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Reichstag. Sitzung vom IS. Februar. Am Äontag genehmigte baS Han- die Subvention- Erhöhung für den Norddeutschen Lloy» in Bremen in »weiter Lesung, für welche die Redner aller bürgerlichen Parteien eintraten. Dann wurde die ElatS-Beratung beim Etat de- Reirt-tage« sortgrktzt. Hier wurdrn zahlreiche Anregungen wegrn offizieller Berich!» über die Ptenar. und Kominission-sitznngen gemacht; der Präsident Gras Stolberg erklärt«, daß er all« Borschläge prüfen und nch b< nn entscheiden werde. Daraus wurde noch der Etat des ReichSeisen- bahn-Amles beraten und hieraus die Sitzung bi- zum Dientttog vertagt. Sitzung vom ln. Februar. Der Reichstag erledigte am Dienstag den Etat de- Reichscisenbahn- ÄmteS Ans Ausstellungen des Adg S r o l l e (Soz) erwidert Präsident Schulz, daß die Beamten angewiesen seien, alle Unregelmäßigkeiten im Betriebe sofort zu "»Iden. In den Jahren I88l —VS kamen aus ><> Mill. BetriebSkilometer 31 Zusammenstöße oder Entgleisungen, in den letzien Jahren nur noch 10,8. Die Betriebssicherheit ist also erheblich giiiicgen Abg. Schrader ssreis. Berg.) wünscht eine Erweiterung der Befugnisse de- Amt-. Abg.v.Putlitz (Kons., nimmt die Beamten gegen den Erzbergerschen Borwurs der Faulheit in Schutz Abg Stvrz lSüdd. Volksp.) meint, die Macht deS Reichseisenbahn Amte- ist gar nicht so klein, da der ganz« Reichstag hinter ihm sieht; der Präsident müßte nur größere Energie ent wickeln. Redner klagt über die Umleuung der Züge über Bayern, worunter Württemberg zu leiden habe. Abg Pichler (Ztr.,: In Bayern will man nicht, daß über die Güterwagen Geneinschast zu einer allgemeinen Betriebs gemeinschaft oder gar zu einer einheitlichen ReichScisendahn binausgegangcn wird. Der Bevollmächtigte Württemberg- weist die Behauptung des Abg. Pichler zurück das Posiabkommen dies,- Bundesstaates mit dem Reich sei Schmiergelder». Abg. Hcyl v. HerrnSbeim (natl) lobt die preußisch hes sische Elsenbahngemeinschasr. Mittwoch: Fortsetzung. Schluß nach 7 Uhr. Wem in Sievenvürgen. Bon l>> Karl Egg. verpo ) Das wunderbare Bergland, dessen liebliche Schön heit in unseren Tagen mehr und mehr erschlossen wird, war vor sechs Jahrzehnten der Schauplatz arger Ver wüstungen, verheerender Kriegszüge und blutiger Metzeleien. Damals tranken die Täler Siebenbürgens das Blut ihrer edelsten und bestell Landeskinder. Da ,mals fegte der Fittich des Aufruhrs über die Höhen der transsilvanischen Berge und viel Not und Elend «machte sich breit zwischen Donau und Szamos, zwi schen der Walachebcne und den Tiefländern Ungarns. Die Märzereignisse des Jahres 1848 hatten den eigentlichen Anstoß 'zu den Vorgängen des Jahres 1849 in Siebenbürgen gegeben. Denn die Stürme des „tol len" Jahres fegten bis an die Grenzen des Balkan. Bereits am 15. Mai 1848 hatten sich zirka 4OOOO Wa lachen, auf eine Aufforderung des Bischofs Saguna hin, bei Balasfalva versammelt, um so in einer impo santen Kundgebung die bereits 1843 vergeblich getane Forderung, als vierte Nation Siebenbürgens anerkannt zu werden, nochmals vom Kaiser durch Entsendung einer eigenen Deputation zu verlangen. Wohl hätte man hüben und drüben auf Erhaltung des Friedens gehofft. Doch die Wogen der Empörung, die damals allgemein Europa von Grund