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Ams- M Aszkigeblatt für den Sezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Htrngebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchrr Ur. 2tü. Nbonnement oiertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. des .Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrtlgr.-Adrrstr: Amtsblatt. LS« L««S ------ 58. Jahrgang. Sonntag, dm 7. November Der Unterzeichnete ist vom 8. Movemöer vis mit 7. Dezember dieses Jahres beurlaubt und wird durch Herrn Regierungsamtmann Vr vertreten. Schwarzenberg, den 5. November 1909. Amtshauptmann Eisbahll-Berpachtllllg betreffend. Der Betrieb der städtische« Eisbahn für den Winter 1909/1910 soll verpachtet werden. Pachtangebote nimmt der Stadtrat bis 1Ü. dieses Monats entgegen. Stadtrat Eibenstock, den 3. November 1909. Hesse. M. Das Konknrsversahren über das Vermögen des am 3. Januar 1909 in Schön heide verstorbenen Kaufmanns Itai-I L-nckvI« wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch anfgehoberr. Eibenstock, den 4. November 1909. Königliches Amtsgericht. Tagesgeschichte. Deutschland. — Da eine neue Session beginnt, so wird der Reichstag auch feierlich mit einer Thronrede eröff net, die der Kaiser wahrscheinlich persönlich oorlesen Mrd. In einer der ersten Reichstagssitzungen wird dann Herr von Be ihm an n -H ollweg eine programma tische Rede halten. Nach Erledigung des Etats geht's am 16. oder 17- Dezencherr in die Weihnachtsferien. — Die Sorge um die Reichsfinanzen be steht trotz de-r großen Finanz,re form fort. Wäre das nicht der Fall, so hätte, es der Bundesrat schwerlich für eine seiner dringendsten Aufgaben erachtet, die be reits vergessen gewähnte Tarifreform, der Fernsprech gebühren aufs neue in Erörterung zu ziehen. Auch eine so-genannte Veredelung der Erbschafts steuer geht um. Es werden darüber heute schon bis in die kleinsten Einzelheiten gehende Vorschläge ge macht, ,nach denen u. a. guch Kinder und Ehegatten, Menn auch schonend, in die Erbschaftssteuer einbezogen werden sollen. — Der deutsch-portugiesische Handels vertrag, der von den Cortes in Lissabon bereits angenommen worden ist, wird von der „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht. Die Publikation füllt mehr als 15 lange Spalten. — Besonders günstig kann das Ab kommen nicht genannt werden denn 28 Prozent des Wertes der von Deutschland nach Portugal eingeführ ten Waren erfährt eine Zollerhöhung, darunter po lierter Reis. Für rund 60 Prozent der deutschen Aus fuhr verbleibt es bei den alten Zollsätzen und nur für etwa 12 Prozent tritt eine Ermäßigung ein. Für den Verkehr nyilt Automobilen steht der Erlaß einer bundesratlichen Verordnung be vor» die laut „Berl. N. N." der Prüfung der Kraftfahr zeuge einerseits und der Führer andererseits besondere Aufmerksamkeit widmet und die im Interesse der Si cherheit des Verkehrs dringend erwünschten Vorkeh rungen gewährleistet. Die Vorverhandlungssn über den Erlaß der Verordnung sind bereits zum Abschluß gelangt. — Ueber das parlamentarische Regie- xungssystem in Deutschland sagt Hans Del brück in den „Preußijschqn Jahrbüchern" folgendes: Selbst ein Mann Wie Frsiesdrich Naumann bringt es heute noch fertiM von dem großen Ziele eines parlamen tarischen Regiments in Deutschland zu sprechen und zu schwärmen. Wir woillen gar sticht davon reden, wie schlecht sich dieses System -allenthalben in der Welt be währt, mit ein Mer Ausnahme vom England, wo das soziale Gegengewicht einer ungeheuer starken Aristo kratie ein günstiges Ergebnis ermöglicht hat. Aber selbst wenn wir dm Mutiokratie und- die Korruption in Amerika, die Direskpionsilofigkett und den Niedergang in Frankreich, 'die langsamen Fortschritte und das schwankende Wesen JbaLiems> das Banausenregiment in der Schweiz, die Verzweiflung, in Spanien nicht vor Augen hätten, wenn Has pahlamem da rische System also im anderen Staaten sich Wirklich bewährt hätte, was soll das und bedeutet das für uns? Ein Offizierkorps wie das preußisch-idesttsche sohlte es sich jemals gefal len lassen, daß ihrst von wachfelwden