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- Erscheinungsdatum
- 1908-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190805067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080506
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
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Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-06
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Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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106. öffentlich, Sitzung. ?. Deeode«, 5. Mai. Präsident Seh. Rat Dr. »ehuett «röffnete di, Sitzung um 1V Uhr 5 Min. bet müßig besetztem Kaufe. Al, Zugiger Puntt steht aus der Tagesordnung verzeichnet die Schlußberatung über den vertcht der Gesetzgebungsdeputation, betr. den Gatmurs «tue» FAessegeertztehung^chetes. Berichterstatter Abg. Dr. Kühlmorgeu-Blasewitz (Kons.) gibt an der Hand de» gedruckt vorliegenden Bericht« ein« Uebersicht Liber den Gang der Verhandlungen in der Deputation und die von dieser gefaßten Abänderungsbeschlüffe, die größten teils redaktioneller Natur find. In der Debatte, die zunächst zu 8 1 eröffnet wird, nimmt zuerst da» Wort Abg. Dr. Brückner-Leipzig (Freikons.), der da für Eintritt, daß bei der Fürsorgeerziehung der Arzt mehr herangezogen «erde als die» bi» jetzt der Fall ist. Abg. Bür- Zwickau (Frs.) erklärt im Namen seiner politischen Freunde, daß sie dem Gesetzentwürfe zustimmen werden, da es immerhin gegen Len jetzigen Zustand einen Fortschritt bedeute. Abg. Dr. Zöphel-Leipzig (Natl.) erklärte für seine Fraktion ebenfalls die Zustimmung. Abg. Dr. Rudelt-Dresden (Kons.) ist von dem Entwurf nicht erbaut, da er einen Eingriff in das Selbstver waltungsrecht der Gemeinden bedeute und Liesen große Lasten auferlege. Abg. Starke-Dorfchemnitz (Kons.) gedenkt mit dan kenden Worten des Wirkens der Inneren Mission und hätte des halb gewünscht, daß von dieser Seite gegebenen Anregungen etwas weiter nachgegangen wäre. Abg. Langhammer-Chemnitz (Natl.) gibt namens der nationalliberalen Mitglieder der Ee- setzgebungsdeputation eine Erklärung ab, hinter der auch sämt liche Mitglieder der nationalliberalen Fraktion stünden. Diese Erklärung geht dahin, daß die Nationalliberalen in einer ge- setzliechen Regelung der Fürsorgerziehung einen entschiedenen Fortschritt sehen. Nach einem kurzen Schlußwort des Bericht erstatters Abg. Dr. Kühlmorgen wird 8 1 in der Deputations fassung einstimmig angenommen, ebenso ohne Debatte der un veränderte 8 2. Zu 8 3 bittet Abg. Kleinhempel um getrennte Abstimmung nach den einzelnen Absätzen. Diese erfolgt und er gibt Annahme des Paragraphen in der Deputationsfassung gegen eine Stimme. Zu 8 4 beantragt Abg. Hettner-Dresden (Natl.): Den Wor ten: das Vormundschaftsgericht hat die einschlagenden Verhält nisse zu erörtern und die geeignet erscheinenden Beweise aufzu nehmen, noch hinzuzusügen die Worte: insbesondere den Min derjährigen ärztlich untersuchen zu lassen. Justizminister Dr. v. Otto erklärt im Namen der Regierung mit der Tendenz des Antrags Hettner durchaus einverstanden, hat aber Bedenken dagegen, ihn hier noch ausdrücklich ins Gesetz aufzunehmen. Bei der Abstimmung wird nach längerer Debatte der Antrag Hettner mit 42 gegen 24 Stimmen (Nationalliberale und Freisinnige) abgelehnt. Antrag Opitz wird gegen fünf Stimmen angenom men, ebenso einstimmig 8 4 mit Antrag Opitz. 