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W-.W4. Dritter Jabraang; ..U i '"^^" Mittwoch, «. Mai 1S08 mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. > pfg. — Deutscher Postzeitungs- i Sonn- und Leiertagen, zu König Friedrich August begiebt sich heute Abend den Jubiläumsfeierlichkeiten nach Wien. Der frühere österreichische Lands mannmini st er Prade ist zum Nachfolger Peschkas ernannt worden. Der Reichstagsabgcordnete «Schwabach (Natl.) hat sein Mandat niedergelegt. (S. pol. Tgssch.) Mutmaßliche Witterung am 7. Mai: Siidwestwind«, veränderlich, zeitweise Regen, Gewitterneigung. Ze monatlich - Durch Druck und Verlag Gebrüder Benthner (I»h.: Paul Beuthner) in Au». Verantwortlicher Redakteur: Fritz Arn hold Für die Inserate verantwortlich; ll) alter Kraus beide in Ao«. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag, von 4—L Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher SN. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Die Vertagung des R e i ch s t a g s, die am Don nerstag oder Freitag eintritt, wird nach neueren Bestimmungen nur bis zum 20. Oktober dauern. (S. pol. Tgssch.) kämpfe nicht zu führen brauchen. Kommen der Tarifvertrag und die friedliche Lohnbewegung auch in anderen Berufszweigen mehr zur Anerkennung, so werben die Unterstützungseinrichtun gen auch den Mitgliedern anderer Verbände höhere Vorteile bieten. Bei den Unterstützungseinrichtungen der verschiedenen Ar- biterorganisakionen ist überall als Grundsatz durchgeführt, daß den Mitgliedern ein klagbarer Anspruch nicht zusteht, doch können in der Praxis die Ansprüche als gesichert gelten, wenn sie nach dem Statut als berechtigt anzusehen sind. Von den der Generalkommission der Gewerkschaften angeschlossenen Zentral verbänden hatten im Jahre 1908 eingeführt 49 Verbände die Reiseunterstützung, 43 die Arbeitslosenunterstützung, 44 die Krankenunterstützung, 7 die Jnvalidennterstiitzung, 47 di« Unter stützung in Sterbefällen. Auch bei den christlichenGewerk- schaften und in den Hirsch-Dunckerschen Gewerk vereinen nehmen die Unterstützungseinrichtungen schon eine große Bedeutung an. Als auffälligste Erscheinung tritt hervor, daß die Unterstützungen fürStreiks und für G ema ßr egelte immer noch die größte Summe der Ausgaben für das gesamte Untersrützungswssen ausmachten, und zwar tritt dies nicht nur bei den sogenannten freien Gewerkschaften hervor, sondern auch in den christlichen Verbänden und bei den Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereinen. So wurden im Jahre 1906 von den Gewerk vereinen Hirsch-Dunckerscher Richtung 442 261 Mark für Streiks und Aussperrungen ausgegeben. Dagegen betrug die Unter stützung bei Arbeitslosigkeit im Vorjahre nur 136143 Mark, und die Unterstützung bei Umzug, auf der Reise und in Not fällen belief sich auf 70 481 Mark. Auch im Jahre 1905 war die Ausgabe für Streiks und Aussperrungen immer noch um rund 50 Prozent höher als die Arbeitslosenunterstützung. Aehnlich war Las Verhältnis in den christlichen Verbänden. In diesen Organisationen standen für 1906 einer Ausgabe von 853 435 Mark für Streik- und Eemaßregeltenunterstützung an Ausgaben für alle übrigen Unterstützungseinrichtungen rund 450 OOO Mark gegenüber, und im Jahre 1905, in dem die christ lichen Verbände mehr als eine Million Mark für Streik- und Eemaßregeltenunterstützung ausgegeben hatten, trat dieser Unterstützungszweig noch mehr hervor. Entsprechend dem höhe ren Mitgliederbestand der freien Gewerkschaften wurden in die sen Verbänden auch höhere Summen für die Unterstützungsein richtungen ausgegeben. So für Streik- und Gemaßregeltenunter- stützung allein im Jahre 1906 weit über 1414 Millionen Mark und dazu noch für R«iseunterstützung 758 222 Mark, für Arbeits losenunterstützung 2 653 296 Mark, für Krankenunterstützung 3 231 741 Mark und für die übrigen Unterstützungseinrichtungen ungefähr 1,2 Millionen Mark. Wenn diese