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- Erscheinungsdatum
- 1909-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190912124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19091212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19091212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1909
-
Monat
1909-12
- Tag 1909-12-12
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Monat
1909-12
-
Jahr
1909
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d c r a r t i g e V e r a n st a l t n n g projektiert wurp-e Die Idee fand so starken Beifall, daß vorn den ersten Ans- stellern sich sofort wieder 9ö Prozent gemeldet haben. Dir zweite Ausstellung wird in weit größerem Stile, mit Sonder - Ausstellung für Wohnungseinrichtung, Fuhrwesen, Tiefbau usw., veranstaltet und 1913 von Anfang Mai bis zum 18. Oktbr. (Einweihung des Völker- schlachtdenkmals) abgerhalten werden. Die Ausstel lungsleitung rechnet bei dieser nächsten Veranstaltung mit mehreren tausend Ausstellern. — Leipzig, 9. Dezember. Der noch nicht 18 Jahre alte Arbeitsbursche Bernhard Haufe in Wur zen hatte mit einem um mehrere Jahre älteren Mäd chen ein Liebesiverhältnis. Zwischen den beiden kam es öfters zu Streitigkeiten, die schließlich darin- endeten, daß Haufe ein Re v o l-ver alt en-t a t auf seine Gr Liebte verübte. Die Kugel ging jedoch fehl. Vom Ju- gendgerichtshofe in Leipzig wurde Haufe jetzt wegen versuchten Totschlags zu 2 Iah rem 6 Monaten« Gefängnis verurteilt. -- Zwickau, 9. Dezember. Ein hiesiger Dach decker, Familienpatet, stürzte gestern- bei seiner Ar beit vom Dache der hiesigen, Garnison-Exerzierhalle und erlitt Verletzung d-et Wirbelsäule, Unterschenkel bruch, Sehussnzerreißung an den. Händen und innere Verletzungen» Er wurde' zunächst im nahen. Garnison lazarett, da na im Stad-tkrankenjhaus untergebracht. Plauen, 10. Dezember. In einer von etwa 1000 Personen besuchten öffentlichen Versammlung am Donnerstag abend wurde über den Stand des Streiks der Schisschensticker berichtet. Nach einem Bericht des Gauleiters Dressel wurde in die Diskussion eingetreten-, die' eine äußerst lebhafte war. lieber 20 Redner beteiligten sich an- ihr. - Die mei sten Sticker wollten sofort in, den Streik treten, wo gegen der Gauleiter Front machte. Einstimmig wur de folgende Entschließung angenommen: Die heutige überaus zahlreich besuchte Versammlung der Schiffchen sticker beschließt, den ausgenommenen Kampf bis zum Ende durchzuführen. In allen Betrieben, wo Kün digung nicht besteht, und der Tarif nicht bewilligt Wurde, ist die Arbeit sofort einzuste'llen, wo Kündi gung besteht und diese noch nicht erfolgt ist, muß dieses sofort geschehen und bei Ablauf derselben die Arbeit verlassen werden-. Die zu den neuen Bedingun gen arbeitenden Sticke'r werden verpflichtet, zur bes seren Unterstützung der kämpfenden Kollegen einen wöchentlichen Extrabeitrag von unbestimmtes Höhe zu leisten. In allen Betrieben, auch in denen, wo der Ta rif bewilligt, ist, dürfen Ueberstunden bis auf wei teres nicht geleistet werden. - Oelsnttz i. Erzgeb., 9. Dezember. Am Diens tag vormittag mußte der von Chemnitz kommende Gü terzug 7562 wegen gesperrter Einfahrt vor der hie sigen Station hatten-. Als der Hilfszugeschaffner Leich senring aus Chemnitz-Hilbersdorf nach rückwärts blick te, bemerkte er aufsteigenden Dampf hinter der Eisen bahnbrücke, der nur von einem ankommenden