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scn nur mit Kalaucvn in Espcrantv zum Klassenbe- wußtscin". Pöus hat jetzt dem „Halleschen Bolksblatte" in einem Artiiel geantivortet, der mit folgenden Sätzen beginnt : „Die UiOuldsainKeit in unserer Parteipresse nimmt oft g,eradezn beschämende Formen an, so daß man sich mit Schrecken frage» muß: Was würde das für ein Zustand werden,, wenn diese Herrschaften einmal die Macht bekämen?" — Die Erkenntnis marschiert. Schließlich aber werden die zu besserer Erkenntnis ge- langten sozialdemokratischen Anhänger noch den „Bour geois" dankbar sein müssen, daß sie durch deren Wider stand und Wachsamkeit vor dem Ausrichten der sozial demokratischen Zutunftsigesellschaft bewahrt bleiben. — Eine Simplizissimu s-Rohheit. Die „Na- tionallib. Korresp." schreibt: .Dir Simplizissimus" bringt ein scheußliches Titelbild: der Kaiser, dem man einen Maul korb umgebunden hat; um ihn lauernd und grinsend eine Anzahl RcichstagSabgeordneter. Der »Simplizissimus" gilt manchen noch immer als ein Witzblatt, dessen Satire sich gegen gesellschaftliche und politische Auswüchse kehre. In dem letzten Titelblatt wird auch die kritikloseste Begeisterung ein geschworener Freundschaft schwerlich einen satirischen Einfall zu entdecken vermögen. Das ist — wir wiederholens — einfach scheußlich. Es ist würdelos, das Oberhaupt der Nation, in dem wir uns selber ehren, mit derlei schalen Späßen zu besudeln. Und es ist daneben noch von einer kaum zu über bietenden politischen Kindheit. In einer unsagbar schweren Stunde haben Kaiser und Volk sich auseinandergesetzt und haben — nicht förmlich, aber doch der Sache nach — einen neuen Bund geschlossen. Den hat - man kann das nur immer wieder dankbar anerkennen — der Kaiser bisher treu lich gehalten. Dann soll man aber auch auf der anderen Seite Treue zu üben wissen und die langsam verheilende Wunde nicht immer von neuem wieder aufreißen. Am wenig sten eignen sich diese ernsten und delikaten Dinge, die sehr leicht zum Schicksal der Deutschen hätten werden können, zum Gegenstand plumper und fader Scherze. Es gibt Fragen, an die der Witz nicht rühren kann, ohne zur Rohheit zu werden. In die ist die Satire des Münchener Witzblattes freilich schon längst versunken". (Wir können dem nur bei stimmen. Jeder anständige Mensch sollte dieses Schmutzblatt in Acht und Bann tun. D. Red.) — Einziehung alter und Herstellung neuer Zehnmarkscheine. Schon seit längerer Zeit werden, wie wir hören, in der Reichsdruckerei Versuche nut der Herstellung eines neuen Papieres gemacht, das zur Ausgabe neuer Zehn markscheine dienen soll. Die im Frühjahr 1908 verausgabten Kassenscheine zu 10. M. haben sich im Verkehr nicht bewährt, da sie die unbedingt nötige Widerstandsfähigkeit gegen Risse und Knicke nicht besitzen. Das Reichsschatzamt hat sich daher entschlossen, Versuche mit neuem Papier anstellen zu lassen, damit die besonders defekten Scheine nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden können. Die Reichsdruckerei ist bestrebt, das lokalisierte Wasserzeichen, das auf den Zehn markscheinen in Gestalt eines Merkurkopfes dargestellt ist, auch fernerhin beizubehalten, da es Fälschungen nahezu un möglich macht. ES ist Aussicht vorhanden, daß die ununter brochenen Versuche der Reichsdruckerei in nicht zu ferner Zeit zu einem Erfolge führen werden. Zu d'-en wertvollen natürlichen Schätzten unserer Koloni,en gehört auch ihr Fisch r,ei cht um. Die an der Küste von Deutsch-Süd- westafrita liegenden Fischgründe sollen nach dem Ur teil von Fachleuten mit zu den ergiebigsten der Erde gehören. Auch an der Küste von Deutsch-Ostafriia sind große Fischmengen vorhanden und über den loh nenden Ertrag der Binnenfischerei wissen sogar die Ein geborenen wahre Löblicher zu singen. Eine rationelle