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- Erscheinungsdatum
- 1908-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190809191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080919
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-09
- Tag 1908-09-19
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Monat
1908-09
-
Jahr
1908
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Nr. SIS Auer Tageblatt nnd Anzeiger für da» Erzgebirge Sonnabend, den iS. September 1908. » k! d >i t u fett 1VVS, und SV SpeztalvertrSge find geschloffen morden. Da, Netz dieser Verträge wird allmählich so eng, daß «, sich sehr wohl «ine« Tage« in einen allgemeinen Weltvertrag verwandeln kann. Zur Abschaffung des Krieg«, wird es noch nicht führen, aber «in grober Schritt wäre getan, wenn die Mächte ihre Strei tigkeiten einem Gerichtshof zuerst unterwürfen. Zum Schluß feiner Rede empfahl der Vortragende der Konferenz folgende Resolution zur Annahm«: Die Konferenz spricht den Wunsch au», das, der Entwurf eines Schiedsgerichtsvertrag«» mit dem beigefügt«» Protokoll der ersten Kommission der Haager Konferenz von 1907, der doch die Zustimmung einer groben Mehrheit von Mächten ge funden hat und der auf dem allgemeinen Vertrag basiert ist, den di« Interparlamentarische Union 1906 in London ange nommen hat, als Ausgangspunkt für die weiteren Ver handlungen zwischen den Mächten genommen werde, um zur allgemeinen Verständigung über die Frage der obligatorischen Schiedsgerichte zu gelangen. In der Diskussion beantragt der greise sozialistische Senator Lafontaine (Belgien), die Konferenz möge die Staaten, die sich dem Beschlüsse der ersten Kommission der zweiten Haager Friedenskonferenz entsprechend dem Entwurf des Weltschieds gerichts angeschlossen haben, ersuchen, ihn möglichst bald in einen definitiven Vertrag umzuwandeln und die anderen außenstehen- den Staaten einzuladen, sich möglichst bald diesem Vertrags system anzuschlietzen. Die Resolution Plehner wird einstimmig, der Antrag des Senators Lafontaine gegen die Stimmen der meisten deutschen Mitglieder angenommen. der Verständigung gefunden wurde. Der wieder erschienene Abgeordnete Heine- Berlin kam nicht m«hr zum Wort, denn nachdem noch zwei Redner gesprochen hatt«n, wurde plötzlich von der großen Mehrheit ein Schlußantrag angenommen. Auf di« Fehler der Partei wies d«r erste der beiden Redner, der württembergisch« Landtagsabgeordnete Keil hin. wir wollen zur Vernunft zurückkehren! so ri«f Keil au». Er setzte dann auseinander, daß man auf beiden Seit«» di« praktisch-taktische Bedeutung der Budgetfrage über trieben habe. Er halte es nicht für nötig, den GegeHsatz zum Staat« gerade beim Budget immer zum Ausdruck zu bringen. Die Schlußentschetdung müsse al» wichtigste» parlamentarisches Kampfmittel den Abgeordneten überlassen bleiben. K«il empfahl zum Schluß die Resolution Frohmes. Frau Zieh-Hamburg vertrat den Standpunkt der absoluten Unversöhnlichkeit. Das Schlußwort nahm an Stelle Bebels, der zwar anwesend war, aber wegen seiner andauernden Kränklichkeit nicht mehr reden darf, der Parteisekretär Ebert-Berlin. Er erklärte, daß nach der gestrigen systematischen Verschärfung der Gegensätze Parteivor stand und Kontrollkommission beschlossen hätten, ihre Resolution aufrecht zu erhalten. Am Schlüße der Debatte gab namens der Süddeutschen der Abg. Timm- München die Erklärung ab, daß die Süddeutschen für die Resolution Frohme stimmen würden. Es wurde zunächst über den Antrag Schöpflin-Leipzig abge stimmt, der den dritten Absatz der Resulotion des Lübecker Par teitages enthält, wonach in dringenden Ausnahmefäl len für das Budget gestimmt werden darf. Der