Zuge herrühren konnte. Schnell entschlossen rannte er die sem entgegen es war ein- von Stollberg kommender, vollbesetzter Personenzug , ihm mit der Mütze Halte signale gebend. Es gelang auch, den Personenzug we nige Meter vor dem Ende des Güterzuges zum Stehen zu bringen. Nur der Geistesgegenwart Leichsenrings ist es zu verdautem daß ein schweres Eisenbah n u n glück verhindert wurde. Pirna, 9. Dezember. Vor kurzem ist ein Dresdner Gymnasiast russischer Herkunft auf einer Ei fenbahnfahrt zwischen Dresden und Pirna mit einem Manne bekannt geworden, der sich, wie der „Pirn. Anz." mitteilt, als Dr. med. Keller ausgegeben und er zählt hat, er befinde sich auf der Flucht von Rußland, weil er wegen Mordes verfolgt werde. Auf seinen Kops sei eine hohe Belohnung ausgesetzt. Er habe ei nen hohen russischen Staatsbeamten umgebracht, weil dieser mit seiner Ehefrau ein Liebesverhältnis am geknüpft und sie und ihre vier Kinder, weil sie ihn abgewiesen habe, ermordert habe. Diese Mordgeschich- ts.hat der angebliche Dr. Keller noch in abenteuerlicher Waise ausgcschmückt und schließlich unter o-er Angabe, daß er vor seiner endgültigew Flucht nach der Schweiz in Dresden noch ein Werk vollenden und herausgeben wolle und dazu Geld brauche, von dem Gymnasiasten 22 Mark geliehen. Der angebliche Dx. Keller ist ein- Beitrüger, der offenbar auch anderswo ausgetreten ist und auftraten wird. Deshalb wird vvr ihm gewarnt. Staatliche Unterstützung der Haus industrie. Aus dem Vogtlande wird den „L. N. N." geschrieben. Die früher im Vogtlande weit ver breitete Handspitzenklöppelei ist im Laufe der. Jahre von anderen Industrien ve.rdrängt worden; nur ver einzelt sind noch Spitzenklöpple,rinnen anzutreffen. Jetzt ergehen auf Veranlassung des Ministeriums des Innern durch die Kreis- und Amtshauptmannschaf- len an viele Gemeinden des Erzgebirges und Vogtlan des Anfragen und Angebote, daß die Regierung erbötig sei, alle auf die Förderung der Handspitzenklöppelei gerichteten Maßnahmen Mch Befinden durch Staats beihilfen zu unterstützen und insbesondere zum wei teren Ausbau bestehender Klöppelschulen und zur Er richtung neuer solcher Anstalten, Unterstützungen aus Staatsmitteln zur Verfügung zu stellen. Während nun einzelne Gemeinden sich infolge genügender Be schäftigung dar Einwohnerschaften durch andere Indu strien ablehnend verhalten, so begrüßen andere die An gebote mit Freuden,, iso besonders im Klingenthaler Bezirk, in dem die Klöppelei früher stark betrieben, dann abyr durch die Musikinstrumentenbranche ver drängt wurde. Dieser Industriezweig nährt aber sei nen Mann nur noch ungenügend — Paketversand nach England. Di« Versender twn Paketen nach Grohbritanien und Irland, werden darauf aufmerksam pemacht, daß es sich in diesem Jahr« ganz besonder- empfiehlt. Pakete, die Weihnachten ihre Bestimmung erreichen sollen, so früh auszuliefern, daß die Ablieferung an die Adressaten noch vor Freitag den 24 Dezember erfolgen kann, andern falls erleiden die meisten ein Stilllager von 4—5 Tagen, denn fast alle größeren Warenhäuser in London schließen bereit« Freitag den 24. Dezember und nehmen das Geschäft erst Mittwoch den 29. Dezember wieder aus. Sams- tag und Sonntag sind die Weihnachtsfeiertage, Montag den 27. d. M. ist der übliche Bankholiday und an dem folgenden Tag, sind auch die meisten Geschäftshäuser noch geschlossen. — „Der Menschheit ganzer Jammer saßt mich an". Bor