Ausbeutung dieser Fischschätze zum Nutzen des Mutter landes wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Mission in Südwestafrika. Unter den Missionaren und Ansiedlern im Hererolande hat sich ein besseres Verhältnis als ehedem angebahnt, das ist auf der Konferenz der rheinischen Missionare des He- rerolandes, die im Mai in Swakopmund stattfand, aus drücklich und mit Genugtuung konstatiert worden. Frü her machten die Farmer den Missionaren den Vorwurf, daß sie die Neger zu einer Selbstüberschätzung erzögen, die dem weißen Element nur gefährlich sein konnte. In zwischen haben sich aber die Verhältnisse geändert. Der Aufstand hat nicht nur der politischen Selbständigkeit der Hereros ein Ende bereitet, sondern auch dem wider strebenden Heidentum den Todesstoß gegeben. — Rußland. Die russische Kaiserjacht .Alexan dra" ist Sonnabend mittag mit dem Kaiser, der Kaiserin, dem Thronfolger und den Großfürstinnen-Töchtern von Petersburg nach Kronstadt abgefahren, von wo aus die Majestäten auf der Kaiserjacht .Standart" die Fahrt um 2 Uhr 45 Minuten nachmittags fortsetzten. In Begleitung der Majestäten befinden sich Großfürst Dmitrij Pawlowitsch, der Hofminister und das Gefolge. — Sebastopol, 12. Juni. Gestern nacht um 11 Uhr 30 Min. stieß das Unterseebot.Kambala" bei einem An griffmanöver gegen ein in den Hafen einlaufendes Geschwader infolge einer unerwarteten Wendung deS Panzerschiffe- .Rostißlaw" mit diesem zusammen und sank sofort. Der Kommandeur deS BooteS, der sich auf Deck befunden hatte, wurde gerettet, alle anderen Insassen des Unterseebootes, der Chef der Unterseebootsabteilung, Kapitän Bjelikow, zwei Deckoffiziere, sowie 17 Matrosen ertranken. Die .Kambala" versank in eine Tiefe von 28 Faden; Maßnahmen zur Hebung sind bereits getroffen worden. — Frankreich. AuS Casablanca wird gemeldet: Das Kriegsgericht verurteilte von den Deser teuren, die zu dem deutsch-französischen Zwischenfall Anlaß gegeben hatten, vier zu fünf Jahren, einen zu acht Jahren und einen zu zehn Jahren Gefängnis und zur Degradation. — Die Versuche mit drahtloser Tele- p ho ni e, die die fyanzösische Marineverwaltung in diesen Tagen hat machen lassem, haben em recht be friedigendes Ergebnis gezeitigt. Es gelang, drahtlose Gespräche bis zu 165 KÄometer zu führen. Man plant die Einrichtung einer ständigem drahtlosen Telephon verbindung zwischen Nizza und Corsika. An der ganzen Mittelmeerküste Frank reichs und einigen angrenzenden nördlichen Depar tements sind heftige Erderschütterungen wahr genommen worden, die verschiedentlich auch nicht un bedeutenden materiellen Schaden verursacht haben. Das schönem Erfolg gekrönt. Die freundliche Stadt Zwönitz hatte Flaggenschmuck angelegt, und die von allen Seiten herbei gekommenen Freunde und Gönner de- Werke- zogen unter Vorantritt der Zwönitzer Schuljugend unter heiterer Marsch musik hinaus in das anmutige Tal, in dem da- Bethlehem stift am grünen Berge-Hange gar freundlich gelegen ist. Auf halbem Wege wurde der Festzug von den Kindern freudig empfangen, die als die ersten Gäste am 5. Juni auf 5 Wochen in das Stift eingezogen waren. Die günstige Witterung er möglichte eS, daß der ganze Weiheakl sich im Freien vollziehen konnte. Er war umrahmt von Choralgesängen. Die Weihe rede hielt der um das Zustandekommen de- Werke- hoch verdiente Pfarrer Löscher aus Zwönitz, die weiteren Redner waren der Herr Bürgermeister von Zwönitz, Herr Amt-- Hauptmann Morgenstern aus Chemnitz und Herr k. von der Trenck al- Deputierter deS LandesoereinS für Innere Mission. Herr Superintendent Thomas au- Schneeberg hielt am Schluffe da- Weihegebet. Während sodann die erschienenen Gäste die treffliche Einrichtung und Ausstattung des Stifte- in Augenschein nahmen, entwickelte sich draußen ein fröhliche- Treiben zwischen den im Stifte