Die gestrigen antibul garischen Demonstrationen dauerten auch des Nachts fort. Der serbischen Gesandtschaft wurden große Ovationen ge bracht. Die heutigen Tageszeitungen geben zu, daß die gestrigen Demonstrationen der Geistlichkeit in Jildiz vollkommen reak tionär waren. Ihre Vorgeschichte wär folgende: Der Ulema Kioer Ali hielt vor einigen Tagen eine reaktionäre Predigt in der Moschee, worauf er verhaftet wurde. Gestern wieder frei gelassen, veranstaltete er sofort einen Demonstrationszug nach Jildiz, wo er den Sultan der Treue der muselmanischen Geistlich keit versicherte, wenn der Sultan streng im islamischen Glauben festhalte, den türkischen Frauen die neuen Freiheiten nehme, alle Lokale und Schenken auf 100 Meter Entfernung von jeder Moschee schließen lasse und alle früher in Kraft gewesenen Gesetze, die persönliche Freiheiten verbieten, wieder in Kraft setze. Der Sultan versprach, mit dem Eroßwesir zu beraten. Unterwegs wurden der Eroßwesir und Tewfik Pascha genötigt, zu verspre chen, diese Forderungen zu erfüllen. In den niederen Volksklassen wird dauernd systematisch gegen Deutschland ge hetzt. Seit gestern wird verbreitet, Bulgarien hätte auf Ver anlassung Deutschlands seine Unabhängigkeit erklärt, und Deutsch land habe diese sofort anerkannt. ' Auch Montenegro begehrt auf. * Letinje, 8. Oktober. Die montenegrinische Regierung hat an die Vertreter der Berliner Signatarmächte eine Note ge richtet, in der die Verfügung betreffend Bosnien als eine V e r- letzung des Berliner Vertrages bezeichnet wird. In der Note wird hinzugefügt, soweit die Mächte diese Tatsache anerkennen würden, halte sich Montenegro von allen Verpflichtungen aus dem Vertrage, namentlich soweit sie sich aus dem Artikel 20 er- gcoen, für entbunden. Wiener Blätter zufolge hat Fürst Nikida sogar nach Belgrad telegraphiert: Wenn die serbische Armee zu den Ufern der Drina marschiert, werde ich mein Heer gegen die Herzegowina vorschicken. Bei König Ferdinand I. Nach einundzwanzig Jahren stiller energischer Arbeit, ge duldigen Ausharrens und diplomatischer Geschicklichkeit ist Fer dinand von Bulgarien jetzt an das Ziel seines Strebens gelangt: er ist König geworden. Mer den Fürsten während dieser langen Zeit in seinem intimen Milieu beobachten durste, der fand in diesem stillen Sammler und eifrigen Vücherleser einen Mann, der mit unerschütterlicher Konsequenz auf der einmal von ihm eingeschlagenen Bahn fortschritt. Mannigfache Züge werden jetzt bekannt, die uns den neuen Zaren in seinem Heim und bei seinen Beschäftigungen schildern. So erzählt ein fran zösischer Berichterstatter, der ihn vor etwa fünfzehn Jahren in Sofia besuchte, von der außerordentlichen Einfachheit seiner Hof haltung. Er war damals noch Junggeselle und lebte ganz wie ein schlichter Offizier in seinem Schloß, das nicht größer war und nicht luxuriöser eingerichtet ahs eine bequeme Bürgerwoh- nung. Ueber dem Eßtisch hing eine schlichte Hängelampe, von der eine elektrische Klingel herabhing. Während des Mahles durste kein Diener zugegen sein, sondern der Fürst klingelte, wenn ein neuer Gang aufgetragen werden sollte; er liebte vor allem eine zwanglose, durch kein Zeremoniell gestörte Unter haltung. In seinem Benehmen hatte er etwas pariserisch Ele gantes; in seiner Plauderei einen stark sarkastischen Zug. Keinen Augenblick war er sich über die Gefahren, in denen sein Leben und seine Stellung schwebten, unklar. Er erzählte selbst lächelnd, daß er wohl früher oder später von der Kugel oder dem Messer eines Mörders fallen würde, aber er sei zufrieden, daß seine Bauern ihn liebten und er von ihnen nichts zu fürchten habe. Nach dem Diner, daß er seinen französischen Gästen gegeben, wollte Ferdinand Sofia verlaßen, um sich einige Tage der Ruhe in dem einsamen Kloster Rico zu gönnen. Während er auf sei nen Wagen wartete, ging er noch mit den anderen bei ein brechender