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- Erscheinungsdatum
- 1908-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190802189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080218
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-18
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Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Id«. Seilage M Um csgeblan. ir. febmsr. i«s. Deutscher Reichstag. 103. Sitzung. 6. Berlin, 17. Febr. Die Beratung »es Postetat» wird fortgesetzt. Abg. Wirdeberg (Ztr.) konstatiert mit Befrie digung, daß die Arbeitszeit der Telegraphenarbeiter in den letz ten Jahren eine Verkürzung erfahren habe. Die Lohnverhätt- nisse müßten gleichmäßiger geregelt und höher sein. Daraus, daß seine bayerischen Parteigenossen auf der bayerischen Postmarke bestünden, sei ihnen kein Vorwurf zu inachen. Ihnen liege mit Recht mehr an der postalische» Selbstverwaltung Bayerns, als an der kleinen Kostenersparnis aus der „Etnheitsmarke". Abg. Eichhorn (Soz.) bemerkt, die künstliche Entrüstung des Staats sekretärs über die Aeußerung de» Abg. Singer wegen Verletzung der Briefgeheimnisse» sei überflüssig gewesen. Solche Dinge seien vorgekommen. Redner kommt dann nochmal» auf den Fall des Briefträgers Schalsti, der wegen sozialdemokratischer Stimm abgabe entlassen resp. pensioniert worden sei, zurück und auf den Fall Schellenberg. Ein Streit mit Worten sei es, wenn der Staatssekretär sage: die Kündigung sei keine Maßregelung ge wesen I Die Art, wie der Staatssekretär in einer seiner Bemer kungen über den Fall Schellenberg eine große Partei als mit einem Makel behaftet hingestellt habe, sei eine Unverschämtheit! (Unruhe recht». Graf Stolberg ruft den Redner erregt zur Ord nung.) Der Redner spricht dann weiter gegen das akademische Studium. Diese» bedeute eine Zurücksetzung der jetzigen höheren Postbeamten und solle offenbar nur der Bourgeoisie wettere Futterstellen für ihre akademisch gebildeten Söhne schassen. Red ner bespricht die Verhältnisse der unteren Beamten. Er schließt, es sei bedauerlich, daß der Staatssekretär hier so kurzsichtige und partetgehässige Aeußerungen getan habe. (Der Redner erhält einen zweiten Ordnungsruf.) Staatssekretär Kirätt« weist nochmals den Borwurs zurück, als ob durch Postbeamte das Briefgeheimnis verletzt werde. Man solle ihm doch Namen nennen. Der Staatssekretär fährt dann fort: Sie haben mir ferner Unduldsamkeit vorgeworsen. Nun, sind Sie denn etwa duldsam? Wenn Sie Las meinen, so erinnere ich Eie an Ihr wer nicht gehorcht, fliegt! Abg. Eamp (Np.) weist ebenfalls die Beschuldigungen wegen Verletzung des Briefgeheim nisses durch die Post zurück. Wer solche Verdächtigungen aus spreche, habe die Pflicht, Namen zu nennen. Zur Personalreform sich wendend bittet Redner den Staatssekretär, das System der gehobenen Stellen für Unterbeamte noch weiter auszudehnen. Der Verwendung von Frauen im Postdienste seien viel zu enge Grenzen gezogen. Der Resolution auf Verbilligung des Orts portos könne er nicht beipslichten, schon aus finanziellen Rück fichten. Aus dem gleichen Grunde halte er die Gebühren für be rechtigt. Das Abstempeln der Briefe sei überflüssig. Was das Petitionsrccht der Beamten «»lange, so werde Loch dieses nicht verkürzt, wenn der Staatssekretär stets bereit sei, Beamte zu empfangen, um ihre Wünsche zu hören. Und ein