einigen Jahren ging eine kleine Zeitungsnotiz durch die deutsche Press« de« Inhalt«, daß in einer sächsischen Provinzialstadt ein alter Herr, der bereit« 80 Jahre alt geworden, noch immer seinen Dienst auf dem Bureau eine großen industriellen Werke« versehe und so zur Zeit der älteste Kon torist des deutschen Reiche« Überhaupt sei. Al« einig« Monate später dann doch sein körperlicher Zusammenbruch erfolgt« und er die Feder au« der Hand legen mußte, da harte er 38 Jahre lang pflichttreu wie We nig« und niemals «in« Erhöhung sein«« f«hr besch«id«nen Gehalt« begehrend, seiner Firma gedient und bekam von dieser infolgedessen «ine kleine monat liche Pension ausgesetzt, mit deren Hilke ihn seine Tochter zu verpflegen ver mochte. So wurde er nahezu 90 Jahre alt, aufrecht erhalten von der Ge wißheit, daß er durch jene Pension bis zu seinem letzten Atemzuge wenig- stenS vor Not und Mangel geschützt sein werde Aber da geschah jetzt da« Entsetzliche, da- von Niemandem für möglich Gehalten«: die Firma, deren Inhaber die ganz« Stadt sür den reichsten Mann de» Orte« gehalten hatte, fallierte und io erhielt denn der arme alte Mann jetzt den Bescheid, daß ihm die Pension, seine einzige Ei Werks quelle, nicht weite-' gezahlt werden könne. Ist daS in der Tat nicht furchtbar 7 Soll der arme alte Mann, nachdem er über ein Menschenalter hindurch so treu gedient, seine Lage im Armenhause beschließen? Sollten etwa Menschenfreunde hier etwa- tun wollen, so würde di« Expedition de« „DreSd. Anzeigers" gern die Vermittelung übernehmen. Deutscher Keichstag. 8. Sitzung am lv. Dezember 1 Uhr. Zunächst werden zwei schleunige Antrag« aus Einstellung schwi-vender Strafverfahren gegen die Abgg Geck und Emmel der Geschästsordnungskvmmission überwiesen. Sodann wird die G«uerald«-att» zu« Reichshaushaltsetat fortgesetzt. Slvg- Wiemer (Frs. Bp): Mein« Freunde sind durch die trockene Thronrede nicht überrascht worden. Wir haben nichts anderes erwartet. Auch von dem Reichskanzler haben wir keine eigentliche Programmrede erwartet, wenn wir auch, wie ich nicht verhehlen kann, eine solch« gewünscht hätten. Der Herr Reichskanzler wünscht in seiner Rede, es solle jetzt nun sachlich gearbeitet werden, er will nicht, daß. „in alle Ewigkeit" der Streit über die Finanzresorm fortgesetzt werde. Daß das „für alle Ewigkeit" geschehe, das glauben auch wir nicht Aber Herr v. Bethmann täuscht sich doch wohl, wenn er glaubt, daß die Gegensätze, welche die Finanzreform in weiteste Volkskreife getragen hat, gar so rasch und so ohne weiteres aus der Welt geschafft werden können, und daß es jetzt nur noch sich handeln könne um „Ruhe als erste Bürger pflicht". Dem Radikalismus, das möge sich der Herr Reichs kanzler gesagt sein lassen, wird gerade dann gedient, wenn der ReickMag die Kritik unserer Zustände und die Kritik des bei der Finanzresorm Gescktzhenen lediglich der äußersten Linken überlassen wollte! (Sehr richtig! links.) Der Kanzler will keine Parteircgierung und sagt, eine solche gebe es auch nicht. Was heißt Partei-Negierung? Ist es etwa wirklich wahr, daß wir in deutschen Landen keine Parteiregierung haben? Wir unsererseits meinen, wir haben eine Partei regierung, nur leider eine Regierung, die sich nicht auf die Mehrheit stützt! (Sehr richtig!) In Preußen haben wir eine konservative Partei-Negierung, die es versteht, ihren Einfluß auch auf das Reich geltend zu machen. Fürst Bülow