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ktz. lA leteilig- ern der chädig- handel dieser einem s leb- el und iundeS immer >erden. ir An- idikus. Ms- M Anzeigeblatt für den Abonnement viertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. deS .Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trlrgr.-Adrrssr: Amtsblatt. GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnfertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 21». 56. Jahrgang. -------- - - -M—-1 — Donnerstag, den 8. Inti TageSgeschichte. — Deutschland. Die Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und König Gustav von Schweden anläßlich der Einweihungsfeierlich keiten der neuen Dampffähr-Verbindung Saßnitz - Trellevorg hat bei schönstem Wetter stattgefunden. Eine schier zahllose Schar von Segel jachten, Motorbooten und Dampfern umkreisten die „Hohenzollern" und den „Oskar II.", die Schisse, auf denen die Monarchen sich trafen. Anläßlich der Ein- tveih-ungsfeierlichkeiten fand an Bord der „Hohenzol lern" ein Frühstück statt, bei dem Kaiser Wilhelm einen Toast auf den Kön'ig von Schweden ausbrachte. Der Wortlaut des Trinkspruchs wird in der „Nordd. Allg. Atg." veröffentlicht. Der Kaiser sagte u. a.: „Möge der neue Weg über die Ostsee Handel und Verkehr zwischen Deutschland und Schweden kräftig beleben und fördern, möge er eine neue Brücke bilden zwischen den Herzen der beiden stammverwandten Nationen". — Ueber die Einrichtung der Fährdampfer ist noch zu melden: Die Fähren, die 600 Tonnen Ladung ein nehmen können, sind die stärksten der Welt. Im Innern haben sie je 2 Gleisanlagen von 80 Meter Länge und können so 8 große v-Wagen vdtzr 18 Güterwagen be quem aufnehmen. Auf dkm oberen Deck der Dampfer befindet sich zunächst ein Speisesaal mit 120 Plätzen, ein Damensalpn, ein stilvolles Rauchzimmer und ferner die Fürsbenzimmer; sämtliche Räume sind in gediegener, ruhiger Ausstattung, ohne aufdringlichen Luxus gehal ten. — Der Besuch des Kronprinzen beimKai- ser Franz Josef, der ursprünglich am 14. d. M. statt finden sollte, ist infolge der Aenderungen in den Dispositio nen des Kaisers bis Anfang August verschoben worden. Der Kaiser und die Krise. Ueber die innersen Gründe, die den Kaiser zu dem Entschluß ver anlaßt haben, das Entlafsungsgpsuch des Fürsten Bü low zu genehmigen, hat sich ein hoher preußischer Staatsbeamter und Träger eines alten Namens, der des öftieren in der muhen Umgebung des Monarchen weilt, folgendermaßen ausgesprochen: „Nur um den Nachfolger im Kanzheramte nicht won Beginn an mit schwieriMN und unklaren Verhältnissen zu belasten, viel leicht auch, um das Prestige der Regierung dem Par lamente gegenüber zu wahren, soll Fürst Bülow noch die Ausräumungsarbeiten der Fiuanzreform besorgen, ehe er seinen Platz an den fünften Kanzler abgibt, der jedoch fraglos, mag er Freiherr Mumm von Schwarzen stein, Graf Monts oder Graf Bernstorff heißen, oder vielleicht ein Mann der bisher rein geschäftlichen Praxis fein, sicherlich alles andere, nur nicht das gefügige Werkzeug des Teils der jetzigen Mehrheitsparteien werden dürfte, der gemeinhin als „reaktionär" 'ange sprochen wird. Die sogenannte liberale Politik des Fürsten Bülow ist in Wirklichkeit die ruhige, aber un abänderlich beschlossene Reformpolitik des Kaisers selbst. In dem vierten Kanzler geht nur das ausführende Organ der neuen Röchtuing. Der modern-fortschritt liche Gedanke, der u. a. in der letzten preußischen