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- Erscheinungsdatum
- 1908-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190802252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080225
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-25
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Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Nr. 46. Auer Tageblatt und Anzeiger für da? Erzgebirge. Dienstag, den 25 Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Günther greis.). Hübner Freikö'nst) und des'Staäisministers Graf v. Kohenthal und Greu lich (Kons.) wurden die Deputattonsanträge einstimmig ange nommen. Nach st «Sitzung: Dienstag, den 25. Februar, 16 Uhr. Tagesordnung: Kgl. Dekret Nr. 38, Eisenbahnangelegenheiten und Petitionen. Politische Tagesschau. . Aue, den 25 Februar. * Dernburgs aiichste Reis«. Die bisher durch die Presse ge gangene Nachricht über di« nächste Dernburgreise sind insofern v « rfriiht, als sich der Termin von der Beendigung der Reichs- lagssession gar nicht angeben läßt. Fest steht bisher nur di« Absicht des Staatssekretärs, in diesem Sommer Siidwest- afrikazu besuchen. Die Ausreise kann aber erst einige Wochen nach Beendigung der Parlamentsferien erfolgen, da zunächst das durch die Bewilligung des Reichskanzlers geschaffene Ma terial aufgearbeitet und dann noch der nächstjährige Etat vor bereitet werden mutz. Die Dauer der Reise Dernburgs ist aus etwa drei Monate veranschlagt. Ueber die offiziellen Teil nehmer ist, wie gegenüber anderslautenden Meldungen festge- stellt sei, noch nichts bestimmt. * Der Gesetzentwurf über den Wohnungsgeldzuschuh der ReichSbeamten und die Klasseneinteilung der Orte, siebt nach einer durchaus zuverlässigen Mitteilung der Deutschen Postzeitung wie bisher sechs Tarisklassen und, anstatt der bisherigen fünf, neun Ortsklassen vor. In welche Ortsklassen die einzelnen Orte ein gereiht w:rden, ist noch nicht bekannt. Von der ursprünglichen Absicht, die mittleren Beamten zukünstig in zwei Tarisklassen zu trennen, ist, wie das genannte Blatt aus sicherer Quelle mitzu teilen in der Lage ist, erfreulicherweise endgültig Abstand genommen worden. Hoffentlich werden bei der neuen Klasseneinteilung nicht nur die Wohnungsmieten, sondern auch die LebenSmittel- preise, Steuerverhältnisse und Aufwendungen sllr Schulunterricht mit in Betracht gezogen, damit der bis herige Wohnungsgeldzuschuß den Charakter einer Ortszulage er hält. Die Berücksichtigung der drei letztgenannten Faktoren ist für die Beamten der Orse, die hiernach als besonders teuer an gesehen werden müssen, von geätzter Bedeutung. * Die Beratung über den Erat des Reichstag- wird gleich der über den Etat des preußischen Abgeordnetenhauses diesmal länger hinausgeschoben, als es sonst üblich ist. Der Grund hierfür ist bei beiden Parlamenten in Schwierigkeiten zu suchen, die die Obcrrech.mngskammer gemacht hat, und die erst geklärt werden sollen, bevor inan die Etats zur Beratung stellen wird. * Bahnbauten in den deutschen Schutzgebieten. Nach der Deutschen TageS-Ztg. beabsichtigt die Negierung die folgenden Bahnen für die deutschen Schutzgebiete anzufordcrn: In Togo eine Bahn von Lome nach Atakvaine; in Kamerun eine Bahn von Duala, das den vortrefflichen Hasen hat, nach Jaunde, also bis auf die Hochebene von Adamaua- in Ostasrika die Verlänge rung der Usambarabahn über Mombo bis zum oberen Tangani und die Verlängerung der sogen. Zenlralbahn von Mrogoro über Kilossa bis Tabora; die sogenannte Südbahn zum Nyassa-Sce soll vorerst noch ruhen; in Südivcstasnka die Verlängerung der Südbahu von KcetmauShoop bis Warmbad und eine Verbindungs bahn von Windhuk nach KectmannShoop. Auch eine entsprechende Verbesserung