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- Erscheinungsdatum
- 1908-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190809037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080903
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-09
- Tag 1908-09-03
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Monat
1908-09
-
Jahr
1908
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Nr. 205. Auer Tageblatt und Anzeiger für da» Erzgebirge. Donnerstag, den S. September 1908. Vertnfer einer argentinischen und einer Antwerpener Firma getroffen; beide Häuser wollen große Ländereien erwerben und mit der Wollschafzucht im großen beginnen. Bei Upington, zwei Tagereisen von der deutschen Grenze entfernt, sind kürzlich auf englischem Gebiet sehr reiche Kupfer- lager entdeckt worden. Staatssekretär Dernburg soll in einer Rede gesagt haben, man möge ihm di« Garansie geben, daß die Kupfererze von Upington zehn Jahre lang über LüberiHbucht ausgeführt würden, und er wolle eine Bahn nach Uping ton bauen. Daraus wird nun zwar nicht» werden, aber die reichen Erzlager können unmöglich liegen blieben; di« Kap- kolonie wird die Bahn De Aar—Prieska bis nach Upington ver längern müssen. Hoffentlich ist es Exzellenz Dernburg gelungen, die maßgebenden Persönlichkeiten in Kapstadt davon zu über zeugen, daß «ine Bahnverbindung Lüderitzbucht—Upington—De Aar die Interessen Kapstadts nicht schädigen würde. In Lüderitz buchs: ist der Staatssekretär vom Freitag, den 24. Juli bis Montag, den 27. Juli gewesen, hat die Fund stelle der Diamanten besucht und den Hafen sehr genau in Augen schein genommen. Er wird sich wohl davon überzeugt haben, daß für den Hafen durchaus etwas geschehen muß. Während der Dunkelheit können die Schiffe nur sehr schwer nach Lüderitzbucht herein; das Leuchtfeuer ist durchaus ungenügend und der Turm auch zu niedrig. Dann ist eine gründliche Baggerung in der Hafenbucht sehr nötig. Wir haben in diesem schönen Natur hafen bis dicht an das felsige Ufer Stellen, wo die größten See schiffe Herangehen können; der Zugang zu einer solchen Efelle möglichst nahe am Orte muß freigemacht werden. Es genügt dann der Bau eines billigen Piers, und wir haben in Lüderitz- bucht die schönste direkte Lade-Gelegenheit. Leichter und Schlep per sind fortan überflüssig. Wollen wir ein Hinterland für Lüderitzbucht schaffen, so dürfen wir die kleine Ausgabe nicht scheuen und müssen unfern einzigen Hafen in Slldwest genügend vusbauen. Der frische Aufschwung in Lüderitzbucht und an rer Lahn Keetmanshoop wird Exzellenz Dernburg gefallen haben: anderseits aber ist er an der Tatsache nichf: vorbeigegangen, daß die Geschäftslage sehr schlecht ist. Davon, daß jetzt an dauernd Zahlungsaufforderungen aus Kapstadt kommen und Klageanträge, hat der Staatssekretär Kennt nis genommen. Er hat sich auf dem Gericht und dem Bezirks amt eingehend oriensiierr. Am 27. Juli fuhr der Staatssekretär, begleitet vom Gouver neur und dem Oberstleutnant von Estorfs, nach Keetmans- hoop ab; am 29. Juli wollten die Herren nach Windhuk auf brechen. Dernburg will die Hauptstadt so schnell als möglich erreichen; es fragt sich aber, ob er die 25V Kilometer lange Strecke in ackf: Tagen zurücklegen kann. Man will Pferde und Maultiere benutzen, die Automobile sind zurückgeschickt worden. Das ganze Gepäck der Herren ist bis auf geringe Reste auf den Dampfer Admiral überführt worden. Kommt Staatssekretär Dernburg auch bereits am 5. August in Windhuk an, so bleiben doch für den Besuch des Nordens nur wenige Tage, denn schon am 22. August will der Staatssekretär von Swakopmund aus die Heimreise antreten. —m— Politische Tagesschau. Aue, den 