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- Erscheinungsdatum
- 1908-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190802189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080218
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-18
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Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Nr. 40. Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge. Dienstag, den 18. zu erreichen. Deshalb müssen wir auf der Hut sein, daß wir von unserm Wege nicht abgedrängt werden. Wir hoffen .daß auch Fürst Bülow sich nicht abdrängen lassen wird von der Bahn dieser traditionellen Wirtschaftspolitik, von dem Grundsätze .daß die Heimatspolitik die erste Stelle einzunchmen hat. (Lebh. Beifall.) Wir können Fürst Bülow vertrauen. Der Redner schließt mit einem Hoch auf den Kaiser. Hierauf nahm der erste Bundcsvorsihende Frhr. v. Wangen heim das Wort uifd führte aus: Große Ereignisse hat das Jahr uns nicht gebracht. Wir stehen wirtschaftspolitisch auf dem selben Standpunkt wie im vorigen Jahr, Wir sind gern be reit, mitzuarbeiten an einer Rcichssinanzresorm. Wir protestie ren aber gegen eine Flickarbeit, die schon im nächsten Jahre das gleiche klägliche Resultat ergeben würde. Wir verlangen eine planmäßige organische Reform. Dann ergriff Dr. Diedrich Hahn — von minutenlangem Beifall und Händeklatschen em pfange» — das Wort zur Erstattung des Geschäftsberichts, an welchem er einige politische Betrachtungen knüpfte. Nachdem Ahrents-Stuttgart eine Resolution begründet hatte, welche die Blockpolitik billigt, soweit die bisherigen wirtschaft lichen Ziele nicht beiseite gedrängt würden, nahm der frühere Landwirtschastsminister v. Podbielski das Wort, der u. a. aus führte: Der Bund hat eine gesunde Wirtschaftspolitik vertreten und so hat er manches erreicht. Er hat erreicht, dah das Streben, das um die Mitte des vorigen Jahrhunderts allein der För derung von Handel und Industrie galt, nun auch der Land wirtschaft zugewendet wurde. 'War es denn überhaupt unberech tigt, dah die Landwirtschaft noch Schutz verlangte? Darum war es eine falsche Politik, Zwietracht zu säen zwischen Handel und Industrie und der Landwirtschaft. Denn es ist doch klar, dah, wenn Handel und Industrie blühen, auch die Landwirtschaft ihre Erzeugnisse auf besseren Absatz rechne» darf. Zweifellos befinden wir uns heute in einer wirtschaftlichen Krisis. Aber sie würde verheerender wirken ohne den guten Stand unserer Landwirtschaft. Neben ihr sollen Handel und Wandel bleiben. Wir dürfen uns ferner nicht verschliehen, wie der Kamps ums Dasein heute rücksichtsloser geführt wird als je. Da sind es gerade die Landwirte, die da wissen, dah nicht die wilde Jagd nach dem Glück, sondern die stetige Arbeit den Lohn und die Ernte verheißt. Wir als Landwirte brauchen nicht um die Massen zu buhlen, die heute Hosianna rufen und morgen mit Dreck uns bewerfen. (Bravo.) Halten Sie daran fest: Im Vaterland ruhen die Wurzeln Ihrer Kraft. Halten Sie auch daran fest, dah wenn man sich beklagt über die Teuerung in Ihren Erzeugnissen, dah die Produktion entsprechend der Verteuerung der Arbeits löhne kostspieliger werden muh. Sodann richtete v. Podbielski einen Apell an die Männer und Frauen, ihre Söhne zur Gottes furcht, zur Treue zu Kaiser und Reich und zur Liebe für die Land wirtschaft zu erziehen. Dann, so schlicht der Redner, wird unserm Deutschland ein Geschlecht erstanden sein, das aus freien Männern bestehend, dem Kaiser dient, um unser Land zum blühendsten aller Länder zu machen. Das ist der Wunsch eines alten Mannes. (Jubel.) Rittergutsbesitzer Bock-Gr. Britz (Mecklenburg) sprach dar nach über die N e i ch s ste u e r v o r