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„Sibylle!« „Warum machst du mir einen Vorwu ' daraus, daß ich Wolf Dietrich nicht sehen mag? Wilhelm hat:, ftets eine starke Abneigung gegen ihn, und ich treten darin sein x. L« an, das ist doch begreiflich." „Dein Mann aber und ich haben Wolf Dietrich stets wie einen Sohn geliebt. Er ist ein prächtiger Mensch, ein echter Edelmann." . „Das wird die Zukunft lehren." Ellern sah Sibylle traurig an, doch er verschmähte jedes weitere Wort. All seine Sympathie gehörte aber von Stund' an der unglücklichen Regina, der er gelobte, ein väterlicher Freund und Berater zu sein, solange er hier die Stelle des fehlenden Hausherrn vertreten mutzte. 7. Kapitel. Das Leben ging seinen Gang. Der Winter nahm Abschied, und die schöne Zeit begann. Von dem Mörder fand man keine Spur, di« Kriminalbeamten verließen Grotz-Ellern, ihre Kunst hatte kein anderes Resultat gezeitigt, als daß die Wilderer dem Revier jetzt fern blieben und damit auch der mutmatzliche Mörder. Der Verkehr zwischen Leiden Frauen war friedlich, man sah sich selten, war sehr förmlich miteinander, bewahrte aber nach außen hin den Anschein guten Einvernehmens. Nachdem Brautz- neck vergeblich versucht hatte, die früheren herzlicheren Bezieh ungen wiederherzustellen, fand er sich als echter Lebenskünstler in die veränderte Situation und verteilte seine Zeit gewissenhaft zwischen die Leiden Frauen, denen er gleich zugetan war, ver ehrte er doch in Sibylle die Mutter des Mannes, der ihm so groß mütig ein Obdach in Grotz-Ellern gegeben hatte. Auch Vetter Bernhard war oft anwesend. Er wußte sein Gut bei seinem Sohn in den besten Händen und stellte seine Zeit und seine Arbeitskraft ganz in den Dienst der verlassenen Herr schaft. Zwischen dem gütigen alten Herrn und Regina entstand mit der Zeit ein ähnliches Verhältnis wie das, was sie mit ihrem verstorbenen Schwiegervater verbunden hatte. Sie wurden ganz vertraut miteinander, aber nie rührt« sie an die Geschehnisse in der Mordnacht, keine Frage quälte die junge Frau, mit keinem Worte wurde der Verdächtigung ihrer Schwiegermutter gedacht. Und kein Vater hätte zärtlicher sein können in der Fürsorge für Regina und in der Art, wie er sie zu lehren versuchte, ergeben! und geduldig dem Kommenden entgegenzusehen. Er suchte fiq jetzt schon mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß ihr eine Tochter geschenkt werden könnte, und tröstend verwies er sie aus die Familienstatuten, die ihr wohl die Herrschaft nehmen! konnten, aber sie in nichts in ihrer Existenz bedrohten. Gleich Sibylle würde sie Unterhalt und Wohnung im Schloß finden, wo sie mit ihrem Kinde ohne Sorgen leben konnte, es sei denn, daß sie wieder heirate. Regina hörte mit wunderlichen Gefühlen diesen Erklärungen zu. Was konnten sie ihr bedeuten. Sie quälte sich nicht mit solchen Gedanken und Befürchtungen. Ihr Inneres war seltsam zer- rissen. Ueber allem anderen hob sich ins Riesenhaste di« Schuld. Die erdrückte alles in ihr, was heimlich empoksprießen wollte an süßem Hoffen und wilder Sehnsucht nach dem Mann, den sie liebte — leidenschaftlicher denn je. Sie wußte sich in ihrer Schuld mit ihm verbunden. „Um deinetwillen!" da» Wort hielt sie aufrecht, wenn ihr Stolz unter der Wucht der Erkenntnis ihres Meineides zusam menbrechen wollt«. Sie vermiet es, bestimmte Spalten der Zeitungen zu lesen, denn sie traf zu oft auf ein« Gerichtsverhand lung, die den Meineid als fluchwürdiges Verbrechen