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Klaus Wollmar machte eine Bewegung des Er staunens; dann fuhr er finster, zürnend fort: „Ihre Pflicht wäre es wenigstens gewesen, meinem Bater offen und ehrlich zu bekennen, welcher Schatten auf Ihrer Vergangenheit ruht, und ihm die Entscheidung zu überlassen, ob er Ihnen unter diesen Umständen die Zukunft seiner Tochter anzuvertrauen gewillt sei oder nicht." Viktor Lehnhard hielt seine Schritte an und sah mit Blicken, in denen sich Schmerz, Bitterkeit und Unwillen malten, seinem Begleiter ins Gesicht. „Meinen Sie wirklich," sprudelten seine Empfin dungen über, „daß man gerechterweise diese Forde rung an mich stellen konnte? Glauben Sie, daß es meine Pflicht war, mich selbst aus dem Paradiese, das meine Augen bereits schauten, für immer zu ver bannen? Ich mußte mir ja doch sagen, daß Ihr Va ter, daß Sie mich unerbittlich zurückweisen würden, sobald Sie von meiner Jugendsünde erfuhren. Ich aber liebte Else mit aller Kraft meines Herzens, mit allen Fiebern meiner Seele. Ich hatte gesehen, daß auch sie micht liebte, und da war natürlich das Ver langen, sie die Meine zu nennen, mich ihrer Liebe zu erfreuen, übermächtig in mir und verdrängte alle Be denken. Dazu kam, daß ich das Bewußtsein hatte, daß ich das, was ich als unbesonnener Jüngling ge fehlt, längst ehrlich gesühnt hatte, daß gerade die Er fahrungen und Leiden jener furchtbaren Epoche meines Lebens mich gestählt, gegen jede Versuchung gefeit und mich schneller haben zum ernsten Mann reifen lassen. Ich hatte die Gewißheit, daß ich die Kraft und die Fähigkeit besaß, Else glücklich zu machen. Und da sollte ich hingehen und sollte aus dreien Stücken zu Ihnen jagen: „Ich liebe Else, sie liebt mich, aber vor langen, langen Jahren ist etwas geschehen, das Sie berechtigt, mich mit Schimpf und Schmach von Ihrer Schwelle zu weisen." Nein! Gibt es denn keine Sühne, gibt es denn kein Verzeihen und Ver gessen?" Viktor Lehnhard schwieg, erhitzt und erschöpft. Der Leutnant stocherte mit seiner Säbelscheide in dem Sande der Landstraße und bemühte sich mit innerer Anstrengung, sich von dem Eindruck frei zu machen, den die Worte und der Ton des Sprechenden auf ihn hervorgebracht hatten. „Es ist nicht meines Amtes", jagte er, „die Frage zu entscheiden, ob ein Mann, der sich mit dem Straf gesetz und mit dem, was zu den selbstverständlichen Eigenschaften eines anständigen Menschen gehört, in Widerspruch gebracht hat, das Recht auf ein volles Verzeihen und Vergessen besitzt, ob er beanspruchen darf, wieder als vollwertiges Mitglied in die gute Ge sellschaft ausgenommen zu werden. Ich sehe nur, daß ich nicht anders handeln kann noch darf, als ich handle. Ich weiß, daß ich mich den Anschauungen der Gemein schaft, in der ich lebe, unbedingt zu lügen habe, und die Anschauungen meiner Kameraden verfehmen Sie und gebieten mir, die Zumutung, Sie als Schwager willkommen zu heißen, mit aller Entschiedenheit Von mir zu weisen." „Auch wenn Sie dadurch mein Glück, das Glück Ihrer Schwester zu Grunde richten?" rief Viktor Lehn hard mit zuckenden Lippen. Der Leutnant richtete sich hoch auf und stützte sich aus seinen Säbel. „Ich weise jede Verantwortung von mir," ent gegnete er kalt. „Das, was Sie jetzt erleiden, die Enttäuschung, die meine bedauernswerte, arme Schwe ster erfährt, ist eine Folge Ihrer einstmaligen Hand lung, Ihrer Schuld und die klare Schlußfolgerung gesellschaftlicher Anschauungen, die ich nicht geschaf fen habe, und für die ich nicht verantwortlich bin. Niemand hat ein Recht, von mir zu verlangen, daß ich gegen meine Ueberzeugung handle, und daß ich meinen Empfindungen, die in meiner Erziehung und in den Anschauungen meines Standes wurzeln, Ge walt antue." (Fortsetzung folgt.) Kriegs-Allerlei. EhrlicheKrtegführung