l a g e. Er befürwortet einen Antrag, in dem es heiht: Der Bund der Landwirte steht aus dem Standpunkt, dah den Einzelstaate» das ausichliehliche Recht der Erhebung direkter Steuer» erhalten bleiben muh, während andererseits das Reich die indirekten Steuern für seinen Haushalt auszubauen hat. Der Bund ist bereit, an einer groh- zügigen Ordnung der Reichsfinanzen auf dem Gebiet der indirek ten Steuern tatkräftig mitzuarbeiten. Er lehnt es aber ab, durch Herausgrcifen einzelner Gegenstände die bisherige Flick arbeit fortzusetzen. Er fordert im Sinne au-gleichendcr Gerechtig keit eine zeitgemähe Besteuerung derjenigen Erzeugnisse, welche nach ihrer steuerlichen Ertragssähigkeit dazu geeignet sind, und warnt vor einer weiteren einseitigen Belastung derjenigen land wirtschaftlichen Industrien, welche die Grundlage für den Hack fruchtbau bilden. Redner trat noch ganz besonders für das ge setzliche Verbot des Gctreideterminhandels ein. — Reichstags abgeordneter v. Bieberstein führte aus, wenn der Abg. Hauß mann hier seine Behauptung verteidigen würde, dah zwischen Junkern und Bauern ein Gegensatz bestehe, so würde er sich in der frischen Luft bald überzeugen können, dah er in argem Irr tum befangen ist. Es gibt keinen Gegensatz zwischen Junkern und Bauern. — Abg. Rittergutsbesitzer v. Oldenburg - Jamuschau wandte sich gegen die Versammlung des freiwilligen Parteitages, der 1807 im Zirkus Busch tagte. — Abg. v. Liebermann-Sonnen- Verg erklärte, während der jetzigen Session werde der Block wohl noch halten, bei der nächsten Wahl jedoch würden die Frei sinnigen wohl versuchen, ihre Grundsätze zur Geltung zu bringen. Redner schloß mit einem dreifachen Hoch aus die christlich-deutschen Frauen. Chefredakteur Dr. Oertel-Berlin wies aus den Wandel hin, den die Landwirtschaftsminister v. Hammerstcin, v. Pod- biolski und auch Fürst Bülow durchgemacht hätten. Der Staat habe bei den letzten Straßendemonstrationen gezeigt, dah wir noch weit vom Zukunftsstaate entfernt seien. Solange es eine deutsche Landwirtschaft gibt, werde cs auch ein Deutsches Reich geben. Die Landwirtschaft wird aber nur bestehen, wenn sie sich innerlich und äußerlich die nötige Kräftigung erhält. Nachdem dann die mitgcteilten Anträge einstimmig zur Annahme gelangt waren, schloß Dr. Roestcke die Generalver sammlung mit einem dreifachen Hoch auf den Bund der Land wirt«. men willkürlich herbei (im Gegensatz zur Selbsttäuschung im Traum, bei der Hypnose, beim Wahn im Zustande des Schreckens oder Angst usw.). Endlich dient zur Beantwortung unserer Frage noch ein Drittes: Das Spiel beruht aus zwei treibenden Mächten und Willensquellen, die bei keinem andern Tun, nicht einmal immer bei günstigem und künstlerischem Schassen, in so hohem Grade wirksam sind: aus Freiheit und Neigung. Weil sich beim Spiele alle Kräfte entfalten, weil das Kind sich ihrer bewußt wird, weil dadurch alle Lebensgefühle herausgcstimmt, gesteigert und ge fördert werden, darum ist das Spiel eine der allerwtchtig- sten Lebensäußerungen im Kindeealter. Es ist der Ausdruck einer gesunden körperlichen und geistigen Entwicklung. Kranke und schwache Kinder verschmähen das Spiel, idiotische bleiben aus einer niedrigen Stuse des Spieles stehen; beim kranken Kinde ist die erwachende Lust am Spiel nicht selten ein Zeichen erwachender Kraft, ein Zeichen der Gesundung. Alles Spiel beruht auf mächtigen Trieben und Instinkten. Schiller und andere Forscher nahmen einen ganz besonderen, den Epieltrieb an. Jetzt wissen wir, daß bei der Entstehung und beim Vollzug des Spieles fast alle Triebe — der Nachahmungs-, Bewegungs-, Gesclligketts-, Kampf- und Selbsterhaltungstrieb, sogar der Hunger und die Liebe — beteilig) sind. Das