strafte. Mit Zuchthaus! Es faßte sie ein Grausen, wenn sie da» las, und fiq mutzte daran denken, daß diese Strafe auch über ihrem Haupt« hing gleich einem Schwert. „Um deinetwillen!" Sie hatte es getan, um Wolf Dietrich vor der schimpflichen Anklage zu schützen, nicht um ihrer Ehr« willen. Die kam erst in zweiter Reihe. Der Mörder war nicht gefunden. Fraglos hätte «ine Untersuchung gegen den Ge liebten stattgefunden, vielleicht wäre er wegen mangelnder Be weise freigesprochen worden, ein Entehrter in den Augen der Welt und in den seinigen. Und wenn sie so weit in ihrem Grübeln gekommen war, so stellt« ste sich die Frag«: „Würdest du es wiedertun?" Und ihre Antwort war stets dieselbe: „Ja, und tausendmal ja!" Noch «in« ander« Frage quälte sie, die viel schwerer zu lösen war: Was würde stärker in ihr sein: di« Geliebte oder di« Mutter? . , > oM Nr. 235. Beilage zum Auer Tageblatt. 8. Oktober. 1998. rn, kllr roleum, kinciet Amtliche Bekanntmachungen. (Amtlich» Bekanntmachungen, so weit sl» dem Anrr Tageblatt nicb ,»geben, »' erben, insofern fl» fü» uuser» Leser Interesse staben, den Umr» biätt rn entnommen) IlSN ^us öare in fern, l u!w. * M. werden >. 0. 4 Holzversteigerung auf Pfannenstieler Revier. Im „Multzental" in Ane sollen Montag, arn ir. Oktober» >ysr von nacbm. r Ubr an 440 Stück ".-Stangen von 7/9 cm Un.ers.ärkei ^^ti. A " " " " " I Abt. 13.16, 102 rm >1. — Stöcke, aufbercikct in Abt. 10 unter den üblichen Bedingungen meistbietend verkauft werden. MsMch Schönvurgischr fsrstverwaltung pkannrnstie!. Zschorlau. Ilm I. tlsr. Mir. lina der Nl. Termin Renten, „ !>. „ Vcandkasse, „ !!. „ Einkommensteuer und „ ist. „ Anlagen fällig gewesen. Beträge, die bis zum 15. dss. Mts. nicht bezahlt sinh, müssen zwangsweise eiugezogen werden, wodurch den Säumigen »och be sondere Kosten entstehen. Zschorlau, am 2. Oktober 1908. Der Gemeindevorstün). Heinke. Die Berliner Ballonwoche. Das Eordon-Bennett-Rennen der Lüfte. Berlin steht vor einem luftigen Ereignis: innerhalb dreier Tage wird man dort nicht weniger als 86 Ballons in die Lüfte steigen sehen. Sonnabend, Sonntag und Montag werden auf einem großen Platze in Schmargendorfs die Starts zu den drei Luftwettfahrten stattsinden, deren bedeutendste die internationale Konkurrenz um den von dem amerikanischen Zeitungsverleger Eordon Bennett gestifteten Wanderpreis ist. Der Aufstieg zu diesem Bennett-Rennen der Lüfte wird sich am Sonntag vollziehen. Kaum etwas anderes hat in den letzten Monaten die Gemüter so erregt, und zur Teilnahme ge zwungen, wie gerade die Vorgänge auf dem Gebiete der Luft schiffahrt,, und wenn es sich auch bei den bevorstehenden Kon kurrenzen nicht um das Problem des lenkbaren Luftschiffes han delt — sie werden nicht von Motorballons, sondern nur von Gasballons bestritten — so ist ihnen doch das allgemeinste und lebhafteste Interesse sicher. Zum ersten Male kann Las Wett fliegen um den Gordan-Bennett-Preis in Frankreich im Jahre 1906 zum Austrag, wo der amerikanische Leutnant Frank Lahm, der den Kanal überquerte und in England landete, den Preis davon trug. Im vergangenen Jahre waren die Ver einigten Staaten von Nordamerika der Schauplatz Les Rennens. Sieger wurde in der in St. Louis gestarteten und von elf Ballons bestrittenen Konkurrenz Oskar Erbslöh mit dem Berliner Ballon Pommern des inzwischen verstorbenen Frei herrn von Hewald. Für das diesjährige Wettfliegen, das der Berliner Verein für Luftschiffahrt veranstaltet, sind 23 Ballons