Antrag wurde abgelehnt. Sodann wurde über di« Resolution Frohme ab gestimmt; sie wurde ebenfalls abgelehnt. Es folgt die namentliche Abstimmung über di« Resolution des Partei vor st ander. Dafür stimmen 2S8, dagegen 11V Delegierte. Abg. Heine-Berlin stimmt gegen beide Anträge. Der bayerische Landtagsabgeordnete Segitz-Fürth verlas darauf fol gende schriftliche Erklärung: Parteigenossen! Im Auftrage von 66 Delegierten aus Bayern, Baden, Württemberg und Hessen habe ich folgende, von jedem einzelnen Delegierten unterzeichnete Erklärung abzugeben: Wir erkennen dem Deutschen Parteitag als der legitimen Vertretung der Gesamtxvrtei die oberste Entschei dung zu in allen prinzipiellen und in den taktischen Angelegenheiten, die dax> ganze Reich berühren, wir sind aber der Ansicht, daß in allen speziellen Angelegenheiten der Landespolitik die Landesorganisation die geeignete und zuständige Instanz ist, die auf dem Boden des gemeinsamen Programms den Gang ihrer Landespolitik nach den besonderen Verhältnissen selbständig zu bestimmen hat und daß die je weilige Entscheidung über die Vudgetabstimmung dem pflicht gemäßen Ermessen d«r ihren Landesorganisationen verant wortlichen Landtagsfraktionen vorbehalten bleiben muß. (Lebhafter Beifall der Süddeutschen.) Der Abg. Singer erklärt: Der Parteitag nimmt Kenntnis von dieser Erklärung, sie wird zu Protokoll genommen werden. Darauf tritt die Mittagspause ein. Nach Eröffnung der Nach mittagssitzung wird wegen der Kriegshetze folgender vom Parteivorstand und der Kontrollkommission ein gebrachter Antrag verteilt: Das gemeingefährliche und verbrecherische Treiben bestimmter Kreise zweier Kultur völker wie das englische und das deutsche gegenseitig zu verhetzen und zum Kriege aufzustacheln, dient nur den engherzigen und kurzsichtigen Interessen der ausbeutenden und herrschenden Klassen. Es steht im schroffsten Gegensatz zu der Gesinnung internationaler Brüderlichkeit der ausgebeuteten Massen aller Nationalitäten, welche durch die engste Solidarität der Interessen mit einander verbunden sind. Angesichts der Opfer an Gut und Blut, welcher jeder Krieg gerade den werktätigen Massen aufer legt und der ungeheuren materiellen und kulturellen Schädigun gen, welche er für die Gesamtheit des Volkes mit sich bringt, angesichts der weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Zusammen hänge, denen zufolge jeder Konflikt zwischen zwei Kulturnationen die Gefahr eines Weltkrieges in sich birgt, macht es der Partei tag dem Prolitariat Deutschlands zur besonderen Pflicht, gemäß der Resolution des internationalen Sozialistenkongresses in Stuttgart mit allen in Betracht kommenden Mitteln für die Ueberwindung des chauvenistischen Geistes und die Sicherstellung des Friedens einzutreten. — Abg. M o lk e n b h r - Berlin sprach darauf über Sozialpolitik und der neue Kurs. Es gelangte eine sehr lange Resolution zur Annahm«. Alsdann beschäftigte sich der Parteitag mit dem Organisationsstatut. Zur Abhaltung des nächsten Parteitages lagen Einladungen aus Eisenach und Leipzig vor, es wurde Leipzig gewählt. Darauf wurde die Versammlung auf Sonnabend vormittag S Uhr vertagt. Aus vem Wnigreick Sachen. Hauptversammlung des Erzgrbirgsverein^ Wie wir unseren Lesern früher schon mitteilten, findet die diesjährige Abgeordnetenversammlung des Erzgebirgsvereins am 26. September in Scheibenberg statt, von den «ingegangenen Anträgen heben wir di« folgenden hervor: Di« Abgeordneten versammlung wolle beschließen: 1. Di« Erhebung einer So nd e r- steuer von Sommerfrischlern ist nicht zu billigen, a) Die Mit glieder, insbesondere di« Vorständ« der betreffenden Zweigver ein« müssen dahin wirken, daß diese Steuererhebung in ihrem Vereinsgebiete unterbleibt, d) Sollte ihnen da» nicht möglich sein, so müssen sie dahin wirken, daß von Sommerfrischlern, die sich «l» Mitglieder eines Erzgebirg»-Zweigv«r«in» ausweisen, die Sondersteuer nicht erhoben wird, v) Die Namen der Orte, in denen von den Sommerfrischlern «ine besondere Abgabe irgend welcher Art erhoben wird, sind im Sommer i-ischenver- zeichnis und im Glückauf bekannt zu geben. 