3. September. Der Deutsche im Ausland wird in einem interessanten längeren Aussatz der japanischen Zeitung Osaka Mainichi von einem japanischen Beobachter also charakterisiert: Die Deutschen besitzen ihrer Umgebung gegenüber erne außerordentliche Elastizität. Gehen sie nach England, so werden sie in kurzem echte Engländer. In Holland ver wandeln sie sich in bequeme Holländer. In Amerika sind sie die vielgeschäftigen Eeldjäger. In Frankreich bilden sie sich zu Gecken und Klugschnäbeln aus. Sie erfassen die Eigentümlich keiten der anderen und machen die entsprechenden Wandlungen durch. Sie sprechen natürlich die Sprache des Landes, in dem sie wohnen. Aber nicht nur in dieser Beziehung zeigt sich ihre Schmiegsamkeit, sie nehmen auch sonst besondere Rücksicht auf das Ausland. Wenn sie Sachen für das Ausland ver packen, so kennen sie Zoll- und Münzwesen, sowie die Maße des fremden Landes und suchen den Kunden in jeder Weise das Kaufen zu erleichtern. Die Deutschen sind zu Hause und im Aus land zuverlässige Geschäftsleute. — Ohne es zu wollen hat der japanische Beobachter in diesem Lob auf den deutschen Geschäftsmann in beschämend drastischer Weise auch die bedenkliche Schwäche des Deutschen in bezug auf Wahrung feiner nationalen Eigenart gebrandmarkt. Die er staunliche Fähigkeit, vollständig in eine fremde Haut zu schlüp fen, mag gewiß dem einzelnen als Geschäftsmann immer wieder Vorteil bringen. Das springt dem fremden Beobachter dann auch in die Äugen. Weniger nahe liegt ihm, umso näher aber unsdie Erwägung, was denn wohl das Deutschtum von Leuten hat, die, wenn sie nach England gehen, in kurzem echte Eng länder werden. dem hat er als Lord-General und Lord-Protektor die Königs würde zurückgemicsen, die man ihm anbot. Nachdem in allen drei Reichen, in England, Schottland und Irland die puritanische Republik jeden Widerstand nieder ge worfcn hatte, war Cromwell groß wie ein unumschränkter Herr scher, ein ungekrönter König. Er hatte die Gewalt in Händen, schloß Bündnisse und Verträge mit anderen Staaten, führte Kriege und machte Frieden, und die Könige von Gottes Gnaden verhandelten mit ihm wie mit ihresgleichen. Aber den noch hat sein Werk, der englische Freistaat oder die puritanische Republik, keinen Bestand. Wohl folgte ihm sein ältester Sohn Richardin Amt und Würden als Protektor von England, aber die Herrlichkeit dieses trägen Genußmenschen dauerte kein halbes Jahr. Schon am 29. Mai 1660 konnte Karl II. seinen Einzug in London halten, und dieselbe Volksmenge, die den großen Cromwell noch als Triumphator gefeiert hatte, empfing den neuen König mit unendlichem Jubel. Es war wie ein gewaltiger Rückschlag gegen die düsteren, blutigen und freud losen Zeiten des Purtanismus. Ein Teil derer, die einst über den ersten Karl zu Gericht gesessen, wurde dem Henker über liefert, die Gebeine des Protest ors wurden aus der Königskrust der Westminsterabtei gerissen, und sein moderndes Haupt wie das eines Verbrechers auf den Zinnen der Westminsterhalle aufge pflanzt. Und trotzdem hat er eine Saat ausgestreut, die aufge gangen ist und reichliche Ernte gebracht hat. Er hat eine parla mentarische Vereinigung der drei Reiche geschaffen, die ihr' künftige Csärke begründete; er hat dem kirchlichen Bekenntnis des Einzelnen Recht und Freiheit verschafft; er ist gegen die katholischen Weltmächte wie gegen die herrschenden Seemächte ausgetreten und hat seinem heißgeliebten England jene Stellung errungen, die es b 1 s heute behauptest. So kann auch der vor urteilslose Beobachter der Geschichte wohl in die Worte Mil tons «instimmen: Du Befreier des Vaterland», Mehrer seiner Freiheit, sein Hort und Hüter, kannst keinen gewichtigeren noch erhaben««» Titel annehmen, da du durch deine Leistungen nicht nur die Taten unserer Könige, sondern di« Geschichste unserer Eagenhelden weit Überboten hast! Da, «eich»tzest,tt. Sehr ungünstig sind, wie wir schon gestern kurz meldeten, die Ergebnisse de» Reichshaushalt» für 1907. E» sind im ganzen an ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reich verbleiben, 19 338000 .