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ihm hier überall begegnet, das Scheiden aus seinem bisherigen Wirkungskreise schwer machten. Doch werde er seines lieben Eibenstocks mir seinen umliegenden herrlich bewaldeten Höhen und lieblichen Tälern nicht vergessen, verknüpften ihn doch auch Familienbande dauernd damit. Sichtlich ergriffen nahm der Herr Pfarrer Abschied mit dem Wunsche, daß der All mächtige auch fürderhin die Gemeinde gnädig beschützen und beschirmen sowie segnen möge. Beim Verlassen der Kanzel ertönte in prächtiger Reinheit ein Chor ,So ziehe hin" von C. Stein, einen stimmungsvollen Abschluß bildend. Nach Beendigung deS Gottesdienstes verabschiedete sich der Herr Pfarrer auch von den Mitgliedern des Kirchenvorstandes und der Stadtvertretung. Durch die Schlichtheit und Lauter keit seines Charakters hat sich Herr Pfarrer Gebauer aber das schönste Denkmal in die Herzen seiner Gemeindeglieder gesetzt, deren Segenswünsche ihm in seine neue Heimat folgen. Wir alle werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren! — Eibenstock, 27. Dezember. Die WeihnachtS- tage, die so heiß ersehnten und so lange vorbereiteten, sind schon wieder im Gestern versunken — was ist der Begriff Zeit? Auch hier gilt das Wort des Lateiners: „Hukw volu- wu8, ea ereäimus libenter!" Wir täuschen uns die Zeit je nach ihren Begebenheiten und ihrem Inhalt so gern länger oder kürzer vor, als sie in Wirklichkeit ist. Und gerade in den Wnhnachtstagen kommt der Zeitbegriff mehr denn je zum Recht. Zuerst die Gegenwart. Wo wäre wohl em Menschenkind, dem zu diesem heiligsten aller Feste nicht irgend etwas Liebes erwiesen würde? Eine Freude ist jedem zu Weihnachten beschieden, sei es auch nur das innere glückselige Bewußtsein, andere Menschen froh zu machen. Wo wirklich ein Dasein liebelecr ist, da — trägt der Mensch meist selber die Schuld. Dann weiter die Vergangenheit. Wie viele goldene fast vergessene Kinderträume sind aus dem Strahlen schimmer des Tannenbaumes wieder emporgestiegen, wieviel Klänge aus längst vergangener Zeit sind wieder lebendig ge worden. Ein frommer Zauber hält mich wieder, — Anbctend, staunend muß ich stehn; Es sinkt auf meine Augenlider Ein goldner Kindertraum hernieder, Ich fühlS, ein Wunder ist gescheh». Und endlich die Zukunft, Wie viele Luftschlösser wohl in diesen Weihnachtstagen gebaut worden sind; wie viele werden davon wohl einst wieder Zusammenstürzen, wenn die Wirk lichkeit kommt, wie sie uns jetzt wieder aus graugrünen Katzenaugen anblinzelt. — Auch bei uns ist das WeihnachtS- feft verrauscht und verträumt. Verrauscht — es hat genug Unterhaltung geboten. Alle Etablissements waren gut besucht außer denjenigen vielleicht, welche auf den Besuch der Winter sportler angewiesen waren. Denn leider war uns vom Himmel kein weißes Weihnachtsfest beschert. Dadurch ist bedauerlicherweise vielen ein großer finanzieller Ausfall ent standen. Auch sonst gab es Veranstaltungen genug, so das Konzert des .Liederkranz' im Deutschen Haus, welches recht gut besucht war. Und verträumt - nun, jeder verlebt das Fest auf seine Art Es geht auch ohne rauschende Ver gnügen, auch ohne Tanz, und auch solche stille Menschen sind sicher auf ihre Rechnung gekommen. — Eibenstock, 27. Dezember. Im Hause des Glaser meisters Hey mann hiersclbft wurde in der Nacht vom 19. zum 20. Dezember ein Einbruch verübt. Die Diebe, welchen eine silberne Rcmontoir-Uhr nebst Kette sowie ein Betrag von etwa 30 Mk. zur Beute fiel, konnien noch nicht ermittelt werden. — Eibenstock. Der Gelegenheitsarbeiter Bock aus Schönheide wurde von Eibenstocker Spaziergängern am ersten Feiertag in der Nähe des Rockensteines erhängt aufge funden. — Schönheiderhammer. Im