Thron rede ausgesprochen war, lebt weiter und wird allein von einem andern Interpreten vertreten werden, der allerdings auch auf einem andern, Wege zusehen muß, zum Ziele zu gelangen, als der bisherige erste Rat geber des Kaisers im Reiche und der Krone Preußens". Nach anderen Meldungen kommt übrigens für den Kanz lerposten vor allem Staatssekretär von Bethmann-Holl- weg in Betracht. — Fürst Bülow ließ an die zu Besprechungen über die Finanzvesorm nach Berlin! gekommenen leiten den Minister der Einzelstaaten und an die Bevollmächtigten zum Bunsdesrate Einladungen zu ei nem Diner ergehen, um sich bei dieser Gelegenheit' von ihnen zu verabschieden. 22 bundesstaatliche Mi nister waren zu den Beratungen in Berlin singetroffen, um zu den Kompromihvorschtägpu über die Besitzsteurrn seitens der neuen Mehrheit Stellung zu nehmen. Im Reichstage verlautete, daß die Vorschläge der neuen Mehrheit' im Allgemeinen Annahme gefunden hätten. Die Führer her Mehrheitsparteien hielten Nachmittags «ine Sitzung zur Feststellung der Kompromißvorschläge ab. Sämtliche Anträge wurden zum Reichsstempelgesetz gestellt, das aus diesem Grunde am Dienstag von der Tagesordnung des Reiichstags abgesetzt worden war. — Bon verschiedenen Seiten wird der Wunsch laut, Fürst Bülow möchte ein Re i ch s t a g s m a n d a t annehmen und als Abgeordneter für den Blockgedanken weiterkämpfen. Der Fürst zählt erst 60 Jahre und würde ein Mandat, falls er es annähme, auch gewis senhaft w'ahrnehmen. — Die zweite Lesung der Reichsfinanz gesetze soll am Donnerstag beendet werden und die dritte Lesung am Freitag und Sonnabend erledigt wer den. — Die Reichsbesoldungsgesetze werden in der nächsten Woche verabschiedet werden, nachdem die Bud getkommission diese Gesetze in dieser Woche zum Ab schluß bringen wird. — Nach der „Kölnischen Volkszeitung" darf man nach dem Verlauf der Beratungen der Bundesratsbe vollmächtigten und der Führer der Mehrheitsparteien für die Reichsfinanzreform folgendes Kompro miß erhoffen: A. Besitzsteuern. 1. Grundbesitz bez. Wertzuwachssteuer 40 Millionen, 2. Quittungen über Schecks und Reichsbankguthaben 20 Mill., 3. Kuxen» und Effektenstempelerhöhung 22,5 Millionen, 4. Zins- scheinbogpnstempel 27,5 Millionen, 5. Erhöhung der Matrikularbeiträge 25 Millionen, zusammen 135 Mil lionen aus Besitzsteuern; L. neue indirekte Steuerst 310 Millionen; 6. Beibehaltung, bestehender Steuern und zwär: 1. Fahrkartensteutzr 20 Millionen, 2. Zuk- kersteuer 35 Millionen, also alles in allem 500 Mill. — Gleich dem früheren nationalliberalen Reichs tagsabgeordneten Lehmann-Jena ist jetzt auch Graf Oriola aus der nationalliberalen Reichs- tagsfraktion ausgetreten und zu den Konser vativen übergegangen. - UnsereHvchse es lotte tritt in der heutigen Mittwochnacht ihre große Sommerübungsreise an, die sie auf 4 Wochen nach dem Nordsatlantik führen wird. Der strategische Gedanke dieser Reisen ist der einer kriegsmäßigen Dauerfahrt. Die diesjährige Fahrt ist insofern von besonderer Bedeutung, als sie voraussicht lich für mehrere Jahre die letzte sein wird!; die kom menden Jahre bringen die Verbreiterung des Kaiser- Wilhelm-Kanals und während dieser Arbeiten soll der Kanal so wenig wie möglich von den großen Panzer schiffen passiert werden, da diese das Fahrwasser von Grund auf aufwühlen und so starken Wellenschlag er zeugen, daß die Arbeiten dadurch gefährdet erscheinen. Erst recht verbietet sich natürlich der Durchmarsch