Volltext Seite (XML)
für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 8lü. Abonnement viertelt. 1 M. 50 Pf. einschließl. de» „Jllustr. UnterhaltungSbl/ u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-Adrrsse: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ,— _ 56. Aa-rgavg. Dienstag, den 2l. Dezember Mittwoch, de« 22. Dezember 1SVS, nachmittags 3 Uhr sollen in der Restauration „Centralhalle" hier mehrere Stück Tüll und 2 , K« schwarze Seide an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 20. Dezember 1909. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. Deutschland. Ohneneue Steuern keime Beter an en- hilfe, das soll den „Perl. N. N." zufol-Me das letzte Wort der Regelung in dieser Bügele gen Helt sein. — Der Reichstag! WM im Januar eiiwen neuen Entwurf) über die Beihilfe annehwen-. Der Reichs-Schatzsekre tär betonte jedoch verschiedenen M-geordn-ctan gegen über, daß die Annahme ohne Bereitstellung- neuer Deck- -ung,smittel keinen Zweck habe. Solle den Veteranen geholfen werden, so müsse man-auch den Gedanken einer Wehrfteuer aufgeben, da diese nach -Abzug! der Erhe-- bungsskosten -die Deckungssniittel nicht ausbringe und ihre Vorbereitung zu lange Zeit in Anspruch nehme. Schließlich gäbe es auch schon genug Steuern. Aus Etatsmitteln lassen sich die Mehrausgaben auch nicht decken. Der Reichstag will nun. versuchen-, durch Ab striche im Militäretat ohne Gefährdung -militärischev Interessen einen -großen Teil der Decknngsm-ittei dau ernd zu beschaffen, da -der Reichstag über die Notwendig keit -der Beihilfe einer Meinung isst, so wird den Ve teranen hoffentlich doch noch ihr Recht. — Zur T al o n ste u e rf ra ge. Die Bereiwionna der Berliner Banken unsd Bankiers Eogenannte Stern- pelvereinigung) hat kürzlich zu der Frage Stellung genommen, wer nach den bestehenden Gesetzes-Vorschrif ten rechtlich verpflichtet ist, die Talowsteuer zu tragen. Die Mitglieder der Vereinigung find hierbei auf Grund der übereinstimmenden. Gutachten des Geh. Justizrats Friedrich Ernst und des Justizrats Dr, Hermann Beit Simon zu der Ueberzeuguwg gelangt-, daß die von eini gen Seiten befürwortete Abwälzung der Talonsteuer auf -die Aktionäre sich rechtlich nicht begründen lasse Es wurde beschlossen, die Talonsteuer.zu Lasten der Gesellschaften zu erlegen. — Der offizielle Zusammenschluß der drei freisinnigen Gruppen zur Deutschen Freisinni gen Volks-Partei wird erst im kommenden Frühjahr erfolgen, -da. die -Abhaltung der Parteitage zur Annahme des Programm-Entwurfs vor diesem Ter min unmöglich isst. — Das Ergebnis der Landtagswahlen in Sachsen-Weimar. Rach- dem Ergebnis der letz ten Stichwahl setzen sich -die 23 aus den all-ge meinen Wahlen hervorgegangenen Abgeordneten wie folgt zusammen: 7 Rechtsstehende: Konservative, Bund der Landwirte und Antisemiten, 9 Liberale, 2 Vcr treter der Kompromißparteien, 1 Zentrum und 4 So zialdemokraten. Oesterreich-Ungarn. — Die Obstruktion im österreichischen Ab-ze- ordneten-hause ist wegen der Beratung der Reform der Geschäftsordnung am Sonnabend mittag einst Weilen eingestellt Wochen. Die Dringlichkeit der Anträge auf Aenderung der Geschäftsordnung wurde mit 351 gegen 91 Stimmen angenommen. — Jsm Wiener Mowstre-Prozeß gab der Angeklagte Friedjung Erklärungen ab, die bestätigten, daß alle Tatsachen, durch) die -die kroatischen Abgeord neten, ebenso viele serbische Politiker -bloß gestellt wur den, der Regierung in Wien bekannt waren und milbe stimmend wurden in d er Haltung Serbiens- gegenüber -anläßlich des kritischen Annektionsstreites. Den Aus sagen der seMischen Zeugen, in der laufenden Woche sieht man nur mit geringem Interesse entgegen, da sie nichts von Belang mehr ergeben können. — Die Ko st en der Erwerbung Bosniens werden größtenteils durch die Hebers chüsse des unga rischen Haushalts geheckt. Stutzland. — Die Zarin wird- demnäch st zu längerem Auf enthalt nach San Remo reisen. Italien. — Sonni-no re-sp. dessen auswärtiger Minister und Graf Aehrewthal haben herzliche Begrüßun gen aus gebauscht, die zum mindesten den Wunsch be kunden, bundess-venützliche Beziehungen anfrechtzuer- hahden. > Portugal. — Deutsche Matrosen vomKanonenboot „ Tsin g tau" wurden in Macao von