Dienste der Näch stenliebe stand am ersten Weihnachtsfeiertags der hiesige Männergesangverein „ Arion '. Derselbe veranstaltete an diesem Tage unter Leitung seines langjährigen rührigen Di rigenten, Herrn Lehrer Bauer, im Verein mit den hiesigen Schulkindern und der Stadlkapelle-Eibenstock im Saale des Hotel .Carlshof' eine Schulaufführung, deren Reinertrag dem hiesigen Frauenverein und der Gemeindediakonie zu Gute kommen soll. Der große geräumige Saal war schon lange vor der festgesetzten Zeit gefüllt, zahlreiche Leute konn ten der Aufführung nicht beiwohnen und mußten am Ein gang zum Saale wieder umkehren. Der Verein führte .Bilder vom Erzgebirge au? alter und neuer Zeit" auf. Vor Beginn der Aufführung hielt im Auftrage des Gesangver eins Herr Lehrer Sickert eine kernige Begrüßungsansprache. Eingeleitet durch das vom Männerchor vorgetragene Erzge- birgslicd: »In dem Walde dunkle Föhren und der Tannen duftig Grün', verlief die Aufführung auf das Glänzendste. Sämtliche Rollen wurden mit Bravour gespielt. Geradezu bezaubernd wirkte der Festzug der Bergleute zur Kirche und die Spinnstube, auch waren die Deklamationen der Schul kinder ohne Tadel. Der ,Arion' dürfte einen schönen Rein ertrag erzielt haben und mit Genugtuung auf den veranstal teten Abend zurückblicken können. Man geht mit dem Ge danken um, das Stück nochmals, vielleicht in Schönheide, aufzuführen. — Carlsfeld, 26. Dezember. Der Gesangverein .Liederkranz' führte gestern Abend im hiesigen Gast hof das WeihnachtSfeftspiel .Weihnachten Anno 1813' mit großem Erfolg au''. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Am Sonntag, 9. Januar 1910, wird eine Wieder holung der Aufführung stattfinden. Der Reinertrag dieses Abends soll dem Fonds für die Kirchenheizung zufließen. — Gnadenakt. Se. Majestät der König hat aus Anlaß des Weihnachtsfestes 35 Strafgefangenen aus Gnaden die Freiheit geschenkt. — Leipzig, 23. Dezember. Peter Ganter, dessen ebenso plumper wie dreister Reklameschwindel zu Anfang dieses Jahres im ganzen Reiche Aufsehen erregte, hat gegen das ihn zu einem Iayre Gefängnis verurteilende Erkenntnis der Münchener Strafkammer Revision bei dem Reichs gericht eingelegt. Am 8 Januar 1910 steht nun vor dem höchsten Gerichtshöfe Verhandlungstermin an. In ihm wird in der Hauptsache darüber zu entscheiden sein, ob die mit un deutlichen .Schnörkeln' unterzeichneten Reklamebriefe, die Ganter bekanntlich in Millionen Exemplaren versandte, ge fälschte Privaturkunden darstellen oder nicht. — Waldheim, 23. Dezember. Wie sich viele Leute irre führen lassen von allem was glänzt, zeigt ein Vorgang, der sich gestern zugetragen hat. In verschiedenen Fabriken der Stadt erschien, wie der .WaldH. Anzeiger' meldet, in den Nach- mittagSstunden ein fremder Mann und bot Uhren und Ketten zum Verkauf an, wovon ihm in kurzer Zeit für ca. 200 M. abzusetzen gelang. Als bald darauf die Kauflustigen bemerkten, wie arg sie ongeschmiert worden waren, wurde die Schutzmannschaft in Anspruch genommen, die den Ver käufer in dem Augenblick abfaßtc und festnahm, als er da- Weite suchen wollte. Der Verhaftete entpuppte sich als ein aus Dresden stammender Reisender, der die Goldwaren von Pfandleihern und Altwarengeschäften für billiges Geld gekauft hatte und sie hier mit Erfolg an den Mann zu brin gen versucht hatte. Man fand bei ihm noch 3 Damen und 3 Herrenuhren sowie 2 Ketten vor, die einstweilen in polizei lichen Gewahrsam genommen wurden. — Auerbach, 23. Dezember. Die am 20. Dezember feierlich eingeweihte Waldkapelle der Volksheilstätte Albertsberg ist mitten im Walde und in unmittelbarer Nähe der Anstalt errichtet worden. Schon vor dem Eintritt zur Heilstätte begrüßt dieses