aufgenommenen Kindern, unter denen sich auch ein Erstling aus Eibenstock befand, und den Kindern aus Zwönitz. Auch für eine leibliche Er quickung gegen billiges Entgelt war gesorgt. Wohl kein Teilnehmer am Weihefeste verließ die freundliche Stätte ohne Freude und Dank über das glücklich vollendete Werk, ba den kränklichen und gebrechlichen unter unfern Kindern Auf nahme und Pflege bietet. Möchte es ferner allseitig gefördert werden in Liebe zu den Kindern und zu dem, der einst die Kinder so liebreich herzte und segnete. Eine reiche Gabe von 300 Mark ging noch während der Festfeier ein. Möchte der freundliche Geber Nachfolger finden. Die 2. Aufnahme von Kindern findet am 9. Juli statt, und der Anmeldungen für diesen Termin sind schon jetzt nicht wenige. — Eibenstock, 14. Juni. Heute morgen nach 8 Uhr wurde von Straßenpassanten rn südlicher Rich tung unserer Stadt ein in beträchtlicher Höhe vor überziehender langgestreckter Ballon beobachtet, wel cher jedoch' bald in den Wolken verschwand. — Eibenstock, 14. Juni. Der sich guten Be suchs und infolge seiner Leistungen allgemeiner Aner kennung erfreuende Zirkus Straßburger auf dem Schützenplatz gibt laut Anzeige in vorliegender Nummer nur noch bis Mittwoch Vorstellungen. Wer sich einige Stunden angenehm unterhalten will, sollte den Be such des Unternehmens nicht versäumen. — Dresden, 12. Juni. Herr Staatsminister Graf von Hohenthal und Bergen hat die Dienstwohnung im Minister-Hotel, Seestraße 18, verlassen und zum Zwecke der Fortsetzung einer hier in Dresden begonnenen Kur eine Privatwohnung Lindengasse 7 bezogen. Das Befinden Sr. Exzellenz, das in den verflossenen Monaten ein schwankende- gewesen ist, zeigt neuerdings eine leichte Neigung zur Besserung. — Dresden, 12. Juni. Eine aufregende Szene spielte sich gestern nachmittag im Verhandlungssaale des hiesigen Kgl. Landgericht- ab. Die Verhandlung richtete sich gegen den aus Bayern gebürtigen Kellner Hohnstein, der zurzeit eine sechsjährige Zuchthausstrafe in Waldheim verbüßt, zu welcher er wegen schweren Diebstahls kürzlich verurteilt wurde. Im Zuchthause ließ er sich melden, um ein Geständnis über einige Diebstähle abzulegen. Ein Referendar des dortigen Amtsgerichts vernahm ihn, protokollierte die Aussagen, las sie ihm vor, worauf sie Hohnstein selbst unterschrieb. Kurz da rauf machte er dieselben Angaben einem anderen Beamten gegenüber und unterschrieb wiederum das Protokoll. Auf Grund dieses Geständnisses wurde gestern gegen Hohnstein verhandelt, wobei er behauptete, er habe das gerade Gegen teil gesagt von dem, was in dem Protokoll enthalten sei. Der Referendar habe nicht die Fähigkeit, ein Protokoll auf- zunchmen, gehabt, da er an diesem Tage jedenfalls zu stark gefrühstückt hätte. Der Vorsitzende verbat sich dieses Auf treten, worauf Hohnstein die Richter wütend anbrüllte und zu ihnen rief, daß sie nicht zum Rechtbeugen, sondern zum Rechtsprechen da seien. Außerdem verlangte er, daß in Bayern gegen ihn verhandelt werde, da die hiesigen Richter überhaupt nicht zuständig seien. Als der Staatsanwalt in die Sache eingreifen wollte, schrie er ihn an: »Du bist mhig. Du hast das Maul zu halten, Dich hat noch niemand gefragt!" Gleichzeitig warf er seine Vorladung nach dem Staatsanwalte, worauf der Vorsitzende anordnete, daß der wütende Mensch geschloffen werden sollte. Nun wurde er erst recht wütend, spuckte die beiden Gerichtsdiener an und versuchte sie zu schlagen. Die Richter beleidigte er in gröblichster Weise. Schließlich sprang Hohnstein über die Barriere der Anklage bank, nahm ein Tintenfaß und beschmutzte die Akten mit Tinte. Das Tintenfaß fiel ihm aus der Hand, während er den Deckel nach dem Kopfe des Vorsitzenden schleuderte. Auf einmal packte er noch einen Lehnstuhl und ging mit diesem gegen die Richter vor, indem