parlamentari-- schen Majoritäten iygestd am Advokat, Börsenmakler «oder Volksischulmchster als KrieMminister vorgesetzt würde? Gin Kriegsherr, der ein solches Offizierkorps hinter sich hat, fM sich von -den Harren Wiemer, Kopfch, Müllep, Paasche, Friedberg, Spahn, Erzberger, Arendt, Naumann die Macht aus den Händen nehmen lassen ? Heute die Forderung eines -parlamentarischen Regie- rungssystems tu Deutschland astfftcllen, heißt uns auf den Bürgerkrieg verweisen. Ist Frankreich muß die Armee, die bei Sedan besiegt worden ist, cs sich ge fallen lassen,, ustd sie, läßt es sich gefallen, wenn auch mit Zähn kn Eschen. Dech Heer aber, das bei Sedan gesiegt hat, ein sotchjes System zuzumuten, heißt ihm den Krieg erklären. Ich, bin wahrhaftig mit den Konserva tiven in vielen Dingpn ustd namentlich im letzten Jahre wenig zufrieden gewesen, über wenn ich die Reden der Herren von der LilNkest lese, dann fällt mir sofort wieder ein, daß Herr von Heydobrand doch wenigstens ein politischer Kopf ist. — Der. Kieler Unterschleife-Prozeß. Die Vernehmung der Angeklagten ist beendet und es folgen nunmehr hie Gutachten der Sachverständigen, die da rüber zu befinden habest, ob sich, wenn alles ehrlich -ugeht, eine Differenz zwischen dem buchmäßigen und dem tatsächlichen Altmaterfalien-Bestand der Werft er geben kann. Das Gericht hielt seine Sitzung auf der Kaiserlichen Werft selbst ab unid hörte hier als ersten Zeugen den Werftidirektor, Vizeadmiral von Usedom. Nach dem-, was aus sachverständigen Urteilen zu ent nehmen ist, scheint es .wirklich, als ob auf der Kie ler Werft manches verschwinden kann, wovon oie Aufsicht keine Ahnung M haben bvaucht. Allerdings sagte der Sach verständige Marineoberbaurat Hofert u. g.: „Auf einem so großen Betriebe, w'ie der Kaiser liche Werftbetrieb ist, kann man mit kleinen Teilen nicht rechnen. Man muß nur iu großen Zügen verhü ten, haß ein Manko entsteht". Jedenfalls liegt die Prozeßlage heute so, daß noch- kein Mensch wissen kann, wie der Prozeß für die Angeklagten enden wird. Nur daß der Reichsfiskus auf der Kieler Werft Unsummen verloren hat, das wissen wir! — Der. 150. Geburtstag Friedrich Schil lers jwird am kommenden Dienstag im ganzen deut schen Reiche mbt inniger Dankbarkeit gegen den Un sterblichen begangen werden. Da wir erst vor 4 Jah ren den hundertjährigen Todestag des größten deut schen Volksdichters begingen, so werden besondere feier liche Veranstaltungen nicht stattfinden; derer bedarf es aber auch einer Größe gegenüber, .wie iie unser Schiller dar stellt, auch garnicht. Aber gedenken wollen Wir des DichteriGenius, dessen „durchgewachte Nächte haben unfern Tag erhellt",, ,mit herzlicher Liebe und Dankbarkeit. Die wenigsten unter uns sind sich ja bewußt, wie vieles und schönes sie dem großen Wei maraner «zu danken haben! — Erhebend ist in diesen Tagen besonders der Gkdanke, daß sich die Deutschen des Auslandes gern um ihren Schiller scharen. So- Hat die Hauptleitung des ösüareich'ischen Vereins „Bis marck" -einen Ausruf an, das deutsche Volk derÄlpen- und Douaulästdec -erlassen, dem, die Idee ünes allge meinen National-Feiertages -zugrunde liegt. Als dieser National-Feiertag wird laut „Voss. Ztg." der Geburtstag Schillers bestimmt. Dieser Tag soll nicht in rauschsstden Feste«: gefeiert werden, sond-ern in stiller Betätigung dos deutschem Opfersinnes, zur Abwehr der Angriffe des S-laventums. Wer deutsch ist -und deutsch fühlt, soll an diesem Tage, je nach den Verhältnissen, eine. Liebss-Wbe für die schwer ringen den Volksgenossen, in- den nationalen Kampfgebieten widmen. Aus den Ueberschössen, sollen Schiller-Denk mäler errichtet werden. Deutsche Kolonien. — Auf die Er.rbch.t'un g. von' Europäer- Wohnhäusern in unfern Kolonien richtet ihr Hauptaugenmerk ein'e npue koloniale Gesellschaft, die unter der Firma Deutsche Koloni-al-Landerwerbs- und V-erwertu n-gsgesellschaft, G. m. b. H., gebildet wor den. Ein schöner Beweis für den zunehmenden Wohl stand in unfern Kolonien. — Krokodihhäute, die zur. zeit hoch im Pveis-e stlehen, sollen ein neuer Ausfuhr artikel von