idyllisch gelegene Gebäude den Beschauer. Die als Holzbau zur Ausführung gebrachte Kapelle mit ihrem hohen Dache und dem Dachreiter in silber grauer Schieferdeckung ist bei ihrer Stellung mitten im herrlichsten Waldesgrün eine vorzügliche Lösung im Sinne bodenständiger und heimatlicher Bauweise. Die Kapelle be steht aus einer niedrigen Eingangsvorhalle, dem Schiffe mit Altarausbau und einer kleinen Sakristei mit Vorraum. Der Hauptraum wird nur von Süden her beleuchtet. Das durch seitliche Säulenstellung geteilte Schiff der Kapelle wird in feinem mittleren Teile durch eine Holzdecke mit gebrochenen Flächen in Gewölbeform überspannt, Wände und seitliche Flächen sind geputzt. Die Kapelle bietet Raum für über 100 Sitzplätze, für den durchschnittlichen Gebrauch genügen jedoch 60 bis 70 Plätze; eS ist daher das Gestühl für 66 Sitz plätze ausgeführt worden. Außerdem können noch über 30 Stühle ausgestellt werden, ohne den Raum zu beengen. Die örtliche Bauleitung war dem Baumeister Paul Herthel in Auerbach übertragen, der die mühevolle Arbeit mit Sorgfalt und Eifer durchführte. — In den Kreisen der Handels und Industrien»M ist vielfach der Wunsch ausgesprochen worden, die jetzt im Verkehr zwischen f ä ch sis cheu und preußischen Stationen vorgesehene durchgehende Expreßgut- ad fertigung nach Möglichkeit zu erweitern. Die sem Bedürfnils tragen die .beteiligten Eifenbahnver waltungen nunmehr durch Einführung eines neuen Preußisch Sächsischen Erpveßguttarifs am 1. Januar 1910 insofern Rechnung, als vom genannten Zeitpunkt an auf Grund dieses Tarifs zwischen allen größeren und mittleren Stationen des sächsischen und preußisch- hessischen Staatsbahnbereiches eine direkte Expreßgut abfertigung möglich ist. lieber die Bedeutung und die Vorteile des Expreßgutes sowie dessen Beförderung sei folgendes hervorgehoben: Unter Expreßgut sind sol che Güter zu verstehen, die sich, zur Beförderung im Packwagen eines Eil- oder Personen- oder auch Schnell zuges eignem Das Expreßgut wird aufEisonbahnpaket- adresse, deren Ausstellung dem Absender obliegt, am Gepäckschalter abgefertigt. Die näheren Bestimmun gen über die Expreßgutabfertigung und Beförderung ergibt der bezeichnete Tarif, der durch die Wirtschafts verwaltung der Königlich Sächsischen Staatsbahnrn in Dresden Neustadt, Lößnitzstraße 12, zum Preise von 1,10 Mark bezogen werden kann. Auskunft hierüber erteilen auch die Stationen. — Vorbildlicher Weihnachtsdank. Der Direktion des Vereins für innere Mission in Leipzig sind folgende Briefe zugeganpen: Geehrter Herr! Einsender dieses, welcher jetzt selbständig ist und sich reell durchs Leben schlägt, war früher selbst längere Jahre Handwerksbursche, hat daher Gelegenheit gehabt, unzählige Male das Elend zu sehen, welches arme Lerne bedrückt, die sich in der Fremde herum schlagen müssen. Sende Ihnen 20 Mk ein, um einer An zahl hilfsbedürftiger Männer eine Wcihnachtsgabe zu machen. Bitte Sie aber, keine hiesigen jungen Leute, die nicht ar beiten wollen, zu unterstützen, sondern ältere zureisende Männer, die nicht mehr arbeiten können oder keine Arbeit bekommen, da sel'en ein Arbeitgeber ist, der alte Leute ein stellt. Vielleicht finden sich noch mehrere frühere Handwerks burschen, die auch einen Betrog einsenden, um armen Hand werksburschen eine kleine Gabe zu Weihnachten zukommen zu lassen. Hochachtcnd, ein alter Soldat. Sollte ich noch 10 Mark erübrigen können, so sende ich Ihnen vor Weih nachten noch 10 Mk. ein. — Geehrter Herr! Sandte Ihnen heute morgen im Briefe 20 Mk. und versprach, noch 10 Mk. zu senden. Für diese 10 Mk. sende anbei 20 Mk., zusammen also 40 Mk. Hochachtend ein alter Soldat, Mitglied eines Militär-Vereins Das Erzgebirge und