ist ja tatsächlich nur deshalb gestürzt worden, weil er es abgelchnt hat, Geschäftsführer der konservativen Partei zu sein. Herr von Hertling verlangte gestern «in schärferes Einschreiten der Regierung gegen angeblich irreführende liberale Agitation in bezug auf die neuen Steuern. Wie sich doch die Zeiten ändern! Wenn in der Block-Aera die Regierung gegen Zentrums-Legen den mit offiziellen Erklärungen vorgegangen wäre, wenn die Regierung damals für „Aufklärung" gesorgt hätte, was hätte das Zentrum wohl dazu gesagt? (Sehr richtig! links.) Wir meinen, Herr v. Bethmann Honweg hat schon für eher zu viel, als zu wenig offiziöse „Aufklärungen" gesorgt. In weiten Kreisen hat es befremdend gewirkt, daß der Reichskanzler zur Eröffnung der Reichstagssession in Offiziers-Uniform er schienen ist! (Große Unruhe rechts.) Redner erinnert ferner an die Verhandlungen des Reichstages in voriger Tagung über Fragen des Verfassungslebens. Wir seien in voriger Tagung unzweifelhaft konstitutionell etwas weiter gekommen. Hoffen müsse er aber auch, daß wir da auch in Preußen etwas weiter kommen. Vor allem mit der Reform des Wahlrechts. Die Thronrede, in der uns diese Reform versprochen sei, habe sie als eine der wichtigsten Ausgaben der Gegenwart bezeichnet und mit Recht. Von konservativer Seite sei kürzlich gesagt worden, wer es wage, in diesem Punkte an der Verfassung zu rühren, treibe ein freventliches Spiel! Diese Herren (nach rechts) sprechen zwar von der Verfassung, meinen aber dabei nur den Schutz ihrer eigenen Interessen! (Unruhe rechts, Bei fall links.) Daß wir in nächster Zeit von neuen Steuern verschont blesiwn, diesen Wunsch des Herrn v. Hertling teilen auch wir. Aber wir fordern allerdings zugleich, daß die schlimmsten Auswüchse der letzten Finanzresorm beseitigt werden und daß deren Ersatz erfolge durch bessere Steuerreformen. Was den neuen Etat anlangt, so gebe ich zu, daß die Schätzun gen der Einnahmen aus den neuen Steuern vorsichtig gehalten sind. Weiter berührt Redner sozialpolitische Fragen, so die des Zwangsarbeitsnachwcises der Zechenbesitzer im Ruhr revier und die neue Reichsvcrsicherungsordnung. Das Vorgehen gegen den Oberpostassistenten Zollitsch, des Vorsitzenden des detr. Beamten-Verbandes, werde von seiner Partei entschieden gemißbilligt. Der Begriff Disziplin dürfe nickst dergestalt überspannt werden. Bei der Marin« könne noch sparsamer gewirtschaftet werden. Bei den Wersten müsse kaufmännischer Geist einziehen, wie das mit gutem Erfolge ja schon bei der Kolonialverwaltung geschehen sei. Die neuen Kolonialbahnpläne würden seine Freunde wohlwollend daraufhin prüfen, ob sie von Vorteil seien. Nun zur auswärtigen Politik. In der Kongosrage werde die Regierung hoffentlich dessen bewußt bleiben, daß wir im Kongostaate wirtschaftliche Interessen und auch gewisse Vertragsverpslichtungen haben gegenüber vorge kommenen Grausamkeiten. In Marokko müsse uns die offene Tür gewahrt bleiben. Ebenso unser« Interessen in der Ange- legenheit Mannesmann. Unerläßlich seien Verhandlungen zwecks Verhinderung des Wettrüstens. Bedauerlich sei unsere innerpolitische Zerfahrenheit. Der leitende Staatsmann sei nicht imstande, ein festes Programm vorzulegen. Fürst Bülow, der bemüh» gewesen sei, etwas nach links zu steuern, sei daran gescheitert. Wir verlangen eine liberale Regierung. Tas heißt: Rechtsgleichheit sür alle Staatsbürger, Schutz gegen alle