<l gegen den Etat mehr aufgekommen. Da der Aus- gabemehrbedarf 33178 000 .L beträgt, so ergibt sich für das Rech nungsjahr 1907 «in Fehlbetrag von 13 843 000 <l. Im einzelnen haben von den dem Reiche zustehenden Einnahmen Mehrerträge gebracht: die Zölle 44 380000 .<l, di« Zigaretten steuer 1207 000 »l, die Salzsteuer 2 524 000 ^l, die Schaumwein steuer 424 000 die Brausteuer 2 028 000 .<l, der Spielkarten stempel 101 000 ^l, di« Wechselstempelsteuer 2 920000 K, der Frachturkundenstempel 1990 000 ^l, die statistische Gebühr 179 000 L. Gegen den Voranschlag zurückgeblieben sind: die Tabaksteuer um 234 000 .<l, die Zuckersteuer um 201000 .E, die Reichsstempelabgaben für Personenfahrkarten um 11 196 000 L, für Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge um 1373 000 .L und für Vergütung an Mitglieder von Aufstchtsräten um 5 672 000 sowie die Erbschaftssteuer um 9 736 000 F. Bei der Brenn steuer, die in der Gestalt von Vergütungen für ausgefiihrten oder zu gewerblichen Zwecken verwendeten Branntwein wieder zur Verausgabung gelangt sind, 2 606 000 .L mehr verausgabt als vereinnahmt worden. Von den Betriebsverwaltungen sind die Reichspost- und Telvgraphenverwaltung mit einer Minder einnahme von 12 993 000 .« und einer Mehrausgabe von 11 409 000 L um 24 402000 .11 und die Reichseisenbahnverwal tung bei einer Mehrausgabe von 6 919 000 gegenüber einer Mehreinnahme von nur 3 662 000 .E um 3 257 000 .L hinter oem Anschläge zurückgeblieben. Die Einnahmen aus dem Bankwesen stellen sich um 17 518 000 ,1t gegen den Etat höher. — Diese Aufstellung bedeutet das gründliche Fiasko der von der agrarischen Reichstagsmehrheit dem Volke auferlegten i n- direkten Steuern. Werden die Herren daraus wenigstens für die neue Reichsfinanzreform lernen? Di« tschechische Korruptionsaffäre. Man schreibt den L. N. N. aus Böhmen: Es ist interessant, die Tatsache fcstgestellt zu sehen, daß der PragerStadtrat beziehungsweise der Verwaltungsrat des Wasserwerkes bei der Vergebung der Röhrenlieferung weniger mit Prager Umlage geldern als vielmehr mit staatliche »Mitteln zu operieren in der Lage waren, da der Stadt Prag vor einigen Jahren aus Einnahmen der allgemeinen Staatssteuern zu Assanierungs zwecken — darunter die neue Wasserleitung — sechzehn Millionen Kronen bewilligt wurden. Dies allein gibt der österreichischen Allgemeinheit ein Recht der Kontrolle über die Verwendung der hohen Staatssubvention. Den von der ge samten tschechischen Presse und dem kompromittierten Obmann des städtischen Prager Jungtschechenklubs, Reichstagsabgeord neten Dr. Cernorhorsky, unternommenen Abschwächungs versuchen tritt Zentraldirektor Kestranek erneut entgegen und hält auch gegenüber dem offiziösen Dementi der von dem Sek tionsrat v. Rößler im Äustrag des Handelsministers Dr. Fiedler versuchten Pression seine Behauptungen vollkommen aufrecht. In Budweis erregen die Enthüllungen in deutschen Kreisen Entrüstung, weil die vom Handelsminister und dem Abgeordneten Vrdlik begünstigte Schraubenfabrik ein tschechisch nationales Eroberungsunternehmen ist. Die Verlegung des Prager Verkaufsbureaus der Prager Eisenindustriegesellschaft nach Wien und die Reduzierung des Arbeiterstandes sind wahr scheinlich. Man spricht angesichts des