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Amts- M AiiWkblalt Abonnement viertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. des »Illuftr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Telrgr.-Adresst: Amtsblatt. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. —M 56. Jahrgang. Donnerstag, den 5. August Im Handels-Register für den Landbezirk ist heute auf Blatt 177 (Firma L in Oberstützengrü«) eingetragen worden: Der Mitinhaber Lrnst LUrrdurckt VIsbrloL in Gberstühengrün ist ausgeschieden. Eibenstock, den 30. Juli 1809. Königliches Amtsgericht. Rr. 74 der Lchankstättenverbotsliste ist zu streiche«. Stadtrat Eibenstock, am 4. August 1909. Die Rat-expedittoner» bleiben vorzunehmeuder Steinigung halber Montag, den 9. und Dienstag, den 10. August 1909 geschlossen. Im Standesamt« werden Anmeldungen von Geburts- und Sterbefällen vor mittags von 8-S Uhr entgegengenommen. Das Schauamt ist von 5 bis 8 Uhr nachmittags geöffnet Stadtrat Eibenstock, den 3. August 1909. Hege. Müller. Donnerstag, den 5. August 1909, nachmittags 2 Uhr sollen in der Restauration „Centralhalle" hier folgende Sachen, nämlich: 5 kg Rohseide, 1 Grammophon, t Regulator und I Spiegel an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 4. August l909. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Mach MerVourg und Gowes. Begegnungen und Tvinksprüche von Staatsober häuptern, so friedlich sie auch ausklingen mögen, sind noch sticht der Kriechen selchst; erhalten sie aber in den Bedürfnissen, Interessen und Wünschen der Völker einen kräftigen Resonanzboden, dann darf man auf sie bauen. sUnsd das FyiodonsbedürfnD der Völker wird in der Tat mit jedem Jahve stärker, die wirtschaftlichen Wer te, die der Krieg zerstört unch der Friede fördert, wach sen beständig. Es kann daher selbst ein siegreicher Krieg den wirtschaftlichen Schaden kaum ausgleichen. Die Völker, die Staaten,, die Regierungen wollen den Frieden, und weil sie ahn wollen^ halten sie sich' ge rüstet, dem bewährten Sprache gemäß: si vis paoem, para bellum! Ob diese Periode des bewaffneten Frie dens, in der wir leben, auch nwr eine vorübergehende ist; ob je die Aera eintreten wird, von der die Chiliasten der alten und der neuen Zeit träumten und träumen; ob es je eine Völker-verbindung geben wird, die dem alt- testamentlichen Bilde entspräche, nach welchem oer Löwe mit dem Schafe einttächtiglich Heu frißt, — wir wissen es nicht. Es genügt aber auch zu wissen, daß das Friedens-Verlangen allenthalben stärker ist als die Re vanche- oder Eroberungslust, und daß der friedliche Zweck der Rüstungen jeder einzelnen Großmacht von Herr übrigen anerkannt wird. Hat es jetzt doch sogar das englische Parlament zugegeben, daß die deutschen Flottenrüstungen tatsächlich und- ausschließlich Frie denszwecken dienen. Das war ein sehr bedeutungsvolles Votum, da die grundlose Unterstellung Englands, Deutschland be reite sich zu kriegerischen Angriffen vor, oas Gefühl der Friedenssicherheit am stärksten beeinträchtigte. England kann sich ohnehin nicht von dem Vorwurf frei machen, über Gebühr lange der Hecht im europäi schen Karpfenteich gewesen zu seim Sollte es diese seine Rolle jetzt ausgespislt haben, so wäre das ein großer Gewinn. Manches, was heute von Londoner amtlicher Stelle beistritten wird, ist Tatsache. So ist es vor allem ein unablengbares Faktum, daß König Eduard genau vor zwei Jähren den Kaiser Franz Josef veranlassen wollte, sich für die Abrüstung Deutsch lands zur See bei Kaiser Wilhelm, eänzusetzen. Natür lich winkte Habsburgs Herrscher sehr entschieden ab, woher dann die kleine Verstimmung, kam, die auch in Diesem Jahre die Jschler Begegnung beider Monarchen verhindert. Ebenso bekannt ist es, daß König Eduard sich vor zwei Jahren über seinen kaiserlichen Neffen, den deutschen Kaiser, in Marienbad zu allen, die es hören wollten, in bitterbösen Worten ergangen hat. Die Auffassung ist daher auch nicht von der Hand zu Weisen, daß es nicht ausschließliche Friedensabsichten