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ng en". »r, Aue für den KM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement viertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. deS .Illuftr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trtkgr.-A-rrsst: Amtsblatt. pkrscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag Jnserlionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frriisprrchrr Ur. 210. 5k. Jahrgang. - Freitag, de« 15. Oktober LV«N n Anmel- enommen. 1907. i chnitt im erden ge- >kr. I. z schöne »8«. sen am etrieö. en geführt. le, Löhnen k. ei« >che« nsiock. r 7, II. ksch e« »«K. ich' bei »a««. W treffen tibi Ueber das Vermögen des Bauunternehmers Aut»» 8«KI»i»u» in Eibenstock wird heute am 14. Hkloöer 1909, vormittags 9 Mr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt vr. Richter in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 30. November 1909 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder Vie Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in Z 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 12. Mvemver 1909, vormittags 9 Mr, — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf der 17. Aezemver 1909, vormittags 10 Mr, — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den GemeiMchuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtuim auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 30. November 1909 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. In dem Erpresser-Prozeß Dohscl, »welcher dem Ganterprozeß analog ist, hat die Justiz gute Arbeit getan. Endlich ist einmal einer jener Ban diten gefaßt worden, deren Revolver die pikante Zei- mngsnotiz ist, .und deren Opfer unglückliche Menschen ind, deren Privatleben durch eigene Schuld oder durch oie Schuld von Anverwandten oder auch nur durch leidenschaftliche Kämpfe getrübt war. Der Prozeß, in welchem der schuldige Journalist zu 18 Monaten Ge fängnis verurteilt worden ist, hat aber auch wieder das System enthüllt, nach dsm Skandalblätter unter gröblichsten Mißbrauch der Preßfreiheit arbeiten. Sie machen Geld auf doppelte Weise: entweder lassen sie sich ihre Verschwiegenheit in bar oder auf andere Wei se, z. B. bei Kaufleuten durch. Jnseratenaufträge, be zahlen, oder sie suchen mit Hilfe der Klatschsucht des Publikums einen möglichst großen Absatz ihrer Sude leien, in den Großstädten namentlich' im Straßenver- kaus, zu erzielen. Die Erpressung beginnt nicht sel ten mit einer nur dem ausevfehencn Opfer verständ lichen Briefkastennotiz; läßt sich der Bedrohte nicht auf Verhandlungen ein,, so folgt ein. Artikelchen mit deutlichen Anspielungen; wird der Bedrohte auch dann noch nicht weich, so 'kommt der große Skandalartikel an die Reihe .mit voller Nennung der Rainen and mög lichst gehässiger Ausmalung aller unglücklichen und peinlichen Verhältnisse. Manches Opfer ist schon frei willig in den Tod gegangen, und taufende von Fami lien find aus diese Weise in Kummer und Elend versetzt worden. Der demokratische Grundsatz der unbeschränkten Preßfreiheit und die Phrase vom Forum der Öffent lichkeit hat viel dazu beigetragen, daß sich oiv Skan- Lalpresse enthalten konnte, und daß noch, keine Maß regeln gegen ihr gemeines Treiben ergriffen wurden. In der Novkllle zum Strafgesetzbuchs die in der vori gen Session an den Reichstag kam», war vorgeschlagen, daß in Prozessen wegen Beleidigung der Beweis der' Wahrheit ausgeschlossen sein sollte, soweit die Ehr verletzung in übler Nachrede aus dem privaten, nament lich dem Familienleben besteht. In Frankreich und England ist dieser Ausschluß des Wahrheitsbeweises schon lange Rechtens, dem frivolen Beleidiger ist die Gelegenheit genommen,, alle möglichen intimen Vor gänge aus dem privaten Leben des Beleidigten im Prozesse breitzutreten. Der Ausschluß des Wahrheits beiweises bietet also einen gewissen Schutz gegen Schand mäuler und Revolverjournalisten, der Bedrohtle wird leichter zu dem Richter gehen, wenn er nicht befürch ten muß, daß alle möglichen für ihn selbst oder für Angehörige peinlichen Vorkommnisse erörtert werden. Die Aufnahme der Novelle im Reichstags war minder günstig, als man evwartpn durste. Der Prozeß Dah- sel .wird hoffentlich die Erkenntnis stärken, oaß Ver- öffentlichungen aus dem Familienleben schlechthin ver>- wepflich sind, u,Nd daß der Wahrheitsbeweis einge schränkt werden muß namentlich für die Fälle, in de nen die Veröffentlichung den gemeinsten Motiven, wie Erpressung, Rach- und Skandalsucht entspringt. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Reichskanzler von Bethmann- Hvllweg verbleibt von jetzt ab, ohne einen eigent lichen Urlaub genommen zu haben, zu dauerndem Auf enthalt in Berlin, her höchstens durch den Besuch an dem Hose dieses öder jenes Bundesfürsten unterbrochen wer den wirst, dem sich Herr von Bethmann noch nicht in seiner Eigenschaft als Reichskanzler vorgestellt hat. — Fürst Bülow wiird^ wie der „Hannov. Cour." aus Berlin erfährst zum Geburtstage der Kai serin (22. Oktober) nach Berlin kommen. Um un zutreffenden Kommentaren im voraus zu begegnen. fügt das Matt hinzu, daß die Einladung nach Berlin schon aus den Tagen der Entlassung stammt. — Reichstagsabgeordneter Wetterlö zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Das Landgericht Kalmar verurteilte den elsässischen Reichs tagsabgeordneten Wetterle wegen Beleidigung oes Gym nasial-Di vektors Gneihe durch eine Broschüre, in der gleichzeitig versteckte Hiebe gegen das deutsche Reich geführt wurden, zu zwei Monaten Gefängnis. Er schwerend fiel ins Gewicht, daß der Beklagte ein Exem plar seiner Broschüre einem Quintaner der Anstalt über,gab, deren Leiter Direktor Gneiße ist. Eine Zierde des deutschen Reichstages war Herr Wetterte, der in Kalmar ein Klatt in französischer Sprache heraus gibt, das sich in Bissigkeiten gegen das Reich nicht genug tun kann, niemals. Die Gefängnisstrafe er höht seinen Wert nicht. — Das neue, in Hamburg vom' Stapel gelaufene Schulschiff „Prinzeß Eitel Friedrich" des Deutschen Schulschiffveveins wird neben oer Ausbil- bildung der Mannschaften unserer Segelschiffe und un serer zukünftigen Schiffsofsiziere auch der feemänni scheu Ausbildung von Deckmannschafren unserer Dam pfer gewidmet sein. Schulschiffe machen meist große Fahrten, sost-aß der jugendliche Nachwuchs der deutschen Schiffahrt von Jugend auf mit allem, was auf dem Meere begegnen kaum vertraut wirst. - Ein neues R ohrrückla uf geschütz ist von der, Firma Krupp gebaut worden. Das System er innert etwas an das Maschinengewehr, da das Oesf nen und Schließen des Verschlusses selbsttätig bewirkt wirst. Wie groß die Feuergeschwindigkeiten des neuen Geschützes sind, darüber ist noch nichts näheres be kannt. Ein neues preußisches „Scheiuw er ster gew eh r ". Wie die Korrespondenz „Heer und Politik von militätischer Seite erfährt, erregt in mi litärischen Kreisen eine neue Gewehrkoustruktion das größte Aufsehen. Es handelt sich, bei diesem Gewehr um eiste Vorrichtung, die es dem Soldaten ermöglicht, selbst ist der Nachtzeit auf große Entfernung sicher zu zielen. Der Erfinder dieses Gewehres ist ein Inge nieur naimens Issela us Dortmund, der nach langjähri gen Versuchen jetzt eiin gebrauchsfähiges Gewehr her- gestellt hat. Die oben genannte Wirkung wird im großen und ganzen durch, eisten klug eingerichteten, und aim Gewehr angebrachten Scheinwerfer erzielt, der die Form eines Fernrohres hab. Als Lichtquelle ist eine Reine Elektrische Lampe benutzt. Der Apparat ist.unterhalb des Gewehres befestigt. Var Militär! scheu Sachverständigen wursten vor kurzer Zeit mehr fach eingehend.' Versuche mit dem Apparat angestellt, »die hervorragende Ergebnisse hatten. Zu dunkler Nachtzeit wursten alle Ziele' mit diesem Gewehr, auf beliebige Entfernungen schnell und sicher getroffen. Den ausschließlichen Verkauf aller Diamanten, die in Deutsch-SMwestafrita gewon nen werden, soll die deutsche Regierung einem Syu- dikat von Antwerpener Diamantgroßhänstlern über tragen haben. Eine amtliche Bestätigung dieser Mel dung von deutscher Seche liegt noch nicht vor. Die Uebartragung des alleinigen Verkoufsrechtes an das Antwerpester Syndikat Würste für letzteres ein au- ßerorstcmtl'iches tau.fmän irisches Vertrauensvotum dar- stellen - — Wie Völker für ihre Sprache wer- b e n. Für ein Volk bedeutet die Ausdehnung des Gel tungsbereiches feiner Sprache gleichzeitig d'ie Erhöhung seines