Dunkelheit unter den Platanen des Gartens spa zieren, während die wiegenden Klänge eines Offenbachschen Wal zers leise herüberwehen. Mit einem Lächeln, das unter dem dichten, schwarzen Schnurrbart die weißen Zähne matt hervor leuchten ließ, sagte der Fürst: Vielleicht höre ich heut Abend Offenbach zum letzten Male, wer weiß, was mich sogleich hinter diesen Bäumen erwartet. In seinem Arbeitszimmer hat er sich eine kleine Welt ge schaffen, in der sich seine mannigfachen Beschäftigungen und Lieb habereien reizvoll wiederspi«geln. Dap Gemach liegt still nach dem Garten zu, weitab von der Flucht der Empfangs- und Audienzzimmer; seine Wandbekleidung von dunklem Eichenholz verbreitet ein« behaglich würdige Stimmung, und gedämpftes Licht fällt durch di« mattgefärbten Fensterscheiben. Das Auge bleibt zunächst auf einigen schönen alten Bronzen haften, deren ,...—...... -. ,.. . - -... - - - - - - ' -- Auer Tageblatt und Anz.ioer kür dar Gnaebirae. Freitag, den 0 Oktober 1608. v Stat DI»», R»b W Ba hänl erste: wert hole befö» Krär gefül Emil Au> Inh hast Koll Iah all»» auf Ges, wett nach» Einw ließei Haupt Fußln sehr > uni«r> werde .genüg der H ball e wurd stäkt und! Ist bishe Posta dunkle Patina den schweren Akkorden dieses Raums so schön sich einfügt, gleitet über einige prächtige moderne Gemälde hin und wird dann gefesselt von ausgestopften Adlern und anderen seltenen Vögeln, die der Fürst selbst auf seinen Jagden im Bal kan geschoßen hat. Ferdinand ist ein ausgezeichneter Ornitho loge, der unter den Vogelkennern Europas «in hohes Ansehen genießt. Dem Naturhistorischen Museum in Wien hat er eine kostoare, von ihm selbst zusanuuengebrachie Sammlung überwiesen. Lange Bücherreihen mit Werken in allen Sprachen und über alle Gegenstände blicken aus mächtigen Regalen herab und verraten, daß ihr Besitzer ein leidenschaftlicher alles verschlingender Leser ist, der die enilegeusten Dinge in seinem Gedächtnis zu vereinen und zu behalten weiß. Zeigt so die Ausstattung seines Studierzimmers deutlich die Lieblingsbeschäftigungen und den Geschmack des Fürsten, so ei blickt man bei näherer Umschau eine ganze Sammlung von Mcrkwüldigkeiten und Erinnerungen, die für die Geschichten Bul gariens historische Bedeutung haben und zeigen, wie eng der Geist des Herrschers mit dem Schicksal seines Landes verknüpft ist. Da liegen die goldenen Palastschlüßcl, die ihm von der Na tionalversammlung bei stimm Einzug in Sofia übirreicht wurden;, nicht weit davon steht das in Silber auSgcführte Modell eines Eistnbahnwagens, mit Eide gefüllt, die er selbst ausgegraben hat, als ein Andenken an die Eröffnung der Eisenbahnlinie Burgas— Aembolis. Auf dem Schreibtisch liegen zwei Skizzen des ver storbenen Prinzen Alxander von Battenberg, von dessen kurzer Regierung sein Nachfolger immer in Ausdrücken der Dankbarkeit und Bewunderung spricht. Aus dem Garten dringt der Duft wildblühcnder Blumen herein und erfüllt den Raum. Bilder der Erinnerung läßt dieser starke Geruch von Feld und Heide auf steigen, den würzigen Duft der Heimat. Und der bulgarische Herrscher gedenkt der Zeiten, da er in den Tagen seiner Kindheit mit stolzen Hoffnungen im Herzen, die ungarische Pußta durch streifte. In an W- doshalk dern a Arbeit« nieder- nehmer !in uns« ansgc And gesetzt Desha sollen, nachin von d< los zu wärtei Sodan kolonn genk Eehi * des K f Spur« < aber r Fußba den w gleich darüb« kein 1l I auch b den zu In vst Plätze» unteres 8 ton de * tigend das F verursc I worder hat sick s vergi » der he. «ine ofsiziöf« deutsch« Auslassung übe» di« diplomatisch« Lage. * Köln, 8. Oktober. Ein Berliner Telegramm der Köln. Zrg. bespricht die diplomatische Lage und knüpft daran eine Be sprechung der Lossagung Kreta,- von der Türkei. Wenn auch die Türkei keine nennenswerten Vorteile, sondern lediglich Un annehmlichkeiten und Gefahren hatte, muß doch di« Losreißung eines neuen