er rief: .Ich schlage Euch alle tot! Den Stuhl zerschmetterte er an der Wand, bis er gebändigt und aus dem Saale gebracht werden konnte. Die Verhandlung mußte selbstverständlich vertagt werden. — Leipzig, 11. Juni. In der Aklienbrauerei Leipzig- Gohlis sind Unterschlagungen im Betrage von etwa 15500 Mark aufgedeckt worden, die, wie die »Leipziger Abend zeitung" meldet, dem Kassierer Georg Müller zur Last fallen. Müller wußte die Veruntreuungen, die er allem Anschein nach schon seit Jahren betrieben hat, dadurch zu verdecken, daß er bei Kassenreoistonen in die Kaffe Rollen mit eisernen Ringen, die er als Geldrollen bezeichnete, einlegte. Als am Mittwoch unverhofft eine Revision der Kaffe vor genommen werden sollte, entfernte sich der Kassierer und ergriff die Flucht. — Reichenbach i. V., 10. Juni. Eine Blut vergiftung durch den Saft von Maiblumen zog sich dieser Tage die 21jährige Tochter des Totengrä bers in Heinsdorf zu. Das Mädchen hatte beim Pflük- ken von Maiblumen emige abgebrochene Stengel dieser Pflanz« mit einem unscheinbaren »Blütchen" im Gesicht in Berühr ung gebracht. Bald darauf zeigte sich eine bedenkliche Röte an der fraglichen Stelle, und die Backe schwoll mehr und mehr an. Als später der Arzt geholt wurde, stellte es sich heraus, daß an eine Rettung des jungen» blühenden Menschenlebens nicht zu denken war. Die Blutvergiftung war so weit vorgeschritten, daß der Tod bald darauf eintrat. Nach Ansicht des Arztes kann nur Blutvergiftung durch Maiblumensaft angenommen werden. Es muß deshalb immer wieder dringend vor der Berührung von offenen Wunden oder Hautaus schlägen mit Pflanzen gewarnt werdem. — Aue, 12. Juni. Am heutigen Sonnabend mittag» >/,12 Uhr erfolgte die feierliche Eröffnung der vom hiesigen Gastwirtsverein au» Anlaß de» am Dienstag stattfindenden sächsischen GastwirtSverbandStageS veranstalteten »Gast gewerblichen, Industrie- und Kochkunst-Ausstel lung ". Eine große Anzahl geladener Ehrengäfle wohnte der Erdbeben, das etwa 10 Sekunden währte, verlief in der Richtung von Nordosten nach Südwesten. Es hat umso lebhaftere Beunruhigung hervorgerufen, als Süd frankreich seit einem Vierteljahrhundert von Erdbeben verschont geblieben ist. Das Erdbeben erregte beson ders in den beiden großen Städten Marseille und Toulon eine ungeheure Panik, die ja begreiflich er scheint bei einer so plötzlich auftretenden unheimlichen Naturerscheinung, die besonders den leicht erregbaren Südsranzosen in Angst und Bestürzung versetzen mußte. Es begannen plötzlich abends die Uhren auszusetzen und die Möbel zu wanken, in den Häusermauern bilde ten sich mit leichtem Knattern. Risse und das Straßen pflaster verschob sich. Im Hafen vo«n Toulon fingen die Kriegsschiffe an zu treiben und zerrten an den An kern. Die Bevölkerung, die sich eben zur Ruhe be geben hatte, stürzte aus den Häusern ins Freie, im Nu waren die großen Plätze mit dichten Scharen be setzt, die um keinen Preis zu bewegen waren, die Stra ßen oder Häuser wieder aufzusuchen, vielmehr unter freiem Himmel nächtigten. In Marseille wurden durch das Erdbeben viele feine Instrumente zerstört, auch das Gebäude nahm Schaden. Besonderen Schaden ver ursachte das Beben auch in Aix und in der Ortschaft Lambex, wo verschiedentlich die Mauern baufälliger Häuser einstürzten. — Eine eigentümliche Begleiter scheinung des Erdbebens waren heftige Gewitter mit Hagel und Wolkenbrüchen, die über der ganzen süd lichen Hälfte Frankreichs niedergingen und schweren Schaden auf den Feldern anrichteten. Durch den Ha gelschlag wurden verschiedentlich auch Telephon- und Telegraphenleitungen zerstört. Ebenso gab es Urber- schwemmungen.