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für die Zwecke der Verwaltung, des Transportes und all der Arbeiten, die durch die augenblickliche Lage not wendig werden, seine kaufmännisch geschulten Kräfte anbieten. Er wird aber auch den in Betracht kommen den Vertretungen der Landwirtschaft Arbeitskräfte zur Beendigung der Erntearbeiten und zu anderen Feld arbeiten zur Verfügung stellen. Wir erwarten von dem vaterländischen Gerste unserer Mitglieder, insbesondere der jüngeren und unverheirateten, daß sie diese wich tigen Arbeiten mit Feuereifer übernehmen. Die rest lose Einbringung der Ernte ist nicht nur notwendig für die im Felde stehenden Volksgenossen, sie ist eben so wichtig für die Ernährung der gesamten Bevöl kerung Es ist daher eine würdige Aufgabe für vater landsliebende Menschen, mitzuhelfen bei dieser wich tigen Arbeit. Unsere Mitglieder und alle unsere Be rufsgenossen werden, des sind wir gewiß, sest zufassen, wo es eine so wichtige Aufgabe gilt. Meldungen zur Beteiligung an Erntearbeiten srnd sofort an die Zen trale Leipzig oder an die Geschäftsstellen zu richten. Der Ernst der Zeit erfordert, oaß wir Handlungs gehilfen nicht zurückstehen, wenn es gilt, den Gang der deutschen Volkswirtschaft aufrecht zu erhalten. Keine Arbeit ist zu gering, daß sie nicht von uns geleistet werden könnte. Ob eine Arbeit kaufmännisch ist oder nicht, ist Nebensache, jetzt gilt es zuzufassen und treu und unverdrossen seine Pflicht zu tun. Jetzt kann es für uns nur ein Ziel geben: die Wohlfahrt des Vater landes. Bon diesem Geiste lassen wir uns leiten, wenn wir alle Beschränkungen für die Benutzung der Stellenver mittelung aufheben. Während des Kriegszustandes kann jeder deutsche kaufmännische Angestellte, ganz gleich, welchem Verband er angehört, unsere Stellenver mittelung unentgeltlich benützen. Es wird weder eine Einschreibegebühr erhoben, noch eine Vergütung für bare Auslagen gefordert. Der Verband hat die notwen dige» Mittel bereitgestellt. Damit wird allen deut schen kaufmännischen Angestellten völlig kostenfrei Ge legenheit geboten, durch unsere über ganz Deutschland verbreitete Stellenvermittelung Arbeit zu erhalten. Wir sind gewiß, daß unsere Mitglieder diese Maßnah men verstehen und billigen werden. Zn der ersten Be stürzung haben viele Geschäfte chren Angestellten ge kündigt. Wir hoffen von dem vaterländischen Geiste des deutschen Kaufmanns, daß besonders die älteren und verheirateten Angestellten nicht der Not ausge setzt werden. Wir richten an die deutsche Kaufmann schaft die Bitte, uns in unseren Bemühungen zu unter stützen, den Angestellten, die trotz alledem stellenlos werden sollten, neue Arbeit zuzuweisen. Jetzt müssen alle Gegensätze schweigen. Es gilt, dem deutschen Na men Ehre zu machen. Da muß die gesamte Handels welt, Prinzipale wie Angestellte, einmütig zusammen stehen, um zu bezeugen, daß der deutsche Gedanke stär ker denn je in den Herzen des deutschen Kaufmanns lebt. Um diese Gedanken noch wirksamer zu gestalte», wird der Verband Deutscher Handlungsgehilft» seine gesamte, über das ganze Reich verbreitete Organisation in den Dienst der nationalen Hilfsarbeit stellen. Verband deutscher Handlungsgehilfe» zu Leipzig. Ein Opfer. Roman v. M. Gräfin v Bünau. >) <3. Fortsetzung». „Was ich von dir will?" Eine jähe Röte stieg in seine Stirn. „Was sollt ich von dir wollen?" „Na, dann red auch nicht so dumm." Blitzschnell erschien noch einmal die Zungenspitze. „Kleiner Gassenbub' — du!" „Bin ich auch — und egoistisch dazu. Und worin ich egoistisch bin, willst du wissen? Zum Beispiel übermorgen —da reiten wir doch die Jagd mit, Kurt! Du hast's versprochen, zurückzupfen gilt nicht! Ich reite sie auf alle Fälle — und da hab ich Irma so lange gequält, bis sie ein paar von den Herren nach her zum Mittagessen zu uns einladen will. Sie .nacht sich nichts daraus, sie ist überdies elend, und hab trotzdem darum gebettelt — ist das nun egoistisch oder nicht?" „Sehr! Liegt dir denn viel an den Herren, viel leicht an einem besonders?" Ein scharf durchdringender Blick traf das errötende Gesicht. „Bewahre — amüsieren will ich mich. Kurt, mach kern brummiges Gesicht." Ilse sprang aus und hing sich an den Arm deS Schwagers „Du machst eine Bowle — ja? Und wir sind riesig fidel! Bitte, bitte! Meine erste Jagd — das müssen wir doch feiern. Ich habe eine reizende Toilette — du wirst Augen machen. Und den Tisch schmücke ich mit buntem Herbstlaub, Brombeerranken und roten Ebereschen. Zu essen gibts Wildsuppe — Fasanen und Sauerkraut — das ist ein richtiges Jagdessen, nicht wahr?" Geldern faßte die beiden Hände, die sich über seinem Arm falteten. Er sah in die bittend aufge- schlagcnen Augen. „Was täte ich nicht, wenn du mich darum bittest, kleine Zauberin du!" Seine Stimme klang halb erstickt. Ilse lachte fröhlich. „Es gibt nichts Schöneres, als seinen Willen durchzusetzen. Komisch — bei dir wird's mir gar nicht einmal schwer, rnd die Männer sollen doch so dickköpfig sein." „Daß ich dich die Jagd mitreiten lasse, ist eigent lich sträflicher Leichtsinn, liebe Ilse. Du bist noch gar nicht sicher. . . ." „Bin ich doch!" „Kleiner Widerspruchsgeist, du hast eben immer das letzte Wort." „Mein Vorrecht als Dame. Und nun mach dich schnell hübsch zu Tisch. Wir essen heut früher, weil du ja auf die Birsch fahren willst." „Eigentlich habe ich keine Lust mehr." „Wie schade, ich wollte gern mit." „Das ändert die Sache. Aber ein dunkles Kleid, Ilse — verstanden?" „Natürlich! Ich bin doch nicht —" sie machte eine bezeichnende Handbewegung nach der Stirn. „Irma würde jedenfalls im weißen Gewände mit Schmetterlingsnetz und Botanisiertrommel auf die Jagd gehen! Ich entsinne mich, daß unser erster ehelicher Zwist dadurch entstand, daß sie in der ge schilderten Verfassung mich auf den Anstand beglei tete." Ilse lachte hell auf. „Das ist recht — immer leben und leben lassen. Dem Bock verlängerte sie jedenfalls dadurch sein Dasein —was?" „Vermutlich." Kurt öffnete die Tür und ließ Ilse oorangeheu. Zögernd folgte er ihr. Der Sonnenschein blieb drau ßen. Im Hause war es kühl und dämmerig. Ein Frösteln beschlich ihn. Er hatte seit einiger Zeit eine förmliche Abneigung gegen das Haus ge faßt. Wie ein Alb legte es fich auf seine Brust, sobald er die stillen, immer etwas dunklen Zimmer betrat. Sorgen schienen wie Spinnen in jedem Winkel zu hocken, um ihn, sobald er eintrat, in ihre Netze zu ziehen. Ohne seiner Frau guten Tag zu sagen, ging er sogleich in sein Zimmer, um einige notwendige Ge schäftsbriefe zu schreiben. Er sah Irma sehr oft beim Mittagessen zum erstenmal. Du sich die Hoffnung, von den Geschwistern Geld zu borgen, zerschlagen hatte, mußte er auf einen anderen Ausweg sinnen. Lange saß er mit der Feder in der Hand vor einem Briefbogen, aber er malte nur- gedankenlos Kreuz- und Querstriche auf das Blatt. An wen sollte er sich wenden? Ein vorsichtiger Ge- scyäftsmann gab sicher kein Geld her, ein unsolider aber benutzte seine Not und erpreßte wahre Wucher- zinjcn. Wie sollte er die auftreiben? Er geriet immer tiefer ins Elend. Er grollte seinen Geschwistern, daß sie so eng herzig dachten — aber fast noch mehr zürnte er iciner Frau. Sie allein war eigentlich schuld an seiner miß lichen Lage. Warum blieb sie nicht bei ihrer anfäng lichen Weigerung, ihn nicht heiraten zu wollen, um ihm feine Karriere nicht zu verderben! Das war ver ständig gewesen, höchst verständig! Nur daß er das damals durchaus nicht einsehen wollte! Weshalt be stärkte sie ihn dann, als ihr Widerstand durch sein, törichtes Flehen überwunden war, in seinem wahn sinnigen Einfall, den Abschied zu nehmen und von sxinem bißchen Vermögen dies heruntcrgewirtschiftete Gut zu kaufen, nur weil es einen romantischen Teich mit Wasserrosen und ein verrückt gebautes Haus be saß. Blödsinnige Idee! Als Offizier besaß er immer hin ein leidliches Einkommen, jetzt war er ein fast bankerotter Gutsbesitzer, der nicht einmal eine elende Hypothek auftreiben konnte! Daß der alte, verschrobene Professor auch keinen Pfennig hinterließ! Unpraktischer Narr! Was half nun das Schreiben und Studieren ein Leben lang? Zehn Schränke voller Bücher, Sammlungen und Herbarien — daraus bestand