Deutschlands. Unsere Feinde beschuldigen uns, daß die deutschen Sol daten völkerrechtswidrig explodierend» Dum-Dum-Geschosse ver wenden. Jetzt erheben sich aber in Frankreich einwandfrei», drr Sympathie für Deutschland sicher nicht verdächtige sach verständige Zeugen, die die Borwürfe gegen die deutsche Kriegführung als haltlos und hinfällig erweisen. Hervorra gende französische Chimrgen, wie Delbet, Raymond, Tuffier, Doyen, erklären auf Grund ihrer Erfahrungen in den größ ten Lazaretten, daß die Schußwunden der französischen Ver wundeten, fall« nicht LebenSorgane getroffen, stets sehr gut artig sind und schnell heilen. Wie ein englisches Bataillon »verhaftet* wurde. In einem der letzten Berichte deS GeneralquartiermeisterS v. Stein von der französischen Front ist mitgeteilt, daß die Armee deS Generalobersten v. Bülow eine überlegene fran zösische Armee vollständig geschlagen habe, nachdem im Vor marsch bereit» ein englische» Bataillon gefangen genommen sei. Die Art, wie diese Gefangennahme vor sich ging, wird dem »Wiesbadener Tagblatt' aus guter Quelle wie folßt geschildert: DaS betreffende englische Bataillon wurde m einem Militärzug an die Front geschafft. Al» «» an der vorgesehenen Ausladestelle ankam, war diese schon von deut schen Truppen, deren Vormarsch inzwischen fortgeschritten war, besetzt. Der Zug wurde umstellt. Mit den Worten: »Bitte, meineHerren, steigen Sie aus!' wur den die Engländer empfangen. DaS ganze Bataillon war also sozusagen »verhaftet'. Ein diebischer russischer General. Von durchaus zuverlässiger Seite erhält das »Leipz. Tagebl.' die Mitteilung, daß man in dem Gepäck deS einen der beiden russischen kommandierenden Generäle, die in der Schlacht bei Tannenberg gefangen worden find, die silberne Bowle gefunden hat, die der Kreis Neidenburg seinem Land rat verehrt hatte. Also die russischen Spitzbuben leben und stehlen noch. Englische Verräterei. Nach der Schlacht von St. Quentin wurde von unseren Truppen ein englischer Armeebefehl gefunden. Darin wer den, wie es in dem Privatbrief eines höheren Offizier» heißt, die englischen Soldaten aufgefordert, im Kampfe mit den Deutschen recht bald die weiße Fahne zu zeigen, um die Deut schen aus der Deckung zu locken und dann niederzuschieben. Aremdenlifie. Uebernachtet haben im Rathaus: Dr. jur. HanS Hep, Leipzig. Stadt Leipzig: Max Leistner, Eastwirt, Cunnersdorf. Wettervarherfage für den 11. September 1814 Keine wesentliche Aenderung, schwache Gewitterneigung. Niederschlag m Eibenstock gemeffen am 10. September früh 7 Utz, 0,9 »« - 0,9 I auf 1 om BodenfläL« Barometerstand am 10. September -s-2,5. Freibad im Gemeindeteich». Wafferwärmram lO.September 1914, mittag» 1 Uhr, 16* Celsiu« Neueste Nachrichtm. Die Kämpfe um Jaris. -Großes Hauptquartier, 1«. Sept. (W. L. B.) Die östlich Pari» in der Verfolgung an und über die Marne vorgerückten Heeresteile find aus Paris und zwischen Meaux und Mont- mtrail von überlegenen Kräften angegriffen wor den. Sie haben in schweren zweitägigen Kämpfen den Gegner aufgehalten «nd selbst Fortschritte ge macht. Als der Anmarsch neuer starker seindlicher Kolonnen gemeldet wurde, ist ein Flügel z«rück- genommen worden. Der Feind folgte an keiner Stelle. Als Siegesbeute dieser Kämpfe find bis her »0 Geschütze und einige 1000 Gefangene ge meldet. — Die westlich Verdun kämpfenden Hee resteile befinden fich in fortschreitenden Kämpfen. In Lothringen und in den Vogesen ist die Lage unverändert. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz hat der Kampf wieder begonnen. Generalquartiermeister v. Stein. Berlin, 10. September. (W. T. B.) Der Flieger Helmut Hirth, der der deutschen Fliegenruppe zuge- teilt ist, hat da» Eiserne Kreuz erhalten. — Wien, 10. Sepbr. (W. T. B.) Die beioen österreichischen Flieger Offiziere Oberleut nant Flüssig und Leutnant Wolf haben auf dem nördlichen Kriegsschauplätze den Heldentod ge funden. Wien, 10. Septbr. (W. T. B.) Der grrechijch- katholische Patriarch von Lemberg rst von den Russen zum Kriegsgefangenen gemacht, weil er trotz der Aufforderung, die Stadt zu verlassen, dies nicht tat. — Frankfurt a. M., 10. September. (W. T. B.) Eine Konstantinopeler Meldung bestätigt, daß sich ein Teil drr ruffische« Schwarzeumeerstotte im Zustande der Revolte befindet. — Rom, 10. September. (W. T. B.) »Messaygero" erfährt, daß die Lage in Abessinien Besorg n»S er- rege. — Amsterdam, 10. September. (W. T. B.) Londo ner Meldungen besagen, daß die gesamte HeringSfische- rei an der Küste Schottlands und die Textilindustrie in Broadford und Manchester lahm gelegt ist. antrus! Ein gewaltiger Krieg ist über Deutschland hereingebrochen. Millionen deutscher Männer bieten ihre Brust dem Feinde dar. Viele von ihnen werden nicht zurückkehren. Unsere Pflicht ist es, für die Hinterbliebenen der Tapferen zu sorgen. Des Staates Aufgabe ist, hier zu helfen, aber er kann es nicht allein, diese Hilfe muß ergänzt werden. IM' Deutsche Männer, Deutsche Iruuen, gebt! 'M! IM KeSL schnell! MW IM Auch öie kleinste Kube ist willkommen! "MI Das Bureau befindet sich ÄS.HV. 4O, LL. IV»s vo» L-askoN, StaatSminist«r und Minister d«» Innern. Galdarg, Komm»rzi»nrat. Generaloberst Oberbefehlshaber der Marken. Galuaoickar, Geheimer OberregierungSrat vortr. Rat im Ministerium deS Innern als StaatSkommiffar. Kabinett»rat Ihrer Majestät der Kaiserin. Sarr»«»«, Kommerzienrat Dir»ktor der Deutschen Bank Schatzmeister. Sämtliche ReichSpostanstalten (Postämter, Postagenturen und Posthilfrstellen), die ReichSbank-Haupt-, Reich«- bank- und ReichSbank-Nebenstellen, die Königlich Preußische Seehandlung, Bank für Handel und Industrie, Ber liner Handelsgesellschaft, S. Blrichröder, Commerz- und Diskontobank, Delbrück, Schickler u. Comp., Deutsche Bank, Discomo-Gesellschaft, Dresdner Bank, Georg Frömberg u. Co, von der Heydt u. Co., Jacquier u. Se- curiu», F. W Kraus» u. Co, Kur- u. Neumärk. Ritterschaft!. DarlehnSkaffe, MendelSsobn u. Co., Mitteldeutsche Credilbank, Nationalbank für Deutschland, Gebr. Schickler, sowie di« sämtl. Deposttenkassen vorstehender Banken. Es werde« a«ch Wertpapiere, Etaatspapiere, Odlt-atione« ««d dergl. e»t-e-e««en»mme». Ztlltrm der Stadt 2 schö»e Mehnnnge», Stube, Küche, Schlafstube u. -roßen Dorlaal nebst Zubehör per 1. Oktober oder später zu v»rmi»ten. Nähere» Forfifir. S. I. A.: W. Heyman«. Täglich frisch« Sützrahm-rafel' versrndet direkt an Private per Pfd. zu Mark 1,»» franko in« Hau« die llMrrei Ilwetz, Fretta-, den 11. diese» Mt«. Versammlung. Um vollzählige» Erscheinen bittet Der vorfiaud. V ) Okas Hst Lied der t > G II o G gg seit mulwedr 45 dadren durch seine xrosse Vorrüx- n 8 Uoddeit, verbunden mit döstUodem Sesodmacd in der 0 O Sonst des Lubliduws erhalten; allxemein beliebt, O O sovokl bei krvnedsenell «je Lindern unübertrollen, O durch unrildlixe Xverdennunxen, selbst aus höchsten o Lreisen, »usxsrejedllet, ist dieses sexensreiode ?rL- o 0 parst als eines der «nerknsiit. an 0 8 gegads». k Liasoke 1.—, 1'/, nnd 3.— Hark. G o In Lldevstood bei o G z Llrrril z Verlustliste Nr. 8 der Kö«igl. Sächf. «rwee ist eingegangen und kann in der Ge schäftsstelle dieses Blatte« eingesrhen werden. Ataukreuzverein. Freitag abend 9 Uhr Gedets- verfamml««- im Gemeinschaft«- saale. Stubc mit Stubenkammer sofort »der später zu vermieten bei GR«. Bei der Dies. Hparkaff« sind zu Iwler- stütztw-szwecke» ferner Angegangen: 30 M. o. Geschw. U. 20 , , Hrn. H. Fr. 40 » , » Hugo Drommrr. 10 » , , Georg Schab«!. Weitere Gab«n w«rd«n gern «nt- gegengenommen. Druck und Verlag von Lmil Hannebohn in Eibenstock.