— Das Erdbeben hat aber, außer dem ernsten Schaden, den es in den Städten angerichtet hat, auch zahlreiche Menschenleben gefordert, und zar sind nach einem amtlichen Bericht des Präfekten aus Marseille zufolge ungefähr 60 Personen getötet und viele andere verwundet worden. — Nach diesem amtlichen Bericht beträgt die Zahl der Toten in Lam- besc 14, in St. Cannat 8, in Puy-Ste.-Rspara.de 2, in Pslissanne 1 und in Rognes 12. Da jedoch viele Telegraphen- und Delephonlinien zerstört sind, fehlen also die Einzelheiten aus vielen Orten. Im Arrondisse ment Aix sind 12 Personen unter den Trümmern be graben; 2 Bataillone der Garnison Aix sind an die Unglücksstätte mit Lebensmitteln abgegangen. Die Kir chen in Venelles und L'Equille sind eingestürzt. In St. Cannat sind die Häuser nur ein Trümmerhaufen; diejenigen, die stehen geblieben sind, sind stark beschä digt. Gegen 3 Uhr morgens begann man die Auf räumungsarbeiten; man zog nach und nach etwa 10 Tote und mehrere Verletzte aus den Trümmern. Militär ist auf der Unglücksstelle, um sich an dem Rettungs werke zu beteiligen. In Rognes ist das Unglück noch größer als in St. Cannat. Vormittags 11 Uhr wur den 8 Leichen in das Hospital geschafft. Die Zahl der Opfer ist noch nicht festzustellen, den Zugang zum Dorfe versperren große Felsmassen. — Einer Meldung aus Genua zufolge wurde auch in Italien im ganzen Gebiet von SanRemoein heftiges Erdbeben verspürt, welches Schaden jedoch nicht verursachte. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. Ium. »Abwechslung macht Spaß — steht schon im Horaz", das alte Studenten-Sprüchlein bewahrheitet sich auch in Bezug auf das heurige Juni- Wetter. Der großen Hitzenwelle, die noch in aller Erinnerung steht, ist eine Kühle gefolgt, die eigentlich gar nicht junimäßig anmutet, ja, aus verschiedenen Gegenden des Vaterlandes, besonders aus Niederdeutschland, werden sogar empfindliche Nachtfröste gemeldet. Aber der Schatten soll ja auch dazu da sein, die Wirkungen des Lichts umso schärfer hervortreten zu lassen, und so wird die momentane kalte Zone, in die wir geraten, nur dazu beitragen, uns die schönen Sommer tage, die unserer noch harren, umso behaglicher erscheinen zu lassen. — Eibenstock, 14. Juni. Der Juni ist der Monat der Vereins-Ausflüge und Landpartien. Auch unsere Stadt und Umgebung wird mehr und mehr der Zielpunkt solcher. Nachdem am Sonntag, den 6. Juni der Naturheil verein Zwickau in Stärke von ca. 250 Personen hier weilte, traf am Sonnabend der Männergesangverein .Arion" au- Gera über 50 Personen stark hier ein. Die hiesige Sänger schaft vereinigte sich abends mit dem Bruderverein zu einem geselligen Kommers im »Deutschen Hause". Der Sonntag galt der Besichtigung unserer Umgebung (Auersberg usw), welche leider unter der Ungunst der Witterung litt. — Eibenstock. Der vormalige Assessor Gustav Kurt Lottermoser in Dresden ist vom 9. Juni an zur Rechts anwaltschaft bei dem Königlichen Amtsgerichte Eibenstock mit dem Wohnsitz in Eibenstock zugelassen worden. — Eibenstock, 14. Juni. Für den Kursus zur Erler nung des Tambourstiches u. der Perlnäherei sind zahl reiche Anmeldungen eingegangen. Heute nachmittag 5 Uhr wird der Unterricht begonnen. Er soll täglich außer Mitt woch und Sonnabend nachmittags von 5—7 Uhr im Jn- duftrieschulgebäude stattfinden. Die Oberleitung hat Herr Kunstschullehrer Kneisel. Die große Zahl der Gemeldeten macht vielleicht die Einrichtung eines Doppelkursus nötig. Weitere Meldungen nehmen Herr Kneisel und der Stadtral entgegen. — Eibenstock. Eine weihevolle Feier vollzog sich am 9. Juni in der Stadt Zwönitz, die Weihe des Bethle hemstiftes Zwönitztal. ES war schon längst ein Be dürfnis gewesen, im obern Erzgebirge eine gemeinnützige An stalt zur Aufnahme und Pflege kränklicher und gebrechlicher Kinder zu haben, wie das Bethlehemstift im Hüttengrund eine für das untere Erzgebirge ist. Darum verbanden sich die Kreisvereine für Innere Mission der Ephorien Schneeberg