Deutsch-Qstafri-ka werden. Eine deutsche Firma hat sich b-e-r-eit erklärt, jeden Posten richtig, behandelter Prokodillhäute anzukaufen. In den Ver einigten Staaten gibt es FarmeP, die speziell Alliga- toren-Zucht um der Häute wAlen treiben. Belgien. — In der Donnerstag-Sitzung der belgischen Kam mer, wo gegenwärtig die Militärvorlage beraten wird. machte der Ministerpräsident, wie aus Brüssel gemel det wind, eine Aeußerun'g, die beweist, daß man auch in einem neutralen Staate wie Belgien den politischen H o ri zontu m w ö l k t betrachtet. Er iagte nämlich: Man fragt untz, durch, welche Vorgänge im Auslande die Legierung alarmiert wird! Ja, es gibt etwas, -was ,uns alarmiert, aber ich. kann mich darüber nicht auslassen, ich muß aus patriotischen Gründen mir Zurückhaltung pufe-rlegen. England. - Im Unterhause hat diie liberale Regierung Asquith eine starke Majorität, das beweist die mit 379 gegen nur 149 Stimmen erfolgte Annahme des Ste-uergesetzentwurfes, die nach dreitägigen Debatten in einer Na-chtfitzung stattfand. Run hat das Oberhaus das Wort. Löhnt es die Vorlage ab, dann werden Neuwahlen ausgeschrieben. Ob aber das Mi nisterium Asquith im englischen Volke dann eine so starke-Mehrheit finden wird, wie es sie jetzt im Unter hause hatte, erscheint nach den neueren Erfahrungen mindestens zweifelhaft. — Die Londoner „Daily Chronicle" veröffent licht ein drei Spalten langps Interview mit dem Staatssekretär Dernburg, Der Staatssekretär er klärte, er setze großes Vertrauen in die Zukunft Süd- -afrikas, sowphl Deutsch- wie Britisch-Afrikas. Den besten Eindruck habe auf ihn. während- seiner Reise die Größe .gemacht, zu der ganz "Südafrika unter dem Ein fluß Rhodes gelangt fei. Er, Dernburg, habe die Ueber zeugung daß auch Wasser in Deutsch Süd,wcst-Asrika zu beschaffen sei. Nur das sei notwendig für die gedeih lich,e Entwickelung des Landes. Diamanten seien ge nug vorhanden. Dann äußerte sich Dernburg über das Ergebnis seiner Studstw über den Baumwollbau in Pen Vereinigten Staaten und über die Lage der Schwarzen. Griechenland. Die Lage der im Athener Schlosse durch starkes Militäraufgebo-t bewachten königlichen Fa milie erscheint nach einer Meldung aus Paris äu ßerst kritisch. Die Dynastie hat nach des Minister präsidenten eigener Erklärung nur dank dem entschlos senen Eingreifen des Obersten Zorbas sich bis heute behauptet. Zahlreiche Offiziere des Landheeres woll ten das Beispiel des Typaldos nachahmen. Die kri tische Lage des Königs, besonders seit der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag, erhellt am deutlichsten aus dergroßen Menge chiffrierter Depeschen, die zwischen ihm und den Seinen ausgerauscht wurden. Es heißt, Kaiser Wilhelm habe die königliche Familie eingeladen., sich nach Korfu zu begeben, um dort den weiteren Ver laus der Ereignisse- abzuwarten. Tatsache ist, daß Kö nig Georg Befehl gegeben hat, das Schloß „Mvn Re- pos" für seinen Eanpfang sofort instand zu setzen, er soll bereits im August König Eduard und dem russi schen Hoi Vorstellungen über die Gefahr gemacht ha ben, in die er durch den. griechi sch en Mißerfolg ander Kretas rage gerate. Die Königin, Alexan dra von England und die Königinwirme von Rußland, beides Schwestern König Georgs, verfochten mit Wär- >me, doch erfolglos, seine Sache. Nun will der König nichts mehr von freiwilliger Abdankung wissen. Frank reich, England und Rußland sollen ihm bei seiner Thronbeisteigung schon eine Jahresrente von 30000 Pfund Sterling (600 000 Mark) garantiert haben, falls sr seine Krone verlieren sollte. Das war eine der HauptbMngiungey, von denen ep die Annahme oer Krone abhängig machta. Durch freiwilligen Verzicht müß te er riskieren, dieser Garantie der drei Mächte ver lustig zu gehen. Das Urteil der politischen Kreise iu Paris ist sehr scharf gegen die Meuterer und gegen das Vorgehen der Milttärpartei. König Georg hat die Sympathien auf seiner Seite, und man hofft, er -werde durch eine entscheidende Handlung sich aus der Bevormundung der Müli-bäAiga befreien und durch diqseu Akt die große, königstreue Mehrheit des Lau-