Versuche, die Staatsmacht auszubeuten zugunsten weniger! Meine Freunde wollen ferner gute Beziehungen Pflegen zu der benachbarten nationalliberalen Partei, wollen aber leine Ver schmelzung mit ihr. Air wollen nur ein taktisches Zusammen gehen gegen eine» gemeinsamen Feind. Wir werden entschlossen dafür wirken, daß das liberale Bürgertum in Stadl und Land die Steilung erlangt, die ihm zukommt. (Lebh. Beifall.) Reichslnnzler v. Bethmann Hollweg: Ich kann eine Erklärung zu der Frage der preußischen Wahlresorm hier nicht abgeben, da dieser Gegenstand nicht vor dies Haus gehört. Herr Bassermanu hat aus meinen gestrigen Aorten einen Vorwurs herausgehört, als ob seine Partei bei der Finanzreform mit ihren Traditionen gebrock-en habe. Er ist da im Irrtum. Ich habe mich mit Absicht von jeder Kritik der Vergangenheit fcrn- gehalten. Ich habe meine Worte nicht an eine einzelne Partei gerichtet, sondern an die Gesamtheit der Parteien. Wenn mau, wie ich, die Verbitterung sür ein Uebel hält, erhebt man keinen Vorwurs, der die Verbitterung noch steigern könnte. Darum habe ich auch mit Freude von den Herren Bassermann und Wiemer gehört, daß sie keine Politik der Verbitterung treiben, sondern an der sachlichen Arbeit tcilnehmcn wvllen. Was dann die Fragen auswärtiger Politik anlangt, sehe ich von allgemeinen Bemerkun gen ab. Neber die Ziele unserer auswärtigen Politik gibt ja die Thronrede Ausschluß. Einige Dctailbcmerkungeu jerner, so über den Fall Mannesmann und einige Kongofragen überlasse ich dem Herrn Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Ich bemerke daher nur folgendes: Neber die Kongosrage ist es uns gelungen, mit England eine Ucbercinstimmung zu erzielen in einzelnen Kragen, uno ia> yave me ZUveriicyr, oast uns oies auly »n nocy einigen anderen Details gelingt Der Stand unserer Beziehungen zu England ist der: Englische Staatsmänner, vor allem der zurzeit leitende Premierminister, haben in ihren Reden in letzter ^it die Herstellung guter Beziehungen zu Deutschland als «ne Auf gabe ihrer Staatskuust bezeichnet Ich kann diesen Standpunkt nur in gleicher Weise erwidern. Ich bin gewiß, daß wir uns ein ander mehr nähern werden und daß wir damit die Interessen beider Länder wahren. Gegenüber dem Vertrauen, mit dem die Thronrede von dem Dreibunde gesprochen hat, ist hier die Auf merksamkeit gelenkt worden daraus, daß in Italien anläßlich der Zusammenkunft in Nacconigi Stimmen laut geworden sind, die dem Dreibunde wenig freundlich sind Diese Erscheinung, die sich aber doch nur aus eine Minorität von Stimmen erstreckt, habe ich nicht übersehen. Ich bin überzeugt, daß die italienischen Staatsmänner den Wert des Dreibundes nicht niedriger al- bisher einschätzen. Der italienische Minister des Auswärtigen hat mir Mitteilungen zugehen lassen über die Unterredung in Racconigi, die ergeben, daß die italienische Balkanpolitik in keiner Weise mit dem Dreibund-Verträge im Widerspruch steht. Auch die kaiserlich russische Regierung hat mir entsprechende Mitteilun gen über Racconrgi gemacht. Bei Betrachtung der Verhältnisse in und zu Rußland hat die wenig friedliche Sprache eine Rolle gespielt, die ein Teil der russischen Presse geführt hat. Es ist nicht zu bestreiten, daß es dort wie anderwärts gewisse Kreise gibt, die Deutschland abenteuerliche und weltbedrohende Ab sichten andichten. Mit Recht leitet unsere Regierung daraus die Notwendigkeit her, daß ihre