des Hafens von Swakopmund ist vorgesehen. * Die Freilassung der kriegsgefangenen Hereros zurück genommen. Der Erlab des Gouverneurs von Südwestafrika, v. Schuckmann, betreffend Aufhebung der Kriegsgefangenschaft der Hereros, dessen Inkraftsetzung für Kaisers-Geburtstag geplant war, ist nicht inKraft getreten, da in letzter Zeil viele Hereros cntlaufer waren. - Der erst« fortschrittlich« Arbeitertag, Len der liberal- demolratische Arbeiterausschuß in Düsseldorf einberusen hatte, fand am Sonntag in Essen statt. Es wurde eine Resolu tion angenommen, in der es hecht, der Liberalismus könne nur dann den letzten Rest der Arbeiterschaft in seinen Reihen be halten, wenn er zukünftig kräftiger als bisher für die arbei- tede Bevölkerung auf dem Gebiete der Sozialpolitik eintrete. Es sei zu bedauern, daß die liberalen Fraktionen die Politik des Fürsten von Bülow unterstützt hätten, ohne bindende Zusagen für die Erfüllung liberaler Forderungen erhalten zu haben. Im Lause der Debatte äußerte sich Abg. Potthosszur Blockpolitik, die Minderheit in den freisinnigen Fraktionen, die nicht für die Blockpolitik sei, wachse beständig und werde bald zur Mehrheit werden. Eine Kündigung des großen Blocks würde aber die liberale Aktionsgemeinschaft sprengen, und dieses Schauspiel wolle man nicht der Welt geben. Es sei notwendig, daß bei den zur Entscheidung stehenden großen Fragen (Rcichssinanzreform usw.) zuverlässig liberal gehandelt werde. Geschehe dies nicht, so würden die liberalen Parteien wieder in die Opposition treten müßen. * Afghanistan und der indisch« Gr«nzkrf«g. Einem Londoner Blatte wird aus Kalkutta gemeldet, daß der Gouverneur von Jalalabad die Häuptlinge der verschiedenen Stamme zu sich ge rufen hat und ihnen Anweisungen des Emirs hinsichtlich der ZaKakhole erteilte. Allen afghanistanischen Stammesangehört gen sei es untersagt, Feinde der englischen Regierung zu u n t e r st ü tz e n, die in freundschaftlichen Bündnis mit Afghani stan sich befinde. * Di« Uebrrnahm« des Kongostaatrs durch B«lgi«n. Der belgische Ministerpräsident erklärte einem Vertreter der Etoile Belge, die auf die Uebernahme des Kongostaates bezüglichen fi nanziellen Besprechungen würden demnächst zum Abschluß ge langen. Eine Ministerkrise sei nicht zu erwarten. * Demission Lampbell-Bannermanns bevorstehend? Daily Chronicle schreibt: Es ist zu befürchten, daß Campbell-Banner mann nicht mehr in der Lage sein werde, die Pflichten seiner Stellung wieder voll auszufüllen, indessen ist das Gerücht unbe gründet, daß er jetzt schon seine Demission geben werde. Falls er aber zurücktreten sollte, so wird unbedingt Asquith sein Nachfolger. Dessen Amt als Schatzkanzler würde dann ein Mitglied des radikalen Flügels der liberalen Partei übernehmen. * Zusammengehen der bürgerlichen Parteien mit der Sozial, demokratie. Dem Vorwärts wird aus dem Parteiburoau ge schrieben: Wessen eines Zusammengehens mit bürgerlichen Par teien sind in letzter Zeit verschiedene Anfragen an die Partei leitung gekommen. Der Parteivorstand und der geschästsfiihrende Ausschuß der preußischen Landeskommission haben gegenüber die sen Anfragen den Standpunkt vertreten, daß ein Zusammen gehen mit den bürgerlichen Parteien dergestalt, daß gemein- sameVersammlu gen einberusen werden, nicht in Frage kommen kann. Die preußische Landeskommission hat sich diesem Beschlüße angeschlossen. Will sich ein Genöße in Versammlungen, die von bürgerlicher Sette einberufen sind, an der D i s k us s i o n beteiligen, so ist ihm das natürlich unbenommen. * Volksabstimmung in d«r Schweiz. Bei der Volksabstim mung im Kanton Bern wurde das Gesetz betreffend die Er richtung von Einigungsämtern und Maßnahmen gegen Aus schreitungen bei Streiks