gemeldet. Deutsch land wird Lurch den vorjährigen Sieger Erbslöh, Rechtsanwalt Dr. Niemeyer und Hauptmann v. Abercron vertreten sein. Auch die anderen beteiligten Länder haben das Beste ausgewählt, was an Material und Führern aufzutreiben war. Der Berliner Ver ein für Luftschiffahrt hat aber an dieses Wettfliegen noch zwei weitere Veranstaltungen angeschlossen, und zwar am Tage vor her, am 10. Oktober, eine Zielfahrt und am Tage nachher, am 12. Oktober, eine Dauerfahrt. Ein viertes Ereignis, eine Wett- N?ohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, Der froh von ihren Taten ihrer Größe Den Hörer unterhält, und still sich freuend Ans Ende dieser schöne» Reihe sich Geschlossen siebt! beliLs estas, kiu Kun pleruro purolas pri Is putroj, lclu Kose llskontss pri Mas grsnciaj sgkj Kaj en la tjno cke Ir bela vico 8In wem llere vickas. «r- Regina. Roman von I. Jobst. (16. Fortsetzung.) Nachdruck °<r-»Nn. „Ich rechte nicht mit der Beleidigung, die in deinen Wor ten liegt, Sibylle. Du bist jetzt krank, es ist zu Schweres über dich gekommen. Aber da ich der stellvertretende Herr hier bin, bis die Erbfrage sich entscheidet, so stehe ich mit meiner Ehre dafür ein, daß nichts unterlassen wird, was notwendig ist. Daher werde ich morgen nach Southampton telegraphieren und, wenn das Schiff schon den Hafen verlassen hat, nach Eoruna. Ich vermute, Latz Wolf Dietrichs lange Reise alsdann unterbleiben wird, da ihn die Pflicht zurückruft.« „Die Pflicht?" „Ja, die Pflicht, die ihm vielleicht Linnen kurzem durch den Antritt des Majorats erwächst. Ein Besitz bringt doch Pflichten mit sich, denen man sich nicht entziehen kann." ^Jch wünsche Wolf Dietrich aber nicht hier zu sehen." „Entschuldige, liebe Sibylle, wenn ich dir sagen muß, daß dü darin gar nicht» zu bestimmen hast. Baronin Regina allein hat da» Recht, hierin einen Wunsch auszusprechen, sie ist die Herrin »ost Groß-Ellern." „Und Mrd Wolf Dietrich lieber heute al» morgen hier empfangen." i,,,.. i,-/" fahrt mit Motorlustschiffen, war geplant, kam aber wegen zu weit gehender Forderungen der dafür in Aussicht genommenen Starter nicht zustande. Für die Ziels« hrt, die vom Start platz bei der Schmargendorfer Gasanstalt nach einem in der Windrichtung etwa 109 Kilometer entfernt liegenden Ort aus geführt werden soll, sind 25 Ballons gemeldet, von denen der belgische Ballon le Roitelet mit 250 Kubikmetern Easinhalt der weitaus kleinste Repräsentant ist, der in der dreitägigen Kon kurrenz hervortritt. Die Zielfahrt stellt an die Flugdauer der beteiligten Fahrzeuge so geringe Ansprüche, daß die Größe des Ballons in den Hintergrund treten kann. Anders die D a u.e r- fahrt. Diese findet den Vorschriften des Internationalen Luft- schifserverbandes entsprechend in vier Klassen von 601 bis 900, 1901 bis 1200, 1201 bis 1600 und 1601 bis 2200 Kubikmetern In halt statt. Am stärksten ist die Klasse von 1201 bis 1600 Kubik metern vertreten, und zwar sind es 22 deutsche Ballons die hier starten, In den anderen, mit nur 4, 5 und 7 Ballons besetzten Klassen nimmt je ein Ausländer teil. Derartige Wettfahrten erfordern natürlich umfangreiche Vorbereitungen. Zunächst galt es, Einrichtungen zu treffen, um ein einwandfreies Füllen der Luftfahrzeuge zu gewährleisten. Das war natürlich bei der großen Anzahl der Ballons außerordentlich schwierig, besonders da der Berliner Verein für Luftschiffahrt den Beschluß gefaßr hat, alle zum Gordon-Bennett-Rennen gemeldeten 23 Ballons