Koalittonsrecht in dem Umfange, wie es die Arbeiter hätten, könne den Beamten auch nicht zuerkannt werden, am allerwenigsten den Verkehrs beamten. Seine Freunde hätten jedenfalls zum Staatssekretär da» Vertrauen, daß er die Disziplin aufrechtzuerhalten bestrebt sein werde. Abgeordneter Hug (Zentr.) tritt für Postscheckver- kehr ein und wünscht bessere Brtrfpost- und Pakebpost-Verbin- dungen zwischen Nord- und SUddeutschland, speziell im Verkehr Berlin—Bodensee. Abg. Lehmann-Wiesbaden (Soz.) geht noch mals auf den Fall Schellenbcrg «in. Die Debatte schließt hiermit. Die Abstimmung über die Resolutionen wird bis zur dritten Lesung aufgeschoben. Eine Reihe weiterer Titel wird genehmigt. Abg. Erzverger (Zentr.) tritt dann nochmals für die Wünsche der Postdirektoren ein. Staatssekretär Krätke erklärt, seine Auf fassung über das Vorgehen der Herren, die bei ihm die Audienz nachgesucht und sich gleichzeitig an Abgeordnete gewandt hätten, bleibe freilich dieselbe wie vorher. Aber in der Sache übe das keine Einwirkung aus des Staatssekretärs Verhalten zu den Wünschen dieser von ihm durchaus geschätzten Beamtenklasse aus. Nach unwesentlicher weiterer Aussprache beim Titel Postdirektoren erfolgt Vertagung. Morgen 1 Uhr Fortsetzung. Schluß KU Uhr. Sächsischer Landtag. Zweit« Ramme». 64. öffentliche Sitzung. ?. Dresden, 17. Februar. Präsident Geh. Rat Dr. M«hn«rt eröffnet dir Sitzung um 11 Uhr 5 Min. Am Regierungstische Finanzminister Dr. v. Rü- ger und vier Kommissare. Auf der Tagesordnung steht als Puirkt 1 der Bericht der Rechenschastsdeputation über Kap. 14 des Rechenschashsberichts aus die Finanzperiod« 1904/08 Staatlich«» F«rnheiz- und Elektrizitätswerk zu Dresden. Abg. Hofmann-Meißen (Kons.) erstattet den Bericht und be antragt im Namen der Deputation die bei diesem Kapitel vor gekommene Ueberschreibung von 3K .tl 25 iZ nachträglich zu genehmigen. Abg. Dürr-Leipzig (freikons.) geht bei dieser Ge legenheit aus die Vorwürfe ein, die Oberbürgermeister Keil- Zwickau in der Ersten Kammer am 12. d. Mts. gegen die Obcr- rechnungskämmer erhoben hat, wird aber vom Präsidenten darauf hingewiesen, daß dies nicht in Zusammenhang steht mit Kap. 14 des Rechenschaftsberichts und verzichtet infolgedessen aus weitere Ausführungen. Abg. Anders-Dresden (natl.) führt aus, daß bei der Eisenbahnverwaltung die Beamten früher schon zu Begin» des Vierteljahrs die Zulagen erhielten, in dem sie die höhere Dienstaltersstufe erreichten. Berichterstatter Abg. Hofmann- Meißen (Kons.) erinnert daran, daß die Kammer sich mit den Grundsätzen des Etats einverstanden erklärt habe. Abg. Ehret- Glauchau (Natl.) führt die Ersparnisse oder Mehrausgaben beim Titel Kohlen darauf zurück, ob die Kohlen auf dem Wasser wege oder per Bahn nach Dresden geschafft worden seien. Abg. Ho,mann (Kons.) weist auf das Sinken der Kohlenpreise hin, das in der Periode 1904/05 stattgejunde» habe. Der Deputations antrag wird hieraus angenommen. Es folgen als die Punkte 2—7 Petitionen. von denen die Punkte 2—5 Eisenbahnsachen betresfen. Ueber diese vier Punkte berichtet im Auftrage der Finanzdeputation lt Abg. Rentsch-Kamenz (Kons.) und stellt folgende Anträge: zu Punkt 2: die Petition des Lotalkomitees in Dahlen um Herstellung einer normals.purigen Eisenbahnverbindung von Torgau über Dahlen nach Waldheim aus sich beruhen zu lassen; zu Punkt 3: Die Petition der Gemeinde