mit 35 00V gegen 23 000 Stim men, das Arbeiterinnenschutzgesetz mit 37 000 gegen 2V 000 Stimmen und das Gesetz betreffend Maßnahmen gegen die T ub e r k u l o s e mit 49 000 gegen 8000 Stimmen angenom- men. Zum Regierungsrat wurde mit 42 000 Stimmen der Kan didat der freisinnigen Partei Moser gewählt. Ans dem Königreich Sachsen. Viehbestand im Königreich Sachsen. lieber das vorläufige Ergebnis der Viehzählung vom 2. Dezember 1907 im Königreich Sachsen veröffentlicht das König!. Statistische Landcsamt folgende Mitteilungen: Die Pferde haben sich in dem letzten Fahre um 1686 Stück oder um rund 1 Proz. (genauer 0,99 Proz.) vermehrt, während ihr Zugang in dem Zeitraum 1904—06 nur 0,55 Proz. und von 1900—04 sogar nur 0,19 Proz. im jährlichen Durchschnitt betragen hatte und erst vor dieser Zeit die Zunahme größer gewesen war. Die Zahl der Rinder hat eine außerordentliche Steigerung erfahren. Ihr Zugang beträgt seit 1906 23 723 Stück oder 3,35 Proz. und ist der größte seit 1834. Daraus ersieht man, daß die Land wirtschaft durch vermehrte Aufzucht bemüht ist, der gesteigerten Nachfrage gerecht zu werden, und daß sie unter günstigen Ver hältnissen auch in Sachsen, wo die industriercichen Städte und Gemeinden immer mehr landwirtschaftlich genutzte Fläche bean spruchen, noch nicht am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angelangt ist. Die Zahl der Schafe ist von 1850 bis 1904 beständig zu rückgegangen, und erst von dieser Zeit ab zeigt sich wieder eine Zunahme, die im letzten Jahre mit 2370 Stück oder 3,72 Proz. um 2,26 Proz. größer ist als im Jahresdurchschnitt von 1904 bis 1906. Diese Zunahme läßt sich wohl hauptsächlich daraus zurück führen, daß einerseits die Schaspreise in den letzten Jahren ziem lich hohe waren und anderseits der späte Eintritt des Frostes den Händlern und Fleischern es ermöglichte, ihre angekausten Herden so lange wie möglich auf die Weide zu laßen, wodurch viele Schafe, die sonst am 2. Dezember bereits der Schlachtbank überliefert waren, bei der Zählung noch mit Ausnahme gesunden haben. Die Schweine haben, trotzdem die Schweinepreise im Jahresdurchschnitt von 1907 uni rund 20 Prozent niedriger waren als im Vorjahre, immer noch um 35 941 Stück oder 5,08 Proz. zugenommen und sind nur um 0,20 Proz. hinter der durchschnittlichen Jahrcszunahme von 1904 bis 1906 zurückgeblie ben. Der Bestand anZicgcnhat sich seit 1906 um 5839 Stück oder 4,22 Proz. vermehrt und somit den durch die schlechte Futter ernte im Jahre 1904 erlittenen Verlust reichlich wieder aus- geglichen^Das Federvieh hat seit der letzten Zählung am ersten Empfangstage; ich konnte ihr wenigstens zusichern, daß ein Kollege in der Redaktion sich mit Sympathie für die Sache ihrer Bestrebungen annehmen wolle. So konnte ich doch nicht ganz mit leeren Händen, sozusagen, in ihrem Salon erscheinen. Und darüber freute sie sich, und überhaupt über mein Kommen, denn ich hörte nachher, daß sic unablässig bemüht war, neue Ele mente in ihren Salon zu bannen. Sie wollte durchaus und durchum ein großes Haus ausmachcn. Nebenbei sprach sie auch von ihrer großen Ausgabe mit mir. „Sie wißen," warf sie neben bei ein, „ich habe mich immer für soziale Aufgaben sehr inter essiert. Dr. Mertel hatte den Sinn dafür in mir erweckt. Ich habe auch bereits ein paar Artikel Uber unsere Sache veröffent licht. Die muß ich Ihnen einmal geben!" Dann sprach sie weiter mit großer Gewandtheit Uber die Ziele und Bestrebungen, die sie verfolgte. Sie war in den Jahren, da ich sie nicht gesehen, wohl ent sprechend gealtert, — ich hätte sie kaum bei einer Begegnung auf der Straße gleich wndererkannt, — aber doch noch frisch und lebhaft, zumal neben ihrem Gatten, der wohl auch beträcht lich