88 5 und 6 wer den ohne Debatte einstimmig angenommen. Bei 8 7 erklärt Abg. Dr. Schill (Natl.), nach seiner Meinung würden die Bezirksverbände die Lasten, die ihnen durch das Ge setz auferlegt würden, nicht tragen können. Man müsse sie ruf breitere Schultern legen. Ebenfalls nach längerer Debatte und 8 7 wird in der Deputationsfassung angenommen. Zu 8 8 spricht Abg. Dr. Seetzen (Kons.), der bedauert, daß den Gemeinden durch Las Gesetz nicht ein etwas weiterer Spiel raum gelassen worden sei, und gewünscht hätte, daß man ihnen mehr entgegengekommen wäre. Gleichwohl werde er für das Gesetz stimmen. 8 8 wird hierauf in der Deputationsfassung an genommen, ebenso ohne Debatte die 88 9—14. Ohne Debatte wird hierauf der Rest des Gesetzes in der Dsputationssassung und ebenso das gesamte Gesetz angenommen, nachdem Mn. Dr. v. Otto für die Regierung auf namentliche Abstimmung ver zichtet hat. NächsteSitzung: Mittwoch, 6. Mai, vormittags 10 Uhr. Tagesordnung: Schlußberatung über den Antrag Dr. Spieß und Gen. betr. Besteuerung der Warenhäuser. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. 42. öffeniliche Sitzung. ?. Dreöde«, 5. Mai. Vizepräsident Oberbürgermeister Beutler eröffnet die Sitzung, an der auch Prinz Johann Georg teilnimmt, um 11 llhr 20 Minuten. Punkt 1 der Tagesordnung, Bortrag au» der Negistrande und Beschlüsse auf di« Eingänge, passiert ohne De batte. Punkt 2 und 3 betroffen Eiseubahuautzelegeuheiteu, worüber im Auftrage der zweiten Deputation Bericht erstattet Graf zur Lippe. Er stellt dabei folgende Anträge: zuPunkt2:zu Lasten der bei Tit. 114 des außerordent lichen Etat» 1908/09 noch verfügbaren Mittel den Aufwand von 63 600 zur Fortsetzung derelektrischenStraßenbahn (Dresden) Plausen-Hainsberg his zur Flurgrenze von Coßmannsdors zu bewilligen: zu Punkt 3: die in Tit. 24 des außerordentlichen Etats aus 1908/09 für Erweiterung des Bahnhofs Wolken stein geforderten 306 000 unter Abstrich von 11000 K mit 295 000 .« zu bewilligen, die Petition des Stadtgemeinderats zu Wolkenstein aber auf sich beruhen zu lassen. Beide Titel wer den debattelos nach den Vorschlägen der Deputation bewilligt. Punkt 4—6 betreffen Etatkapitel. Zu Punkt 4 erstattet ebenfalls das Referat Graf zur Lipp« und beantragt, nach der Vorlage bei Kap. 107 des ordentlichen Etat auf 1908/09, Wartegelder, die Ausgaben mit 36 896 zu bewilligen; bei Kap. 108, Pensionen, die Ein nahmen mit 4900 ^l zu genehmigen, die Ausgabe mit 6 697100 Mark zu bewilligen, bei Kap. 109, Erhöhung der Bewil ligung an Militärinvalide usw., die Ausgaben mit 7500 .L, darunter 5000 .ii wegfallend, zu bewilligen. Auch diese Kapitel werden Lebattelos genehmigt. Bei Punkt 5 und 6 ist Berichterstatter derselben Deputation Kammerherr Dr. Sahrer von Sahr-Dahl««. der folgende Anträge stellt: zuPunkt 5: I. nach der Vorlage bei Kap. 59a, Technische Staatslehranstalten zu Chemnitz, die Einnahmen mit 115 650 zu genehmigen, die Ausgaben mit 816162 darunter 373 780 künftig wegfallend, zu bewilligen; II. bei Kap. 59b, Elektrisches Prüfamt Chemnitz, die Ein nahmen mit 5000 .L zu genehmigen, die Ausgaben mit 9460 ^l zu bewilligen; III. bei KaP, 59c, Baugewerkenschulen zu Dresden, Leipzig, Plauen .i V. und Zittau mit Tiefbauschule in Zittau die Einnahmen mit 40100 zu genehmigen, die Ausgaben mit 330 295 ^l, darunter 53 715 künftig wegfallend, zu bewilligen, die Petition der sächsischen Bezirksverwaltung des Deutschen Technikerverbandes der Kgl. Staatsregierung zur Er wägung zu überweisen, die Petition der Lehrerschaft der Bau- gewcrkenschulen der Regierung zur Kenntnisnahme zu