Gebietsteiles die Türkei reizen, und es ist nicht un begreiflich, daß die Gemüter in Konstantinopel in Erregung kommen. Wenn bei den Straßenkundgebungen in Konstanti nopel Feindseligkeiten gegen Deutschland hervor getreten zu sein scheinen, so ist das ein Erfolg derjenigen Preße, die mit allen Mitteln der Unwahrheit und Entstellung die Lage so darzustellen sucht, als ob die Aufrollung der Orientali schen Frage als das böswil lige Werk der deutschen Politikzu betrachten sei. Wir können nur bedauern, daß das politische Verständnis für die deutsche Politik in der Türkei nicht tiefer Wurzel gefaßt hat. Wir werden abwarten müßen, ob es sich bei diesen Aeußerungen des Uebelwollens nur um die unverantwortliche, leicht verführte aufgestachelte Menge handelt, oder ob auch maßgebende Personen die Erinnerungen an die Dienste verloren haben, die Deutschland der Türkei in der Ver gangenheit geleistet hat und auch in Zukunft noch leisten kann. Daß die serbischen Drohungen in Oesterreich-Ungarn einen erschütternden Eindruck machen werden, ist nicht sehr wahr scheinlich, auch die Erklärungen über die Stellung Monte negros zu den neuen Ereignissen werden nicht sonderlich in Betracht kommen. hab aus H'1 ung * Oberwiesenthal, 8. Oktober. Wie mild der Herb st in unserem oberen Erzgebirge auftritt, beweist der Umstand, daß die Touristen frische Dotterblumen und Primel finden, während Forstbeamte die Tatsache seststellen, daß Tannen und Fichten neue Triebe bekommen. Ein Ausflug in unsere Berge ist jetzt bei dem herrlichen Hcrbstwettcr sehr lohnend. * Planen i. B., 8. Oktober. Familienkelche. Wie in anderen Städten so haben sich neuerdings auch in Plauen Bestrebungen auf Einführung des Einzelkelches bemerkbar gemacht. Der Kirchenvorstand der Luthergemcinde hat sich jedoch nicht für den Einzelkelch entscheiden können, sondern hat beschlossen, eine größere Anzahl sogenannter Famil enkelche anzuschaffen. Diese Kelche, kleiner als die bisher üblichen Gemeindekelche und größer als die weniger würdigen Einzelkclche, reichen für 4 bis 6 Personen. * Brand bei Freiberg, 8. Oktober. Aus dein Fenster gestürzt. Hier stürzte der Reisende Heimer aus Glauchau, der sich hier besuchsweise aufhielt, anscheinend in Schlaftrunkenheit oder Anfall von Geistesgestörtheit nachts aus dem Fenster seines Schlafzimmers in der zweiten Etage und erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß er bereits nachts verstarb. * Herrnhut, 8. Oktober. Schweres Brandunglück. Das Wohnhaus des Fabrikarbeiters Anton Herrmann in Ober strafwalde ist infolge Spielens mit Streichhölzern eines 4jährigen Knaben des Nachbars niedergebrannt. Als der nichtversicherte Besitzer von seiner Arbeit nach Hause eilte, brach er angesichts seiner Brandstelle bewußtlos zusammen. Bet den Rettungs arbeiten sind mehrere hilfsbereite Personen dadurch verun glückt, daß die einstürzende Esse und die abrutschenden glühenden Schiefer dieselben verschüttete. Der Geschäftsreisende Schöneist tötlich verletzt, indem ihm die Hirnschale zerschmettert wurde;. ebenfalls mit verschüttet und teils leicht, teils schwer verletzt würden. Gutsbesitzer Heintze und drei Feuerwehrmänner. * Meißen, 8. Oktober. Eine wackere Tat verbrachte der 10 Jahre alte Plotzmeisterssohn Ernst Reiche. An der äußeren Talstraße war in der Mittagszeit der vierjährig« Kurt Dytrvch beim Spielen in den Mühlgraben gefallen. Der Knabe Reiche. Aus -em Königreich Sachse«. LandtagSarbeite«. Ueber die Tätigkeit der Deputationen im Landtage verlautet, daß die Gesetzgebungsdeputation der Zweiten Kammer fast täglich längere Beratungen abhält. Sie arbeitet noch am Berggesetzentwurf e, den man zwar im Prinzip billigt^ über dessen Einzelheiten aber verschiedentlich Meinungsverschieden heiten herrschen. Auch die Finanzdeputation 8 hält jede Woche mehrere Sitzungen ab, um den Rest der sogenannten Eisen bahnpetitionen bis zum