waren, die den König, Eduard erfüllten, als er s. Z. die Entente mit Rußland einleitete. Soweit derartige Nebenabsichten bestanden haben, sind sie ins Wasser gefallen, wie alle die Ungeheuer lichkeiten von deutschen Invasions-Absichten und nächt lichen Spionage-Fahrten, die Londoner Tollheit aus- heckte. Wir glaubep, der russischen Regierung, die den Wert der Freundschaft mit Deutschland würdigen ge lernt hat, gebührt ein nicht geringer Teil des Ver dienstes an dieser Wandelung von der wir nur wün schen können, daß sie von Dauer sein möge. Die Cherbourger Begegnung, die auch von den Beteiligten nicht mehr als welthistorisches Ereignis, sondern als eine periodische Begebenheit aufgefaßt wird, hat durch ihre Trinksprüche und ihren ganzen Verlauf der Welt das überzeugende Zeugnis geboten, daß der Zweibund oin Friedensbund ist. Der englische Einfluß auf diesen Bund wurde nicht ausgedehnt, England wur de nicht als dritter in den Bund ausgenommen, sondern es behält bei der englisch russischen Entente, dem freund schaftlichen Einvernehmen zwischen den beiden Staa ten, sein Bewenden. England hat sich, wollend oder nicht wollend, dar Friedens-Tendenz des Zweibundes untergeordnet. Rußland braucht von allen europäi schen Großmächten den Frieden am nötigsten, wie es auf den Krieg, am wenigsteu vorbereitet ist. Es ge horcht daher im Grunde nur einer Notwendigkeit, wenn es sich mit ganzer Kraft für den Frieden einsetzt. Aber das ist keine grausame, sondern in ihren Wirkungen so segensreiche Notwendigkeit, daß wir sie freudig be grüßen. Die Tage von Cherbourg und Cowes wer den der europäischen Friedenspolitik noch recht lange als Wegweiser dienen. Verbrieft und besiegelt wird hie friedliche Tendenz jener Begegnungen durch: den Besuch, den der Zar im unmittelbaren Anschluß an seine Kanalreise unserem Kaiser in Kiel abstattet. Fanden die früheren Abmachungen und Aktionen, an denen England beteiligt war, angeblich zwar nicht gegen, aber doch immer ohne Deutschland statt, so ist die Tatsache von Wichtigkeit, daß der gegenwärtige Besuch des Zaren vor Cherbourg und Cowes durch eine Zu sammenkunft mit dem deutschen Kaiser eingeleitet wurde und ebenso auch durch eine Begegnung des Zaren mit Kaiser Wilhelm seinen Abschluß fand. Diese Tatsache spricht Bände! Tagesgeschichte. — Deutfchla ud. Der Kaiser, der am Diens tag nachm. auf der „Hohenz0ller,n" in Swinemünde einitraf, wird morgen Donnerstag auf Schloß Wil- helmshöhe, wo die Kaiserin, mit ihren jüngsten Kindern weilt, erwartet. Der Kaiser wird vom dort aus der Eröffnung des Osfiziersgenefungsheims „Taunus" in Falkenstein beiwohnen und von dort sich nach der Sen ne begeben, um die hier zujsammengezogene Kavallerie- division zu besichtigen. Für den Freitag hat der Kai ser seine Teilnahme an der, 300 jährigen Jubelfeier der Grafschaft Mark zugesagt: auf Hohensyburg fin det ein Festbankett für 1000 Personen statt. — Der Reichskanzler v. Bethm ann,-H o l l we g begab sich nach Swinemünde, um dort dem Kaiser. Vortrag zu halt em Es ist das der übliche Vortrag, den der Mo narch nach längerer Abwesenheit stets entgegennimmt, zugleich aber auch der erste Vortrag, den Herr v. Beth- mann-Hollweg in seiner Eigenschaft als Kanzler er stattet. — Der deutsche Kaiser beiden österrei chischen Manövern. Das Datum für das Ein treffen Kaiser Wilhelms bei den österreichischen Manö vern ist jetzt endgültig festgesetzt worden. Der Kaiser trifft am 8. September mit dem Kaiser Franz Josef in Groß-Meseritsch im Schlosse des Grafen Harrach zu sammen. Am gleichen Tage trifft auch Generalstabschef Graf Mo'ltke in Groß-Meseritsch ein. — Die Ue Hergangs ab gäbe für Bier. Der Bundesrat hat die Uebergangsabgabc von dem in die Norddeutsche Braufteuergemeinschaft aus Bayern, Württemberg, Baden und Elsaß-Lvthr,Ingen eingeführ ten Bieve mit Wirkung vom 1. August 1909 ab auf 5 Mark für 1 Hektoliter festgesetzt. — Ueber die Ei n,l ösun g s f r i st von Post nach nahm en und Po st aufträgen steht eine interessante Neuordnung davor. Bisher