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—i- 107 -r— Dabei blitzte es eigentümlich in -seinen großen, klaren Augen, ! serviert und ließ es ihn in keiner Weise merken, daß ihnen mit und die Stimme klang wieder wärmer, zutraulicher. Aber Lili ! seiner Miete groß gedient sei. durfte ihn hier nicht länger auf- Im Laufe der Unterhaltung er ¬ zählte der Freiherr v. Ravenburg denn, daß sein Vater General in österreichischen Diensten gewesen, und daß er selber ebenfalls gar zu gern Offizier geworden wäre, aber wegen einer leidigen Duell affäre schon als Fähnrich seinen Abschied hätte nehmen müssen. Daß er ein sehr großes Vermö gen geerbt und ganz seinen Nei gungen leben könne, deutete er auch recht geschickt an, und Achim fühlte es wohl heraus, daß er dem biederen Hauptmann gar gewal tig imponierte. Ihn selber aber ließ es ziemlich kalt, daß der neue Bekannte ihn nicht wie einen ar men Leutnant, sondern wie einen ihm gleichstehenden Kavalier be handelte. Was den Herren dazu veranlaßte, wußte er nicht, konnte er auch nicht erraten. Vielleicht war schon, ehe er erschienen, die Rede von ihm gewesen, und v. Grunow hatte ihn über Gebühr gelobt. — Häufig folgte Achim dem Gespräch, so interessant es sofort mit einer Verbindlichkeit und einem Händedruck begrüßt, als schätzte er ihn gleich auf den ersten Blick ungemein hoch. Dennoch fand der Leutnant etwas in dem fahlen, knochigen Ge sicht, dessen Wangen und Stirn sich beim Lachen in tiefe Falten legten, das ihn abstieß. Aus den un gemein klug blickenden grauen Au gen schaute, wenn auch nicht für jeder mann erkennt lich , so doch ganz unleug bar etwas.Hin- terlistiges, Verschlagenes, und um den scharfenMund mit den schma len Lippen lag etwasLauern- des. Sein Ein glas einklem mend, setzte sich der Baron dem Leutnant gegenüber, weihte ihn mit hastigen, sehr gewandten Worten in den soeben behan delten Ge sprächsstoff ein und ver wickelte ihnso- Das historische GildehanS in Goslar. (Mit Tert.) wertereUnter- yaltung, während die Frau Hauptmann ihm nach fast nlütterlich- tzerzlicher Begrüßung ebenfalls ein Weinglas brachte. Diese ganz in Schwarz gekleidete Dame hatte in ihrem Auftreten etwas un gemein Imposantes uM> schien es um keinen Preis eine Menschen seele ahnen lassen zu wollen, wie sehr sie es bedrückte, daß sie nicht mehr die Nolle der wegen ihrer Schönheit gefeierten Offiziers gattin in den ersten Kreisen der Gesellschaft spielen durfte. Ihr blasses, verhärmtes Gesicht mit den stolzen, vornehmen Zügen pflegte sich nicht jedem so mild und gütig zu zeigen wie gerade diesen: jungen Offizier, der ein so gern gesehener Gast im Hause Morgenbrot. Von C. v. Bergen. (Mit Text.) War. Gegen den Baron Verhielt sie sich Vorläufig Noch recht re- Photographie, «erlag von Fran» Hanfstaengl, München. Ein Unersättlicher. Junger Kuckuck im Rotkchlchennest. (Mit Text. In dem einfach und doch vor nehm ausgestatteten Salon der Villa saß der Hauptmann mit sei nem Gast in gehobener Stim mung bei einer Flasche Rhein wein, als Achim eintrat. „ Ah, herzlich willkommen, mein lieber Leutnant!" rief v. Grunow sehr lebhaft aus, sich mühsam vom grünen Sessel erhebend — sein rechtes Bein war steif — und ihm mit ausgestreckter Hand entgegen schreitend. Der alte Herr hatte in seinem Wesen wie im Äußern etwas durch aus Soldatisches, und man sah ihm, trotz des lahmen Beins, mit seinem wetterfesten, jetzt etwas stark geröteten Gesicht, dem hoch aufgesetzten grauen Schnurrbart, den entschlossen blickenden Augen, der straffen, hohen Gestalt und dem ganzen Auftreten unschwer den ehemaligen Offizier an. Achim wurde dem Freiherrn von Raven burg vorgestellt und von diesem auch sein mochte, nur mit halbem Ohr, und seme Gedanken waren gar nicht bei der Sache, sondern irrten hinaus in den duftigen Garten, in die schattige Geißblattlaube, in der Lili vielleicht jetzt saß, Lili, dieses Engelsbild, dessen bloßer Anblick ihn vorhin ganz und gar aus seinem seelischen Gleichgewicht gebracht. Und sie sollte ihm ja doch nichts anderes sein als eine liebe Bekannte, eine Freundin, die Tochter eines hochverehrten älteren Kameraden. Warum konnte er nur heute, als er sie so in überwältigender