älter sein mochte, dazu aber wohl noch durch eine leichte Lähmung auf einer Seite, die seine Bewegungen schwerfällig macht«, älter erschien, als er vielleicht war. Sie hatte ihn gehei ratet, als er bereits pensioniert war, hatte viele Reisen mit ihm gemacht und sich vor ein paar Jahren an diesem Orte festgesetzt, wo nun seine Gattin begann, eine Rolle spielen zu wollen. In ihrem Hause verkehrten alle, die nur irgend nach ihrer Meinung ihten Bestrebungen hätten nützlich werden können, Offiziere, die norl> im Dienst waren, und pensionierte, Künstler, die sie zum Auftreten in ihren Veranstaltungen werben wollte, wohlhabende Kaufleute, Architekten und viele andere mehr. Es schien, als ob sie nicht sehr wählerisch war im Anwerben ihrer Hausfreunde, ohne daß man hätte sagen können, daß irgendeinem ihrer Gäste irgendetwas vorzuwersen gewesen wäre. Man hatte nur un willkürlich das Gefühl, eine zusammengetrommelte, innerlich durch nichts verknüpfte Gesellschaft da vor sich zu haben. Eine besondere Rolle spielte in ihrem Hau^e ein Architekt Richard Hollerberg. Das Heißt, er nannte sich Architekt, war aber in der Hauptsache Bauspekulant. Ich börte, er sei ursprünglich ein ein facher Maurermeister gewesen, der sich aber durch rücksichtsloses Belleitelchieben aller Hindernisse zum Bauunternehmer empor gearbeitet hatte. Er hatte offenbar ein lebhaftes materielles Interesse an den V.strcbungen der Frau Oberst Rudolph, da er nicht nur berufen schien, das geplante Damenheim zu bauen, sondern auch bereits das schon für die Zwecke gesammelte Geld in einem Bauland angelegt hatte, das ihm zuvor zu eigen ge wesen war. Es war im Sommer daraus, nachdem ich einige Male bei den Empfängen der Frau Oberst gewesen, als ich mich zur Er holung an der Nordsee während eines Urlaubs aushiclt. Da las ich in den Blättern meiner Zeitung, die mir nachgcsandt wurden, den Tod des Oberst a. D. Rudolph angezeigt und in einer der nächsten Nummern las ich die amtliche Bekanntmachung vom Kokurse des Architekten Richard Hollerberg. Den näheren Zusammenhang zwischen beiden Nachrichten hatte ich dann nach meiner Rückkehr erfahren. Der Bauunternehmer hatte den Oberst zu überreden gewußt, seine Ersparnisse und seiner Frau Ver mögen ihm auf Hypotheken zu geben, die höhereen Zinsen, die er versprach, hatten wohl besonders die Frau Oberst verlockt, weil sie mit ihrer Hilse erst ein Haus machen konnte, und alles das Geld war nun verloren, da Hollerbergs Unternehmungen alle schon vorher mit Hypotheken weit überlastet waren. Auch die sür das Osfiziersdamenheim angesammelten Gelder waren zum Teil dahin, die Frau Oberst hatte noch zum eigenen Schaden große Unannehmlichkeiten, weil sie ohne genügende Vollmacht über die Gelder, freilich in bester Absicht, beschwatzt von Holler berg, verfügt hatte. Der Oberst hatte vor Schreck einen Schlag anfall bekommen und war durch den plötzlichen Tod der größten Misere, die Uber ihn hereingebrochen wäre, entrückt worden. Ich sah die Frau Oberst a. D. Rudolph nicht mehr wieder, wenigstens nicht mehr als Frau Oberst Rudolph. Sie war, als ich vom Urlaub heimkchrtc, bald nach der Bestattung ihres Gatten zu einem Bruder in ihrem Heimatsort gezogen und hatte die Vertretung aller ihrer ziemlich verwickelten Finanzg schäfte und Forderungen an Hollerberg einem Anwalt übergeben. Der, ein guter Freund von mir, sagte mir nur einmal gelegentlich, daß bei dem Konkurse nicht viel für die Arme gerettet werden würde, keinesfalls soviel, daß sie von ihrem Gelds wieder leben könne. Das sei besonders deshalb für sie fchlimm, da sie als Witwe des Oberst keine Pension erhalte, weil di« Ehe mit diesem erst nach des Obersten eigener Pensionierung geschloßen worden sek. Ein -paar Jahre sah ich dann meine alte Bekannte nicht wieder; oder vielleicht habe ich sie auch gesehen, ohne daß ich . Februar 1S08. 