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- Erscheinungsdatum
- 1908-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190805137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080513
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-13
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Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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vr. ii». keilsge M - Juttme» »»« H»s» X» »Ml««. Allerlei tnteressante Einzelheiten, di, aus da» Leben und die inneren Verhältnisse der Pforte bezeichnend« Schlaglichter roerseu. erzählt der türkische Korrespondent de» Lauter« della Sera, vtco Rantegazza. von einer veranttvortlichen Re gierung in Konstantinopel kann man kau« noch sprechen. Die -oh« Pforte und der Grvßvezter, di« «Hedem an der Leitung de» Staatoschtffe» tetlnachmen, bestehen eigentlich nur noch dem Namen nach: sie sind nu, die au»führenden Organ« de» kaiser lichen Willen», dem mit Einmündungen gegeniiberzutreten kein Minister wagen würde. Seit dem Ragterungaantrttt Abdul Hamid» hat die Macht der Günstlinge immer mehr Terrain ge wonnen. und die Zahl derer, di« aus rätselhaft« Weif« über Nacht zu r«tch«n Leuten werden, indem sie ihren Einfluh dazu benutzen, von all denen, di« irgend «in Anliegen bei der Sinte rung haben, klingend« Freundschaftsbeweise zu erlangen, ist stetig im Wachsen. Selbstverständlich gibt sich der Sultan über dies« Zustände keinerlei Täuschungen hin» aber da er just unter diesen Glückajägern die treuesten persönlichen Diener besitzt, findet er fich ab mit einem System, da» zu brechen ohne hin di« Arbeit von Generationen erfordern würde. Rasch und jäh erfolgt bet denen, denen der Sultan vertraut, der Aufstieg. Pzzet Pascha z. B., der heut« al» Kammerher, und -wetter Sekretär den größten Einfluß au»Lbt, war «Hedem ein kleiner unbedeutender Beamter in Damaskus. Damal» schrieb e, einige Aufsätze, die in den Zeitungen beachtet wurden. Man berief ihn nach Konstantinopel, und kurz darauf war er spurlos verschwunden. Seine Freund« wußten nur: der Sultan hat ihn in den Palast rufen lassen, und dort war er auch geblieben. Al» erste» Zeichen seine» Wohlwollen» zwang der Padischah ihn, im Palast zu wohnen, und monatelang durfte «r ihn nicht mehr ver lassen. Selbst seine Angehörigen zu sehen, war ihm nur aus Grund einer besonderen Erlaubnis möglich, die der Sultan sehr selten erteilte. Erst nach längerer Zeit errang er größere persönliche Freiheiten, denn die Vertrauten de» Sultan» führen ein einsame» abgeschlossene» Leben und der erste Sekretär, der mit Pzzet Pascha di« Gunst de« Padischah teilt, mußte monate lang im Palast in unmittelbarer Nähe der Sultansgemächer schlafen, um immer bereit zu sein, dem Ruf seine» Herrn Folg« zu leisten. Di« Minister haben infolgedessen Mch auf den Sultan nur beschränkten Einfluß und der Großvezier hat jede politische Bedeutung verloren. Er muß fich damit abftnden, mit Ministern zu arbeiten, die ihm in ihren Anschauungen zum Teil entgegengesetzt sind, und er hat keine Möglichkeiten, sich diese Gegner zu entledigen. Da» würde der Sultan nie -ugeb»n, der gerade in der Uneinigkeit de» Mtnisterrates die beste Garantie für sein« persönlich« Sicherheit erblickt. In allen, auch den kleinsten Verfügungen, find die Minister an di« Entscheidung des