gleichzeitig zu füllen, um die Chancen möglichst auszugleichen und das Bild des Startplatzes für die Zuschauer spannender zu gestalten. Zu diesem Zweck sind auf dem 34 000 Quadratmeter großen Platz an der Schmargendorfer Gasanstalt 23 Füllplätze angelegt worden. Die vorgesehenen Rohranlagen ermöglichen es, den Füllplützen stündlich 24 000 Kubikmeter Gas zuzuführen. Da nun die gemeldeten Ballons mit einer einzigen Ausnahme — dem nur 1680 Kubikmeter fassenden belgischen Ballon Belgica — ein Fassungsvermögen von 2200 Kubikmeter haben, müßten also zwei Stunden zur Lieferung der erforderlichen 50 080 Kubikmeter Gas genügen. Den Sieger des Gordon-Bennett-Rennens vorherzusagen, ist natürlich nicht möglich. Abgesehen von Zu fälligkeiten kommt die Güte des verwendeten Materials in Be tracht, vor allem aber werden die physischen und moralischen Qualitäten der Führer maßgebend sein. Was das Material betrifft, so haben sich die deutschen gummierten Ballons gegen über den gefirnißten bisher hinsichtlich ihrer Dichtigkeit und Unempfindlichkeit gegen Wärmebestrahlung überlegen gezeigt. Auch in bezug auf die Führer ist Deutschland gut vertreten. Erbslöh, der Sieger des Vorjahres, hat sich in Dr. Sticker einen tüchtigen Begleiter gesichert, Hauptmann v. Abercron, der im vergangenen Jahre den dritten Platz belegte, wird von Leutnant Stach von Eoltzheim begleitet sein, und auch Dr. N i e- meyer hat in dem Kölner Fabrikanten Hiedemann einen auf aeronautischem Gebiet wohlerprobten Gehilfen. Starke Kämpen führt auch Frankreich mit Leblanc, dem Zweiten des letzten Gordon-Bennett-Rennens, und Faure ins Feld, Amerika ist mit McLoy, Forbes und Arnold sehr gut vertreten. Dunville, Rolls und Huntington werden sicher nichts unversucht lassen, um den Preis nach England zu bringen. Die Schweiz bringt zwei alt bewährt« Ballonführer, de Beauclair und Oberst Schaeck, ins Feld, und von Italien werden wir Usuelli und den Prinzen Borghese, den Sieger der Automobilfahrt Peking—Paris, am Start sehen. Die Tüchtigkeit von Material und Führer wird aber allein kaum den Ausschlag geben. Es gehört auch einiges Glück dazu, um die besten Luftströmungen, den vorteilhaftesten Wino zu erreichen und mit dem Ballon am weitesten vom Start platz entfernt am nächsten oder gar erst übernächsten Tage zu landen und damit den Sieg zu erringen. Ein neuer Flug Wilbur Wrights. Wilbur Wright unternahm gestern abend mit einem fran zösischen Journalisten einen Flug mit seinem Aeroplan, Lei dem er mit 1 Stunde 4 Minuten 262/g Sekunden Fahrzeit eine bisher unerreichte Leistung vollbrachte. Sofort nach dem Start stieg der Apparat auf 25 Meter Höhe. Nach einer Fahrt von einer halben Stunde bäumte sich der Apparat infolge eines hef tigen Windstoßes hoch auf und kam dann beinahe zu Boden. Mit Hilfe des Steuers und der Flügelkrümmung konnte Wright den Fall parieren und die Fahrt fortsetz « n. Dis Länge de» Fluges betrug 70 Kilometer. Unterricht i» Fliegen. Wilbur Wright, der jetzt so glänzende Leistungen mit seiner Flugmaschine vollbracht hat, erklärte auf die Frage, was er denn nun zunächst zu tun gedenke: Unterricht im Fliegen geben! Ich habe versprochen, bevor ich nach Amerika gehe, erst einigen Franzosen zu lehren, wie man Flugmaschinen lenkt. Acht von den fünfzig Flugmaschinen, die M. Weiller nach meinem Modell bestellt hat, sind bereits verkauft, und zwar zumeist an Franzosen. Ferner höre ich, daß auch die französische Regierung an den An kauf von Flugmaschinen