Unterstützungen auch nicht als vollwertige Versorgungseinrichtungen bei Arbeitslosigkeit, in Krankheits und Sterbefällen, auf der Wanderschaft und bei Invalidität angesehen werden können, so tragen sie doch zur Linderung der dringendsten Notlage und zur Stärkung des Daseinskampfes unter der Arbeiterbevölkerung wesentlich bei. Besonders die AMkislosenunterstützung ist von sehr wohltätigem Einfluß, so la/lge es eine gesetzlich geregelte Arbeitslosenversicherung noch nicht gibt. Vorbildlich sind die Unterstützungseinrichtungen im Buchdruckerverband. Daß die Unterstiitzungseinrichtun- gen dieser Organisation Besseres leisten als die übrigen Ver bände, liegt nicht allein an den höheren Beiträgen der Mit glieder, sondern auch an dem Umstand, daß die Buchdrucker in folge des allgemein gültigen Tarifvertrages schwere Arbeits- Tas Wichtigste vom Tage Reichskanzler Fürst Bülow ist von seiner italieni schen Reise gestern Abend wieder in Berlin eingetroffen. Deutscher Reichstag. 150. Sitzung. 8- Berlin, 5. Mai. Fast drei Jahre hat die Regierung gebraucht, um die drei Haager Verabredungen über das Eherecht, über die Entmündigung und den Zivilprozeß dem Reichstage vorzulegen. Sie find am 17. Juli 1905 unter zeichnet worden und jetzt endlich dem Reichstag zugegangen. Trotzdem war die Stimmung des Reichstages den Verträgen, die den internationalen Rechtsverkehr erleichtern und zu deren schätzenswerter Ergänzung die Schaffung eines internationalen Wechselrechts dienen würde, außerordentlich günstig und man hieß sie schließlich einstimmig gut. Abg. Junck Matt.) hatte in der Besprechung die Verzögerung der Einbringung gerügt, wollt« aber im übrigen keine Ausstellungen dazu machen. Es sprachen außerdem Staatssekretär v. Schön. ALgg. Giese (Kons.), Kirsch (Zentr.), Dove (freis. Vgg), v. Dirksen (Reichsp.) und Geh. Rat Frantzius. Schon vorher waren ohne Erörterung die inter nationalen Abkommen vom 26. September 1906 über das Ver bot der Nachtarbeit der gewerblichen Arbeiterinnen und das der Verwendung von weißem (gelben) Phosphor bei Zünd hölzern in 2. Lesung angenommen worden, in 3. Lesung der Ge- setzenwurf über die Verlegung der deutsch-schweizerischen Grenze bei Leopoldshöhe. Die 2. Lesung der Dampsersubventtonsvorlage gab mehreren freisinnigen Rednern Gelegenheit, als warme Be fürworter des Verkehrs des Nordd. Lloyds zwischen Neu- Guinea und Ostasien sowie Japan auf den Plan zu treten. Die Abgg. Hormann (freis. Vp ), Eothein (freis. Vgg.) und Schweich- Hardt (deutsche Volkspartei) übernahmen Schulter an Schulter mit den Staatssekretär Dernburg und v. Bethmann-Hollweg diese Aufgabe gegenüber dem sozialdemokratischen Abg. Roske und gegenüber den Abgg. Liebermann v. Sonnenberg (wirtsch. Vg.) und Graf Kanitz (Kons ), die die Linie nach Japan aus scheiden und die Subvention um den größeren Teil, 270 000 ^l, kürzen wollten; Abg. Erzberger (Zentr.) hoffte, daß auf Grund dieser Summe auch die japanische Linie erhalten bliebe. Die Eegengriinde halfen nichts: die Überwiegende Mehrheit, be stehend aus Zentrum, Polen, wirtschaftliche Vereinigung und einem großen Teil der Deutschkonservativen, lehnte die voll« Summe, gegen Nationalliberale und Freisinnige, ab und nahm dann mit diesen zusammen die verkürzte Subvention an. Die 2. Beratung von fünf kolonialen Ergänzungsetats und kolonialen Gesetzen, die kolonialen Bahnen mitumfassend, blieb ein Monolog des Abg. Ledebour (Soz.), der natürlich alles ver warf. Alle fünf Entwürfe wurden unverändert genehmigt. Die Ostmarkenzulage Bezugspreis: Durch unsere Beten frei ins Haos monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt mo «o Pfg. und wdchentlich »0 pfg. — Bei der Post bestellt und seiest abgeholt vierteljährlich z.zo Ml. — den Briefträger frei in» Saus vierteljährlich 1.