das Vogtland auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. Mus Plauen wird den ,/Dresdm Nachr." geschrieben: Nach einer Mitteilung des Reichskommisfars wird auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 auch die Spitzen- und Gardinenindustrie Deutschlands (Sachsen) in. wir kungsvoller Weise vertreten, sein. Vor kurzem hat das vogtländische Komitee zur Förderung der Weltausstel lung in. Brüssel 1910 erneut getagt und wichtige Be schlüsse bezüglich der Anordnung der deutschen Spitzen- ausstellung, der Vorbereitung der Plätze re. gefaßt. Danach sollen die Eingangsfeitcn des zur Verfügung stehenden. Raumes und dessen Mitte für die Ausstellung der sPlauener) Spitzen, die Ecken zur Ausstellung von Roben und Konfektionsgegenständen dienen. Die eine der großen Längstwand flächen soll eine Ausstellung der Gardinenindustrie, dis andere dev Aufnahme ei ner Konsektionsausstellung von sechzehn erzgebirgischssn Fabrikanten echter geklöppelter Spitzen dienen. Ge rade die dank der Beihilfe des Kgl. Sächs. Ministeriums des Innern ermöglichte kollektive Teilnahme der erz- gebirgischen Spitzenklöppelindustrie wird das an sich schon sehr anziehende Bild der vogtländischen Spihen- und Gardinenausstellung noch sehr erheblich beleben und heben. Nach anderem steht zu erwarten, daß die Spitzen und Gardinenindustrie Sachsens selbst in der „Stadt der Spitzen" gleiche Erfolge haben und auf das Publikum, insbesondere die Damenwelt, wieder dieselbe Anziehungskraft ausüben wird, wie das bei früheren Welt Ausstellungen in Chicago, Paris und St. Louis der Fall war. Drucksachen beim Neujahrsvcrkehr. Zum Jahreswechsel werden erfahrungsgemäß zahllose Glückmunschkarten als Drucksachen eingeliefert, die den für diese Bersendungsart bestehenden Bestimmungen nicht entsprechen^ deshalb augehalten und entweder als unzulässig dem Absender zurückgegeben oder, so weit angängig, als Postkarten oder Briefe behandelt und nachtaxiert werden müssen. Hierdurch erwachsen nicht allein der Postvevwaltung, sondern vor allen Dingen auch dem Publikum Unannehmlichkeiten und Weiterungen mannigfacher Art. Mr machen daher besonders darauf aufmerksam, daß der Absender auf den als Drucksachen zu versendenden Neujahrs- und Visitenkarten außer seiner Adresse und seinem Titel nur noch mit höchstens 5 Wörtern oder den üblichen An fangsbuchstaben gute Wünffche, Glückwünsche, Danksa gungen und ähMche Höflichkeitsformeln handschrift lich hinzufügen darf. Handschriftliche Vermerke von größerer Ausdehnung oder anderem Inhalt sind nicht zugelassen. Im weiteren wird bemerkt, daß offene gedruckte Karten mit der Bezeichnung ^Postkarte" gegen die Druchsachentaxe vepsandt werden können, wenn sie sonst.den Bestimmungen für Drucksachen entsprechen. Ist.dies nicht der Fall, so werden sie als Postkarten taxiert und wenn sie auch die Bedingungen für Post karten nicht erfüllen, als Briefe behandelt bezw. als unzulässig von der Postbeförderung ausgeschlossen. Die se Vorschriften gelten gleichmäßig für das Inland wie für den Verkehr mlit dem Anstande. — Umgehung der Zündholzsteuer. Ueber einen Hausapparat zur Erzeugung steuerfreier Zündhölzer, der gegenwärtig in den Handel gebracht worden ist, wird be richtet: .Besonders in West- und Süddeutschland wird ein Apparat vertrieben zur Selbsterzeugung von Zünd hölzern, bei dem paraffinierte Hölzer ohne Köpfe durch Ein tauchen in eine beigegebene Zündmasse zu Streichhölzern ge macht werden. Es liegt dabei der Gedanke zugrunde, daß diese Hölzer ohne Köpfe noch nicht als Zündhölzer im Sinne des Gesetzes anzusrhen und daher steuerfrei sind. Hierbei wird aber übersehen, daß nach 8 1 der Ausführungsbe stimmungen zum Zündwarensteuergesetze der