über weisen. Die Kammer beschließt nach den Deputationsanträgen. Zu Punkt 6: bei Kap. 58 des ordentlichen Etats auf 1908/09, Armenkrankenpflege und sonstige Ausgaben in» öffentlichen Interesse, die Ausgaben mit 186 880 .k, darunter 4500 .L künftig wegfallend, nach der Vorlage zu bewilligen; die Petition des Leipziger Diakonissenhauses der Regierung zur Erwägung zu überweisen, die Petition des sächsischen Landes verbandes des Blauen Kreuzes durch die erfolgte höhere Ein stellung in den Etat für erledigt zu erklären, die Petition des Dresdner Blindenvereins Trost im Leid der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Das Haus tritt den Deputations anträgen bei. Zu Punkt 7 ist Referent der dritten Deputation Dr. Naumann. Er beantragt, sich durch den mit Dekret Nr. 37 vorgelegten Bericht über die Verwaltung der Landesbrandver- stcherungsanstalt in den Jahren 1904/05 für befriedigt zu er klären. Bei Puntt 8 beantragt im Namen der vierten Deputation Kammerherr v. Schönberg, die Beschwerde der Firma Eismann L. Stockmann in Colditz über eine Entscheidung der Kreishaupt- mannschaft Leipzig, betr. Einrichtung einer Ziegelei, auf sich be ruhen zu lassen. Der Antrag zum Puntt 7 wird zum Beschluß erhoben. Zu Punkt 8 verliest der Berichterstatter, obwohl ein Druckbericht von 18 Druckseiten vorliegt, nochmals das ganze Material und verzögert dadurch den Schluß der Sitzung um eine volle Stunde. NächsteSitzung: Mittwoch, 6. Mai, 11 Uhr vormittags. I Tagesordnung: Einige Rechenschaftsberichte und Etatkapitel. Diverse Eisenbahnpetitionen. * M»std«tA»ted«ckeRststg. DerNeicheta-eabgeordnet« Schwa- bach (Ntl.) bat sei« Mandat für dm Wahlkreis Küntgeberg 1 (Heydekrug—Memel) niedergelegt. von konservativer Sette warm sät seiner Mahl gram ihn und seine Patteifreund« maßlose An« griffe wegen Wahlveetnfluffungen, Stimmenkaufa itsw. gerichtet wordm. Schwabach erhielt bei der Hauptwahl 4VSl, sein Gegner, der Konservative Krause 5668, der Litauer 4221, die Sozialdemo kraten SS42 Stimmen. In der Stichwahl siegle Schwabach mit 11403 gegen 6481 Stimmen. Der Wahikainvs war auf allen Setten mit einer Leidenschaftlichkeit und Rücksichtslosigkeit geführt worben, die so ziemlich einzig dastehen dürften. * »er Deutsch« Kanbelstäg wird atn 1. und 2. Juni in München eine Au»schußssttz«ng a^altan, sauf derens Tagesordnung unter anderem stehen: 1) Vertretung von Indu strie und Handel bei den gesetzgebenden Körperschaften. 2) Be stimmungen für die Anstellung von Sachverständigen. 3.) Be stellung von Sachverständigen durch di« Handelskammer». 4) Verschieden« Portofragen, 1 Kilogramm-Paket usw. 5) Fern, sprechleitungen im Fernverkehr. 6) Postüberweisung»- und Scheckverkehr. 7) Aenderung des Gerichtsoerfassungsgesetzes. 8) Führung einer Handelsfirma Lurch Minderkaufleute. 9) Aende rung der Gewerbeordnung. 10) Sonntagsruhe im Handelsge werbe und in der Binnenschiffahrt. 11) Bekämpfung de» un lauteren Wettbewerbs. 12) Wanderbasar. 13) Vereinbarung für die Textilindustrie über Ausstände. 