in Geschwadern. Daher soll her Kanal möglichst geschont werden. Der kranke Eulenburg, Wie verlautet, ist seit Sonntag in dem Befinden des in seiner Berliner Wohnung weilenden Fürsten Philipp Eulenburg eine bemerkenswerte Verschlimmerung eingetreten. Der Fürst, der in den letzten Tagen täglich Ausfährten un ternommen hat, konnte Sonnabend und Sonntag das Bett nicht verlassen und hatte mehrfach schwere Herz krämpfe und Ohnmachtsanfälle. Medizinalrat vr. Hof- man wurde an sein Krankenlager gerufen. Die Ge- richtsärzde sollen sich dahin ausgesprochen haben, daß der Fürst bei seinem jetzigen Zustande vielleicht einer kurzfristigen Verhandlung beiwohnen könne, daß er den Anstrengungen eines langen Prozesses jedoch nicht ge wachsen sein dürfte. - Daß sich das Befinden des Für sten verschlimmern werde, war vorauszusehen. Am heutigen Mittwoch sollte ja der Prozeß beginnen! — Die deutsche Polarexpedition des Grafen Zeppelin wird in ihren Grundzügen durch die nachstehenden Mitteilungen klargelegt, die Geheim rat Hergefell, der am Sonnabend im Berlin eingetroffen ist, einem Mitarbeiter des „Berl. Lvkal-Anz." gegenüber machte: . . . Das Unternehmen hat nicht den Haupt zweck, eine Expedition zur Erreichung des Pols zu orga nisieren, sondern es soll der wissenschaftlichen Forschung in den unbekannten arktischen Regionen, von Ostgrön land bis nach Franz-Josephsland, dienstbar sein. Die Erreichung des Pols ist wissenschaftlich wenig interes sant. Der Nordpol ist bekanntlich ein mathematischer Punkt, genau so wichtig und wertvoll wie jeder anders Punkt in hohen Breiten. Das ist gerade auf deutschen wissenschaftlichen Kongressen mehrfach und nachdrück lich betont worden. Interessant dagegen ist die geogra phische Erforschung der unbekannten Gegenden. Diese will die deutsche Expedition ausführen, und zwar nur so weit, als die Kräfte des Luftschiffes ausreichen. Es wird in erster Linie als Vermessungsschiff verwendet werden und zwar im wesentlichen auf der Grundlage der Photogrammetrie. Landungen auf dem Polarkreise sind nicht nur im Notfälle, sondern als gewisse geophysika lische Bedürfnisse direkt beabsichtigt. Daß das Zeppe- Itnsche Luftschiff, und zwar schon in seiner jetzigen Ge stall, diese leicht ausführen kann, ist mehrfach bewiesen worden. Das Unternehmen wird in allen Teilen sorg fältig ausgeavbeitet und geprüft werden, so daß mit Absicht von keinem bestimmten Zeitpunkt der Ausführ ung gesprochen ist. Nur soviel steht fest, daß die ein zelnen Fahrten während des Polarsommers, wo die Temperaturen meistens über Null, oder doch nur wenige Grad unter Null sind, von dem Stützpunkte in der Eroß- bai aus, vor sich gehen wird. Die ständige Polarsonne sichert eine gleichmäßige Temperierung der Atmosphäre und damit äußerst günstige Fahrbedingungen .... — Gnesen, 6. JuK. Auf einer von mehr als 3000 Bauern besuchten Versammlung des neugegründe ten Bauernbundes wurde an der Haltung der kon servativen Partei scharfe Kritik geübt, im übrigen je doch betont, daß der deutsche Bauernbund agrarisch sei und nicht etwa eine freihändlerische Politik treibe, auch keiner Minderung der Schutzzollpolitik zuftimme. Man bekämpfe nicht den Bund der Landwirte, sondern dessen Leitung, und werde mit dem Bunde Hand in, Hand gehen. Der deutsche Bauernstand werde sich reorganisieren und seine Interessen und! damit die ge- sgmte Landwirtschaft schützen; jede Uebertreibung von agrarischer Seite schade aber der