Fugau in Böh men um Errichtung einer Personen- und Güterverkehrsstelle in Fugau an der Linie Bischofswerda—Zittau auf sich beruhen zu lassen: zu Punkt 4: Die Petition des Walter Schneider in Wils druff und Genossen um Erbauung einer Eisenbahn von Dresden über Wilsdrjs nach Gößnitz aus sich beruhen zu lassen; zu Punkt 5: Die Petition des Gemeinderats zu Eelena» und Genossen um Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn von Annaberg über Ehrenfriedersdorf und Gelenau »ach Ein siedel auf sich beruhen zu lassen. Zu Punkt 2 nimmt das Wort Abg. Dr. Seetzen-Wurzen (Kons.). Er bedauert das Votum der Deputation über die Peti tion, deren Schicksal aber für diesen Landtag sicher feststehe. Abg. Grumbt (Freikons.) tritt dem Votum der Deputation bei, wäh rend die Abgg. Hausse und Däweritz den Bau der Bahn befür worten, die noch eine der rentabelsten im Deutschen Reiche werden könne. Der Deputationsantrag zu Punkt 2 wird hieraus angenom men, ebenso nach einer kurzen Bemerkung des Abg. Fösster- Spremberg, der zu Punkt 3 spricht, dcbattelos die Punkt 4 und 5. Die Petitionen bleiben also sämtlich auf sich beruhen. Zu Punkt 0 und 7 ist Berichterstatter Abg. Donath-Oppels- dorf (Kons.). Er beantragt im Namen der Beschwerde- und Peti tionsdeputation, die Petition des Invaliden Frtedr. Seifert in Lcipzig-Schleußig um Einführung einer Vergnügung»- bezw. Tanzsteuer aus sich beruhen zu lasse», was debattelos beschlossen wird. Zum nächsten Punkt zeigt Abg. Donath im Auftrage der gleichen Deputation aii, daß zu der Petition des Karl Albin Lämmel in Eranzahl, welche die Kammer in der Sitzung am 15. November 1907 dem Anträge der Deputation zunächst aus sich beruhen ließ, nachträglich der Depu tation noch Akten vom Ministerium des Innern vorgclegt worden sind. Die Deputation hat von dem Inhalte dieser Akten Kennt nis genommen, aber keine Veranlassung gosunden, an ihrem in der Sitzung vom 15. November 1907 erstatteten Berichte etwas zu ändern. Den Schluß der Tagesordnung bildet der Bericht der vierten Abteilung über di« Prüfung der Wahl des Abg. Dr. Zöphel-Letpzig (Nat ). Abg. Günther-Plauen i. V. (Freis.) erstattet den Bericht und beantragt im Namen der vierten Abteilung, die Wahl des Abg. Dr. Zöphel für gültig zu erklären. Die Kammer beschließt demnach antragsgemäß. Nächste Sitzung Dienstag, 18. Februar, 10 Uhr vor mittags. Tagesordnung: Schlußberatungen über einige Dekrete und Petitionen, die Landesbrandversicherungskammer betreffend. Neues aus aller Welt. * Prinz Adalbert l« Paris. Nachdem Prinz Eitel Friedrich erst vor kurzem in Paris geweilt — ist dort nun auch der dritte Sohn des Kaisers eingetroffen, Prinz Adalbert, und zwar auf der Reise nach Vigo, wo sich das deutsche Uebungkgeschwader aushält. Der Prinz ist gestern früh in Begleitung seines Adjutanten, des Koroclten-KapitänS v. Nestorff auf dem Nordbahnhofe ein getroffen, wo sich der Marinealtachä Fregatten-Kapitän Starke zur Begrüßung cingefunden hatte. Er frühstückte auf der Bot- schäft und besichtigte nachmittags das Pantheon und die Kirche Notre Dame, das Museum Carnavalct und den Jnvalidenpalast. Der Prinz wollte am Nachmittag eine Rundfahrt durch di? Stadt unternehmen und dann nach Vigo Weiterreise». * Die Enthüllungsfeier des BlücherdenkmalS in Stolp hat Sonntag in Gegenwart des kommandierenden Generals des 17. Armeekorps v. Mackensen als