14) Verkehr mit Mar melade. * Zu dem Eintritt de» Prinz«« Ernst August von Lulmber- land 1« di« deutsch« Armer erhalten die Braunschw. N. Rachr. ein Telegramm des Cumberländischen Wirk!. Geh. Rats Kam merherrn von der Wense, nach dem eine Entscheidung über den Eintritt des Prinzen in die deutsche Armee noch nicht getroffen worden ist. Doch dürfte es, wie die Braunschw. N. Nachr. dazu bemerken, als ausgeschloffen gelten, daß Prinz August in ein sächsisches Regiment eintrete. Der Prinz werde vielmehr, wenn er nicht noch kurze Zeit vorher die Universität Heidelberg bezieht, ein bayrisches Regiment aufsuchen. * Die Vertagung de» Reichstags, die bereits am heutigen Mittwoch stattfinden sollte, wird nun noch um ein oder zwei Tage hinausgeschoben werden, da es nicht möglich ist, noch alle notwendigen Rest« morgen aufzuarbeiten. Die Ver tagung wird sich bis zum 20. Oktober erstrecken. * Di« Eidesleistung de» Königs Manuel findet heute statt. Diesmal soll von dem alten langen Zeremoniell abgesehen und der Akt abgekürzt werden. Vom 12. Mai an nimmt der Hof dann Sommeraufenthalt auf Schloß Cintra. * Der inoffizielle Krieg Indien» mit Afghanistan wird ogn englischer Seite nicht mehr so ernst genommen, wie es nach den jüngsten Meldungen aussah. Die Verluste des Feindes am Montag werden jetzt auf 60 Mann angegeben. Sie wurde« dadurch vermehrt, daß viele Afghanen auf der Flucht in Ab gründe stürzten. Drei Mullahs, die sich in einer Schlucht ver bargen, wurden durch eine Granate getötet. Aus dem Königreich Sachsen. Di« drei kalten Raitage stehen wieder dicht bevor. Mamertus, Pankratius und Servatus heißen die drei strengen Herren, die alle Welt lieber hinter sich, als vor sich steht. Die drei Eisheiligen haben eben keinen guten Ruf, sind aber leider nicht in der Lage, diesen Ruf zu Lessern. Denn was sie tun, tun sie nicht eigenwillig, sondern unter dem eisernen Zwange eines meteorologischen Ge setzes. Die Eisheiligen fallen im nördlichen Deutschland auf den 11., 12. und 13. Mai. In Oesterreich und in Süddeutsch land verschieben sie sich um einen Tag, fallen also auf den 12., 13. und 14. Mai. Frankreich redet den 8. und 9. Mai als die Eismännertage an. In Rußland treten sie noch später als bei uns auf. Im allgemeinen kann man sagen, daß für Nordeuropa die Erscheinung der Nachtfröste, durch die sich ja die Eis heiligen ganz besonders auszeichnen, erst am Urban stage, dem 25. Mai, als endgültig beseitigt angesehen werden kann, so daß wir mit einer wirklich frostfreien Jahreszeit eigentlich nur während des Vierteljahres Juni-Juli-August rechnen können. Gern gesehen sind die drei gestrengen Herren wohl von nie mandem. Jeder Kälterückschlag in einer Zeit, die dem Sommer angehört, ist unerwünscht. Deshalb haben auch viele Menschen eine offene, zur Schau getragene Furcht vor den drei kalten Maitagen, die sich mit einer unverrückbaren Hartnäckigkeit all jährlich einstellen. Sorgsam sucht alles, was ein Stückchen Gar tenland, ein Blumenbeet, oder gar nur einige im Freien stehende Topfpflanzen sein eigen nennt, diese nach Möglichkeit vor den gefährlichen Witterungserscheinungen dieser drei ominösen Mai tage zu schützen. Und er tut gar gut daran. Denn mehr als einmal ist es schon vorgekommen, daß Mamertus, Pankratius und Servatius alle die schönen Frühlingsblüher zunichte gemacht haben. Im vergangenen Jahre waren die drei Eistage sehr milde, ja es wurden gerade in den Tagen vom 11.—15. Mai vielfach Maxim a von über 30 Grad beobachtet. Hoffentlich be reiten auch in diesem Jahre die drei Eisheiligen unfern Land wirten und Gartenbesitzern keinen Kummer. Politische Tagesschau. Aue, den 6. Mai * Reform des Wechselstempelsteuergesetzes. Der dem Reichs tag soeben zugegangene Entwurf eines Gesetzes wegen Aende- rung d. Gesetzes über dieWechselstempelsteuer steht eine wesentliche Abschwächung der hohen Strafen des Wechselstempelsteuergesetzes — 50facher Betrag der hinterzogenen Abgabe — vor. Es soll nämlich, wenn sich aus den