Politik, die an solche Absichten nicht denkt, erst recht mit aller Ruhe und ohne Leidenschaftlichkeit gesührt wird Gute Dienste wird dabei auch die Presse leisten können, wenn sie das Maß kühler Reserve bewahrt, das unserem eigenen Krastgesühl und der Achtung vor den Nachbarn ent spricht. Durch ein solches Zusammenwirken der Volksstimme mit der äußeren Politik werden die Geschäfte des Landes am besten gefördert werden. (Beifall.) Staatssekretär des Acußern ».Schön: Die Marokkosrage ist in ein ruhiges Fahrwasser gelangt. In vielen Punkten ist Uebereinstimmung mit Frankreich erzielt. Der Staatssekretär weist daraus hin, daß auch die Kongofrage einer friedlichen Entwicklung entgegengeht. Abg. Scher bemann (Soz.) wendet sich namentlich zu der Frage der preußischen Wahlreform. In der konservativen Presse sei erklärt worden, der König brauche in dieser Frag« das in der Thronrede gesprochene Wort nicht zu halten. Gegen diese G«- sinnungS-Schufterer habe sich der Reichskanzler nicht verwahrt. Glauben Sie nicht etwa, daß ich an das Worthalten preußischer Könige glaube! Der Wortbruch gehört ja zu den erhabensten Traditionen der Hohenzollern. (Der amtierende Vizepräsident Prinz Hohenlohe ruft den Redner hierfür zur Ordnung.) Redner verbreitet sich dann über die Verfassungs-Versprechungen Fried rich Wilhelms III. und IV. Weiter wendet er sich gegen die bürgerliche Linke. Wie es um unseren „sozialen Staat", unsere „soziale Monarchie" stehe, das erhelle auch aus den Vorgängen im Mansfclder Bergbau-Revier. Gegen die streikenden Berg arbeiter habe man Maschinengewehre aufgefahren. Wir, so schließt er, schöpfen unsere Kraft aus der Tiefe, aus der Volks- krast. Unser ist die Zukunft! (Lebh. Beifall bei den Soz.) Reichskanzler v. BethmannHollweg: Der Abg. Schei demann hat es für gut befunden, seine Ausführungen zum Etat zu verquicken mit einem Exkurs über preußische Geschichte und mit den heftigsten Schmähungen gegen preußische Könige. (Rufe bei den Soz.: Wahrheit!) Er ist dafür bereits zur Ordnung gerufen worden. Aber auch ich muß Verwahrung einlegcn gegen eine solche Verunglimpfung preußischer Könige. (Lebb. Beilall rechts.) Ich kann mich aber mit dieser Verwahrnng begnügen. Denn das Bewußtsein im preußischen Volke dessen, was seine Könige geleistet haben, ist viel zu fest gewurzelt, als daß die Ausführungen deS Abg. Scheidemann geeignet Wären, vaHW zu rütteln. (Lebh. Beifall rechts. Unruhe links.) Abg. von Gamp (Rp.) geht auf den Etat «in, Hesse» Einzelheiten er im wesentlichen billigt. In den Worten v«S Reichskanzlers, daß ohne Zustimmung der verbündeten Re gierungen zu den Steuerbeschlüssen der neuen Mehrheit eine Gesundung der Reichssinanzen nicht möglich gewesen fei, liege die Rechtfertigung auch des schließlichen zustimmenden Der- haltens der Reichspartei. Diese habe, wie jedermann aner kenne» müsse, alles getan, um tue Gegensätze auszugleichen-. Seine Partei habe doch niemals daran gedacht, etwa den Natio nalliberalen oder auch nur den Freisinnigen nationale Ge sinnung abznspreckstn. Auch die Freisinnigen hätten nach bestem Gewissen gehandelt. Nachdem einmal die Erbschaftssteuer an dem konservativen Widerstand gescheitert sei, habe die Reichs partei nicht anders handeln können, als sie es getan, im Inter esse des Zustandekommens der Finanzreform. Er fei auch) überzeugt, die nächste Steuer, die kommen werde, sei die RcichsvermögcnSsteuer! Was