Irmas Erbschaft. Aber das einzig Notwendige — das Geld — das fehlt« °. natürlich. Merkwürdig genug, daß der kleinen Ilse Ver mögen so gut und sicher angelegt war. Da mochten wohl die Hansteins dafür gesorgt haben, daß der un praktische alte Mann nicht heran konnte — sonst gab er vermutlich auch das Kapital für Sanskritschriften, chinesische Wörterbücher und dergleichen Unfug aus. Elin ganzes Vermögen sollte in den Büchern stecken. Wenn man sie aber verkaufte, bekam man sicher nicht den zehnten Teil dafür. Aber immer besser, wie nichts. Er warf den verschmierten Bogen in den Papierkorb. Daß ihm die Idee mit den Büchern nicht früher kam! (Foryetzung folgt) Wettervorhersage für den e. August 1914 Westwind, wechselnde Bewölkung, Temperatur wenig geän- dert, vorwiegend trocken, Gewitter nicht ausgeschlossen. Kirchl Stachrichte» aus de« Marachte «idenKock Freitag, den 7. August, allgemeiner Beetz' «. Bet tag. Borm. 9 Uhr: PredigtgolteSdienst. Pfarrer Starke. Darnach Feier de« heil. Abendmahls (Beichtrede k. Franke). Abends '/,9 Uhr (wie alltäglich): Kriegsbetstunde. k. Wagner. Neueste Nachrichten. — Eibenstock, 5. August. Hier hat sich gestern eine freiwillige Bürgerwehr gebildet. Zum Kom mandanten ist Herr Lehrer Töpfer gewählt. Der Vor stand setzt sich zusammen aus den Vorstehern der bei den Militär-Vereine, der Freiwilligen Feuerwehren, Schützen- und Turnvereinen Dresden, 5. August. Die Stadtverwaltung be willigte eine Million zu den vom Reiche an die Familien Zurückgebliebener auszuzahlenden Unter stützungen. Berlin, 5. August. Heute vormittag sanden in allen Kirchen Berlins die vom Kaiser angeocd neten Gottesdienste statt, die sämtlich emen au ßerordentlich starken Andrang aufwiesen. Am stärk sten war der Besuch im Dom, wo der Kaiser und die Kaiserliche Familie sich eingefunden hatte. Da nicht alle Erschienenen in den Gotteshäusern Platz fanden, fand aus dem Schloßplatz noch ein Gottes dienst statt, wo Domprediger Bietz die Predigt hielt. Er hatte seiner Predigt die Worte zugrunde gelegt: „Aus tiefster Not schrei ich zu Dir." Der Gottesdienst schloß mit dem Vaterunser. Der Kaiser verharrte mit gesalteten Händen noch längere Zeit im Gebet. — Berlin, 5. August. (Amtliche Meldung.) Hurz nachdem in Soldau deutsche Truppen ange treten waren, erfolgte ein russischer Kavaüeriean- ariff, der zurückgeworfen wurde. Diesem Angriff folgte aber sogleich ein russischer Kavalle - rieangriff in großem Stile, der aber unter dem deutschen Keuer sofort zu sammenbrach. Die Russen hatten grotze Ver luste. Berlin, 5. August. In Wilhelmshafeu sand gestern die Nottrauung des Prinzen Adal bert mit der Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Mei ningen statt. — Königsberg, K. August. Einer Privatmeldung zufolge wurde in Gumbinnen «in russischer Großfürst verhaftet. Königsberg, 5. August. Bei Langrrode wurde eine aus acht Mann bestehende russische Ulancn- patrouille vom Landsturm gefangen genommen. Trier, 5. August. Unsere Truppen in Luxemburg legen ein musterhaftes Betra- g e » an den Tag. Der Kommandant erließ eine Pro klamation, in der er erklärte, daß die Besetzung nur eine vorübergehende sein werde. Alles würde bar bezahlt. Auch der Staatsminister des Auswärtigen Amtes v. Jagow hat erklärt, daß voller Ersatz für jeden Schaden geleistet werde. — München, 5. August. Nunmebr ist auch der Landsturm de- 1. und 3. Armeekorps einbernfe». — Paris, 5. August. General Joffre Hal Paris verlassen, um sich an di« Grenz« zu begeben — Stockholm, 5. August. Die schwedische Regierung hat ihre absolute Neutralität mäh rend des gegenwärtigen Krieges erklärt. Trausr - Lrieks, Trsusr- Ksrtsn, Umsetilägv usw. llslsrt sestnsllstsns ckla Luekckrueksrsi von Dalakou SI0. pul Mrickl, Heute Dauuerstag DM ZcklüüliM Vorm. Wellfleisch, später frische Wurst mit Sauerkraut. Frachtbrief - Formulare Zoll - Inhaltserklärungen weiße und grüne Formulare Oesterreich. Zolldeklarationen Ursprungs-Zeugnifie Rechnungsformulare Steuerquittungsbücher Speise- u. Weinkarten Verschiedene Plakate hält stets vorrätig die Buchdruckerei von Amii Auuuadast».