Spiel ist für die innere und äuhere Entwicklung des Kindes fast ebenso wichtig, wie Atmung und Ernährung, Ruhe und Bewegung. Am Spiele übt und entwickelt das junge Tier zuerst seine Glieder, seine Sinne und Instinkte, alle seine Kräfte, die es später, wenn es der Pflege und dem Schutze der Mutter entwachsen ist, im Kampfe ums Dasein braucht. Auch für das Kind ist das Spiel Lebensbedingung, Lebensinhalt, Lebenszweck; beim Erwachsenen tritt an seine Stelle die Arbeit. Warum spielen die Kinder so gern? Die zusammenfassende Antwort lautet: Weil das Spiel ein fast ungehemmtes Politische Tagesschau. Aue, den 18. Februar. * Der französisch« Botschafter al» «ast Kaiser Wilhelms. Aus Berlin wird den L. N. N. gemeldet: Das intfme Dejeuner beim Kaiser, zu dem Lambon am Sonntag geladen war, war vielleicht das erste, das in dieser Art ein französischer Botschafter in Berlin mitgemacht hat. Wenigsteps von seinem Vorgänger Bihourd wissen wir sicher, daß er dergleichen in seiner Ber liner Amtszeit n i ch t zu verzeichnen hatte. Insofern ist das Dejeuner, dessen sieben Teilnehmer der Hofbericht bereits gemel det hat, bezeichnend für die Lage, in der auf deutscher Seite nichts an Courtoisie versäumt wird. Aktuelle, politisch« Fragen wurden in dieser Gesellschaft nicht berührt. Nach Tisch sprach der Kaiser mit Henn Cambon, der als ehemaliger General gouverneur von Algier alle Mittelmeerländer kennt, sehr ange regt über seine dortigen Reisen, über Korfu und allerlei künst lerische Fragen. Cambon ist ein famoser Plauderer, und da der Kaiser erst recht eine angeregte Unterhaltung liebt, verging die Zeit sehr schnell. Als der Kaiser dann sagte: Jetzt wollen wir aber wieder zu unseren Dame», stellte es sich heraus, daß es spät geworden und die Kaiserin sich bereits empfohlen hatte. An dem Dejeuner hatte auch die Prinzessin Viktoria Luise tetlge- nommen. * Reichstagsschluß und Steuervorlagrn. Eine Vertagung be züglich Schließung des Reichstages ist, wie die Inf. von unter richteter Seite erfahren haben will, zu einem früheren Ter min zu erwarten, als ursprünglich beabsichtigt wurde, da ange sichts der inneren politischen Lage und in Anbetracht der vorge rückten Session die Vorlegung der Steuergesetzentwürfe wahr scheinlich unterbleiben wird. Man kann dann mit Sicherheit damit rechnen, daß das Parlament im Herbst möglichst frühzeitig seine Tätigkeit wieder aufnehmen wird, die sich in erster Linie auf die Lösung der brennenden finanzpolitischen Fragen erstrecken wird. Gegenwärtig ist, da die Ernennung eines Staatssekretärs des Reichsschatzamtes demnächst bevorsteht, über die Zurückziehung der Steuervorlagen noch kein Beschluß gefaßt worden. Die Entwürfe liegen noch wie bisher beim Bun de s r a t. " Zur Flottenvereinskrifis in Bayern. Die Ortsgruppe München des Flottenvereins macht bekannt, daß verschiedene während der Krisis ausgetretene Mitglieder dem Verein wie der beigetreten sind. Sämtliche Provinzialverbände und Ortsgruppen in Bayern wurden ausgesordert, im gleichen Sinne zu verfahren. * Stillstand in der Justizreform Der Verein sächsischer Richter hatte auf de» 20. Februar eine Gencralversannnlung »ach Dresden einberufe», um zu dem Gesetzentwurf über Acnderuug des Gerichtsverfahrens nnd der Zivilprozeßordnung Stellung zu nehmen. Soeben ist diese Versammlung abgesagt worden, angeblich weil nunmehr festsiebt, daß der Einwurf nicht an den Reichstag gebracht wird. Ob ihn die verbündeten Negierungen überhaupt fallen lassen oder ob nur eine gründliche Umarbeitung stattsinden soll, scheint no.b nngewisj zu sein. Bekanntlich hatte der Entwurf seitens mehrerer Richtervcrcine, Handelskammern, Gelehrten (Wach, Stein ». a.s und seitens des deutschen Anwalts