Padischah gebunden, der mit einer verblüffenden Ausdauer alle Staatugöschäfte selbst prüft. Daß die Minister zugleich die am strengsten bewachten Leute der Welt find, kann kaum Wunder nehmen. Sie leben daher auch in größter Zurückgezogenheit und meiden jÄren Verkehr. Schon ein Besuch im Hause de» Ministerkollegen würde sie verdächtig machen, und st« können in solchem Fall damit rechnen, schon «ine Stund« nach dem Besuche in den Palast be fohlen zu werden, um Rechenschaft abzulegen. Niemals macht ein türkischer Minister einen Besuch, und keine Einladung darf er annehmen, ohne die formell« Genehmigung seines Souveräns. Die Geheimpolizei spinnt überall ihr« Netze, und zu jeder Stunde muß der hohe Beamte gewärtigt sein, auf Grund ge ringfügiger Verdächtigungen in Ungnade zu fallen und aus irgend «inen entlegenen Posten verbannt zu werden. Wenn die Bedrohten rechtzeitig von der Ungnade ihr«» Sultan Kenntnis erhalten, suchen fie fich durch die Flucht in ein« der fremden Gesandtschaften zu retten, wie es ja auch Faud Pascha getan hat. In dem Augenblick, da der fremde Gesandte sich der Sache annimmt, ist die Position des Flüchtlings gerettet: er droht mit Enthüllungen und der Friede wird geschlossen. Als Faud Pascha di« amerkanische Botschaft verließ, war er -um Bei rat einer hohen militärischen Kommission ernannt. Ob dieser modernisierte Türke, der mit dem Monocle im Auge al» Elegant s«in Vaterland in Madrid vertrat, für militärische Angelegen heiten besondere Sachkenntnis besitzt, spielt dabei keine Rolle. Die Zahl derer, die ohne Namen und ohne Eigentum nach Konstantinopel kamen, und dort über Nacht zu reichen Män nern wurden, zählt nach Dutzenden. Es sind nicht nur Türken, die hier ihr Glück machen und in prachtvollen Uniformen dem Empfang der Botschaft«, beiwahnen. Der Kommandant de» Kriegsschiff», ,. V., der den Kaiser ans Korfu begrilßw, »ar ur sprünglich einfacher Maschinist ans einem Handelsschtff«. In kürzester Zett -r«hte er «» zum türkischen Kommandanten and heut« ist er Admiral. Di« Türket ist übrigen» der einzig, Staat, der fich den Luxu» leistet, zwei Marinemtntster zn beschäf tigen, einen Zivilmtnist«, «nd «inen technischen. La» hat außer dem da» Gute, daß die beiden Rivalen sich bet Abschlüssen aller Verträge sehr genau auf die Finger sehen uiG — teilen. Einer der früheren Marinemtntster galt al» ein selbst in Konstantinopel außerordentliche» Phänomen an Geschästofinn und in wentgen Jahren brachte er «» durch Eifer und Fleiß -um mehrfache» Millionär. Der Sultan wußte da» recht gut und ein« beglaubigte Anekdote wird noch heut« in Konstantinopel erzählt. Der Padi schah wohnt« den Kunststücken «in« Fakir» bei, und al» er sah, wie sein« Umgebung sich über da» Degenschlucken de» Indier» verwunderte, bemerkt« er lächelnd: Da» ist doch noch nichts Wunderbare», bei un» werden noch viel überraschender« Kunst stücke vollbracht, «» gibt Marineminister, die ganze Flotten verschling«». die Güte schöner Kraue». Proftssor Herold Davtssen-Rew-Pork stellt in einer längeren Auseinandersetzung «ine «tgenartige Behauptung auf. Er erklärt nämlich, daß bei einer Frau Schönheit und Güte stet» zusammen austreten. Diesen Grundsatz, der mehr von seiner Galanterie als von seiner Erfahrung zeugt, stützt er folgender maßen: Einer schönen Frau wird es von vornherein leicht