Wiederzusammentritt des Plenums der Zweiten Kammer zur Schlußberatung fertig vorzubereiten. Die erste Deputation der Ersten Kammer liest gegenwärtig den von der Zweiten Kammer bereits verabschiedeten Entwurf zu einem Gesetze über die Einführung der Fürsorgeerziehung in Sachsen. Ueber dieses Gesetz sprach in einer Nebenver sammlung der Lehreroereinigung für Jugendschutz gelegentlich der Hauptversammlung des Sächsischen LchrervereinS in Zwickau Oberregierungsrat Müller-Altendorf-Chemnitz. Redner hob die Vorteile des neuen Gesetzes hervor: Einheitlichkeit und Ueber- sichtlichkeit der bisher verstreuten Bestimmungen, Regelung der Kostendeckung, Möglichkeit der Anwendung der Fürsorge-Erziehung auch ohne strafbare Handlung des Kindes usw. Damit sei zu hoffen, daß nun die Fürsorge-Erziehung weit mehr und eher an gewendet werde. Zu wünschen bliebe noch, daß schon aus Rück sicht auf den dreijährigen Besuch der Fortbildungsschule die Altersgrenze bis zum 17. Lebensjahre heraufgeschoben werde, daß unter schulpflichtigen Minderjährigen immer auch Fortbildungs schüler verstanden würden, daß in jedem nicht ganz zweifellosem Falle die Sachverständigen vom Vormundschaftsgericht hinzugezogen würden zur völligen Aufklärung des Tatbestandes. In der Debatte wurde hervorgehoben, daß vor allem eine viel größere Beschleunigung des Verfahrens zu wünschen sei und deshalb von der mündlichen Verhandlung mit allen Beteilig ten vor dem VormundschastSrichter und von der vorläufigen Unter bringung möglichst viel Gebrauch gemacht werden möge, daß der Beschluß auf Anwendung der Fürsorge-Erziehung durch Ver tagung nicht aufgehoben werde, daß der Schule stets auch Meldung gemacht werde, wenn das Kind Objekt einer strafbaren Hand- lung, nicht bl»ß, wenn es Subjekt einer solchen, daß bei Straf aufschub eine gewisse behütende Kontrolle eintreten möge, Politische Tagesschau. An«, den 9 Oktober. * Der Heeresetat für 1909. Wie die Tägl. Rundsch. hört, sind für den Voranschlag des Kriegsministeriums folgende Ge sichtspunkt« ausschlaggebend gewesen: Kriegsminister ch Einem hat bereits früher erklärt, daß er den organisatorischen Ausbau der Armee im großen und ganzen als abgeschlossen erachte, daß aber im einzelnen, besonders bei den technischen Truppen, Luft schiffern usw. noch umfangreiche Weiterentwicklungen möglich seien. Die Heeresverwaltung ist durch das Friedenspräsenzgesetz bis zum Jahre 1910 gebunden; Neuforderungen können in einer späteren Zukunft aus mancherlei Gründen nötig werden, wie durch technische Erfindungen, z. B. Vervollkommnung der Luf t- fahrzeuge, durch Vorgänge bei anderen Armeen usw. Jeden falls ist von einer bevorstehenden umfangreichen Militärvorlage keine Rede und auch keinerlei Vorbereitung für eine solche getroffen. * Der Bundesrat hat sich mit der Ueberweisung der Ent würfe eines Gesetzes über Aenderung des Gerichtsverfas sungsgesetzes, einer Strafprozeßordnung und eines zu beiden Gesetzen gehörenden Einführungsgesetzes an die zuständigen Ausschüsse einverstanden erklärt. * Ueber den Inhalt der Novelle zum Reichsbankgesetz erfährt die Inf. von unterrichteter Seite, daß es sich um Aenderungen an dem jetzigen Vankgesetze handelt, die sich vor allen Dingen auf die Erhöhung Les steuerfreien, ungedeckten Notenum laufs beziehen. Es ist ferner eine Verteilung des Reingewinns der Reichsbank vorgesehen, die von der bisherigen abweicht. Es konnte ferner der Diskontsatz eine neue Regelung erfahren, während Neuerungen einschneidender Natur bezüglich der Vor schriften über die Notenausgabe nicht zu erwarten sind. Die Novelle wird jedenfalls in der nächsten Tagung dem Reichstage unterbreitet werden, da Ende Dezember 1909 die Kündigungs frist für dos Reich gegenüber der Reichsbank abläuft. Ob die Vorlage noch vor Weihnachten zur Beratung gelangen wird, steht allerdings dahin.
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