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für den üesirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung «hsunemerrl oiertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de» .Jllustr. UnterhaltungSbb" u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Iktegr.-Adrrsse: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock ..-.n. -. 5K. Jahrgang. — (Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: de kleinspallige Zeile l2 Pf. In, amtlichen Teile Vie gespaltene Zeile 30 Ps. Frrnspnchrr Ur. 210. S4. Donnerstag, den 25. Februar Gin Mahnruf. Die Skeuerkommission des Reichstages hat nun Monate lang getagt und noch nichts fertig gebracht. Im Plenum der Kommission und in Subkommissionen sind mancherlei Abänderungsvorschläge gemacht und Bedenken über Bedenken erörtert worden, aber weder für die höhere Besteuerung des Branntweins noch in der Fruge der Ausdehnung der Erbschaftssteuer hat sich eine Gestalt ergeben, die auf eine Mehrheit rech nen könnte. Noch ganz im Rückstände sind die Ent würfe über eine stärkere Belastung des Tabaks, Bie res und Weines, sowie über eine elektrische Licht- und Kraftsteuer. Die Schuld hieran liegt nicht, wie ein nationalliberales Organ glauben machen will, an man gelndem Geschick der Regierungsvertreter, sondern of fenbar in der Uneinigkeit der Parteien und den daraus folgenden Schwierigkeiten für eine klare und zielbe wußte Leitung der Verhandlungen. Dabei hat sich immer mehr gezeigt, daß die Re form mit wechselnden Mehrheiten für die einzelnen Entwürfe, unter Beteiligung des Zentrums bald an der Seite der Linken, bald an der Seite der Rechten, nicht zu stände kommen kann. Sie kann bei der hin und her lavierenden, aber nicht aufs Ganze gehen den Haltung des Zentrums nur von der Blockmehrheit gemacht werden. Diese ist sich aber noch immer nicht über die Kardinalfrage einig, in welcher Weise neben dem Massenkonsum der Besitz zur Vermehrung der Reichseinnahmen herangezogen werden soll. Die Re gierung schlägt eine Erweiterung der Erbschaftsbe- steuerung für Kinder und Ehegatten vor, die Linke neigt einer Reichsvermögenssteuer zu, die Rechte will bisher nur eine Erhöhung der Matrikularbeiträge kon zedieren. Da die Gerechtigkeit der Forderung, daß bei der Deckung des Bedarfs der Besitz mit beitragen muß, von keiner Seite bestritten werden kann, so muß sich auch eine für rechts, links und die Bundesstaaten an nehmbare Verständigung erzielen lassen. Fürst Bülow hat am Mittwoch vor den Mitglie dern des deutschen Landwirtschaftsrates die Reichs finanzreform eine Ehren- und Existenzfrage des Deut schen Reiches genannt, er hat daran erinnert, daß das alte Reich mit an finanzieller Hilflosigkeit zugrunde gegangen ist, während Frankreich und England sich durch wohlgeordnete Finanzen zu starken Staatswe sen entwickelten, er hat den deutschen Landwirten vor gehalten, wie schwer sie selbst unter schlechten Kredit verhältnissen zu leiden haben, und er hat dargelegt, daß wir aus der ganzen Finanzmisere glatt heraus kommen können, wenn wir wollen. Möge dieser Mahn ruf im ganzen Lande gehört und beachtet werden! Tageög^schLchte. Deutschland. Der Kaiser hörte Diens tag den Vortrag des Chefs des Militär-Kabinets. Kom menden Montag reist der Kaiser zur Rekrutenvereidi gung nach Wilhelmshaven. — Die Kombination über