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Als- M AüMblstt NbonntMtnl viertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de» »Illustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-Adressr: Amtsblatt. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. Litt. — n- > " —> - 56. Jahrgang. 1»« Freitag, den 22. Oktober Nachstehende Bekanntmachung bringen wir hiermit in Erinnerung. Stadtrat Eibenstock, den 20. Oktober 1909. I. V. Kommerzienrat Eugen Dörffel. M. SchnttablagerungsPlaH. Ais Tchuttabiagerungspiatz wird von jetzt ab die stadtfeitig gelegene Schlucht auf dem Grundstücke des Pfarrlehns, Nr. 1104 des Flurbuches, links der Muldenhammerstratze bestimmt. Der Weg zu dieser Stelle zweigt links von dieser SLratze dort ab, wo sie auf eine kurze Strecke auch auf der linken Seite von Wald begrenzt wird. Eine Tafel kennzeichnet den Punkt. Die Schutt ablagerung in die tiefer gelegene zweite Schlucht wird für später vorbehalten. Den Schuttzufahrenden wird zur Pflicht gemacht, a) sich mit den Fahrzeugen auf dem vorbezeichneten Zufuhrweg zu halten und jede Schädigung des am Wege liegenden Feldgrundstückes oder anderer Grundstücke zu vermeiden, sowie b) den Schutt, gleichviel ob es sich um größere oder geringere Mengen handelt, regelmäßig einzuebnen, sodaß Erhöhungen gegenüber der Umgebung des Ab- lagerungSplatzes nicht entstehen. Wer diese Vorschriften außer acht läßt, wird mir Geldstrafe bis zu 60 M. oder ent sprechender Haftstrafe belegt werden. Der Schuldige Hal außerdem zu gewärtigen, daß die geschädigten Grundstücksbesitzer Ersatzansprüche gegen ihn geltend machen, bez. daß die Stadt die Einebnung des Ablagerungsplatzes auf seine Kosten vornehmen läßt. Eine Haftpflicht der Stadt wegen etwaiger Schädigung an Leben, Gesundheit oder Eigentum der Schuttzufahrenden gelegentlich der Schuttablagerung wird abgelehnt. Stadtrat Eibenstock, dm 15. April 1909. Hesse. Müller. Die Bewegung um Ferrer. Die Hinrichtung des spanischen Buchhändlers Fer ner hat alle Sozialisten und Radikalen in oen verschie denen Ländern, namentlich in Frankreich und Ita lien, in große Aufregung versetzt. Zum Zeichen des Protestes sind in vielen Orten Generalausstände und Massenaufzüge in Szene gesetzt mopden, und es ist, z. B. in Paris, zu blutigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstvanchn gekommen. Dabei wird ohne weiteres vorausgesetzt daß Ferrers Schuld, d. h. seine Teilnahme au dem Aufstand in Barcelona, nicht erwiesen, daß er nur ein theoretischer Revolu tionär gewesen und daß er als Opfer des Klerikalis- mus gefallen sei. Nicht zu bestreiten ist, daß das Verfahren gegen Fer- rer an die Praktiken der Inquisition erinnert. Es war nicht nur streng geheim-, sondern es sind auch nicht ein mal Zeugen in her Gerichtssitzung vernommen worden. Mag- Ferrer, der whne Zweifel eine anarchistische Rich tung verfolgt hat, des ihn, vorgewvrfenen Verbrechens der, Anstiftung und Beihülfe zum Aufruhr schuldig sein oder nicht, jedenfalls hgt die spanische Regierung den schweren Fehler begangen- die Schuldbeweise gegen Ferrer vollständig geheim zu hakten und durch rück sichtslose Aufwendung der Zensur jede Aufklärung zu unterdrücken. Sv hat der Gedanke, daß ein nur der klerikalen Herrschaft mißliebiger, aber im juristischen Sinne nicht schuMgpr Mann in den Gräben der Fest ung Montjurch nach Kriegsrecht, aber doch widerrecht lich erschossen worden sei, die heftigsten Ausbrüche des Abscheus gegen die spanische Regierung hervorgerufen. Selbst die konservative Presse Englands, wo seit der Heirat des jungen spanischen Königs mit einer engli scheu Prinzessin ein starkes Wohlwollen für das iberi sche Königreich herrschte. Hat sich jetzt den Protesten wi der das Verfahren gegen Ferrer angeschlossen 'und hält nicht mehr mit Sorgen für dfe Sicherheit ses Königs paares und um die künftige Entwicklung Spaniens zurück. Für den kühlen Beobachter besteht nur ein starker Schem für ein begangenes Unrecht. Keiner unter Len Demonstranten vermag die Hauptfrage zu entscheiden, ob hinreichende Beiweise gegen Ferrer Vorlagen oder nicht. Mag Ferrer auch nur durch seine Lehren den Geist genährt habens, der in Barcelona so häufig Bom benanschläge, Brandstiftungen und Metzeleien berovr- gebracht hat, so sollte doch die Teilnahme für sein vielleicht widerrechtliches Ende nicht vergessen machen, wieviel Hunderte unzweifelhaft ganz unschuldige Opfer die anarchistischen Bubenstreiche in Barcelona geko stet haben, und wieviel Tausende von Menschen durch sie in Kummer und' Not versetzt worden sind. Ander seits ist es freilich auch kein Zufall, Laß gerade in dem Lande einer unduldsamen, mit Privilegien aller Art ausgestatteten, das Volk in Unbildung erhaltenden Prie- sterwirtschaft di'e häufigsten Greueltaten oieser Art ge schehen sind. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die auf die Stvafprozeß-Reform be züglichen Vorlagen hat der Reichskanzler oem Bun desrat mit dem Anträge wieder zugehen lassen, die Vorlagen von neuem in unveränderter Form an den Reichstag gelangen zu lassen. — Gegen die Ernsführung von Schiff fahrts-Ab gab en auf natürlichen Wasserstraßen hat die sächsische Regierung Front gemacht und den Bun desrat um Verschiebung der Angelegenheit ersucht. — Nachklänge von der Eisenacher Feier. An die Familie Rudolf v. Bennigsens wurde vom Festmahl am Sonntag folgendes Telegramm abgesandt: .Die heute zur fünfzigjährigen Wiederkehr der Gründung des National vereins in Eisenach zu festlicher Stunde vereinigteVersammlung, die den Manen Rudolf von Bennigsens und den von ihm vertretenen Gedanken des nationalen Liberalismus huldigte, spricht den in Bennigsen versammelten Mitgliedern der Familie Bennigsen für die freundlichen Grüße des Ge denkens herzlichsten Dank aus und bittet, die Versicherung entgegenzunehmen, daß die heutige Generation im Aufblick zu ihren geistigen Ahnen im Sinne Rudolf von Bennigsens weiter arbeiten und wirken wird. Bennigsens zum Gedächt nis, dem von ihm und uns heißgeliebten einigen deutschen Vaterlande zum Wohle und Segen.' Es hatten unterzeichnet: Basserman, Friedberg, Hieber. — Die N a t io n a klib e r>a l e n und die indi rekten Steuern. Eine Aeußerung, die am letzten Freitag in einer Eisenacher Versammlung der Reichstagsabgeordnete Paasche über die Stellung der nationalliberalen Partei zu dem Problem der in direkten Steuern getan hah ist ip der Presse lebhaft kommentiert worden. Nach Len ersten Berichten soll te Herr Geheimrat Paasche in Eisenach erklärt haben: die Nationalliberalen dürften in Zukunft überhaupt keine indirekten Steuern mehr bewilligen. Man wird einem alten Professor der Nationalökonomie, einem (auch in der, Praxis erfahrenen) sehr Mündlichen Ken ner, Les deutschen Wirtschaftslebens nicht zutraum dür fen, Laß er, dergleichen ausspricht. Vielmehr bat Ge heimrat Paasche, wie die „Natl. Korresp." inzwischen zweifelsfrei festgestellt hat, lediglich, betont: „die Na tionalliberalen täten am besten, in ihr Programm Len Satz aufzunehmcn: kleine neuen indirekten Stenern, wenn nicht zuvor die Besitzsteuerfrage in befriedigen der Weise geregelt worden ist". — P r akti scheVersu che m,i t dem,, S ch e i n - werfer-Gewehr". Wie die Korrespondenz „Heer und Politik" von militärischer Seite erfährt, werden in Liefer Woche m Gegenwart von Vertretern Berli ner Regimenter mehrere praktische Tchitzßversnche mit dem neuen Scheiniverls'er-Gewehr gemacht werden. Die Versuche finden zur Nachtzeit statt, um die Wirkung, Les an dem Gewehrle in Form eines Fernrohres ange- gebrachten Scheinwerfers beim Zielen erkennen zu können Das SchmNweZer-Gewehr, von dessen Er findung wir vor kurzen Zeil berichteten, hat beim Jagd- gebraucy schon große Erfolge erzielt, und man konnte selbst in dunkelster Nachtzeit ganz ruhig und scharf zielen and trlefsen. Es fragt sich aber, wie weit seine militärische Brauchbarkeit geht. In dieser Woche fin den 'die Schi'eßverfiuche vor den Jägern auf Lein Bor- nimen Schießfelde statt, in nächster Woche vor Vertre tern der Garde in faule rie in Halbeusee. — Der serbische M in i,st e r des Auswär tigen Milowanowitsch stattete in Berlin dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Schön einen Besuch ab. Ob er freie Bahn für einen Em pfang des Königs Peter am deutschen Kaiserhofe ge wonnen hat, sagt die amtliche kürze Mitteilung nicht. Sollte der Minister ein Anleihe-Begehren vorgetragen haben, so ist ihm hoffentlich mit „leider ganz unmög lich" geantwortet