2. Freiwillig« Gaben der Sommerfrischler zur Aufstellung und Unterhaltung von Bänken, Wegetafeln, -marken usw. sind der Kass« d«s be treffenden Zweigvereins zuzuführen. 3. Die Zweigvereine, in deren Vereinsgebiet Sommerwohnungen ausgeboten werden, müssen ihren Vorstand, bezw. einen besonderen Aus schuß beauftragen, alljährlich die zu vermietenden Räume recht zeitig zu besichtigen und auf Abstellung etwaiger Mängel zu dringen, berechtigten Wünschen zur Erfüllung zu verhelfen und auch dahin zu wirken, daß für dieselben Räume, wenn sie von mehr als einer Person bewohnt werden, nicht kurzerhand d«r mehrfache Preis gefordert wird, z. B. 1 Person 6 ^l, 2 Personen 12 .L, 3 Personen 18 .«. 4. ») Di« Zweigvereine müssen ihren Vorstand, bezw. einen besonderen Ausschuß beauftragen, darauf zu halten, Laß in ihrem Vereinsgebiet vom Fremden nicht höhere Preise gefordert werden als vom Einheimischen und daß der Fremde gutzuber«itete Speisen und Getränke bet angemessenen Preisen erhält, aufmerksam und freundlich bedient wird und -irmmoI mO (q trgujj ft-zrsgnvd siun üunuqi(Z vvttgn frischenverzeichnis und im Glückauf ist bekannt zu geben, dag Wanderer und Sommerfrischler etwaige Wünsche oder Klagen ausführlich und unter Angabe ihrer vollständigen Adresse dem Gesamtvorstande unterbreiten sollen, der ihre Namen geheim hält, daß anonyme Zuschriften aber unbeachtet bleiben. hatten Stellungen in feinen Häusern als Stützen, ohne besonders dafür ausgebildet zu sein. Es hatte immer nicht reichen wollen bei uns, sie schilderten mir diese Stellungen so wenig verlockend, Laß ich mich rnicht entschließen konnte, es ihnen gleich zu tun. Ich hätte so gern das Lehrerinnen-Examen gemacht, und da ich die höhere Töchterschule mit Erfolg absolviert hatte, wär' es mir wohl nicht schwer geworden. Aber die Eltern kränkelten fort während, und es befand sich kein Seminar am Ort. Unsere näheren Verwandt« »waren nicht in der Lage, mir nach Mutters Tod beizustehen. Jeder schlug etwas anderes vor, aber es wider strebte mir, ohne richtige Ausbildung eine Zwitterstellung ein zunehmen. Da laß ich, daß hier weibliche Arbeitskräfte im Buchdruckergewerbe gesucht würden, und ich sagte mir: das ist vielleicht etwas für dich." Das Mädchen hielt einen Augenblick inne, und der alte Herr ermuntert« si«: „Bitte, nur weiter, liebes Fräulein — Ihre Erzählung interessiert mich sehr." „Die Bedingungen waren so verlockend, ich bat einen Buchdruckereibesitzer meiner Vater stadt um Auskunft und erfuhr, daß die Aussichten sehr günstig seien. Di« gering«» Mittel, die nach dem Verkauf unserer Wohnungseinrichtung auf meinen Teil gekommen, würden zu meinem Unterhalt genügen, bi» ich ihn selbst verdienen könnte. Ich erklärt« meinen Verwandten, daß ich mich für eine gewerb liche Tätigkeit entschieden hält« und wandte mich hierher. Ich habe gefunden, was ich suchte. Die Arbeit macht mir Freude, und mir bleiben die Abendstunden zur Lektüre und zur Instandhal tung meiner Garderobe." „Was man aber Vergnügen nennt, irgend welche Abwechselung, wie sie der Jugend zukommt, das ist Ihnen doch durch Ihre hm -- Ihre gewerblich« Tätigkeit ziemlich abgeschnitten?" „Doch nicht. Ich besuche bisweilen das Theater und gute Konzerte. Etwas Verkehr unterhalt« ich