die Reise Pläne des Kaiserpaares, das seit der vori gen Woche den Aufenthalt im geräuschvollen Berlin wieder mit dem stillen Idyll der Havel-Residenz Pots dam vertauscht hat, reißt nicht ab. Außer der geplan ten Reise des Kaisers zur Rekrutenbesichtigung nach Wilhelmshaven und, wenn es das Wetter erlaubt, einem Abstecher nach dem nahen Helgoland, ist keine Fahrt bisher in Aussicht genommen — Ein Besuch des deutschen Kronprin zenpaars in England. Wie die „Tägl. Rund schau" meldet, schreibt die mit dem englischen Hofe 'n naher Fühlung stehende „Westminster Gaz.", daß man in London erwarte, das deutsche Kronprinzenpaar werde im Sommer nach England kommen, um dem englischen Königspaar im Buckingham-Palast und in Windsor einen Besuch abzustatten. Der Besuch dürf te voraussichtlich im Juni stattfinden. Der deutsche Kronprinz ist seit dem Tode der Königin Viktoria nicht in England gewesen, während die Kronprinzessin Eng land überhaupt noch nicht kennen gelernt hat. Reform Ker Fahrkarten st euer. Die Finanzkommission des Reichstages hatte den Schatz sekretär ersucht, unter Abänderung des Z 4 des Finanz gesetzes, der die Aufhebung der Fahrkartensteuer vor sieht, der Kommission Vorschläge über eine Reform der Fahrkartensteuer zu machen, da die Mehrheit der Kommission von der Anschauung ausgegangen ist, daß eine Steuer, die etwa 20 Millionen Mark jährlich bringt, in Berücksichtigung unserer Finanzlage nicht ohne weiteres fallen gelassen werden dürfe Wie nun die „Berl. Univ.-Korr." an zuständiger Stelle hört, ist man gegenwärtig im Reichsschatzamte damit beschäf tigt, dejn Wunsche der Kommission zu entsprechen. Die Regierung wird ihr eine Reform der Fahrkartensteuer Vorschlägen, durch die dem Reich die Einnahme von an nähernd 20 Millionen Mark jährlich erhalten bleiben soll. Wie diese Reform ausfallen wird, steht gegen wärtig noch nicht fest. Nur soviel ist angeblich sicher, t>gß die erste und zweite Klasse eine wesentliche Ent lastung erfahren werden, die durch mäßige Erhöhung der Fahrkartensteuer in den unteren Klassen ausge glichen werden wird. Die große landwirtschaftliche Woche fand am Dienstag ihre Fortsetzung mit der 34. Gene ralversammlung der Vereinigung der Steuer und Wirt schafts-Reformer. Außerdem tagten 6 öffentliche und 23 geschlossene Versammlungen, und es fanden 4 Fest lichleiten statt. Die Stadt Düsseldorf hat das dortige kö nigliche Schloß Jägerhof für l 100000 Mark gekauft. Der Herzog Regent von Braunschweig hat in das Kirchengebet die Fürbitte für alle Mitglieder des herzoglichen Hauses, also auch für den Herzog von Cumberland und seine Familie, aufnehmen lassen. Da das längst nicht mehr der Fall gewesen ist, erweckt es immerhin einiges Aufsehen. Deutsch-amerikanische Postabkoin men. Das amerikanische Generalpostamt gibt be kannt, daß jetzt sämtliche deutsche Dampfer amerikani sche Briefe zu 2 Cents llO Pf.) befördern. Deutscher seits werden bekanntlich nach Amerika zu dem er mäßigten Porto nur die Briefe befördert, die direkt, also nicht über Frankreich, Holland, Belgien oder Eng land gehen. Der Newyvrker „Deutsche Vorkämpfer" berichtet nun, daß ihm der neue deutsche Botschafter Graf Bernstorff versichert habe, der Grund hierfür liege im Prinzip der deutschen Regierung, derartige Post- vcrträg nur mit Nachbarländern abzuschließen, im Ver