Umständen ergibt, daß eine Hinter ziehung der Stempelabgabe nicht hat verübt werden können oder nicht beabsichtigt worden ist, künftig nur auf eine Ord nungsstrafe bis zu 150 .L erkannt werden. Nach Verab schiedung des Entwurfes finden die milderen Strafvorschriften auf den Scheckverkehr ohne weiteres Anwendung. Abg P»ch»lcki (f«ff. «-,.) b««r. . ^tt-ag um20ü 000 T kürzen und die Unterofiizirre «r «««hen kaffen. Generalleutnant «irt ». Armi« focht »rrvdschastltch für dir Unteroffizier«. Ein Zeittrumsr«dn«r « grundsätzlich die Zulage, der er «inen politischen er zuschreiben zu müssen meint«. So erschien zum min- n» da» Schicksal der Zulage für die Unteroffiziere ernstlich ährdet.... tetrr Das unterhalb des Eingangs gelegene, durch eine Deckenöffnung erreichbare Erdgeschoß dient als Vorratsraum und Gefängnis, «ins der oberen, mit Balken oder Gewölben abgedeckten Geschosse, wo der Kamin nicht fehlt, als Raum für die Wachmannschaft. Eine Plattform mit Zinnenkranz und einem hölzernen oder stei nernen Kegeldache krönt den mächtigen Aufbau. Da die Mauer stärken des unteren Geschosses bis zu fünf Meter betragen und nach oben wenig absetzen, so stehen viele Burgfriede noch heute In trotziger Kraft ziemlich unversehrt da. Wohl die gewaltig sten ragen in der Wensburg, einer der ältesten Burgen am Mittelrhein, in Burg Rheineck, schon 1124 genannt und 1832 fast völlig neu aufgebaut, in der 1689 gesprengten Fürstenburg oberhalb Stromberg, hier bis zur Höhe von 35 Meter, in der schon 1093 erwähnten, 1645 zerstörten Laurenburg an der Lahn, in Burg Prozelten am Main und auf Sonneberg, bei dem schönen Wiesbaden, empor. Viele Burgen sind so gelegen, daß eine Seite leichter als die anderen zu ersteigen ist. Diese natür liche Angriffsseite, die Kehle, ist gedeckt durch eine mächtige, oft gegen zwanzig Meter hohe Schildmauer, die oben behufs zweckmäßiger Verteidigung mit Wehrgang und zinnenbekrönter Brustwehr versehen ist. Ein Graben und eine dahinter be findliche Ringmauer, ebenfalls mit Wehrgang, Brustwehr und Zinnen, schließen die Burgbauten samt dem inneren Hose ein. Häufig sind der Ringmauer noch hohe Türme etngefügt. An günstiger Stelle öffnet sich in ihr das von einem oder mehre ren Türmen gedeckte Tor, zu dem über den Graben die Holz brücke führt. Rings um die Burg ziehen sich die sogenannten Zwinger hin, schmale Gänge zwischen Mauern und Gräben. Verschiedene Tor« mit Zugbrücken, jedoch behufs Erschwerung de» Zugänge» nie in einer Axe angeordnet, führen durch den Zwingerbezirk zum Haupttor. Ist die Burg Sitz eine» großen Herrn, so ist ihr noch «ine Vorburg mit Außenhof, Kapelle, Stallungen, Wirtschaftsgebäuden und Herbergen für fahrend«, ivolk vorgelegt. Burgen auf steilen Felsen mit geringer Grund- - IsM V»ch* st'G mttikttch erheblich fistfacher al» solch« der «orgeschil- derten Art gehalten. Ihre schwer zugängliche Lage und ihre leichtere Verteidigung machen ja ausgedehnte Fortifikatione» ziemlich überflüssig. Insbesondere sind die Zwinger nur von der Kehle angelegt oder überhaupt gänzlich in Fortfall gekommen. Aber der Bergfried fehlt, wie beschränkt auch die Fläche sein mag, höchst selten. Die Burgen haben eine Glanzzeit von knapp drei Jahr hunderten erlebt. Schon im 14. Jahrhundert erwuchs ihnen ein furchtbarer Gegner im Schießpulver. Gegen das Geschütz, das bald imstande war, hundertpfündige Steinkugeln zu werfen, konnten stch die meisten Festen nicht halten. Mit ihrem forti- fikatorischen Wert ging es, entsprechend den Fortschritten