mit meiner Hauswirtin, einer L«hrerswitw«, deren Tochter als Buchhalterin tätig ist. Ich habe meinen Entschluß noch keinen Augenblick be reut." „Das freut mich. Aber sind Sie nicht häufig Belästigungen ausgesetzt, die Ihnen bitter sein müssen?" „Kaum. Ich glaube, belästigt werden meist nur solche Mädchen, die sich nicht zu schützen wissen." Der alte Herr sprang erregt auf. „Ich könnte gut zu meiner persönlichen Unterstützung — sind Sie mit der d> m bi bl la ot P ro sei rö rü M fer un un Se Sck fal inp wii we wei He, ihn Voi mus Schreibmaschine vertraut? Nein — na, es läßt sich alles lernen. Jedenfalls bitte ich Sie, meine Frau 'mal zu besuchen. Heute abend — nein — da sind wir ausgebeten, aber morgen, um halb neun Uhr. Bis dahin will ich mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Sie würden es doch wohl nicht verschmähen, aus dem Setzersaal ins Kontor aufzurücken? Mein Sohn wird Sie allerdings ungern verlieren. Er schätzt Ihre Arbeit sehr." Der alte Herr schaute das Mädchen prüfend an und sie er widerte, heftig errötend: ,/Sie meinen es so gut mit mir, Herr Junker, aber da müßt' ich mit der Ausbildung ganz von neuem beginnen, und ich bin nicht in der Lage, mich noch einmal längere Zeit selbst zu unterhalten." Wilhelm Junker lächelte gütig und meinte: „Das würde sich alle» finden, liebes Fräulein. Machen Sie sich vorläufig darum keine Sorgen. Also auf Wieder sehen morgen abend!" Mit freundlichem Kopfnicken entließ der alte Herr das Mädchen, dessen ganze Art und Weise ihm außer ordentlich gefallen hatte. Er war ein self-made man, hatte auch in seiner Jugend am Setzkasten gestanden, und es impo nierte ihm, daß Martha Strobel ihr Schicksal so energisch in die Hand genommen. In dem Mädchen steckte etwas; fester Will«, Tatkraft, und «in ausgeprägtes Persönlichkeitsgefühl. Der Mann, der die 'mal zur Frau bekam, konnte sich gratulieren! Und wenn Rudolf dieser Mann sein wollte — daß sich die zwei gefielen, schien außer Zweifel — sein Vater würde ihm nichts in den Weg legen. Und die Mutter? Der alte Herr lächelte bei dem Gedanken an seine gute Sabine — bei der Mutter würde die Offizierstochter zwar nicht den Ausschlag geben, aber doch als mildernder Umstand sehr ins Gewicht fallen. Sie las so leidenschaftlich gern Roman«, seine liebe Frau, und dies war ja beinahe einer! Das fanden die Leut« ein Jahr später auch, als Adolf Junker, der einzige Sohn der bekannten Firma, das ehemalig« Setzermädel heimführte, von dem man munkelte, daß es der Abkömmling eines verarmten alten Adelsgeschlechtes oder so etwa» ähnliches sei. In der Verlobungsanzeige hieß es aller dings nur ... . mit Fräulein Martha Strobel, Tochter de» verstorbenen Hauptmanns a. D. Werner Strobel und dessen ebenfalls verstorbener Frau Gemahlin Anna geb. Krukenberg. * Oberwiesenthal, 18. September. Zur Radiumange legenheit. Von beachtlicher Seite wird bekannt gegeben, daß in der Radiumangelcgenhcit im Finanzministerium noch keine Ent scheidung getroffen ist, gleichzeitig aber soviel verraten, daß sich im Zechengrunde und an drei anderen Stellen sehr stark radioaktive Wässer gefunden haben. In der Angelegen heit findet im Bergamt Freiberg heute wieder eine Konferenz mit dem hiesigen Bürgermeister statt. * Geyer, 18. September. Reicher Erzgang ge funden. Beim Abteufen eines neue» Förderschachtes in Geyer, der eine Tiefe von 150 Metern erreichen soll, hat man bereits in einer Tiefe von 53 Metern einen in Gneisgebirge lagernden reichen Erzgang angetroffen. Nach fachmännischem Urteil dürfte man in dem noch zu durchteufenden Granitgebirge nunmehr mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf noch reichere Erzgänge hoffen. * Heinrichsort, 