kehr mit denen kein fremdes Gebiet berührt werde. Ameri.a gälte als Nachbarland, da es von Deutsch land nicht durch fremdes Territorium, sondern nur durch das freie Weltmeer getrennt sei. Dagegen treffe das nicht für Briese zu, die von Deutschland über andere Länder nach Amerika befördert würden und umgekehrt. Dann stehe auch der hohe Kostenpunkt des Landtransvortes hindernd im Wege. Der Botschafter glaubte jedoch hoffen zu dürfen, daß auch diese Schranke in nicht zu langer Zeit fallen werde. England. In einer in Newcastle gehaltenen Rede sprach Kriegsminister Haldane über den Plan der Errichtung eines Generalstabes für das Reich und die Reorganisation der kolonialen Streitkräfte. Er sag te, wenn die Reorganisation ausgeführt sei, werde das britische Gesamtreich über eine Armee von 46 Divi sionen, gleich 23 Armeekorps, verfügen. Haldane er klärte, eine solche Reichsarmee sei praktisch erreichbar und man dürfe sich vernünftigerweise der Hoffnung hingeben, sie in die Wirklichkeit umzusetzen. Persien. Aus Teheran wird gemeldet: Die Polizei hat im Basar drei Personen verhaftet, von denen eine eine Bombe bei sich trug. Der Bomben träger nkurde festgenommen und sofort in Bagschah gehenkt. Der Basar wurde militärisch besetzt Mel dung aus Täbris, 22. Februar. Bei einem lO Werft entfernten Dorfe an der Straße nach Dschulfa kam es zwischen den Reitern Sattar Khans und Rakhim Khans zu einem Zusammenstoß. Die Leute Sattar Khans wurden zurückgeworfcn. Sie verloren 40 Tote und Verwundete. Der persische Pvstverkehr zwischen Täbris und Dschulfa ist seit einem Monat eingestellt. Lokale und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 24. Februar. Zur Ergänzung resp. Richtigstellung der Notiz in Nr I!> unseres Blat tes vom l3. d. M., den Streit zwischen dem Kohlen yändler O. und dessen Sohn H. betr., erhalten wir folgende, den Tatsachen entsprechende Schilderung des Vorgangs: Herr O. i»on. ist von seinem Sohne im Verlaufe eines Wortstreites angefallen, am Halse ge würgt und schließlich rücklings auf einen Stuhl ge worfen worden. Dabei ist der Angreifer infolge der Gegenwehr seines Vaters auf diesen gefallen und hat sich an einem Brotmesser verletzt, das dieser bei dem unvermuteten Angriffe in der Hand hielt Die Art der Verletzung der Stich geht von unten nach oben weist ohne weiteres aus, daß der Angreifer in das Messer gefallen ist. Eibenstock. Daß das photographische Auf nehmen vom Ballon aus Schwierigkeiten bereitet, wird jeder Fachphotograph zugeben müssen. Hauptmann Härtel, der im hiesigen Kaufmännischen Ver ein nächsten Sonnabend über Luftschiffahrt sprechen wird, hat Zeugnis abgelegt, daß er darin Musterhaftes geleistet hat, denn seine Arbeiten wurden in Paris und auf der internationalen Ausstellung zu Mailand mit je einer silbernen Medaille prämiiert. Außerdem wur den die Lichtbilder des betr. Herrn in der Urania-Ber lin, dem ersten deutschen Institut für wissenschaftliche Naturkunde vorgeführt und erregten dort durch ihre Schärfe, trotz der enormen Höhe von 2000 3000 Me ter, aus der sie gewonnen wurden, allgemeine Be wunderung. Die „Leipziger Illustrierte Zeitung" so wie „Reklams Universum" haben mehrfach schon Bei träge von Hauptmann Härtel gebracht, so fanden in letzter Zeit namentlich die Alpenaufnahmen aus dem Ballon in Fachkreisen große