gemacht, liebenswürdig zu sein, lleberall, wo sie hinkommt, fliegen di« Herzen ihr entgegen, fie wird geliebt um ihrer Schönheit willen, noch ehe sie etwa» dazu getan hat, fich beliebt zu machen. Die Bewunderung, di« man ihr entgegenbringt, macht fie von vorn herein fröhlich, läßt ihre Augen glänzen, und au» dieser Stim mung heraus ist ihre Freundlichkeit leicht erklärlich. Wir Men schen find ja all« Sklaven unserer Gewohnheit, und die Unter werfung unter da», wa» wir gewöhnt find, beeinflußt auch unseren Charakter und — Herzenseigenschaften. So ist e» auch bei einer schönen Frau. Da», was zuerst der Reflex ihrer Um gebung ist, wird bald zu ihrer innersten Eigenschaft. Di« Erfolg«, die st« mühelos erringt, läßt fie neidlos aus die Si«ge, die Triumph« der anderen Frauen blicken. Sie kennt ja die Freude des Triumphe» und gönnt dies« Freude auch ihren Mit schwestern. Gegen ein« schöne Frau ist man immer nachsichtig, man verzeiht ihr jede Gaucherie und jede kleine Extravaganz: jeder geringe kaux pus, den fie begeht, kann bei ihr immer einen Schein d«s Graziösen haben. Dies«» Verstehen ihrer menschlichen Schwächen läßt auch ihr Urteil sanfter werden, stei gert auch ihre Nachsicht für die Fehler ihrer Mitmenschen. Die Weltgeschichte gibt un» zahlreiche Beispiele dafür, daß die schönen Frauen mit dem Reize ihrer äußeren Erscheinung «inen Reichtum des Herzens und des Gemütes verbanden, der fie eigentlich erst zu den bewunderten und verehrten Frauen machte, deren Andenken sich durch Jahrhunderte hindurch in der Seele des Volkes erhalten hat. A s pa s ia, die Gemahlin de» Perikle», die von einer seltsam berückenden Anmut und Schönheit war, hatte Augen, aus denen die Güte leuchtete, Bewegungen, die ahnen ließen, daß sie mit ihren zarten weichen Händen die Stirn der Armen und Kran ken zu streicheln verstand, und ein« Stimme, von der man weiß, daß fie schon oft den Unglücklichen Trost zugesprochen und Linderung verschafft hatte. Diana von Poitiers, die schönste Frau ihrer Zeit, war ein Engel an Sanftmut und Geduld; und die Chronisten behaupten, daß Heinrich II, sich weit mehr von ihrer Güte und Herzenseinfachheit, als von ihrer königlichen Erscheinung gefangen nehmen ließ. Denn fie stand durchaus nicht mehr im Lenze ihrer Jugend, als sie das Herz des Königs ge wann. Sie zählt« bereits 36 Jahre und obgleich ihre göttliche Gestalt noch unverändert war, hatten die Jahre doch schon die ersten Spuren in ihr regelmäßiges Gesicht gezeichnet. Heinrich II. war zwar nur halb so alt wie fie, aber er blieb bis an sein Lebensende von der Güte seiner Geliebten bezaubert. Anna von Oesterreich, die man als Europa» schönste Frau pries, hatte ein warmes, mttempstndende» Herz. Mit allen diesen Namen kann aber der Professor doch seine Behauptung nicht beweisen. Machen wir es auch den weniger Schönen leicht, ihre Güte zu zeigen, dann werden sie auch schön sein, denn wahre Güte ist immer schön . NeieS «mtz aller Wett * ittnsiuez «ine» Kadrikfchlote«. I» Padua schlug im neue» Ponterotto während eine» heftigen Gewitter» ein BUt in einen 35 Meter hohen Fabrikschlot ein, wodurch dieser zum Ein sturz gebracht wurde und auf einen Schuppen fiel, unter dem un gefähr IVO Personen Schutz vor dem Unwetter gesucht hätten. Di« Trümniermassen des Jabrikschlote» demolierten den Schuppen und begruben