1. Dezember 1900 um 424 942 Stück oder durchschnittlich jährlich 2,38 Prozent zugenommen. * Zur Festlegung des Osterfest«». Die sächsischeStaatv- regierung hat sich, von der Beschwerde- und Petitionsdiepu- tatto» der Zwesten Kammer befragt, zu her Petition Les Studten- rats Pros. Dr. Hoffmann in Dreiden wegen Festlegung de» Osterfestes u. a. wie folgt geäußert: Das Osterfest schwankt nach dem fetzigen Zustande zwischen dem 22. März und 25. April, also um M Tage. Diese Ungewißheit hat auf eine ganze Reihe von Einrichtungen und Geschäften im bürgerlichen Leben den störend- sten Einfluß ausgeübt. Das Ministerium des Innern hat von seinem Standpunkte aus diese Festlegung als «in wünschens wertes Ziel betrachtet und hat sich, da doch der Schwer punkt in der kirchlichen Feier liegt, mit dem Landeskonsistorium ins Einvernehmen gesetzt. Das letztere hat zwar auf die Be denken hingewiesen, welche das Brechen mit einer seit vielen Jahrhunderten bestehenden Kirchensttte mit sich bringen würde, es hat sich aber doch zur Mitwirkung unter der Bedingung bereit erklärt, daß eine Verständigung mit den Regierungen, in deren Ländern der gregorianische Kalender eingesührt sei, herbeigefllhrt werde. Da jedoch, wie aus Anfrage Lei dem apostolischen Vikariat festgestellt wurde, bei der römisch-katholischen Kirche damals kein Anhalt für die Aussicht gegeben werden konnte, daß auch diese Kirche sich den Bestrebungen anschließen würde, so fand sich das Ministerium des Innern nicht veranlaßt, weitere Schritte in dieser Angelegenheit zu unternehmen. * Lotterie zum besten des Sächsisch«» Krüppelheims (Königin Carola-Stiftung). Heute wird die Losziehung unter behörd licher Aussicht in der Deutschen Bank, Filiale Dresden, ihren Anfang nehmen. Im ganzen dürste die Ziehung vier bis fünf Tage dauern. Sofort nach Beendigung derselben wird die Ziehungsliste hergestellt werden, die im Lause der nächsten Woche erscheinen wird. Die Zahl der Gewinne ist noch erhöht wor den, so daß sie sich auf 8300 beläuft. Aus jedes neunte Los ent fällt somit ein Gewinn. * Lohnbewegungen der sächsischen Maurer im Jahr« 1907. Von den organisierten sächsischen Maurern wurden im Jahre 1907 in 56 Orten Lohnbewegungen geführt. Daran sind 9393 Maurer beteiligt gewesen. An 16 Orten kam es zum Streik mit 5023 beteiligten Maurern. Die Streikkosten betrugen etwa 100 000 Mark. Die Mitgliederzahl stieg von 19 641 am Anfänge auf 22 832 am Ende des Jahres 1907. * Olbernhau, 24. Februar. Ei senbahn Projekt. Die hiesigen Stadtverordneten beschloßen in ihrer letzten Sitzung, Herrn Bürgermeister Steuer zu beauftragen, persönlich beim k. k. Eisenbahnminister in Wien vorstellig zu werden wegen des Baues einer Eisenbahn Olbernhau—Katharinaberg—Ober- leutensdorf. * Barthmiihle, 24. Februar. Tödlich überfahren. Gestern abend wurde aus dem hiesigen Bahnhöfe der aushilfs weise Vahnsteigschassnerdienste versehende Streckenarbeiter Stru del aus Görschwitz bei Elsterberg von der Maschine des aus Greiz einlressenden Zuges ersaßt. Dem Strudel wurde ein Bein abge fahren und so schwere innere Verletzungen zugesllgt, daß der Uebrsahrcne aus dem Transport ins Greizer Krankenhaus im Eisenbahnwagen verstarb. * Oberwiesenthal, 24. Februar. RadioaktiveBäder. Angeregt durch die Maßregeln, welche die böhmische Nachbarstadt Joachimsthal im Verein mit der österreichischen Staatsregierung getroffen hat, um die Radiumwäßer, die sich in den Joachtms- thalcr Bergwerken vorfinde», für Bäder nutzbar zu machen, hat der hiesige Bürgermeister Erkundigungen eingezogen nach den im Oberwiesenthaler Weichbild befindlichen