Protestes der beteiligten Prager Vororte von einer Neuausschreibung der Röhren lieferung. * Zur Straßburger Rede des Kaisers schreibt nunmehr auch die Wiener Neue Freie Presse: Die Rede des Deutschen Kaisers ist eine rückhaltlose Friedenskundgebung, eine entschiedene F r i ed e n s red e. Die Friedensversicherung scheint auch in England Eindruck zu machen. Die Begegnung in Cronberg und die Aeußerungen der englischen Minister trugen manches zur Beseitigung des gegenseitigen Mißtrauens bei. Die Deutschen und die Engländer müssen sich daran gewöhnen, die Rüstungen anderenteils als etwas Unpersönliches zu betrachten. Das Blatt schließt, der Deutsche Kaiser sagt uns Frieden voraus. * Zn Täbris herrscht völlige Anarchie. Atn ed Dauleh er ließ am Dienstag einen Aufruf an die Bewohner der Stadt, in dem er sie aufforderte, ihm von jedem Stadtviertel mehrere Deputierte zu senden. Der Aufruf blieb resultatlos. Gestern nachmittag proklamierte eine bewaffnete Fidaischar, mit einer Deputation von Mitgliedern des Endshumen an der Spitze, den ehemaligen Organisator der Volkspolizei Jdshal ul Mulk zum Stadthauptmann von Täbris. Jdshal ul Mulk versprach, die Ordnung wieder herzustellen und die Ausschreitungen des Pöbels zu zügeln. Aus Marand sind nach Täbris 600 Reiter ausgerückt. In den nächsten Tagen trifft ferner im Lager Ain ed Daulehs erne Batterie der Teheraner Kosakenbrigade ein. * Zur Reichsfinanzrejorm. Staatssekretär Sydow ist Mon tag vom Urlaube zurückgekehrt. Inzwischen ist die Ausarbeifung der neuen Steuervorlagen, wie die Berliner Universal-Korre- svondenz erfährt, so weit «gediehen, daß sie schon zu Anfang der nächsten Woche an den Bundesrat geleitet werden können. Die Entwürfe liegen dem Staatssekretär schon fertig vor und werden von ihm gemeinsam mit dem Unterstaal ssekretär und den zuständigen Räten noch einmal einzeln durchberaten. Nennenswerte Abänderungen sind kaum mehr zu erwarten. Nur die endgültige Redigierung der Entwürfe will der Schatzkanzler persönlich vornehmen. — Die geplanten Steuern sollen annähernd 400 Millionen Mark bringen. Doch erwartet man, daß sich im ersten Jahre, eventuell auch im zweiten und driti'en Jahre die Kinderkrankheiten aller neuen Steuern: Verminderung des Umsatzes der mit den Steuern belegten Gegenstände, Er hebungsschwierigkeiten usw. geltend machen werden. Der volle Steuercrtrag ist erst für das vierte Jahr vorgesehen. * Sckileckne Voricickie» für die Wahl Tafts werden gemeldet, die zum mindesien die SiegeZgeivißheit der Republikaner etwas dämpfen werden. Bei den Staatswahlen im Staate Vermont siegte d r Revnblikauische Kandidat fit»- den Gonverneurvosten Prout» mit nur etwa 28 000 S'immcn Mehrheit über den demo« kratiscben Gegenkandidaten. Dies ist die kleinste republi kanische Majorität im Staate Vermont seit 1892. Auf die damaligen Staatswahlen in V umont folgte der demokratische Rationalsieg. Angesichts der Wablkimpngne zur Präsidentschafts wahl wurde der republikanischen Stimmenmehrheit bei den Staats wahlen in Vermont im ganzen Lande mit dem größten Jnterreffe entgegcngesehen. * Bau einer neuen brasilianisch,n Bundrthauvistadt? Ein Syndikat anscheinend französischer Kapitalisten hat bei der Depntiertenkammer die Konzession zum Bau einer neu n Bundes hauptstadt auf dem Hochplateau des Staates Gnyaz nachgcsucht. Da« bezeichnete Gelände ist laut Verfassung bereit» zu diesem Zweck bestimmt und liegt im Zentrum Brasilien« in gesundem Klima. Da« Syndikat will alle StaatSgebäude nach genehmigten Plänen kostenfrei bauen, geslastcrte und bepflanzte Straßen mit Straßen bahnen Herstellen, Beleuchtung, Wasserleitung und Kanalisation», «»lagen usw. liefern. Es