di» darin befindlichen Personen unter dem Trümmer- werk. Zwei P-rsonen wurden tot, zwei tödlich verletzt und viele andere schwer verletzt au« den Trümmern hervorgezogen. * Zur Berhastuug de« Münchener Erpresser» Jwhsf meldet ein Telegramm: Imhof hat kurz vor seiner Verhaftung noch die Dreistigkeit gehabt, vom Kommerzienrat Ludovici die für die Er greifung de« Erpressers auSgesetze Belohnung von 5000 Mk. für sich zu verlange», damit er, der nirgend mehr Arbeit find« und mit seinen Existenzmitteln zu Ende sei, «»»wandern könne. Der Brief blieb natürlich unbeantwortet. ' Rabruelteru scheinen die Eheleute Lindenberg in Ober bau s e n zu sein. Sie ließen ihr fünf Monat« altes Kind buch stäblich verhungern. Da« Kind wurde im traurigste« Zu stande in das Kran.enhauS geschafft, wo es an Entkräftung starb. Di« Eltern find flüchtig. ' Die Hexe von Lommerrh. In der Stadt Eonunercy wurde, wie gemeldet, die bereit« al« achtfache Kindesmörderin an geklagt gewesene Jeanne Weber, die aber «egen mangelnder Be- weise stets mit einen Freispruche davonkam, neuerdings verhaftet. Sie wurde dabei ertappt, wie sie in der Nacht de» siebenjährig» Poirot erdrosselte und dem armen Kinde dabei die halbe Zunge wegbiß. Dieses Weib da» allgemein die Hexe genannt wird, soll ihre grauenhaften Mordtaten, wie die Aerzte meine», in einem seelischen Dämmerzustände begangen habe». * Mu Automobil in Flamwe«. Zwei Monteure der Münchener Filiale der Ldlerwerke in Frankfurt a. M. fuhren mit einem reparierten Automobil des Freiherr» v. Poschniger von Frauenau zur Probe den gefürchteten Wolfratshausener Berg im Isartal hinab. Durch Bremswirkung entstand ein Brand, durch den das Automobil bis auf die Eisenteile und den Benzknbehälter zerstört worden ist. Die beiden rasch abgesprungenen Monteure entkamen mit dem Schrecken. Der Wagen war für 22 OVO Mark veisichert. ...... * Angriff gegen eine französische Fabrik in Japan. Der Krtsl. Ztg. wird gemeldet: Au« der Präsekmr Mijasakt wird erst jetzt berichtet, daß am 5. Mai ein etwa 80 Personen starker Volkshaufen ein Bauholzlager eines Franzosen in dem Dorfe Lino angegriffen hat. Es ist zwar niemänd körperlich verletzt, aber die Fabrik wurde schwer beschädigt, ebenso die Wohnung de« Franzosen, der zu entkommen vermochte: Heber den Grund des Angriffes mUß nian nichts Bestimmte». Der angrrichtete Schaden soll 500000 Mark betragen. - * Di« Bomb« al» Befretungsmittel. Gestern nachmittag Ii/- Uhr wurde au» dem Eouoernementsgesängnis in Jekate- rtnoslaw eine Bombe von großer Sprengkraft gegen den Dienst raum der berittenen Wache geschleudert. St« beschädigte die Mauer und zertrümmerste di« benachbart«» Häuser. Gleich zeitig versuchten Gefangen«, über die Mauer zu flüchten. Durch Schüsse der Wache wurden 1V Flüchtlinge getötet, eben so wurden im Innern de» Gefängnisses einige Gefangene gelötet und verwundet. Ein Gefängniswärter wurde verwundet. Ei« vielsagend«» Inserat fand fich, wie dem Leipziger Tageblatt berichtet wird, dieser Tage im Saatfelder Kreis blatt. Es lautet«: Makulatur, darunter ein Posten Strafverfügungen wegen llebertretnng der Polizei- stunde, ist, weil überflüssig, Lillig zu verkaufen. Thüringer Hof. * Beschlagnahmter englischer Dampfer. Der Ftscheretkreuzer Ziethen traf auf einer Kontrollfahrt von Wilhelmshaven aus in der Osterems dieser Tage den