Vertreter des Kaisers stattgcsunden General v. Mackensen verlas eine KabincttSorder des Kaisers und hielt eine Ansprache an die Soldaten, die mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Nachdem die Hülle gefallen war, hielt Rittergutsbesitzer Siemen die Festrede, in der er die Verdienste Blüchers feierte. Der erste Bürgermeister übernahm das Denkmal im Namen der Stadt. Später fand Parademarsch und Festessen statt. * Eine auffällige Demission meidet die B. Z. Sie druckt eine Erklärung des Berliner Kriminalkommissars Müller ab, >n der dieser mittelst, er habe seine Entlassung aus dem Staatsdienst nachgcsucht, die Gründe liege» in der unüberwind lichen P s l i ch t k o l l i s s! o n zwischen Disziplin und sachlicher Verantwortung. Seit Jahren habe er versucht, einen Ausgleich zwischen diesen Pflichten zu finden. Er habe diesen Kampf aber aufgegeben, um sich endlich freizumache». Das Berliner Mittags blatt war noch nicht in der Lage, Nachforschungen liber die Motive Müllers anzustellen, bemerkt aber, man werde nicht fehl gehen in der Annahme, daß die Nerven des Kommissars Müller infolge der überaus anstrengend.» Arbeit der letzten Ta^e — er hat vier Tage ohne Unterbrechung der Untersuchung des Friedbcrg-FalleS gewidmet — etmr starken Ueberreizung erlege» sind, und daß das Schreiben eine Folge dieser nervösen Depression ist. ' Ihren hundertsten Geburtstag beging kürzlich die Witwe Borne mann in Grone bei Göttingen. Diese alte Dame Ist »isofern eine Seltenheit, als sie in ihrem langen Leben niemals aus der Eisenbahn gefahren ist. Ihre größte Reise hat sie vor 82 Jahren unternommen, als sie die etwa acht Stunden weite Strecke nach Kassel hin und zurück zu Fuß durchmaß. ° Ein Postamt am Südpol. Die Südpolgebiete werden nun auch bald ein eigenes Postwesen haben; bevor Leutnant Shackleton, der Führer der englischen Südpolarexpedition, von Neuseeland nach dem Süden ausbrach, wurde er vom General postmeister Str Joseph Ward feierlich als neuseeländischer Post meister in König Eduard VI I.-Land verpflichtet. Sir Joseph Ward hat hundert Bogen Penny-Posimarken eigens für die Verwendung im fernsten Süden drucken lassen, die in einem Postamt, das Shackleto» errichten wird, zur Ausgabe gelangen sollen. Auch eine kleine Messingbüchse uiit einer Serie neuseeländischer Marken ist angefertigt und der Expedition mitgegeben worden mit dem Auftrag, sie an dem südlichsten Punkt, den die Forscher erreichen, feierlich zu deponieren. * Eine originelle Eingabe an die vorgesetzten Militärbehör den in Gera hat ein Glasbläser aus Mellenbach gemacht: Werthe Vorgesetzten! Da ich Vergessen habe (habe) welches Jahr daß ich Geboren war, ist das Jahr 18SS ^89). und 19. Jahr alt. So bitte mir sofortige Antwort. Da wird rS auch gleich sein, ob ich nächstes Jahr mit zur (Mu) Musterung gehe oder dieses Jahr. Ist es Ihnen Recht so lauern» Hochachiungsvoll N. N., Glas bläser. * Pferd und Reiter im Orchester. Bei der Vorstellung im Passage-Theater in Berlin kam es am Sonnabend zu einer Panik. Die Ursache war ein Unfall, der sich bet der Vorführung einer Pferdedressurnummer ereignete. Das Plferd — ein größerer Ponny, auf dessen Rücken ein junger Mann saß, sollte aus den Hinterfüßen gehen. Es wurde scheu und bewegte sich mit dem Rücken nach dem Zuschauerraum zu, glitt aus, und fiel mit dem Reiter in das Orchester. Die Musiker