Reichskanzler befugt ist, auch Hölzer, die durch Paraffinierung vorgerichtet find, für steuerpflichtig zu erklären. Wenn auch gegenwärtig von dieser Ermächtigung noch nicht Gebrauch gemacht worden ist, so besteht jedenfalls die Möglichkeit hierzu. Aber abge sehen davon, daß sich die erhoffte Steuerfreiheit vielleicht als illusorisch erweist, stehen dem Vertriebe dieser sogen. Tunk hölzer sehr erhebliche Bedenken in gesundheitlicher Beziehung entgegen. Die Zündmasse besteht nämlich auS chlorsaurem Kali, das zunächst in feuchtem Zustande zwar nicht gefähr lich ist. Sobald die Masse aber beim Gebrauch in der zu gehörigen Tunkpfanne eingetrocknet ist, was sehr schnell ein tritt, ist sie in höchstem Grade durch ihre explosive Entzün dung bei zufälliger scharfer Reibung gefährlich. Selbst in Zündholzfabriken, wo die Zündmasse nur in feuchtem Zu stande und ausschließlich mit Holzspachteln bearbeitet wird, kommen fast alle Unglücksfälle von dieser Zündmasse. AuS diesem Grunde muß vor der Verwendung eines solchen Apparates zur Erzeugung von Zündhölzern eindringlich ge warnt werden. Die gestohlene Hose. Ein Gaunertrick. Von R. Hochstetten. ————— Nachdruck verboten. Dor Gasthof „Zürn goldenen Bären" hat sich stets großer Beliebtheit erfreut. Er hatte solch gediegenen Ruf, s-oMe und zuvorkommende Bedienung, wie es der Reisende gern hach Darum suchte Hu auch her Handlunhsreisende Hein rich Müvler auf, als er zum erstem Mal in der klei nen Stadt auf einer 'Geschäftstour ist. Von dem Hotel wagen läßt er sich hie Koffer Mm Hotel bringen; er selbst mutz noch erst einen Gang in hie Stadt machen. Als er Hann zum Höfel koinmch sin'det er die Koffer im Flur stehen. Befpiedhgt nickt er und geht zum Oberkellner. „Sie haben hach vielleicht ein stilles Zimmer? Meinetwegen mag es auf irgenjd eine Seitengasse füh ren, Has geniert mich njicht; nur still muß es sein. Ich muß morlgen avbesien; habe einige Berichte an mein Haus. MV da man ja War gut. aufgehoben ist, habe ich mir die Arbeit bis jetzt aufgespart". „Der Herr welchen zufrieden sein", dienerte der „Ober". ,-Speisekarte, Bedienung, Betten alles wie in einem GrvWüdthotel; Bäder können der Herr auch ha ben. Und Mfeve Weine und Biere tadellos gepflegt; wirklich alles tipp topp". „Ja, ich hörte es; wenn ma,n so viel herumkommt; so etwas spricht sich rund. Und wir fahrende Ritter des Merkur haben ein ungeschriebenes Gesetz der Näch stenliebe; wir stehen zueinander. — Wenn Sie mir nun mal die Zimmer zeigen wollen". „Bitte sehr ! Wenn sich der Herr eine Treppe hin aufbemühen wollend'. Und Herr Heinrich Müller folgte dem „Ober" und besah sich die Zimruer. Endlich findet er ein klei neres Zimmer; an einer Seitengasse liegend. „Das will ich nehmens' „Wenn der Herr wünschen, es ist aber unser klein stes; hat auch am wenigsten Komfort". „Das macht nichts; ich will ja voch arbeiten". „Wie der Herr will". — Herr Heinrich Müller ist wirklich solide; ein tüch tiger Geschäftsmann, wie er im Buche steht. Abends nimmt er ein bescheidenes Abendbrot, gut bürgerlich und solide; und bezahlt mit einem Hundertmarkschein. Dann setzt er sich, die Erlaubnis der Herren voraus gesetzt, mit an den Stammtisch. Und sein bescheidenes Wesen bei aller Sachkennt nis und Welterfahrenheit gefällt allgemein; ja er blen det geradezu durch seine glänzenden Schilderungen von Land und Leuten. Freilich, wer so viel reist. Ei ner gibt dem Ausdruck mit einem Beiklang von Neid in der Stimme Doch Heinrich Müller wimmelt entschieden, ab. „Sie irren mein Herr. Glauben, Sie nur ja nicht, das Reisen wäre eine Lust. Dieses herumrattern auf den Bahnen; dann heute hier und morgen da und nie zu Hause. Man wird ja richtig ein Restaurationsmensch,