englischen Ftschereibämpfer G « neralau» Grimsbay und beschlagnahmte ihn. Der Damp fer wurde im Schlepptau de» Ziethen nach Cuxhaven überbracht, u»öl»jr» «Pfltzrgnaik »fit uv suMävtz srq öunrrjaugli »sfl o« wird. " Da, Morbhao» von Laporte. Aus Lapvrte wird tele graphiert, daß fich dort wüste Szenen infolge der Neugier Schaulustiger abspielen. An 15 OVO Personen besuchen die Mord stätt« täglich. Die Bahnen, welche Tausende von Atufflüglern dahin befördern, machen glänzende Geschäft«. Der Ort gleicht DD DD Die Furcht. Roman von Feledetch Jakobs«». (28. Fortsetzung.) «achdiu« »«r»»lrn. Hamburg war ahnungslos, und wenn dennoch gewisse Gegen den der Stadt nicht da» Gepräge jener absoluten Ruhe trugen, die nach einem heißen und mühevollen Arbeitstag so wohltätig und natürlich erscheint, so mußte die Ursache hiervon wrchl auf einem Grund« beruhen. Da» dunkle, schattenhafte, huschende 'und dennoch emsige Leben und Treiben dieser wie vieler anderer Nächte entfaltete fich besonder» in dem Gassengeflecht der Altstadt südwestlich vom Glockengießerwall, in jenem Hexenkessel menschlicher Schlupf winkel, den der große Brand verschont hatte, wie ein täppisches Schicksal den tiefäugigen Greis sorgsam beiseite schiebt, um di« blühenden Leiber der Jugend zu -ertreten. Wag sonst unter Brückenbogen und in Torwegen «nd in Hinterhöftn und aus Kellertreppen nistet«, wa» bet Sturm und Regen fich in zerfallenen Speichern und auf rattenbelebten Dach böden «nd in leeren, zermorschten Bettstellen verkroch, da» wim melt« auf die Gass« hinau» und lagerte fich in den Gossen und hockte überall, wo der funkelnd« Sternenhimmel «inen -auch der Rachtlust Wischen die glutheißen und rauchschwarzen Mauern wehen ließ — denn e» «ar, wie wenn «ine Hausfrau den Brand nimmt und ihren Herd ««»räuchert; dann lausen die Schwaben in hülen Hausen au» den Ritzen hervor, und man wundert fich, uw fie all« gesteckt hab««. O nein, da» mar nicht nur Gesindel, wie jede Weltstadt es aufzuwetsen hat, «nd da» arbeitsam« Hamburg wahrlich nicht mehr al, jede seiner größeren Schwestern — viele von diesen ver kümmerten, schlaflose« Männern und Weiber» gingen tag»«ber einer ehrlichen und sauren Arbeit »ach; aber sie wohnte» nicht in Menschenwürden ««Hausungen, fand,,» fi, waren t» Pest- höhlen zusammengepfercht, und wenn ihr« Leiber sich auch im Winter aneinander wärmen mochten, so steigerten fie dafür im Sommer den Dunst und den Brodem ins Unerträgliche. Freilich, auch schlimm« Element« finden fich darunter. Wenn in dem vordersten Hof« Schauerleute, Grünkramhändler, Wäsche rinnen und Zeitungsfrauen Hausen mochten, so gab es einen zweiten Hof, in dem die Diebe und die Dirnen und die Zuhälter vegetierten; den dritten aber, der mit seinen Dachsröhren an di« Flete mündete — den dritten wagte selbst die beherzte Polizei nur schwerbewaffnet und truppweise zu betteten. Und auch dann nur, wnn es einen besonderen Fang galt. Selten zur Tageszeit, sehr selten in der Nacht verirrten sich besser gekleidet« Leute in diese Gegend. E» geschah ihnen nicht immer Ueble», denn die Mischung der Bevölkerung gewährte eine gewiss« zweifelhafte Sicherheit, aber wer draußen in den Vorstädten eine Villa, oder wer auch nur in den besseren Stadtteilen «ine Etage bewohnte, der wen dete seine Augen gern« von diesem Elend ab; ändern konnte der