Landwirtschaft. Es wurden Telegramme an den Kaiser und an den Reichs kanzler Fürsten von Bülow abgesandt. — Den Diamantenreichtum Südwestafrikas schätzt Staatssekretär Dernburg nach den Ergebnissen neu erer Forschung auf eine Milliarde! Bekanntlich sind die Dia mantenfelder der Kolonie nicht nur recht ergiebig, die Edel steine sind auch bereits ein begehrtes Handelsobjekt auf dem internationalen Markt geworden, da sie von klarstem Wasser und ungetrübtestem Feuer sind. Wenn der Boden Südwest- afrikaS so kostbar ist, so begreift man, daß er jetzt begehrter als ehedem wird. Man begreift auch, daß in letzter Zeit in den Papieren der Länder-Gesellschaft „8outb Atriean 1'erii- toritz8" eine Kurs-Treiberei versucht wurde, die namentlich auf den Diamantenreichtum südwestafrikanischen Bodens fußte. Aber Deutsch-Südwestafrika ist groß und nicht die ganze Kolonie ist ein einziger Diamantengrund, und so sind denn die auf dem Gebiet der genannten Gesellschaft gefundenen „Diamanten" nur als Rubinen festgestellt worden. — Selbst die Spitzbuben machen jetzt Jagd auf deulschsüdwestafrikanische Diamanten. Aus dem deutschen Museum in München sind von bisher nicht ermittelten Dieben vier von den ersten in der Kolonie gefundenen Diamanten, zwei weiße und zwei gelbe, gestohlen worden. — Frankreich. Der glänzende Erfolg ei nes U n t e r s,e e b o te s hat in Frankreich große Be friedigung yervorgerufen. Auf der Höhe von Toulon wurden kriegsgemähe Hebungen zwischen Panzerschif fen und Unterseebooten abgechalten. Dabei kam das Unterseeboot „Grondin" dem Panzerschiff „Massena" auf so kurze Entfernung zu nahe, daß ein Zusammen stoß unvermeidlich schien. Plötzlich aiber tauchte das Boot unter und zwan? in so steiler Senkung, daß die Schrauben für Augenblicke in der Luft wirbelten. Der Zuschauer dieses Manövers auf dem Panzer bemäch tigte sich eine große Erregung, dem: man glaubte be stimmt, daß unter dem Wässssr eine Kollision erfolgen würde. Aber schon zwei Minuten später tauchte das Boot auf der anderen Seite des Panzers an der Ober fläche des Meeres wieder auf. Es war in etwa 20 Meter Tiefe unter dem Kiel des „Massena" yindurch gefahren. Das wohlgelungene Manöver ist mit umso größerer Genugtuung ausgenommen worden, als die Unterseeboote in letzter Zeit des öfteren von Mißge schick verfolgt waren. — England. Der „Daily Expreß" erfährt, daß die englische Polizei in London eine Verschwörung junger indischer Studenten entdeckt habe, die sich „Söhne Si- was", deS Gottes der Verschwörer nennt, und deren Plan eS ist, alle einflußreichen Beamten der britisch-indischen Re gierung zu ermorden. — Die englischen Flottenmanöver sind uner wartet schnell zum Abschlüsse gelangt. Die sogenannten feindlichen Flotten, die weiße und die blaue, sind siegreich gewesen. Sie konnten sich vereinigen. Die rote, also die britische, wurde überlistet; die weiße Flotte machte ein erfolg reiche« Manöver, um die rote zu veranlassen, ihre volle Aufmerksamkeit von der Blauen abzulenken. Die weiße forcierte trotz Unterseebooten und Torpedobooten, die vor dem Eingang zum Kanal patrouillierten, die Straße von Dover und löste auf diese Weise die ihr gestellte Aufgabe. — Serbien. Was niemand erwartet hatte, ist zur Tatsache geworden, König Peter ist mit den Verschwörern aneinandergeraten, und wenn nicht alle Anzeichen täuschen, wird der Bruch mit den Mördern König Alexanders dauernd sein. Damit hätte dann Exkronprinz Georg sein Ziel erreicht.