hatte der Adressat eines Postauftrages oder einer Postnachnahme von dem Tage an, wo ihm von dem Briefträger die betr. Postsache vorgelegt wurde, sieben Tage Zeit, die Einlösung zu bewirken. Das Reichspostamt hat sich jetzt auf die Anfrage eurer Handelskammer dahin geäu ßert, daß die Absicht bestehe, die sieben Tage Zahlungs frist auf drei zu verringern. Nach Ablauf dieser drei Tage findet eine nochmalige Vorzeigung durch den Briefträger wie bisher nicht mehr statt. Der Adressat muß vielmehr die Postsache auf dem Postamt selbst ein,lösen. Wünscht er dagegen bei der ersten Bestellung ausdrücklich eine zweite Vorzeigung der Sache, dann bringt sie ihm der, Postbote wie bisher nach Ablauf des Zahlungstermins noch einmal in die Wohnung; für diese zweite Vorzeigung muß aber der Adressat eine Bringgebühr von 10 Pfennigen bezahlen. Frankfurt, 2. August. Graf Zeppelin war heute vormittag um 10 Uhr hier mit dem Reichsluft- schiff „Zeppelin II" zur, Fahrt nach Köln aufgestiegen. Das Luftschiff, das hinter Koblenz, von heftigen Ge witterstürmen überrascht wurde, gelangte bis Bonn und trat dort, vom Winde gezwungen, wegen Motordefekts den Rückweg an. Um 8,50 Uhr, abends sandete das Luftschiff hier glatt auf dem Gelände der Internationa len Luftschiffahrtsausstellung. — Nach einer weiteren Meldung aus Bonn hatte das Luftschiff, als es über der Stadt schwebte, einen Motordefekt erlitten; es wur de vom Winde zurückgetrieben und war gezwungen, die Rückfahrt anzutreten. Am 3. August unternahm Zeppelin einen erneuten Aufstieg, um 10 Uhr 2 Min. und landete um 10 Uhr 13 Min. wegen Bruches eines dreiflügeligen Hinteren Propellers, welcher nieder-, stürzte. Ueber die unterbrochene Fahrt nach Köln sei noch folgende Schilderung wiedergegeben: Bor den Töpen Kölns wa,r es, nachdem schon bei Koblenz und Bonn gegen dahinjagende Gewitterwolken aufgekreuzt werden mußte, daß das Luftschiff in kritische Momente gerfet. Schwarze, drohende Wolkenmafsen überall! Da zu e-in heulender Sturm, der, obgleich die Propeller wie rgfend arbeiteten, das Luftschiff völlig still stehen hieß. Unfehlbar wäre bei einer Landung Köln zu einem zweiten- EchterdiNMN geworden! Da gab der Graf den Befehl zur Umkehr. Alle, die das Luftschiff auf die Rückfahrt anzutreten. — Am 3. August unternahm der Anblick unvergeßlich sein werde! Das Fahrzeug schoß mit einer kaum glaublichen Geschwindigkeit dahin, die auf über 100 Kilometer in der Stunde geschätzt wurde! Es war gim, Wettlauf "mit dem vom Sturm ge jagten Wetter! Und Zeppelin siegte! Glatt landete das Reächsluftschifs auf derselben Stelle des Ausstellungs terrains der Jla, die es morgens verlassen hatte. Mü de entstieg der Graf der Gondel, aber aus seinen Augen soll stolze Freude geleuchtet haben! War, es doch ge lungen, Herr zu werden über die Elemente! Der Be weis ist geliefert wopden, daß das Luftschiff ihrem Wüten auszuweichen vermag, daß es seine Insassen- sicher und ohne Gefahr in schützende Häfen zu tragen vermag. Der „Z. III", dhr zurzeit in Friedrichs ha-' feu gebaut wird, wisch ein Luftschiff desselben» Typs wie der „Z. II". Der, „Z. III" wird die Fahrt wach Berlin am 26. August und die: Paradefahrt vor dem Kaiser Frantz Josef in Bregenz am 30. August sowie auch die Spazierfahrten mit den' Reichstags abgeordneten am 4. September ausführen. Oesterreich-Ungarn. Der Prager An timilitaristenprozeß ist zu Ende. Elf non 45 Angeklagten wurden zu 3—5 Monaten schweren Kerkers verurteilt. Die Antimilitaristen, die mit schamlosesten Mitteln Ordnung und Sicherheit des Staates unter wühlen wollten, gehörten samt und sonders zur Partei des Herrn Klofac, des Hauptschreiers der tschechischen Krakehler. England- Im Angesicht von 150 englischen Schlachtschiffon hat die Begegnung zwischen dem Zaren und dem Könige von England bei Spi chead auf dem Meeresarm stattgefunden, der die In fel Wight von dem englischen Festlande trennt. Wäh rend Präsident Falliöres vor Cherbourg zuerst einen Bosucb auf der, russischen Jacht abstnttete, begrüßte