einzeln« doch nicht» daran, und da» soziale Gewissen hat in unseren Tagen wohl einen leiseren Schlaf, aber es ist so behag lich, noch «in wenig zu dämmern, wenn auch schon Augen und Ohren «ach geworden sind. Einer ging dennoch mitten durch da» Fledermausleben der Lasse, von den dunkeln Gestalten, di« um ihn schlichen urH hockten, erkannten ihn einige an dem seltsamen, priesterartigen Schnitt de» Rocke», an dem weichen Ftlzhut und dem schwarzen, fließenden Vollbart; eine dicke Althändlerin, die auf den Stufen ihre» Keller» saß und nach Luft schnappte, sagte zu einem ver grämt au^ehenden Mann«: „Dat i, d« fremd« Doktor ut Amerika; bat i» un, gründ!" Der Mann entgegnete: „Jk kenn' »en, d« i, -t em west; h« wahnt a» en Senator — ik hef to «m kren Vertrugen." „He schall d« Lild' doch -elpen!" „Diiskopp. un» Helpt keen Minfch. Werft du, wat un, Help en kunn? Een grot Fiter «her d« Pest. Denn ward hier rein Hu» matt. Rin Fru hett sik vun Rahmtddag henlrgt, dat t» keen Lust, wo» Rtnsch drin lewen kann." Smith giimwetter. Er hatte da» Murmeln gehört, er ver nahm auch da» Murren. Zu einer Linken öffnet« sich »in finsterer Torweg, und er tastet« fich hinein. Seine Füße stolperten Wer ein Haufen Unrat, und al» er den engen Hof betrat, versagte ihm fast der Atem. Diese Lust, die -wischen den hohen, schwarzen Mauern lagerte, die aus den Gossen und Türöffnungen hervor quoll, die von oben in den Schacht hineindrückte, wie man einen Wollsack zusammendrückt — das war keine Lust mehr -u nennen. Man mußte fie Wischen den Zähnen zerkauen und in die Lungen hineinstopfen — sie beleidigte nicht nur die Ras«, son der auch den Geschmack, und di« Flammen einer einsamen Gas- latern« schienen unter ihrer Glut zusammenzuschmelzen. Einzelne Fenster in dem Hose waren hell. Da» Licht schien durch blinde Scheiben, durch zerbrochene Scheiben, durch vor- geklebte» Papier und durch vorgehängte Lumpen; da» Licht leuchtete nicht, sondern es dämmerte wie in einem Schacht voll giftiger Gas«. , Eine sehr große und sehnsüchtige Phantasie wär» an der Uebevmacht de» Gegensatzes gestorben, wenn fi« fich tn dieser Sekunde einen tiefen, grünen Wald hätte vorstellen müssen, au» dessen keuschem Schoß« der kräftig« Dust de» Erdreich» empor steigt. Aber Professor Smith hatte zu ost da» Elend der Groß stadt gesehen, um fich mit unfruchtbaren Träumen abzugeben, und er durchschritt rasch den Hof, öffnet« eine der letzten Türen und stieg di« lebensmüde Treppe hinauf. „Herein!" Die Stimme, welch« dem Klopfen antwortete, klangMep- pend und mürrisch aber da, Zimmer, tn dem Charly Roger bet einer blakeWen Lamp« am Tische faß, «ar auch nicht hervor ragend geeignet, die Laune «ine» Menschen zu heben. E, konnte im vergleich -u seiner Umgebung virlleicht an ständig genannt werden; e» war kein« Räuber--und Diebeohöhle, wie fie -ahllo» in Hamburg zu finden find, aber die übertüncht« Schäbigkeit prägte ihm ihren falschen Stempel auf UNH macht« «« unwohnltcher, al, nackt« Wände und gardinenlos« Fenster vermocht hätten. Smith gab diesem Empfinden Ausdruck. „Du bist fadenscheinig geworden," sagte «r, „und da» Papier, auf dem du mir schriebst, roch nach «ine« Käseladen. Ich hatte Müh«, mich tn diesen Winkel -««bürg» hineinzmvühlen." Charly schob seinem Saft eine» Stuhl -in.
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