fordert lleberlassung von Ländereien zweck» Kolonisation sowie für die Dauer von 9S Jahren da» Privilegium für den Bau von Eisenbahnen, und städtischen An» lagen, ferner Befreiung von Zoll und Steuern. * Unabhän«igkeit»beftrrb«u,en in Bo*»ie» »nd der -er»* «owina. Da« bosnisch-herzegowinische Exekutivkomitee hat gestern in allen Zeh ungen «in Rundschreiben veröffentlicht, laut welchem diese» Komitee im Einvernehmen mit der Majorität des bosnischen Volkes beschlossen habe, die Erhebung der okku- lpierten Provinzen Oesterreich-Ungarn» zum unabhängi gen Staat« vorzuberetten und di« Krone einein Prinzen aus dem Hause Habsburg anzutragen. Der Pester Lloyd meldet hierzu au» Wien: In den politischen Kreisen erweckt di« Entwickelung lder Situation in Bosnien bereit s Besorgnisse. Finanzminister Baron Burian ist am Dienstag nach Bosnten abgereist, um mit der dortigen Landesregierung über geeignet« Schritte zur Bekämpfung dieser Bewegung des bosnischen Volkes zu beraten. Die Eroberung -er Lüfte. Auch heute liegen wiederum einige Meldungen vor, die mit der Entwickelung der modernen Luftschiffahrt in enger Ver bindung stehen. Wir geben sie in nachfolgendem wieder: Zeppelins Rede an da» deutsch« Bolt. Die Rede, die Graf Zeppelin auf eine Phonagraphen-Platte gesprochen hat, lautet: Die Fahrten meines Luftschiffes in das Herz der Schweiz und dann den Rhein hinunter nach Mainz und zurück über Stuttgart haben überall den Glauben erwachen lassen, das von mir verheißene sichere Durchfahren des Luftreiche» sei der Erfüllung nahe. Die gezwungenen Landungen während der Dauerfahrt und die schließliche Vernichtung des stolzen Fahr zeuges durch Sturmes- und Feuersgewalt hab:n das gewonnene Vertrauen nicht mehr zu erschüttern vermocht. Ganz Deutsch land wie ein Mann, entschlossen, die kostbare Errungenschaft fest zuhalten, hat sich zu der Tat zusammengetan, durch opferfreudige Gaben mir die Vollendung des Begonnenen zu ermöglichen. Wie traurig wäre es, wenn das begeisterte Hoffen zuschanden würde, wenn der herrliche Aufschwung, den das deutsche Volk in dieser Sache genommen, im Sande verlaufen müßte. — Gott sei Dank, wir brauchen diese Furcht nicht zu haben. Was Un kenntnis des wahren Sachverhaltes auch an Zweifeln verbreiten mag, die fachmännische Untersuchung und die wissen schaftliche Beurteilung aller Vorkommnisse Lei den Fahrten bis zum tragischen Ende haben das Zutreffen meiner alten Annahmen in allen Hauptsachen nur zu bestätigen vermocht. Meine Luftschiffe werden bald zu den betriebssichersten Fahrzeugen zählen, mit welchen weite Reisen bei verhält nismäßig gering st er Gefahr für Leib und Leben der In sassen ausführbar sind. Mit froher Zuversicht darf das deutsche Volk demnach annehmen, daß es sich mit seiner hochherzigen Spende einen dankbaren Weg zur wahrhaftigen Eroberung des Luftmeeres ausgetan hat, daß es bald im Besitze von Luftschiffen sein wird, die zur Erhöhung der Wehrkraft und damit zur E r- haltung des Friedens beitragen und in mancherlei Weise dem Verkehr, der Erdersorschung und allerlei Aufgaben der Kultur dienen werden. Wenn mir noch ein paar Jahre des Schaffens geschenkt werden, so werde ich das seltene hohe Glück haben, den vollen Erfolg einer bedeutsamen Erfindung, zu deren Werkzeug ich erkoren war, erleben zu dürfen. Äm höchsten aber ist Gott dafür zu preisen, daß mein Schaffen mit seinen wechsel vollen Schicksalen in der Seele des deutschen Volkes «ine allen gemeinsame und darum alle verbindende begeisternde Teilnahme wachgerufen hat. Mein Werk konnte nur wachsen und reifen, weil ich ausreichende Bildung zum Begreifen der mir gestellten Aufgabe und die Lebensstellung, sowie