-2 Ml. — Einzeln» Nummer zo pfg. — Deutscher Postzei katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahm» von BroLloserrversichernng. Der heutige Stand der Kriegführung auf dem sozialen Kampsfelde bedingt es, daß bei Streiks und Aussperrungen so wohl aus feiten der Unternehmer wie auf seilen der Arbeiter Gruppen in die Arbeitskämpfe einbezogen werden, denen die eigentlichen Streitpunkte ziemlich fern liegen, und die manch mal an den strittigen Fragen nicht das geringste Interesse haben. So werden oft Berufsgruppen zum Feiern gezwungen, weil andere Arbeitergruppen in Len Ausstand getreten sind, und andererseits werden auch oft genug Arbeiter ausgesperrt, die überhaupt keine Lohnforderungen gestellt haben. Erzwingen so die Arbeiterverbände nicht selten die Beteiligung Unbetei ligter an Streiks, so machen auch die Arbeitgeberverbände nicht selten Lurch Mehrheitsbeschlüsse unbeteiligte Arbeiter schichten bei allgemeinen Aussperrungen arbeitslos. Hauptsäch lich aus diesem Grunde, weil jederzeit plötzlich Tausende und Zehntausende arbeitslos werden können, entwickeln sich die Ar beiterverbände der verschiedensten Richtungen immer mehr von sblößen Kampfvereinen zu allgemeinen U n t e r stü tz u n gs - einrichtungen. Und wiederum je Lesser und verschiedenartiger die Unterstützungseinrichtungen werden, desto höher wird auch der Mitgliederbestand in den Arbeiterverbänden, um so geringer ZMwird auch die Mitgliederfluktuation; denn niemand will gern Etzie lange Beisteuerung erworbenen Rechte verlieren. «H «MR - Iw IWKWlI und sorgten dafür, daß neben den Kultürbauten auch die Pro fanbauten eine bessere Ausbildung und Ausstattung erhielten. Von den Kirchen übertrugen sich die ornamentalen Details, so weit das möglich war, auf di« Wohn- und Palastbauten der Fürsten, des Adels und des städtischen Patriziats. Rhytmisch angeordnete Fenstergruppen, Säulenarkaden, Bogenfriese,- Lie- fenenglieder mit Blendbogen und manche andere schmückenden Glieder, die für den romanischen Stil charakteristisch find, ge langten beim Vurgenbau zur Anwendung. In der RheinpfalK am Main, im Saalgau, im Taunus, in Hessen, in Westfalen, an der Mosel und in Luxemburg lassen noch jetzt manche Burgen aus romanischer Zeit diese Einwirkung des Kultbaues auf den Profanbau deutlich erkennen. Büdingen und Roggershausen in Hessen, Tobern an der Mosel, die Salzburg im Saalgau, Seligen stadt am Main und Minzeberg in der Wetterau bei Frankfurt am Main seien als Beispiele herausgegriffen. Noch schönere Beispiele liefern die Kaiserpaläste der Hohenstaufen zeit, die Schlösser zu Eger und Goslar, die Kaiferburgen zu Wimpfen am Berge und zu Gelnhausen, sowie di« Schöpfung der Thü ringer Landgrafen, die großartig angelegte Wartburg. .Gewöhnlich ragt aus der Burg als beherrschender Riese der Bergfried empor. In seiner Nähe liegt ein Bäu, der di« Ritterwohnung mit den Kemenaten, den Frauengemächern, und den großen Saal enthält. In Manchen Burgen ist der Saal, der Palas, als besonderer Bau aufgeführt. Der Bergfried ist Haupt turm und dient sowdhl als Warte, wie auch den Belagerten al- letzter Zufluchtsort. Erin in beträchtlicher Höhe über dem Erd boden befindlicher Eingang ist nur durch eine Leiter oder ein« mit dem oberen Geschoß der Ritterwvhnung in Verbtndung stehende AolzbrÜcke zugänglich. Hi« in den Turm Flüchtenden ziehen die Leiter hoch oder brechen die HolzbrÜcke hinter sich ab. In Frankreich uM> England find diese Bergfritte, hier Keep towers, dort Donjon» genannt, in der Regel al« Wahntürme, in Deutschland fast nur al« Teile der Fortifibation behandelt. Vaterländische Burgen. Zur Einweihung der Hohkönigsburg. Von Georg Buß« «.ichdrua oervoicn. Als gewaltige Merkzeichen deutscher Geschichte und ge wichtige Zeugen ritterlich-romantischen Geistes schauen die Reste zahlreicher Burgen in unser schönes Land. Die meisten ragen stolz und kühn auf steilen Felsenhöhen — verlassen und unge stört wie in weltferner Einsamkeit. Gerade der Deutsche mit seiner Neigung zur Romantik gibt sich der Ruinen-Phantastik