Portugiesen über fall. Einer wurde getötet, ein -anderer schwer ver letzt. Die Nachforschungen n,ach den Mördern werden von -den portugiesischen Behörden aufs eifrigste be trieben. Der Getötete wurde auf Kosten der portugie sischen Regierung beerdigt. Türkei. — E dH e,m Pascha, der Heerführer im grie chisch-türkischen Kriege, ist gestorben. Japan. — Ne ue Handelsverträge. Wie aus Tokio gemeldet wird, nimmt die Tarifrevision und der Ab schluß neuer Handelsverträge die Arbeitskräfte der Re gierung zurzeit fast ausschließlich- in Anspruch. Der Reichstag soll in seiner nächsten Session eine Anzahl neuer Zollsätze bestimmen-, die von dem bisherigen Tarif wesentlich abweichen-. Der Uebergang Japans zur Aufstellung eines autonomen Zolltarifs, d-er übri gens -einige Sätze der Vertragstarif-e beibehalten soll, Wird damit begründet, daß -Japan- bei dem Abschluß seiner Handelsverträge noch nicht imstande gewesen sei, seine Interessen handelspolitisch und zolltechnisch entsprechend zu wahren. Das sei jetzt anders gewor den. Es soll jedoch kein Hochschutzzolltarif geschaffen, sondern ein Mittelweg eingeschlagen werden, indem man Finanz,Zölle sinführt, die aber doch zugleich ge eignet sind, die Produktion des Landes -zu schützen. Lokale und sächsische Kachrichten. — Eibenstock, 20. Dezember. Die gestrige zweite Aufführung des Weihnachtsfestspieles des Jüng lingsvereins war wiederum gut besucht, wenn auch nicht der ungeheure Andrang wie bei der ersten Aufführung herrschte. Die Darsteller erledigten sich auch diesmal ihrer Aufgabe mit Fleiß und Erfolg. — Landtagspetitiom Die Finanzdeputation der 2. Kammer beantragt, die Petetion- des Gemeinde tats zu Sofa um Benennung der Eisenbahnstation' Blauenthal der Linie Chemnitz Aue-Adorf in Blauenthal-Sosa oder umgekehrt auf- s-i-ch beruhen zu hassen. — Dresden, 18. Dezember. In Vertretung Sr. Majestät des Königs wird sich Se. Kgl. Hoheit PrinzJohann Georg zu den Beisetzungsfcierlichketten nach Brüssel be geben. — Dresden. Eine schwere Explosion hat sich am Freitag vormittag in der Chemischen Fabrik von Heyden, Aktiengesellschaft, in Radebeul zugetragen. In dem fünf Geschoß hohen Salizyl-Reinigungsgcbäude, in Eisenkonstruktion und Stein errichtet, erfolgte mit lautem Knall, der bis nach Dresden gehört wurde, eine Staubexplo sion, die das Gebäude von unten bis oben in Flammen hüllte. Das aus Eisen und Hol; konstruierte Dach wurde durch den Luftdruck in die Höhe gehoben und stürzte in großen, zusammenhängenden Stücken teils in das Innere des Baues, teils seitwärts herab. Von der Gewalt der Explosion erhält man einen Begriff, wenn man sich vorstellt, daß die gußeisernen Fensterkreuze in kleine Stücke gerissen und weit fortgeschleudert worden sind. Die Eisenkonstruktion der Mauern hat zwar dem Luftdruck standgehalten, weist aber teitweise förmliche Ausbauchungen auf. Das Gebäude wird medergelegt werden müssen, doch ist eine Einstellung des Betriebszweiges nicht notwendig, da sich nebenan noch ein Gebäude für dieselbe Fabrikation befindet. Neben der Ra debeuler Feuerwehr waren die von Kötzschenbroda, Serkowitz, Ober- und Niederlößnitz, Naundorf und Zitzschewitz er schienen. Die Wehren gäben aus 23 Schlauchleitungen, da von 2 Dampfspritzenschlauchleitungen 2', Stunden Wasser. Die Löscharbeiten wurden durch die sich entwickelnden chemi schen Dämpfe sehr erschwert, da da» Atmen in diesen Däm pfen fast unmöglich war. Vier Arbeiter sind durch Brand wunden, besonders im Gesicht und an den Händen, stark verletzt worden, doch besteht keine Lebensgefahr. Außerdem wurde der Dresdner Feuerwehrmann Paul Weise durch die Wucht eines Strahl» der Dampfspritze von einer Leiter herabgeschleudert, wobei er sich eine Verletzung am Fuße zuzog. — Leipzig, 18. Dezember. Zur Nachtzeitwurde ei-n hier wohnhafter Privatmann von .einem Unbe kannten mach der Zei-t gefragt, und- als er seine Uhr hervorzvg, wurde diese ihm- entrissewunb der Dieb flüch tete damit. Der Unbekannte war Anfang der zwanziger Jahre. Crlmmitschau. Eine seltene Kiudlaufe wurde am Sonntag in Mannichswalde abgehalten. Das 16. Kind eines dortigen Handwerkers — es ist der 12. Junge — wurde getauft und hatte hierbei den Gesangverein als Paten; drei Vorstandsmitglieder