die Mittel besaß, um mir das Wissen und Können, die Geschicklichkeit und die Leistung von Gelehrten, Ingenieuren und von Arbeitern jeder Art, vom Feinmechaniker bis zum Taglöhner, dienstbar zu machen. Alle waren unentbehrlich: aber je weniger Schule, Vorkenntnisse und Fertigkeit die verschiedenen Aufgaben erforderten, desto leichter waren die mit diesen Vertrauten zu ersetzen. Nur selten war ein Wechsel notwendig, da das gesteckte Ziel alle ohne Unterschied des Stammes, der Lebensstellung, der religiösen und politischen Anschauung und des Besitzstandes zum stolzen, freudigen Zu sammenwirken begeisterte. Und alle haben auch — mit Aus nahme bisher des kapitalgebenden Unternehmers — Vorteile und Verdienst dabei gefunden. Nur mit solcher geordneten Verbin dung der verschiedenen abgesiuften Gaben und Kräfte war das hohe Ziel zu erreichen. So stellt der Erfolg meines Unter nehmens ein Bild dar dessen, was sich heute einmal wieder in der herzerhebendsten Weise in Deutschland vollzieht: Gleiches Wollen hat alle, Fürsten und Volk, alt und jung, reich und arm, zu gleicher Tat vereint, der die wertvolle Frucht nicht versagt bleibt. Möchte die Freude des gesamten deutschen Volkes an seiner Tat es zu stets erneutem einigen Zusammengehen, ohne welches die ihn innewohnende Kraft niemals zur vollen Wirkung kommen kann, anfeuern, zum Nutzen und zum Heile des Vaterlandes! Graf Zeppelin will Friedrichshafen verlassen? Ueber die schon mehrfach erörterte Platzfrage des Zeppelin- schen Vallonunternehmens werden in einem Privatbriefe, der einem Nachrichtenbureau zur Verfügung gestellt worden ist, z. T. einige neue Angaben gemachsi. In dem Briefe heißt es: Wie aus guter Quelle verlautet, ist die Gefahr vorhanden, daß die Unternehmungen von Zeppelin von Friedrichshafen fortkommen. Die Forderung für das notwendige Bau gelände beträgt 350 000 Mark; außerdem werden die Trocken legung und Herstellung eines Anschlußgleises weitere 150 000 Mk. beanspruchen. Infolgedessen sind dem Grafen Zeppelin Zweifel darüber gekommen, ob erbloß für das Gelände so viel ausgeben dürfe. Er wird deshalb am Donnerstag (also heute. D. Red.) mit dem leitenden Direktor seiner Unternehmungen, Lots in a n, die Lsiadtratssitzung besuchen, um dort klarzulegen, welche Absichten er habe, und nm zu versuchen, ob die Schwierigkeiten sich auf irgendwelche Weise lösen lassen. Wenn das nicht ge lingen sollte, ist es nicht ausgeschlossen, daß das Unternehmen nach einem andern Platze verlegt wird, wo die Grund- stückssrage in einem günstigeren Sinne gelöst werden kann. E» ist dann ev. Mannheim in Aussicht genommen, weil dem Grafen dort, wie schon gemeldet, Gelände für die geplanten Neu anlagen bereits vor einiger Zeit frei angeboten worden ist. Die groß« Prvfungsfahrt de» Parsevalballons. Der Parsevalballon hoff am Dienstag einen neuen Kühler erhalten, der bereits gestern montiert worden ist. Es wäre dem Motorluftschiff auch mit dem alten Kühler möglich gewesen, Fahrten auszuführen, doch war es wenig wahrscheinlich, daß er die 10-Stundenfahrt damit ausgeführt hätte. Sobald die stürmischen Winde sich erst gelegsi haben »werden, wird der Parseval zuerst di« geforderte Höhenfahrt machen und dann an einem der folgenden Tage die große Prüfungsfahrt antreten. Die Prüfungsfahrt für Luftschiff»motor«n ist, wie das B. T. erfährt, entschieden. Die beiden Motoren der Deimlergesellschaft und der Neuen Automobtlgesellschaft in Ber lin haben darin am besten und nahezu gleichwertig abge- schnisiten. Der Deimlermotor stellte sich infolge geringeren Ben zinverbrauchs um einen Punkt besser, al» der der Neuen Auto-
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