mit Freuden hin. In Wahrheit aber: viel zu entdecken gibt es in unsere ndeutschen Burgen nicht, weder an verborgenen Schätzen, noch an geheimnisvollen oder gar grauenerregenden Einrichtungen. Zahlreiche Ausgrabungen haben höchstens einig« rostige Waffen, einige mittelalterliche Münzen, wenrg wertvolle Bruchstücke von Geschirren und als Küchenabfälle Knochen von verschiedenen Tieren zutage gefördert. Reichtum »und-Luxus find ja auf den meisten mittelalterlichen Burgen kaum zu finden gewesen. Auf vielen Burgen saßen di« Ritter nicht als Eigentümer, sondern nur als Lehnsträger eines Fürsten oder Dynasten, der als begüterter Mann kein« Lust hatte, das betreffend« Felsennest zu bewohnen. Oft hausten sogar mehrere Ritter al« Lehnsträger auf der Burg, und zwar unter oft be schränkten Raumverhältnissen. Bei irgendwelchen Fehden ihre» Lehüherren hatten sie di« Verpflichtung, mit einigen bewaff neten Knechten Hilfe zu leisten. Mancher Lehnsträger versah «um di« Geschäft« eines Amtsmannes, froh, daß er monatlich fünfzehn Gulden Besoldung und von den Dörflern jahNW «in Deputat an Korn, Hühnern, Siern, llnschlitt und sonstigen ländlichenliProduften erhielt. Also da« Spüren nach Schätzen" aus unseren deutschen Burgen ist verlöten« Liebesmüh. Unit was di, unterirdischen Anlagen LtrBurgen, in«Lesond«re A^ug*blich lilomettrwett unter der Erd« streichendrn G äng « .«trifft, so rxistierrn st« in Wirklich!«» nur in bescheidnem ls , ; Viafe rtir innrer «nrfntzt t» Seiten Maße. Technisch ist man bis zur Wende des 13. Jahrhunderts kaum in der Lage gewesen, ausgedehnte Tiefbauanlagen bei schwierigen Bodenverhältnissen auszusühren. Dementsprechend muß auch als Entstehungszeit der oft mehr als sechzig Meter tiefen Brunnen, wie sie die Wachsenburg und die Feste Koburg in Thüringen, die Salzburg in Unterfranken, die Feste Marien berg in Würzburg, Burg Streitberg in der Fränkischen Schweiz und so viele andere Burgen aufweisen, das spätere Mittelalter oder die Renaissance angenommen werden. Bezüglich der Festung Königstein weiß man bestimmt, daß ihr 1525 Meter tiefer Brunnen, die bedeutendste Anlage einschlägiger Art in Deutschland, erst in der zweiten Hälfte Les 16. Jahr hunderts unter dem Regiment des unternehmungsfreudigen Kurfürsten August von Sachsen zur Ausführung gelangt ist. Dort, wo kein Brnnen vorhanden war, hat schon in alter Zeit als Notbehelf die Zisterne gedient. Noch ist eine solche in fast ursprünglicher Verfassung auf der Wartburg zu sehen. Sogar mit dem Steinbau der Burgen hat es im frühen Mittelalter sehr gehapert. Fehler gegen die Konstruktion waren nicht selten. Infolgedessen fehlte es nicht, wie bezügliche Mittei lungen in den Chroniken bezeugen, an schweren Unglücksfällen. Wenn im Jahr« 1045 der in Stein gebaute Palas einer Burg an der Donau wegen Ueberlastung des großen Saales mit Gästen zusammenbrach, so steht diese Katastrophe durchaus nicht ver einzelt da. Ueberhaupt find die Eteinbauten für Wohn- und Saalzweck« in den Burgen bis zum Beginn des zwölften Jahr hundert« nicht nur primitiv, sondern auch selten gewesen. In Stein wurden nur die zur Berteidigung notwendigen Mauern und Türme, also die fortifikatorischen T«ile der Burg, aufge führt, hingegen all« anderen Bauten lediglich au» Holz. Ein« meht künstlerisch« und monumentale Ausbildung erhielten d» »urg«n erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts. Nun beginnt ihr «igentlicher Aufschwung. Die steigende Lebensfreudigkeit und di« Verfeinerung d«r Sitten machten ihren Einfluß geltend D V GUDDH und Anzeiger Mr das Erzgebirge Annahme von Anzeigen bis spätestens ?'/, Uhr votmittags. Är Ausnahme von grdßeren Anzeigen an bestimmt»« Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st» am Tag« vorher bei uns eingehen. Znsertionspreis: Die fiebengespalten» Korpuszeile oder deren Raum zo pfg-, Reklamen 25 Pfg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. ",