tages eine scharfe ablehnende Beurteilung erfahren. Der Fnnjmiuutenkönig Der bekannte StaatorechtSlchrer an der Leipziger Universität, G.heimral B i n d i n g, hat sich über die akademische Frage geäußert, ob der an der Seite seines Vaters tödlich verwundete Kronprin z Luiz Zilippe von Portugal in jenen wenigen Minuten, da er seinen Vater überlebte, König von Portugal gewesen ist oder nicht. Professor Binding erklärte, es könne kein Z w e i se l bestehen, daß Lniz Filippi die letzten Minuten seines Lebens König von Portngal gewesen sei. Denn das StaatSrcchl, auch in Portugal, bestimmt, daß der zur Thron folge Berechtigte vom Augenblick der Erledigung des Thrones an König ist. Es bedarf dazu keiner Annahmecrklärung oder Pro klamation, wie dies vielfach vermutet wurde. Von dem Augenblick an, wo König Carlos seinen letzten Atemzug getan hatte, war Luiz Filippc König, ohne auch nur einen Augenblick im Bewußt sein seines KöuigSlumS gelebt zu haben. Bei den Berichten über die Beisetzungsfeierlichkeilcn in Lissabon hätte es also genau heißen müssen : Die Beisetzung der beide n Könige von Portugal. * Line neu« Krisis in Prrsien. Das Reutersche Bureau mel det aus Teheran, das Parlament habe die Entlassung de» Ministers des Innern verlangt uird dem Kabinett im allgemeinen seine Unzufriedenheit ausgesprochen. Aus vem Königreich Sachsen. Einführung eines biblischen Lesebuches an Stelle der ganzen Bibel. In Lehrer- und Elternkreisen wird cs lebhafte Genugtuung Hervorrufen, daß das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts im Einverständnis mit dem evangelisch-lutherischen L a n d e S k o n s i st o r i u m die Einführung eines biblischen Lese buches an Stelle der ganzen Bibel unter Beibehaltung des Neuen Testaments und der Psalmen in den für die vier letzten Schul jahre bestimmten Klassen genehmigt hat. Damit wird ein Wunsch erfüllt, der schon längst im Interesse religiöser Erziehung der Sichausleben der Kindesnatur ermöglicht: alle Kräfte, vor allem die schöpferische Phantasie können sich dabet so frei entfalten wie bet keiner einzigen anderen Betätigung; — weil das Spiel deshalb von den stärksten Lustgefühlen be gleitet ist, durch die alle anderen Lebensgefühle und Lebens kräfte hcraufgestimmt und gesteigert werden; — weil das Spiel auf zwei der wirksamsten Wtllensquellen und Schassensbedingun gen beruht: auf Freiheit und Neigung; — weil da» Kind beim Spiele — wenn auch unbewußt — einem mächtigen inneren Drange, geheimnisvollen Trieben und In stinkten folgt. Ueber das Spiel herrschen noch allenthalben eine Menge von Vorurteilen; als gilt noch heute vielfach als Gegensatz zu Ernst, Lernen, Arbeit. Aber das Spiel ist noch bloß Zeitvertreib, Tän delet, Erholung, Genuß, es ist ein Schaffen, bei dem alle Kräfte des Leibes und der Seele lebendig werden. Noch heute begegnet man nicht selten der Meinung, das Spiel sei etwas, was man dem kleinen Kinde gewähren, dem größeren aber nach und nach abgowöhnen müsse. Das ist grundfalsch! Laßt die Kinder spielen, so viel sie wollen, auch die größeren, solange ste dabei ihre Pflichten in Haus und Schule nicht zu sehr ver nachlässigen. Neben ihnen muß auch Raum genug fürs Spiel sein, und wo keine Zeit dafür vorhanden ist, muß ste geschaffen werden. Wir fördern damit nur die körperliche und geistige Gesundheit des Kindes. Es gibt in den unteren Schichten unseres Volkes noch viele Kinder, denen keine Zeit fürs Spiel gegönnt wird, die durch wirkliche Not von zartester Jugend an ins harte Joch der Arbeit gespannt werden. Einer solchen Kindheit fehlt die Sonne, solche Kinder durchleben eine Jugend ohne Licht und Wärme, und wertvolle Keime und Anlagen ver- kümmern elend, die unter besseren