kulturellen Einflusses unst die Ausbreitung sei nes Welthandels. In Erkenntnis dieser Tatsache hat die.größte über 50 000 Mitglieder zählende nationale Bereinigung Frankreichs^ dsie Alliance Frany aa se, ein Netz von Zweigvereinen über den Erdball ge sponnen, stse nicht ntqr die Aufgabe haben, oie im Auslände lebenden Krpnzosen zu sammeln, sondern auch „Beziehungen anzuknüpfen mit den Freunden der svanzöfischen Sprache wirst! Literatur, ohne Unterschied von Rasse, Nationalität unst Glauben". Auch im Deut schen Reiche bestehen solche Grpppewder Alliance Fran- yaise, der/en Mitgliedes sich wohl kaum klar machen, baß sie eine Organisation/ stärken helfen, die an den deutsch-französischen Sprachgrenzen, wie in der Schweiz unst Belgien, eifrig bemüht ist, de'r französischen Spra che gegen die deütische zum Sieg zu helfen. — Gleiche Wege geht der Dante Alighieri Ver'eiu zur Erhaltung und Ausbreitung der italienischen Svrache im Ausland. In den sprachlichen Grenzgebieten, wir in Südti,yol und den österreichischen Küstenlanden, tritt er als leidenschaftliche Kampforganisation auf den Plan. Noch vor wenig Wochen wurste feiste Jahresversamm lung zu Brescia zum Mittelpunkt einer erregten chau- Vimvstisschen Kunstgebung gegen die „deutsche Gefahr am Gard asm". Im weheren Ausland macht auch er auf sprachlichem unst literarischem Gebiet für die ita lienische Sprache Propaganda. So veranstaltet in Lüttich ein Professor Sostani italienische Gratiskurse auf Kosten des Dante Alighieri Vereins. Die beiden Vereine erhalten die weitestgehende Unterstützung von ihren Regierungen! In Deutschland' ist der V erei n für das Deutschtum tm Ausland bestrebt in dieser Richtung zu wirken,, aber die Lage des Aus lanstsdesttschtums bringt es mit sich, daß sich seine Kräfte vorwiegend, in der Arbeit für die Erhaltun g der deutschen Sprache verbrauchen. Nur eine weitge hende UMqvstützuwz seiner Bestrebungen durch alle Kreise des deutschen Volles wird, es ihm ermöglichen, für, die deutsche Sprache im Ausland! auch erfolgreich werben zu können. Lesterreich-Nrrgarn. Die in den vier österreichischen Landtagen einge- brachteu S p r a ch en ges e tz e', die das Deutsche als Landessprache bestimmen, wexsten voraussichtlich uoch in dieser Woche sanktioniert werben. Die beiden tsche chischen Landsman'nMinister Bras unst Zazac werden in diesem Falle ihre A ein ter niederlegen. Spanien. Fe vrers Todesurteil ist bereits voll zöge n. In Italien fanden rfesige Volkskundgsbungen statt, französische Hafenarbeiter rüsten zum Bohkott spanischer Waren, in Triest ist das spanische Wavpen hernntergeriissen wordem Aus Spanien selbst hörte man nichts von einer größeren Bewegung zugunsten Ferrcrs Hörte inan nur nichts, weil die Zensur dicht hält, oster beschränkte sich die Teilnahme für den Ver urteilten aus die Leiter der liberalen Presse der Haupt stadt'? Die auffallendste Meldung kommt aber aus der Hauptstadt des von Ferrer so tief befehdeten Kle- yikalismus. Wie ein Drahtbericht aus Rom meldet, verlautet dort erneut,, daß die vatikanische Staats kanzlei dem Madrider Nuntius telegraphisch den Auf trag erteiill habe, für eine Begnadigung Ferrers ihren Einfluß beim Könige einzusetzeu. Im Vatikan hatte man offenbar klar die Folgen einer: Vollziehung des Urteils, die fortschreitende Erbitterung der Volksmas- fen gegen die Kirche vor Augen. Was den spanischen Gewalthabern Weisheit dünkte, hielt man im schmieg sanieren Rom für gefährliche fanatische Narrheit. — Noch ist die Frgige offen, ob Ferrer wirklich für die Greuel von Barcelona veuantwvrtlich zu machen ist; ob er, wenn auch irrend, geglaubt hat, sein Volk von der Geißel der Mönchsherxschaft nur auf diesem Wege befreien zu können oder o o ev nur ein Anarchist ge meinen Schlages war. Alle Anzeichen allerdings spre chen gegen die spanische Regierung. Sie selbst hat sich durch das ganze empörende Verfahren, jeden Anspruch aus Glauben zerstört — Ueber die Hinrichtung wird berichtet: B ar c e lv n a, 13. Oktober. Ferrer, der heute vormittag 9 Uhr erschossen worden ist, wur- ste gestern abend in die Kapelle der Burg gebracht. Er verlangte nach seiinem Verteidiger, der mehrere Stunden bei ihm verbrachte. Ferrer bewahrte voll