Anerkennung. Eibenstock. Vom Kaiserlichen Postamt wird darauf hingewiesen, daß Postwertzeichen auch in kleineren Mengen durch die Pakctannahmestelle ver kauft werden. Von dieser Einrichtung hat das Publi kum bis jetzt wenig Gebrauch gemacht. Schön Heide, 22. Februar. Der Tischlerge Hilfe Rudolf Lenk von hier wurde von einem Plötz lich umstürzenden Brctterstoß getroffen und kam da runter zu liegen. Hierbei hat der unglückliche junge Mann das Rückgrat gebrochen, er wurde in hoff nungslosem Zustande dem Kgl. Krankenstift in Zwickau zugeführt. Als am Sonnabend mehrere 13 20 Jahre alte Mädchen aus Schönheiderhammer von ihrer Arbeitsstätte in Eibenstock heimkehrten, wurden sie un terwegs im Walde von einem einspännigen Bierschlit ten überholt. Der Kutscher forderte die Mädchen auf, mitzufahren. Kaum hatten sic der Aufforderung Folge geleistet, da wurden sie von dem Kutscher in der ge- Meinsten Weise belästigt. Die Mädchen ergriffen hierauf die Flucht, eins wurde aber bald von dem Burschen eingeholt, der nun das Mädchen zu vergewal tigen suchte. Zilin Glück kamen noch rechtzeitig Leute zur Hilfe und der Unhold mußte von seinem Opfer lassen. Er fuhr in flottem Tempo davon: leider ist er unerkannt entkommen. — Schön Heide. Am Momag hielt im hiesigen Raihause der Syndikus der Gewerbekammer, Herr I)r. Engelmann aus Plauen einen Vortrag über „die Anleitung der Lehrlinge." Dazu hatte sich eine große Zahl hiesiger Gewerbetreibender eingesunden. Nachdem Herr Gemeindevorstand Haupt den geehrten Redner, sowie die Anwesenden begrüßt hatte, ver breitete sich Herr Or. Engelmann in klarer, allgemein an sprechender Weise über das obengenannte Thema. Im Anschluß daran dankte Herr Schuldirektor Grohmann für das seitens der Gewerbekammer der hiesigen gewerblichen Fortbildungsschule entgegengebrachte Wohlwollen, bestehend in der Zuweisung einer Geldsumme zwecks Anschaffung von Lehrmitteln. Aus der Mitte der Versammlung gestellte Fragen wurden bereit willigst von dem Vortragenden beantwortet. Dresden. Wie der „Dresdner Anzeiger" mel det, hat der König von Sachsen dem preußischen Kriegsminister, General der Kavallerie von Einem, die silberne Krone zum Großkreuz des Albrechtsordens mit dem goldenen Stern verliehen. A nnaber g. Hier sind bis jetzt 3l Typhus E r k r a n k u n g s f ä lle zur Anzeige gekommen, von denen 4 zum Tode führten. In den letzten Tagen sind Neuerkrankungen nicht zu verzeichnen gewesen. Ein hier anwesender höherer Medizinalbeamter hält es für ausgeschlossen, daß die Krankheitskeime sich im Was ser befunden hätten. Nach der Erkrankungsursache wird noch eifrig geforscht. A u e., 23. Februar. Unterschlagungen in Höhe von etwa 700 Mark verübte der Vertrauensmann der hiesigen Filiale des Verbandes der Fabrikarbeiter Deutschlands, der Fabrikarbeiter Krauße aus Lu gau, der darauf sich von hier entfernte. Kürzlich ist derselbe in Halle a. S. verhaftet worden. K l e i n h a rt m a n n s d o rf bei Eppendorf, 23. Februar. Zu dem bereits gemeldeten Verbrechen wird weiter gemeldet: Die Annahme, daß an dem 42jähri gen Kemptcr ein Verbrechen begangen wurde, verdick; tet sich zur Gewißheit. Bei Besichtigung der Leiche fand man diese in einem erbarmungswürdigen Zustand. Von Fleisch zeigt der Körper keine Spur. Die Sektion er gab, daß die Rücken und Gefäßknochcn ««gefault wn