Verhältnissen zur Entfaltung gekommen wären. dl ar Vrottikvlck Februar 1908. Kinder ausgesprochen worden ist. Gerade in Sachsen hat man schon während v:s ganzen vorigen Jahrhunderts dgraqf hist, gearbeitet, daß den Kindern für die Schulzeit nicht mehr die ganz« Bibel, sondern ei» BlbelauSzug in die Hand gegeben werd«. Schon 1824 äußerte sich das Landeskonsistorium, um sein Gut- achten angegangen, dahin: Die göttliche Würde uisd . Autorität der Schrift wird nicht angctastet, wenn naturwüchsig Ausdrucke über gewisse Dinge den Kindern vorenthalten werden, ferner er scheine es auch nicht, kirchlich unzulässig, wenn besorgte Erzieher Bibelauszüge wünschten. Etjva 5 Jahri später erschien die Schul bibel vüp Dr. thcol. H Hf man st, welcher betont: Der Päda gogik erwächst die Aufgabe, eine Bearbeitung der Bibel zü liefern, welche nichts vom eigensten Wesen der Schrift nach. Inhalt wie nach Form' preisgibt und doch, zugleich den Bedingungen eine» Schulbuches entspricht. Obwohl schon ein bedeutsam« Werk, ist es doch in'den letzten Jahrzehnten von drei anderen übertroffen, welche nach dem Grundsätze gearbeitet sind: Die Schulbibcl darf keine eigenen Zutaten enthalten, sondern nur die Bibel selbst mit bloßer Ausscheidung gewisser Stücke ans pädagogischen und methodischen Gründen. Diesem Grundsätze entsprechen die drei Bibelauszüge, welche ganz unabhängig von einander ziemlich zu gleicher Zeit erschienen sind: I. die Glorner Familien bibel,- 2. das b i b l i s ch e Lc s eb u ch von Völker und Strack, welches nach mehrfachen Ueberarbeitungcn seit 1823 für ganz Preußen als Schulbuch überall da, wo es begehrt wird, genehmigt worden ist; 3. die Bremer Schulbibel, an welcher 43 Männer der Kirche und Schule milgearbeilet haben. Das an zweiter Stelle genannte Buch ist nunmehr auch für sämtliche sächsischen c v a n g e l i f ch - l u t h e r i s ch e n S ch u l c n zur Einführung genehmigt worden. 2. Mm 4-. * lieber die Verhandlungen der Wahlrrchtsdeputatio» tauchen wieder einige neue Nachrichten auf, die den Anspruch er heben, aus zuverlässiger Quelle zu stammen. Dahin gehört die Meldung, man sei lereit, die geheime Wahl in ähnlicher Weise für den Landtag zu sichern wie seinerzeit durch das soge nannte Klosettgesetz bei 1er Reichstagswahl. Weiter ver lautet, die Regierung zeige sich dem Wunsche geneigter als bisher, die Landtagssitze zu vermehren. So sehr dies zu wünschen wäre, darf man nicht übersehen, daß damit einer der Grundgedanken des Regierungsentwurfs aufgegeben wird — denn dieser Entwurf teilt die Wahlbezirke nach AmtShauptmann- schaften ein. ' Bärenstein i. Erzg., 17. Februar. Eine schwere Urkundenfälschung hat sich der Apotheker Wulkow zu schulden kommen lassen. Die noch schwebende Untersuchung hat ergeben, daß Wulkow Rezepte der Ortskrankenkasse selbst schrieb und mit dem Namen des Arztes unterzeichnete, ferner die vom Arzt vorgeschriebencn Quantitäten zwar verabreichte, aber später durch Zifsernsälschung in den Rezepten nach Belieben er höhte und auf diese Sveise die Ortskrankenkasse durch Berechnung gar nicht gelieferter Quantitäten Medizin und Heilmittel schä digte. In ähnlicher Weise unterzog der Angeklagte auch die aus deu Rezepten verzeichnete Medizin einer Korrektur und ver schaffte sich dadurch einen weiteren Vermögensvorteil. Das Mo tiv der strafbaren Handlungsweise Wulkows dürste in der Ab sicht, die Apotheke zu verlausen, zu suchen sein; er wollte vermut lich durch diese eigenartige Erhöhung des Umsatzes einen höheren Verkaufspreis erzielen. " Zwickau, 17. Februar. Resolution. In einer am Sonnabend abend hier abgehaltenen starkbesuchten Versammlung des hiesigen Mietervcreins wurde nach einem Referat von Herrn Dr. Barge aus