18. September. Die Macht des Ge- wissens. Am vergangen Sonntag sind während des Geschäfts betriebes dem Gasthofsbesitzer Karl Sarfert 108 Mark aus einem Schranke in der Küche gestohlen worden. Gestern abend Vz9 Uhr hat der vom Gewissen gepeinigte Dieb das Geld wieder gebracht. Er machte die Tür auf, warf die in einem Strumpfe verwahrte Summe in die Gaststube und verschwand unerkannt. Die Gäste glaubten anfangs, es wäre ein Stein, bis man die Sache untersuchte und das Geld vorfand. Die Freude des Bestohlenen war natürlich groß. * Lengenfeld i. V., 18. September. Gefährliche Si tuation. Mährend des Manövers ereignete sich hier ein auf regender Vorgang. Ein Hauptmann des 179. Infanterieregiments halte mit seinem Pferd den Bahnkörper betreten, als der Zug nahte. Es gelang dem Hauptmann, das Pferd vom Bahnkörper hcrunterzubringen, aber es lief dorthin wieder zurück. Noch ehe der Zug h ranbrauste, gelang es dem Hauptmann, sich aus dem Sattel zu schwingen und so wenigstens sich selbst in Sicherheit zu bringen. Das Pferd wurde bald darauf von der Maschine in die Hintei deine gefahren und so verletzt, daß es alsbald nachher an Ort und Stelle erschossen werden maßte. ' Gottleuba, 18. September. Ausstellung. Nach dem der Termin zur Anmeldung für die Ausstellung für Gewerbe und Industrie, Landwirtschaft, Obst- und Gartenbau verstrichen ist, hielt der Gesamtausschuß eine Sitzung ab. Aus dem Referate des Vorsitzenden, Bürgermeister Hackebeil, war ersichtlich, daß das Unternehmen wohl gelingen wird und die Ausstellung in weiten Kreisen Interesse erweckt hat. Bis jetzt sind 85 Anmel dungen erfolgt. Für die Objekte in geschloffenen Räumen werden etwa 450 pm Boden- und Wandfläche gewünscht Für die Aus stellungstage vom 3. bis 12. Oktober werden mancherlei Veran staltungen geboten. Mittwoch, 7. Oktober, soll ein bemanntes Luftschiff aussteigcn; Montag, 5. Oktober, ist die Rinderschau mit Prämiierung vorgesehen Während der anderen Ausstellungs tage werden Konzerte und andere Vorführungen statifindcn. * Lommatzsch, 18. September. Sensationelle Ver haftung. In der Lommatzscher Gegend macht die Anfang vergangener Woche erfolgte Verhaftung des Gutsbesitzers M. in Mögen wegen Verdachts der Urkundenfälschung viel von sich reden. Die Frau Ms halte sich über die Verhaftung ihres Ehemannes so aufgeregt, das sie wenige Tage darauf von einer Fehlg burt überrascht wurde, an deren Folgen sie verstorben ist. M. trieb mit einem früheren Freunde Spekulationsgeschäfte, in deren Verlauf die Unterschrift auf einem Dokumente von bedeutendem Werte gefälscht wurde. Sein ehemaliger Teilhaber an den Spekulanonen und jetziger Prozeßgegmr war wegen derselben An gelegenheit schon früher längere Zeit in Untersuchungshaft, aber da der gegen ihn gehegte Verdacht sich nicht bestätigte, wieder entlassen worden. * Döbeln, 18. September. Schadenfeuer. In Zweinig brannte gestern gegen abend die Roßbergsche Wirtschaft völlig nie der. — Ertrunken. Der langjährige Werkmeister der Niet- hammerschen Holzschleifcrei zu Wöllsdorf, Siirl, war gestern mit einem älteren Arbeiter am Schützen des ZschovauwehrS damit be schäftigt, eine Kette zu befestigen. Dabei glitt er aus und fiel ins Wasser. Da der alte Mann keine Hilfe leisten konnte, so mußte der Verunglückte ertrinken. * Brand -ei Freiberg, 18. September. Zur Vorsicht beim Drachensteigenlassen mahnt folgender Unglück», fall, der sich gestern nachmittag hier zutrug. In der Nähe einer Halde ließen mehrere Knaben ihre Drachen steigen. Al» der 57 Jahr« alte Bergarbeiter Krauß«, von der Schicht heim kehrend, die Halde passierte, zog einer der Knaben seinen Drachen herein. Dabei wurde der Drachen