Volltext Seite (XML)
den schnell überflogen. Als er jetzt die Hand ««heimrat Professor Vr. »och -f-. (Mit Text.) indem er den Ring vorsichtig zwischen den mit dem Brief sinken ließ, waren seine Fingerspitzen anfaßte, an das offene Fen ¬ ist ... ivähnenswert. Inzwischen hatte Graf Artur das Schrei- Züge wieder weich geworden und um seinen Mund spielte ein freudiges Lächeln. Ergüssen meines reuigen Herzens langweilen, will nur noch zu Deiner Beruhigung erwähnen, daß ich jedes Glücksspiel ängstlich gemieden habe. Wenn Du diesen Brief erhältst, schwimme ich schon wieder auf dem Ozean, traurig, daß ich der Heimat den Rücken kehren muß und wiederum auch beseelt von neuen Hoffnungen, neuem Unternehmungsgeist, die Dein großmütiges Darlehen in mir geweckt hat. Um Dir nun ein wenig meine aufrichtige Dank barkeit zu beweisen, sende ich Dir eine Truhe, die ich zufällig hier in Verona bei einem Händler entdeckte. In der Truhe finoest Du in einem Holzkästchen einen alten Wappenring, den ich in demselben Antiquitätenladen erstanden. Ich bitte Dich herzlich: Trage ihn zum Andenken an Deinen Stiefbruder, der an Deinem Hochzeitstage Deiner in stiller Wehmut gedenken wird und Dir und Marga von Alten nochmals alles, alles Gute für die Zukunft wünscht. " Tein Axel." Professor Hagen war kein Wort entgangen. Der Brief er schien ihm zu süßlich, zu unaufrichtig. Und plötzlich fiel ihm noch ein, daß er vor wenigen Tagen in der Hauptstadt einen Kollegen gesprochen hatte, der die Familie Kaisenberg ebenfalls sehr gut kannte. Und dieser wußte ihm von Axel Tinge zu erzählen, die sich mit den Angaben in dem Brief durchaus nicht deckten. Ge heimrat Wilmers hatte den jüngsten Kaisenberg nämlich in Monte Carlo am Spieltisch beobachtet und gesehen, wie dieser in kurzer Zeit Unsummen verlor. — Dies schoß Ha- , gen plötzlich durch den Kopf. Und zugleich bemächtigte sich seiner ein Gefühl des Miß trauens, eine argwöhnische Regung, von deren Grundlosigkeit er überzeugt war und die er doch nicht loswerden konnte. Wäh rend diese Gedanken ihn beschäftigten, hatte er den Deckel der Truhe aufgeklappt und das Holzkästchen, in dem sich der Wappen ring befinden sollte, herausgenommen. Er öffnete es und reichte es nach einem flüch tigen Blick auf das Schmuckstück dem Majo- rätsherrn hin. Neugierig nahm dieser den Ring heraus und betrachtete aufmerksam das Wappen, dessen Zeichnung sich von dem gelben Topas so deutlich abbob. Dann rief er freudig erstaunt aus und hielt da bei Hagen den Ring entgegen: „Heinz, wahrhaftig, —das ist das Wap pen der Borgia! Damit hat mir Axel wirk lich eine große Freude gemacht. Wir ha ben hier fraglos eine große Seltenheit vor uns." Der Professor war bei diesen Worten anscheinend erschreckt aufgefahren, nahm sich aber schnell zusammen und trat nun, „Armer Axel!" sagte er ganz gerührt und erhob sich langsam. „Er ist doch ein guter Junge trotz seines Leichtsinns. Hört, was er mir schreibt: „Du wirst es mir nicht verargen, lieber Bruder, daß ich den Rest meines Urlaubs noch zu einem kleinen Abstecher nach Italien benutzt habe. Ich bin billig gereist, sehr billig und ... wenig stan desgemäß. Doch — wie kann ich von Standesbewußtsein sprechen, da ich mir ja die bevorzugte Lebensstellung durch eigene Schuld verscherzt habe. — Genug davon. Ich will Dich nicht mit den ster, als ob er ihn in dem Hellen Licht genauer untersuchen wollte. Plötzlich stieß er einen leisen Schreckensruf aus und beugte sich weit über die Fensterbrüstung vor. Als er sich dann wieder umwandte, malte sich in seinem Gesicht deutlich eine tödliche Verlegenheit. „Artur — bitte, sei mir nicht böse," meinte er verwirrt. „Ich bin ungeschickt gewesen. Der Ring ist mir entglitten und unter: in den Weiher gefallen. Wir werden ihn aber sicherlich mit einem großen, engmaschigen Netz wieder herausfischen können. Ich habe mir die Stelle genau gemerkt, wo er verschwand. Nochmals — verzeih! Du kannst dir denken, wie unangenehm mir die Sache Der Ring der Vorgia. Erzählung von Walther Kabel. (Fortsetzung.) us Verona?" meinte Graf Kaisenberg erstaunt. „Ich wüßte nicht, daß ich dort Verwandte oder Bekannte habe. Aber vielleicht lebt dort ein Mitglied deiner Fa- ^MW milie, Schatz?" fragte er seine Braut, die neugierig zu Hagen an den Tisch getreten war. Doch auch Kom tesse Marga verneinte. Inzwischen hatte der Professor die schwere Holzkiste glücklich geöffnet und reichte jetzt dein Freunde einen Brief hin, der obenauf gelegen hatte und in steilen, großen Schriftzügen des Majoratsherrn Adresse trug. Kaum erblickte dieser die auf fallenden Buchstaben, als sich sein bisher so frohes Gesicht plötz lich verdüsterte und er mit leicht gereizter Stimme wie zu sich selber sprechend sagte: „So so, — in Verona hält sich mein Herr Stiefbruder auf! Deshalb also erhielt ich bisher auch nicht eine Zeile von ihm, seitdem er Schloß Kaisenberg verlassen hat. Ich bin nur neu gierig, wie er diese Verzögerung seiner Abreise nach Amerika wieder entschuldigt." Hagen und Komtesse Marga tauschten heimlich einen schnellen Blick aus. Sie verstanden sich. Beide kannten Axels Vergangen heit nur zu gut und bedauerten es von Her zen, daß Graf Arthurs heitere Stimmung durch diese Erinnerung an den Stiefbruder gestört wurde. Sie waren jedoch zartfüh lend genug, ihre Gedanken zu verschweigen und hoben jetzt mit vereinten Kräften den recht schweren Gegenstand aus der Kiste heraus. Nachdem dann die vielfache Pack papierumhüllung entfernt war, kam eine altertümliche kupferne Truhe zum Vor schein, die sofort des Professors ganzes Interesse in Anspruch nahm. Er besichtigte sie von allen Seiten, prüfte die eingelegte Arbeit und nickte dazu sehr anerkennend mit dem Kopf. Nur einen Moment stutzte er, als er auf dem Boden der Truhe ein kleines Papierschildchen aufgeklebt fand, auf dem merkwürdigerweise „Ernesto Bra- genza, Antiquitätenhändler, Rom, Via Li- guria" stand. Danach schien sie also nicht in Verona, von wo sie weggeschickt war, sondern in Rom gekauft zu sein. Doch er maß dieser Entdeckung weiter keine Bedeu tung bei und hielt sie auch kaum für er-