Leipzig einstimmig eine Resolution angenommen, in der man sich gegen die Abwälzung der Sonderbesteuerung der Haus- und Grundbesitzer aus die Mieter aussprach. " Crimmitschau, 17. Februar. Abschlägig beschie- denes Gesuch. Das vom hiesigen Gewerbe- sowie Spinner und Fabrikantenverein an die Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatscisenbahnen eingereichte Gesuch, den Abend- Schnellzug von Glauchau nach Gera wenigstens bis Gößnitz in einen Eilzug umzuwandeln und ihn so zu legen, daß Anschluß an den von Leipzig kommenden Eilzug hergestellt wird, ist abschlä gig beschieden worden. Der Gewcrbeverein beschloß aber, dem Wunsche in einem erneuten Gesuche Ausdruck zu verleihen. * Ellefeld, 17. Februar. Unzurechnungsfähiger B r a n d st i f t e r, Der Agent Ehristcr, der unter dein Ver dachte wiederholter Brandstiftung zum zweiten Mal verhaftet mor den war, ist abermals auf freien Fuß gesetzt worden, weil et- wegen Geisteskrankheit nicht bestraft werden kann. Auf das Gut achten des Bezirksarztes Dr. Flinzer in Plauen soll Christer in einer Irrenanstalt untergebracht werden. ' Falkensteiu, 17. F biliar. Ein Erdbeben mit donner ähnlichem unterirdischen Rollen will inan hier am Freitag abend kurz vor -^7 Uhr wahrgenonnncn haben Die Bewegung kam, wie man mitteilt, von Süd-West und verlor sich in der Richtung nach Auerbach. * Klingenthal, 17. Februar. Bestrafte Pascherei. Ein Pferdehändler aus Sauersack wurde hier mit zwei Pferden angetrossen, deren Anmeldung unterlassen worden war. Die Pferde wurden wegen versuchter Zollhinterziehung beschlagnahmt und meistbietend für 1220 Mk. versteigert. * Plauen t. V., 17. Februar. Die unsinnigen Prophezeiungen vonKartenschlägerin ne» haben schon manches Unheil herausbeschworen und manches friedliche Leben zu einem unfriedlichen gemacht. So hat sich auch heraus gestellt, daß ein erst neulich durch Selbstmord geendetes blühendes Menschenleben auf das Konto dieser wicdersinnigen Rat-Erteilungen zu setzen ist. Ein junges Mädchen hatte sich von einer solchen Norne das wahnwitzige Märlcin erzählen lassen, sie werde bei späterer Verheiratung bei dem ersten glücklichen FamtlienereigniS unfehlbar ihr junges Leben lassen müssen. Dies nahm sich das Mädchen so zu Herzen, daß sie in einem Anfall voll Tiefsinn sich ertränkte. Gibt es denn keine Möglichkeit, jenem unlauteren Gewerbe den Garaus zu machen. Eine Schande für unsere aufgeklärte Zeit! Die Duinmheit ist doch unverlilgbar! * Thetmnitz, 17. Februar. Furchtbares Familien drama. Gestern abend ist im Stadteil Altchemnitz eine 26- jährige von ihrem Ehemann getrennt lebende und vor 14 Tagen hier zugezogene Anna Adelheid Wetdauermit ihren beiden Kindern, einem 2 Jahre alten Mädchen und einem A Jahre alten Knaben, oberhalb dex Zwönitzsteges an der Schulstraße in den Zwönttzfluß gesprungen, und es haben Mutter und Kinder darin den Tod gesunden. Die Leichen wurden bereit» ge borgen. Die sogleich angestellten Wiederbelebungsversuche er wiesen sich al» erfolglos. Die Unglückliche dürst« aus Schwer mut diesen verzweifelten Schritt getan haben. * Borna, 17. Februar. Automobtlunfall. Ayr Sonnabend morgen gegen 6 Uhr fuhr in der Näh« von Gestewitz ein Automobil derart gegen einen Chausseebaum, daß das Fahr zeug vollständig zertrümmert wurde. Der Chauffeur flog in weitem Bogen auf das Feld, erlitt aber nur leichte Verletzungen. * Leipzig, 17. Februar. Mordversuch und Selbst- mord. Der in Großzschocher-Windorf wohnhafte Schuhmacher meister Rahn wurde am Sonnabend abend in der 10. Stunde von seinem 24jährigcn Sohn, der seit längere Zeit sich arbeitslos umhertrieb, durch einen Revolverschuß in den Hals schwer
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