hatten sich aber noch in Sicherheit bringen können. Tier und Retter erlitten keinen Schaden, und die Vorstellung konnte, nachdem sich der Schreck ge legt hatte, zu Ende gespielt werden. * Eine Millionärstochter ohne Mitgift. Fräulein Theodora Shonts, die Tochter des Millionärs Shonts, der jetzt Präsident der New-Porker Straßenbahngesellschast ist und früher den Pana makanalbau leitete, hat sich mit dem Herzog von Dechaul- nes vermählt. Die Trauung fand in der denkbar einfachsten lsöl« dich vor'm ersten Schritt, Den du wandelst hin zum Losen; Venn der zweit» folgt gar bald, weil der erst« leicht gewesen. Dav Jurvetetthtittdler. Kriminalroman von Hans Hyan. (8. Fortsetzung.) Nachdruck r«,b»I«n. Aber trotzdem sich die Einbrecher in rascher Folg« abwechsel ten, so mußt« doch der sich bei dieser Schmelzmethode entwickelnde Wärmegrad geradezu ungeheuerlich sein . . . Von einer Minute zur andern wurden die Anstrengungen der drei Männer schwächer, und sie schienen eben ihre Bemühungen ausgeben zu wollen, als der lange au» angeborener Grausamkeit oder aber aus Wut Uber seinen und seiner Komplicen Mißerfolg auf eine geradezu teuf lische Idee kam. Victor Aldobrassan hatte all diesen Versuchen mit völliger Ruhe zugesehen. Nun peinigte auch ihn die Glut das schmelzen den Fremits, um so mchr, als ihm der Knebel so wie so genug Unbequemlichkeiten verursacht«. Er versuchte den Seidenstoff durch Kaubewegungen höher hinauf in die Mundhöhle zu bringen, aber das Uebel besserte sich dadurch nicht. Sein Verstand sagt« ihm wohl, daß die Nasen atmung auch ausreichen würde, seine Lungen mit Lust zu ver sorgen, aber sein Gefühl behauptet« hartnäckig das Gegenteil. Das Gesicht brannte ihm wie Feuer und von der Stirn rann der Schweiß in dicken Tropfen herab. Er redete sich «in, daß die Ersttckungsgefahr, di« ihn so ängstigte, nur eingebildet wäre, daß ihm in Wirklichkeit nicht das geringste passieren könnte, aber da, immer qualvoller« Röcheln seiner doch gewiß kräftigen Lun genflügel bewies da» Gegenteil. Trotz alledem wandte er sein« Aufmerksamkeit doch noch den Einbrechern zu, die ohne Zweifel in ihrem Metier sehr erfahren, den umfangreichen Schrank von der Seite anbohren wollten. Sie hatten in der Tat jetzt ein« Stelle so weit erweicht, daß sie den «lrktrischen Bohrer, ein System eigentlich von mehreren --er- mch nebeneinander «ngeordneten Drillbohrern, ha» durch eins elektrische Taschenbatterie getrieben wurde, zur Anwendung bringen konnten. Und nun bearbeiteten sie die Platte mit dem Wricker, einem linealartigen Instrument aus härtestem Stahl, das schmale Ein schnitte hatte und mit welchem stückweise die Stahlwand weg gebröckelt wurde. . . . Victor Aldobrassan hätte lachen mögen, wenn ihm nur der Knebel nicht so greuliche Beschwerden gemacht hätte . . . mochten sie immerhin bohren und ihre Kräste verschwenden, an diesem Safe, der in seinem Innern noch einen besonderen Tresor hatte, dessen Wände aus eng beieinanderstehenden, daumenstarken und rundgedrehten Stäben aus dem feinsten Bessemerstahl bestanden. Darin saßen die Edelsteine erst wie bunte, köstliche Vögel in ihrem blanken Käsig. Und die Gitterstäbe dieses Tresors boten keinem Instrument die Möglichkeit anzusassen. An ihrer dreimal gehärteten Rundung glitt der schärsste Stahl ab. Auch standen sie zu eng beieinander, um selbst der schwächsten Feile Durchlaß zu