wurden als Paten eingetragen. Der Gesangverein (über hundert Mitglieder) begleitete den Täufling in Gemeinschaft mit den Altgeoattern, dem Rad fahrerklub, zur Kirche, wo ein Choral gesungen wurde. Dem Taufakte folgte im Gasthofe Tafel und Ball — Oelsnitz i. V, 17. Dezember. In der gemein schaftlichen Sitzung des StadtrateS und der Stadtverordneten wurde die Beseitigung des bisherigen gleichen Wahlrechts und Einführung eines V i e r k l a s s e n w a h 1 r e ch t s bei den künftigen Stadtverordnetenwahlen beschlossen. — Falken st ein. Der hiesige Kirchenvorstand hat beschlossen, im Frühjahr ein Gemeindehaus an der Haupt- und Lindenstraße gegenüber der alten Schule zu er bauen. Die Kosten des Baues sind außer dem Grundstück auf 58 000 bis 60000 M. veranschlagt. — Mylau. Ein bedauerlicher Fall allmählicher Erblindung gibt Veranlassung zu einer Mahnung an alle Automobilisten, nicht ohne Schutzbrille zu fahren. Ein Fabrikbesitzer von hier hatte nach beendigter Jagd mittels Automobils die Heimfahrt ohne Schutzbrille angetreten, ob wohl bei scharfem Wind ein sehr lebhaftes Tempo einge- schlagm wurde. Die Folgen äußerten sich schon nach weni gen Tagen. Der Fabrikbesitzer klagte fortgesetzt über Ver minderung der Sehkraft, und die Aerzte, an die er sich wandte, stellten die Vertrocknung der Sehnerven fest, eine Erkrankung, die zur Erblindung führt und die ein erfolg reiches Eingreifen ärztlicherseits als aussichtslos erscheinen läßt. Zu diesen, Resultat ist eine ganze Anzahl bedeuten der Aerzte im Reiche gekommen. Auf dem einen Auge ist der Fabrikbesitzer völlig erblindet, und die Sehkraft des ande ren Auges ist nur noch ganz minimal. — Johanngeorgenstadt, 20. Dezember. Im be nachbarten Breitenbach haben Gänsediebe wieder ihr unsauberes Handwerk getrieben, indem sie Herrn Leibelt in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag einen Besuch abstatteten und 10 von den 15 im Stall befindlichen Gänsen stahlen. Wie die Spur gezeigt hat, sind die Gänse gleich im Stalle abgestochen worden. Von den Dieben hat man bis jetzt keine Spur. — Kötzschenbroda, 12. Dezember. Hier wurde vor vergangene Nacht ein Arzt herausgeschellt. Der Arzt ging nach seinem im unteren Stock befindlichen Empfangszimmer, um seinen vermeintlichen Patienten aufzusuchen. Als er die Tür zum Wartezimmer öffnete, wedelte ihm jedoch zu seiner Ueberraschung ein — Jagdhund freundlich entgegen. Der Hpnd, der einem Arzte in Oberlößnitz gehört, hatte seiner geliebten Diana, deren Herr der heraus geklingelte Arzt war, einen Nachtbejuch machen wollen und war, wie das bei sol chen Gelegenheiten herzugehen pflegt, über den Gartenzaun gesprungen, worauf er die automatisch sich öffnende Tür zum Wartezimmer in Tätigkeit gesetzt und damit gleichzeitig die Lichtanlage entflammt hatte. Es ist nicht bekannt geworden, welches „Mittel' der in seiner Nachtruhe gestörte Arzt dem verliebten Nero verordnet hat. — Ueber K o hl e n p r ei>se und Kohlfrach ten schreibt die „Sächsische Industrie" in ihrer Num mer 5 vom 10. Dezember: Vor jetzt 2 Iahten entschloß sich die preußische Regierung, angesichts der damaligen Kohlennot, zu einer teilweisen Ermäßigung der Kohlen frachten. Infolge eines Antrages des Landes-Zisen- bahnrates trat vom 1. Januar 1908 ab der Rohstoff tar-is allgemein für den Versand von Steinkohle so wie Steinkohlenkoks und Briketts in Kraft Bis da hin hatte dieser billiger-e Taris' nur für den Kohlenver sand von den inländischen Produktions-stätten aus ge golten, während Kohle von den Seehäfen, Bi-nnen-Um- schlag-splätzen und Grenzstationen aus nach den teueren Sätzen -des Spezialtarif III. versandt wurde. Diese Ermäßigung sollte bis auf weiteres, jedenfalls bis Ende 1909 gelten. Wie nunmehr verlautet, soll diese Frachtermäßigung am 1. Januar 1910 stillschweigend wieder außer Kraft treten. Für die kohlenverbrauchende Industrie ist dies wieder zu bedauern. Für die säch sische Industrie wäre es im Gegenteil sehr erwünscht ge- g-ewesen, wenn jene Frachtermäßigung nicht nur für Steinkohle, sondern allgemein auch für- Braunkohle gewährt würde. Die für Sachsen sehr wichtige böh mische Braunkohle wird allgemein nicht nach dem Roh stofftarif, sondern nach dem teueren Spezialtarif III.