worden. — Zum Fal l des Reichstagsabgeordneten Schack wind der „Boss. Ztg." geschrieben, daß zwei von den gegen .Herrn Schack gestellten Strafanträgen zurück gezogen sind, und Laß auch dev dritte zurückgezogen sein soll. Mit Lev Zurückziehung, der Strafanträge würde aber das Verfahren ganz erledigt sein, da dieses le diglich auf den Tatbestand dev Beleidigung gestützt ist. — Mit der E i'nw,ei h u n g des f r an züsischen Kr ie ge rden km als in We i,ß e nb u r g eschäftigten sich an hervorragender Stelle, in ihrem Leitartikel, die „Lei'pz. N. N." Auch diesmal soll die Einweihung eine Kundgebung deutschfeindlicher Gesinnung gewis sen Teile der elsaß-lothringischen Bevölkerung gewesen sein und dem französischen Chauvinismus neue Nah rung zugeführt haben. In der Tat muß es einen seltsamen Eindruck gemacht haben, wenn in Gegen wart der Vertreter deutscher Zivil- und Militärbe hörden die Festteilnehmer mit blau weiß-roten Abzei chen erschienen und mit Inbrunst sich als Franzosen ge bärdeten. Oesterreich-Ungarn. — Die Session des ö st erre ich ischen Reichs- rats hat mit der lärmenden T s ch och e u-Ob struktion begonnen; did Herren haben es offenbar unter ihrer Würde gehalten, mit der versteckten und lähmenden Obstruktion der sogen. Dringlichkeits An träge einleitend zu operieren. Der Reichsrat ist ar beitsunfähig und der Schluß den Session wird nicht lauge auf sich war,von lassen. Zur Eröffnungssitzung waren Saal und Tribünen überfüllt. Als Lie Minister unter Führung des Ministerpräsidenten oon Bienerth eintraten, wurden sie von den Tschechen mit Lärm und Abzugsrusen empfangen. Die Tschechen setzten ihren Lärm auch fort, als der Abgeordnete Funcke, auf Vor schlag des Ministerpräsidenten, als Alterspräsident die Leitung der Geschäfte übernahm und an das auf Grund Les allgemeinen Wahlrechts gewählte Haus den Ap pell richtete, seine AuMaden voll und ganz zu erfüllen. Die kurze Ansprache gipfelte in einem Hoch auf den Kai ser,. Trotz des Einspruchs der Deutschen wurde die Vornahme der Präsidentenwahl auf Freitag festgelegt und erfolgte nicht sofort, wie es der Verfassung ent sprochen hätte. Trotz dieser Rücksichtnahme auf ihre Wünsche johlten und läqmten die Tschechen weiter. Ihr Gebahr,en in der kurzen Eröffnungssitzung war nur das Vorspiel der skrupellosen Obstruktion, die sie vom Fr.eitag ab betreiben wollen. Sie lassen sich nur be sänftigen, wenn die beiden erledigten Minister-Porte feuilles Vertretern ihrer Partei überlassen werden. So weit wird die Regierung in ihrer Nachgiebigkeit aber hoffentlich nicht gehen. — Die d euts che A nist sspracheindenöster- re ich ischau Kronlanden und die Tschechen. Der im Len Landtagen der deutschen Kronlande Nieder österreich, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg gleichzeitig eingebrachte Gesetzentwurf auf Festlegung des Deutschen als alleinige Amtssprache in diesen vier rein deutschen Gebieten hat den grimmigsten Zorn der Tschechen erregt. Statt sich darüber klar zu werden, daß das Deutschtum dar Krvn-lande nur dasselbe Recht für sich inanspvuchn-immh, was das Tschechentum selbst im, Böhmen und Mähren als sein heiligstes Gut vertei digt', das Recht, die, inneren. Verhältnisse des Landes auhouom zu regeln, stellen sich die tschechischen Politi ker, als ob die Beschlüsse der 4 Landtage den Reichs grunLgesc.tzen ins Gesicht schlügen. In Wahrheit sieht das Rcichsschulgesetz die amtliche Verwendung meh^ rerer Sprachen im Unterricht nur für gemischtspra chige Gelbiere, L. ch für solche vor, in denen mehrere Nationalitäten die gleiche geschichtliche Bvoenständig- kejt besitzen, berührt also- die wein deutschen Kronlande iu- keiner Weise. Die tschechischen Politiker scheinen entschlossen, es auf eine Kraftprobe ankommen zu las sen, um das ihnen nichtHeuügeiNd gefügige Ministerium Bienerth zu stürzen. Sie Hbffen dies ourch Zurück ziehung der tschechischen Minister aus,dein Kabinett zu erreichen und drohen im Reichsrqt mit Obstruktion. Sie dürften sich aber,, wie die Mitteilungen des Ver eins für das Deutschtum im 'Ausland schreiben, dies mal verrechnet haben, da in 'dieser Lebensfrage das gesamt Deutschtum einschließlich der mächtigen und der Regierung unentbehrlichen christlichsozialen Par-