für die Zwecke der nationalen Vertei digung denkt. , § ; Schiffskatastrophe nutet dem Aequator. Fünf Tag« im Rettungsboot. Ueber einen Schiffszusammenstoß unter dem Aequator und über die Leiden der Schiffbrüchigen auf hoher See wird aus Per- nambuco geschrieben: Für die Seereise Neuyork—Buenos Aires hatte ich von der englischen Prince Line den am 15. August von Neuyork abgehenden Dampfer Spartan Prince gewählt, der in 24 Tagen in Buenos Aires anlangen und auf der Fahrt nur Montevideo anlaufen sollte. Nach vierzehn Reisetagen — die See ging ständig sehr hoch — wurde die Schiffsbesatzung des Spartan Prince am 29. August in früher Morgenstunde durch einen furchtbaren Stoß aufgeschreckt — zwei weitere minder schwere Stöße folgten, begleitet von dem Niederrasseln der ge waltigen Masten. Ein Segler, ein schwerer Dreimaster, dessen Namen und Nationalität unbekannt blieb, hatte den Spartan Prince an der Backbordseite an dem ersten Vorderladeraum an gerannt. Der Zusammenstoß erfolgte fast genau unter dem Aequator 0,26 Grad südlich, 36,29 Grad westlich. Die Maschine des Spartan Prince war unbeschädigt, und nach einigen not dürftigen Reparaturen des drei Quadratmeter großen Lecks ent schloß sich der Kapitän nach Pernambuco mit schwacher Kraft zu fahren. Die Rettungsboote blieben ausgeschwungen,. Hoher Seegang und scharfer Gegenwind warfen aber so viel Wasser in den Spartan Prince, daß der Kapitän, am 2. September mit tags, kurz nach 1 Uhr Befehl gab, das Schiff zu verlassen und sich in die Rettungsboote zu begeben. Die ganze Schiffs besatzung bestand aus vierzig Personen, die auf drei Rettungs boote verteilt waren; ich selbst war der einzige Passagier I. Klasse und saß im Kapitänsrettungsboot zusammen mit den» Kapitän, dem ersten und dritten Ingenieur, dem Obersteward und dessen Frau, die die einzige Frau an Bord war, und neun Matrosen und Heizern, zusammen 15 Personen. Da dis drei Rettungsboote verschieden schnell segelten, so verloren wir uns schon nach der ersten Nacht aus den Augen. Die Fahrt in meinem Rettungsboot war nichts weniger als angenehm. Die hohen Wellen schlugen ständig über das Book, und eingepfercht wie Sardinen in der Blechdose suchte man ver gebens nach einem trockenen Lappen oder versuchte, die Lage auf dem harten Holze zu ändern. Wir nahmen täglich drei Mahl zeiten ein, von denen jede aus einem zementharten Schiffszwie back mit etwas Büchsenfleisch und einem Becher trüben Wassers bestand. Das trockene, morsche Holz des Rettungsbootes sprang ständig auf, Tag und Nacht mußten vier Mann das eintretends Wasser über Bord schöpfen, und oft mußte das Boot liege» bleiben, so daß wir immer wieder die Gefahr eines traurigen Unterganges vor Augen hatten. Endlich nach fünfeinhalb» Reisetagen im Rettungsboot erreichten wir nach einer schwie rigen Landung am 8. September um 2 Uhr morgens die brasi lianische Küste. Wir hatten 400 englische Meilen im Boot zu rückgelegt. Die Landungsstelle, Prezidio, war sechs Kilometer von dem Flecken Acarahu entfernt, wohin wir nachmittags ge bracht wurden. Obgleich ich als einziger portugiesisch Sprechen der die Herren der Stadtverwaltung um das Allernotwendigste bat, und die Stadt Acarahu, die 14 000 Einwohner zählt und mit allen Lebensmitteln versehen ist, uns Schiffbrüchigen mi< Speise und Trank sofort hätte helfen können, war es sehr schwie rig, und nur unter Zahlungsverpflichtungen möglich, Lebens mittel zu erhalten, und es genügt zu sagen, daß man uns selbst.