die Zukunst anlange, fürchte er nicht, daß sie sich so gestalten werde, wie Scheidcmann sre sich in seiner Phantasie ausmale. Sollten aber die Sozialdemo kraten sich im Reichstage wirklich so vermehren, wie Scheide mann es hosfe, so würde das für unsere ganze Entwicklung^ die politische und wirtschastliche, die größten Gefahren bringen. Abg. F-ürst Radziwill (Pole): Unsere Stellung zur Finanzresorm war diktiert von: Gesichtspunkte des kleineren Nebels. Wir handelten dabei im Interesse unserer Wähler. Von dem Fürsten Bülow seien Gesche ergangen, die eine Verletzung alles Rechts und aller Kultur darstellen. Und da müsse er den Wunsch aussprechen, daß solche Zustände nicht wieder Vor kommen. (Beifall bei den Polen.) Hieraus erfolgt Vertagung. Auf Vorschlag des Präsidenten werden die zugleich mit dem Etat zur Beratung gestellten Nachtragsetats sofort der Budget- bommijsion überwiesen. Morgen, ll Uhr: Fortsetzung. Schluß 61/2 Uhr. ^tichsijHcr Lündtag. Dresden, 10. Dezember. Zweite Kamme r. Das Hans nahm heute das Dekret über den- Gesetze' entwur-f betreffen- einige Abänderungen der Pen-sions? geisetze für die evangeWsch^lntlherische-n- G-eistlich-en in all gemeine Vorberatung. Kultusminister Dr. Beck em pfahl die Vorlagp ,mit einigen- kurzen Bemerkungen,- Der Entwurf sei eine Fokgp der im« letzten- Landtage gefaßten Beschlüsse über die BesoldungsssrHöhungen der Beamten und Lehrer. — Abg. Löbner (uatl.) erklärt sich mit -der Vorlage einverstanden. Dße Bestimmun gen -derselben seien klar und die Begründung zfveislel-- los einwandfrei. Bet der geringen Summe, um dte es sich handele, hätte ev die 'Absicht gehabt, sofortige Schlußberatung zu beantragen- aber in Rücksicht auf die fliuauziellen Verhältnis beantrage er doch die Ueber- w-eisnug an die Myangdeputation — Abg. Opitz (kons.) erklärt sich ebenfalls mit der Vorlage einver standen und regst an, die Pensionen der Geistlichen, die hier in Frage kämen, und, zfvar seien dies Geistlich« mit sogenannten Pfründner stellen^ herabgumindern, um Ungse-ichheiten zu beseitigen« — Abg. Keimling (soz.) erklärt, daß in gewissen Fragen der Staat sich nicht kkinzumischen habe. Wie bekansnt, halte seine Partei an d-um Grundsätze heft, daß Religion Privatsache sei. Dar sächsische Staat habe diesen Grundsatz bisher nicht anerkannt. Er habe iml Gegpntell einzelne Religions- gnmern schäft en begünstigt und wolle auch durch die neue Vorlage wieder den Geistlichen große finanzielle Bor talle zuwenden. Aus prinzipiellen und sachlichen Grüns den würde sie daher gegen den- Gesetzentwurf stimmen Abg-. Koch ssreis.) erklärt sich mit dem Dekret im all- gamaii Mung hinan) Beck < redmer Sozial sem wi vormii And a Feiert, ges Gi Faldstr 2. Aich 36 M. auf 31234 48 roi 36628 4l 67711 76 260 15393 15 23444 24 32828 33 40732 43 53822 54 65344 65 91056 92 99151 10! 106829 N Greis gestrige gegen < aus Gr te sich tig ist, Festgest in Wyk Die St eingelei sonal Verbau gewisse! Oskar ! führt ai Das Pe rung er Einrichi den, da den ein Als Mch Mhmasls hen, Stick Arbeiten, L ! Waschma« 22OOVO Waschmas Wringma Spieldose» Sprechapp ßyrikbanr Heldkaffet Aätzmasch Schkittsch« vampsma Dyaamoui Keißkuftm Laufwerk, Betriebst» elektrische elektrisch« Armatur« Aassunqe« Grc diverse Wi Aoteu-Sch wer Reelle B< »«r Bergs Eigene r lurwerkst ü Brii kauft Ein wird gesucht Beschäftig»! der Exped.
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