von dem heftigen Winde so umhergetrieben, daß er mit der Spitze dem vorübergehenden Krautze so unglücklich ins Auge fuhr, daß dieses sofort««»- l i«f und Krauß« in «ine Freiberger Augenklinik gebracht wer den mußte. * Waldenburg, 18. September. Eine wilde Jagd nacheinemVerbrecher versetzt« hier die Einwohnerschaft in «roße Erregung. E» war bekannt geworden, daß der von der Zwickauer Staatsanwaltschaft steckbrieflich verfolgt« rück fällige Einbrecher Ptl, aus Steinplei» seine Brtefe sich post lagernd nach Waldenburg kommen ließ. Al» Pilz nun auch gestern vormittag wieder einen »rief abholen wollte, verstän- Die Entscheidung in Nürnberg. Annahme der Borstandsresolution — Protest der Süddeutsche«. Nürnberg, 18. September. Zum Beginn der heutigen Sitzung des Sozialdemo kratischen Parteitages stellt sich heraus, daß kein Weg Politische Tagesschau. Aue, den 19 September. * Dernburg ohne Forderungen. Die zweit« Kolonialreise Dernburgs scheint ausschließlich informatorischen Zwe cken gedient zu haben. Während nach seiner ersten überseeischen Fahrt Dernburg mit recht ansehnlichen Forderungen an die Reichstagsboten herantrat, kommt er diesmal aus Südwest mit der immerhin erfreulichen Meldung zurück, daß er den Staats säckel nicht wieder kolonial in Anspruch zu nehmen bedenkt. Die Tägliche Rundschau geht noch weiter und behauptet, aus guter Quell« zu wissen, daß auch für die Etats der übrigen Kolo nien neue Anforderungen größeren Stils, abgesehen von den laufenden Ausgaben, nicht zu erwarten seien. Ob Dernburg so ganz von selbst diesmal forderungslos geworden ist, dürfte mehr wie fraglich sein. Die Reichsfinanzreform wird auch hier alle neuen Forderungsgelüstc im Keime erstickt haben. * Verschiebung der Witwen- und Wa'senoerficherung. Eine Berliner Korrespondenz berichtet: Kompetenten Orts wird seit einiger Zeit erwogen, ob man dem Reichstage nicht eine Aenderung des Artikels im neuen Zolltarif vorlegen soll, der die Einführung der Witwen- und Waisenversicherung für den 1. Januar 1916 festgelegt hat. Die Vorarbeiten für die Witwen- und Waisenversicherung find noch lange nicht so weit gediehen, wie vielfach geglaubt wird. Selbst wenn das Gesetz noch in dieser Session an den Reichstag kommen sollte, ist es unwahr scheinlich, daß bei der Fülle von wichtigen Arbeiten, die der Erledigung harren, die Witwen- und Waisenversicherung noch im Laufe des Jahres 1909 verabschiedet werden kann. Sollte sich eine Verschiebung um ein bis zwei Jahre als nötig erweisen, so würde das Reichsschatzamt die bisher aus den Zollüberschüssen für die Witwen- und Waisenversicherung erübrigten Beträge den Versicherungsanstalten überweisen, um für die Anlage der Gel der nach den Weisungen des Reichsverficherungsamts Sorge zu tragen. * Zur Lage in der Türkei. Gestern wurde in Ueskstb ein neues revolutionäres Programm der Bulgaren ent deckt. Das jungtürkische Komitee wurde davon in Kenntnis ge setzt. Es beratschlagte entscheidende Maßnahmen. — Ein Be richterstatter meldet aus Sofia, der bulgarische Minister des Auswärtigen habe ihm gegenüber erklärt, Bulgarien sei auf alle Eventualitäten vorbereitet. Falls der Krieg gegen die Türkei unvermeidlich sein sollte, möge die Türkei den ersten Schritt unternehmen. Bulgarien werde vorläufig die Rolle des passiven Zuschauers beibehalten. * Die Reichssinanzreform vor dem Bundesrat. Am gestrigen Freitag fand unter dem Vorsitze des Fürsten Vülow die über die Vorlage zur Reichsfinanzreform entscheidende Bundesrats sitzung statt, der auch die Ministerpräsidenten von Bayern und Württemberg sowie die meisten Finanzminister der Einzelstaaten beiwohnten.
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