der artilleristischen Kunst, alsbald zur Neige. Der Schwäbische Bund, der Bauernkrieg, der Albertinische Krieg räumten mit Len Burgen erheblich auf. Zwar wurden größere Burgen durch Batterieanlagen und Aufstellung von Geschütz in verbesserten Verteidigungszustand gesetzt, aber geholfen hat das wenig, denn die Belagerten konnten sich auf die Dauer nicht halten. Schon im Jahre 1619 weiß der Verfasser eines artilleristischen Werkes von großen Bomben und Hohlkugeln mit zwei Feuern zu be richten. Solche Geschosse mußten in den engen Burgbezirken furchtbare Verheerungen anrichten. Der dreißigjährige Krieg brachte eine große Menge auch der stärksten Burgen zu Fall. Weitere Zerstörungen folgten in den Jahren 1688 bis 1697, bei der Verwüstung der Pfalz durch die Franzosen, deren Vandalis mus auch das Heidelberger Schloß züm Opfer fiel, und beim Eindringen der französischen Revolutionsarmee 1792 in Deutschland. Obwohl di« Burgen gar keinen militärischen Wert mehr besaßen, wurden sie nichtsdestoweniger von dem barbari schen Feind« einfach in die Luft gesprengt. Seit jenen Tagen sind die meisten Burgen am stolzen Rheinstrom Ruinen. Pietät gegen die Altvorderen, historische» Interesse und romantischer Sinn haben im Laufe de» 19. Jahrhundert» manche Burgen au» dem Verfall und der Vernichtung neu erstehen lassen. Nur genannt seien Bur- Stolzrnfel, bei Koblenz, Burg Rheinstein, die Burg Hohenzollern, die Wartburg, Schloß Burg an der Wupper, ehemals Residenz der Grafen von Berg, und der Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses. Am Beginn de» 20. Jahrhunderts erfolgte der Wiederaufbau der in den Vogesen H gelegenen Hohkönigsburg, deren Name bereits zur Zeit Karls des Großen genannt wird. Die Ruine wurde Kaiser Wilhelm II. vor neun Jahren von der Stadt Schlettstadt zum Geschenk gemacht. Der Kaiser beschloß, die Burg als ein macht volles Denkmal der alten deutschen Geschichte im Elsaß wieder herzustellen. Ein Voranschlag über die erforderlichen Gesamt kosten ergab die Summe von 1439 000 ^l. Nachdem laut Be willigung des Reichstags die Hälfte dieser Kosten in Höhe von 750 000 .il vom Deutschen Reiche übernommen war, übertrug der Kaiser den Wiederaufbau der Ruine dem als Burgenkenner bekannten Architekten Bodo Ebhardt in Berlin. Di« Hoh- königsburg hat eine Geschichte von mehr als tausend Jahren. Im 11. u»ü> 12. Jahrhundert ragte sie unter verschiedenen Be- sitzern stolz als romantische Bauanlage zu den Wolken. Mancher ' l Streit wurde um die begehrenswerte Feste ausgefochten. Die gotische Zeit brachte neue Bauformen zu den romanischen. Nach Ausgang des Mittelalters wurde die in den Besitz der Grafen D Thierstein übergegangene Burg gänzlich um- und ausgebaut. Als der letzte Thiersteiner 1519 ohne direkte Leibeserben ge storben war, übernahm Kaiser Maximilian den Lurgbau. Kaiser liche Hauptleute wurden mit der Wahrung der Veste betraut, und al» die ersten dieser Herren zogen im Jahre 1538 Schweik- hard, Hans und Franz Konrad von Eickingen, die Söhne de» berühmten und gefeierten Fran- von Eickingen, ein. Hundert Jahre später braust« der Dreißigjährige Krieg verheerend über Deutschlands Fluren. Auch der Vogesemvald blieb nicht ver schont, denn die Schweden drangen ein und legten die -oh- könig»burg in Trümmer. Jahrhunderte zogen vorüber Ruine schaute in den stillen, dichten Wald, hoch auf der ei Höh«, venoitternd und zerfallend, «ine Beute der erbar losen Zett ... lNg»- 's
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