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—151 4-—- rag, und das Helle Mondlicht zauberte ihm ein bleiches Gesicht und weiße Hände vor. Vorsichtig wie ein Raubtier schlich Ravenburg den Hügel hinab, spähend, lauschend und halt machend, sobald er nur das mindeste Geräusch vernahm. Unter einein Wachholderbusch stand seine Bütte. Gerade in dem Augenblick, als ec sich nach dieser bückte, um sie wieder auf den Rücken zu nehmen, erblickte Kurt Peterson ihn hinter dec Kiefer, die er soeben erreicht hatte. Den Revolver kolben fester umklammernd, rief er ihn: ein lautes: „Halt, wer da?" zu. Der Mann in der Bluse ließ seine Bütte fahren, als er den Offizier mit Revolver und Säbel erblickte, stutzte nur eine Sekunde und schnellte dann mit unglaublicher Behendigkeit zur Seite in dichtes Buschwerk. „Steh, odcr ich schieße!" dröhnte noch einmal des Leutnants Stimme. Aber der Flüchtling denkt nicht daran, dem Befehl Folge zu leisten. Da kracht ein Schuß aus Kurts Revolver, ein zweiter und noch ein dritter. Immer hält er dahin, wo sich das Buschwerk bewegt. Da, gerade als die Kanoniere auch heran sind und auf des Leutnants Befehl von drei Seiten ebenfalls in das Dickicht stürzen wollen, teilen sich die Zweige zweier Tannen und die Gestalt wird wieder sichtbar. Mit kühnem Sprung will der Verfolgte über den Graben setzen, der ihn. vom nächsten Dickicht trennt. Doch ein Schuß, und er bricht mit lautem Aufschrei zusam men. Die Kugel ist ihm in die Seite gedrungen und hat ihn schwer verletzt. Welch eine Stimme war das doch? — Kurt beugte sich, den Kanonieren voraneilend, über den Verwundeten, hört ihn stöhnen, fluchen und winseln und muß sich immer wieder fragen: „Wes sen Stimme ist das doch?" „Mein Herr, Sie haben sich schrecklich getäuscht!" stieß der Blusenmann nun in sremd klingendem Dia lekt aus. „Warum schossen Sie auf einen Unschuldi gen ? Ich bin der Klammer- sepp aus dem fernen Thü ringerland. Jedes Kind kennt mich, oh, ich sterbe!" „Warum standet Ihr nicht, als ich Euch anrief?" fragte Kurt, der nun zu seinem größten Leidwesen erkannte, daß der Mann keiner von den beiden Demagogen sein konnte. Die beiden sollten von kurzer, untersetzter Statur sein, während dieser groß und schlank war. Aber die Stimme? Vor hin klang sie freilich ganz anders als jetzt. „Leute, hebt den Mann auf. Wir neh men ihn nachher mit. Müller, Sie können hier bei ihm bleiben, bis wir zurück kom men", sagte Kurt und wollte die Streife fortsetzen, trotzdem er sich jetzt, nachdem er viermal geschossen, kaum noch einen Er- solg davon versprechen durfte. Da stieß der Blusenmann abermals einen Schmer zenslaut aus. Und nun wußte der Leut nant auf einmal, wessen Stimme das nur sein konnte, trotz aller Verstellung: des Barons v. Ravenburg. Da blieb er stehen, zündete die kleine Laterne, die er sich mitgenommen, an und leuchtete dem Wehklagenden ins fahle Gesicht. Nur ein Blick und er wußte, daß es niemand anders als Ravenburg war. Die blaue Brille hatte sich nämlich ver schoben und er vermochte dem Mann ge nau in die Augen zu schauen. „Sie sind es — Sie, der falsche Ba con?" stieß er in höchster Überraschung stotternd aus, und unwillkürlich fielen ihm die siebentausend Mark ein, die ec diesem Menschen schuldete. „Leute, nehmt den Mann auf und folgt mir!" änderte er seinen Befehl. Der Verwundete vermochte kein Wort mehr zu sprechen, seine Sinne verließen ihn, er schien seinen Geist aufgegeben zu haben. Noch immer war die Familie Grunow im Garten und er wartete mit größter Spannung d-s Resultat der nächtlichen Streife. Die beiden jüngsten Söhne hatten sich bereits wieder eingesunden, nur Eberhard, der älteste, fehlte noch. Er sei den Füselieren gefolgt und hätte sich nicht zur Umkehr bewegen lassen, sagten die beiden. Jetzt, kurz vor Mitternacht, hörte man vor der Villa Stimmen vom Buchenwald her. Leutnant Peterson kehrte mit seiner Patrouille zurück. Der Hauptmann ging ihm entgegen und hörte nun aus seinem Munde das schier Unglaubliche: „Der Baron ist gefangen. Wir haben ihn schwerverwundet bei uns. Dort tragen sie ihn." Und dann fügte er hinzu: „Wenn Sie uns gestatten würden, einen Augenblick mit ihm in Ihrem Hause zu rasten, dann wäre das gewiß ein gutes Werk, Herr Hauptmann. Er ist ohne Be sinnung und seine Wunde blutet stark. Wir konnten sie draußen an der Schanze nur notdürftig verbinden, da es uns an Verband zeug fehlte." Das erstürmte Lüttich. (Mit Text.) Jur Einnahme Dschtnstochanö durch die deutschen Truppe». (Mit Text.)