Erdgängen. Berg werksbesitzer Müller in Karlsbad, der sich für das Jahr 1908 das Schurfrecht im Zcchengrunde gesichert hat, hat sein Urteil dahin abgegeben, daß zweifellos die Joachimsthaler Uranerzgänge bis in die sächsischen Felder durchsetzen und beim Abteufen der Schächte sich radioaktives Wasser sinden würde. Das Bergamt Freiberg ist gebeten worden, in dieser Angelegenheit sofort Maß regeln zu ergreifen. Für die Einrichtung radioaktiver Bäder in Oberwiesenthal würde noch sprechen, daß die umfangrei chen Moor lager der hiesigen Gegend zu Badezwecken mit ausgenutzt werden könnten. * Mavkneukirchrn, 24. Februar. Durch St urzausdem Fcnster tötlich verunglückt ist am Sonnabend mittag das 3jähr. Söhnchen der eine Erkerstube bewohnenden Familie Lorenz. Der Kleine hatte auf die Straße herab sehen wollen, ob der Vater von der Arbeit zurückkehrte; dabei verlor er das Gleich gewicht und stürzte kopfüber aus das Trottoir herab, woselbst er mit zerschmettertem Schädel tot aufgehoben wurde. * Faltenstein i. B., 24. Februar. Größerer Geldver- l u st. Bei dem Brande des alten Schulhauses hier am vergange- nen Dienstag ist den im Hause wohnenden Eheleuten Hcinr. sie erkannte. Eines Tages aber stand ich ihr plötzlich im Theater- Foyer gegenüber, beinahe hatte ich sie auch da nicht erkannt. Aber da ich sah, daß mich die mir gegenüberstehcude'^DäMr lebhaft fixierte, siel sie mir auf und ich ging auf sie zu. „Ah, Frau Oberst—" „Bitte, Frau Mergauer!" unterbrach sie mich. .Frau Mergauer? So, so — leben Sie wieder hier im Ort?" „Gewiß, gewiß, schon über ein Jahr! Haben Sie nicht meinen jetzigen Galten einst bei mir im Hause kennen gelernt?" „Ich kann mich nicht gleich erinnern, gnädige Frau!" Da klingelte es, der nächste Akt begann, und wir mußten beide auf unsere Plätze. Bald daraus hatte ich Gelegenheit, eine gemeinsame Bekannte über Frau Mergauer zu befragen. Ale verwitwete Frau Oberst harte sie nicht lange in ihrem kleinen Heimatsnest zugebracht; sie hatte sich eine Stellung gesucht, weil sie nicht untätig und von ihren Angehörigen abhängig loben wollte. So war sie als Haus dame des ebenfalls kurz vorher verwitweten Kaufmanns Mer gauer zurückgekehit, der ihr bekannt gewesen, um bald daraus deßen Gattin zu werden. „Der Mann ist gut situiert", meinte meine Eewährsmiinnin, „aber nicht gerade reich. Aber cs ist wunderbar, wie sich die Frau Mergauer in ihre neue Lage schnell «inzuleben gewußt hat. Sie spricht von nichts anderem, als vom Geschäft. Sie sagt, sie habe als Kaufmannstochtcr von jeher ein besonderes Jntereße für das Kaufmännische gehabt. Neulich war sie bet mir mit einigen Damen zu Besuch, da wollte die Frau Rechtsanwalt Wurka für den Neuen Frauen-Verein werben, da meinte sie, di« Frau Mergauer, alle solche VereiysbestnLungen seien nur Un sinn. Die erste soziale Aufgabe jedes Menschen fei, sich, selbst verständlich mit redlichen Mitteln, so weit wie möglich vorwärt» zu bringen. Das tue sie, indem sie ihren Mann im Geschäft unterstütze. Na, und dcn Mergauer selbst, den kenne ich ja, sür den existiert auch nur sein Geschäft! Da wird er Wohlgefallen an seiner Frau haben! Die paßen zusammen!" „Ja, ja," meinte ich kurz. Und bei mir dachte ich dann, an dieser Frau Mergauer hätte wohl auch noch «In anderer Wohlgesall n haben können. Selten sah Ich ein Weib, das in solchem Maße die viel gerühmte Anschmiegungsfähigkeit der Frau besaß. Hoffentlich bleibt ihr ihr jetziger Mann lange erhalten, daß sie bet seinen Jdeätcn bis ans Ltbenseiide verhatren kann; aber, sollte sie noch einmal Unglück haben, sie wäre sicherlich imstande, von neuem mit ihrem Gatten ihr« Anschauungen und Ideal« zu wechseln.
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