gewähren. Dazu kam, daß das Loch in der äußeren, auch aus doppelten Stahlblechplatten gearbeiteten Wand sehr groß sein mußte, um überhaupt Raum zu schassen sür diese schwierige Arbeit. Das jedoch hatten di« Einbrecher iiczwtschen offenbar selber eingesehen. Und plötzlich wurde Victor Aldobrassan, der gar nicht wußte, wie ihm geschah, von seinen Fesseln befreit. Dann stellte man ihn, ohne jedoch den Knebel aus seinem Munde zu nehmen, auf die Füße, wobei sich von zwei Setten scharfgeladene Revolver aus ihn richteten. Ohne viel zu reden, drückte man ihm die Lötlampe in die Hand und wies ihn an, aus der inzwischen von neuem mit Fremit bestrichenen Eeldschrankplatte weiter zu arbeiten. In ganz kurzer Zett entwickelte sich durch diese Arbeit eine infernalische Hitze. Die Kleider des Juwelenhändlers versengte», aber man gab ihm die Asbestschiirze und stellte ihn, immer noch mit dem Knebel im Munde, der ihn jetzt bet dteser gräßlichen Temperatur fast wahnsinnig machte, von neuem vor den Schrank. Dabei be drohten ihn die beiden Amerikaner mit ihren Revolvern, sowie er auch nur Miene machte, «inen Schritt zurückzutreten. Er hatte die Absicht, den Einbrechern zu sagen, daß alle ihre Bemühungen vergeblich wären und daß speziell dieser Schrank nach einem System gearbeitet sei, das jeden Einbruchsversuch aus schlösse. Aber er fürchtete, daß sie ihn dann von neuem peinigen und am Ende auch kurzen Prozeß mit ihm machen würden. So stand er wahre Höllenqualen aus. Die Platte des Schran kes glühte wie der Rachen eines jener fabelhaften Ungeheuer, aber Victor Aldobrassan war kein Siegfried, daß er diese Pein hatte überwinden können. Er fühlte, wie ihm das Aushaltxn vor dieser Gluthitze immer unmöglicher wurde, und plötzlich hatte er wieder das Gefühl wie vorhin, als er das Arbeitszimmer betrat und man ihm das Tuch Uber den Kopf warf. Nur daß jetzt seine Betäubung immer tiefer und dumpfer wurde und daß er fühlte, wie die Erde unter ihm schwankte und er selbst zusammenbrach. Aber mitten in dieses fürchterliche und doch zugleich erlösend« Hinstnken hinein kam «in seiner Heller Ton, den er sich nicht er klären konnte und der ihn doch in all seiner Erschlaffung mit einer seltsamen und zitternden Freude erfüllt. Es hatte geklingelt. Einen Augenblick horchten die Diebe auf, dann ging der größere von den beiden Amerikanern, sein Stilet herausztchend, an den Liegenden heran, jedenfalls um ihm einen Denkzettel zu geben, der ihm vielleicht das Denken überhaupt ein für allemal erspart hätte. Aber der dritte von den Gaunern litt das nicht. Er stellte sich vor Aldobrassan hin und nach kurzer Hin- und Herrede ließ der Amerikaner von ihm ab. Der kleinere Blonde hatte inzwischen mit raschen Bewegun gen die Gerätschaften in den Koffer geworfen und au« diesem eine seidene Strickleiter herausgenommen, die er, vorsichtig das Fen ster öffnend, am Kreuz befestigt«. Dann lugte er in die Nacht hinaus und war, nachdem er das Terrain sondiert und unverdächtig befunden hatte, im Hand umdrehen draußen. Es war nur ein Hochparterre und ein kleiner Vorgarten er- leichterte das Hinunterklettern um so mehr, als die benachbarten Balkons mit ihrem Schatten den Abstieg verbargen. Al» der lange Amerikaner da« Zimmer «benfall« verlass«» hatt«, klingelt« es draußen sehr heftig zum wiederholten Male,
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