auf auf wühlten, waren auch in das friedliche Siebenbürger land gekommen. Nun gab es bald kein Halten mehr. Die Ereignisse drängten und überstürzten sich wild und rasch einander. In Topanfalva, Marczfalva und zahlreichen anderen Orten hatten Exzesse eingesetzt, die von blutigen Tätlichkeiten begleitet waren. Alle friedliche Vereinbarung privater und öffentlicher Na tur schien aufgelöst. Die Ruhe war dahin und der Frieden verjagt. Als schließlich der Kommandierende von Siebenbürgen, Feldmarschallleutnant Puchner dem seinem Amte enthobenen ungarischen Ministerium den Gehorsam,aussagte 3. Oktober 1848 , entbrannte in der unverhülltesten Weise der Bürgerkrieg. Nun gingen die Nationen Siebenbürgens auf einander los. Alle Besonnenheit aus dem öffentlichen Treiben war ausgeschaltet. An die Spitze der bewaffneten Wala chen hatte sich der Advokat Janku gestellt. Und ge rade die Walachen waren es, die in erster Linie Anrecht auf Erfüllung bisheriger Forderungen zu haben glaub len. Gelang es auch den Oesterreichern Ende 1848 das Land vorübergehend zu pazifizieren, so sollte das nur von vorübergehender Dauer sein. Das kam so. Zur selben Zeit war der Polengeneral Bem ins Land gekommen, dessen Fanatismus es Vor behalten war, die bereits beruhigten Distrikte anfangs 1849 für die frisch ausgebrochene ungarische Volkser hebung zu gewinnen. Und das gelang ihm mit so außerordentlichem Erfolge, daß auch die im Februar 1849 eingcrückten russischen Hilfstruppen zuerst nichts gegen Bem und feine Soldateska auszurichten vermoch ten. Dazu war der Pole ein zu geschickter Heerführer, gleichzeitig steckte auch in ihm ein gut Stück Demagogcn- tum. Aber auch er mußte schließlich an die Tücke des Schicksals glauben. Auch sein Glück ging dahin, ver sank und erlosch. Durch die österreichische Reichsver fassung vom 4. März 1849 erhielt Siebenbürgen, nach dem endlich wieder 'Ruhe im Lande eingetreten war, seine alte Selbständigkeit als Kronland der Monarchie wieder. Eng verknüpft mit dem Geschick Siebenbürgens in den Schreckenstagen des Jahres 1849 ist ein Teil des Lebens und Wirkens des Generals Bem, mit dessen Persönlichkeit wir uns nunmehr ein wenig zn befassen haben. Josef Bem war 1795 zu Tarnow in Galizien ge boren. Als Artillerieoffizier machte er den russischen Feldzug von 1812 mit; im gleichen Range wirkte er von 1815 an in der Armee des Königreichs Polen; 1819 avanzierte er, der inzwischen u. a. auch Vorlesungen' an der Warschauer Artillerieschule gehalten hatte, zum Kapitän. Als im November 1830 in Warschau der polnische Ausstand ausbrach, beteiligte sich auch Bem, der im' Range eines Artilleriemajors stand, an demselben. Die Schlachten bei Jganie und Ostrolenka gründeten seinen Ruhm und seinen militärischen Ruf. Bald ward er zum Oberbefehlshaber der Artillerie und zum General ernannt. Als Warschau gefallen war, lebte Bem auf deutschem und französischem Gebiet, in Leipzig, Alten burg und Paris. Als das Jahr 1848 über Europa gerauscht kam, zog es natürlich auch Bem wieder zu rück in die Heimat. Nach kürzerem Aufenthalt in Lem berg traf er am 14. Oktober 1848 in Wien ein, wo er den Ausfall vom 25. Oktober leitete. Als die Stadt kapitulierte, flüchtete er nach Ungarn. Hier wurde er mit offenen Armen von Kossuth empfangen, der ihn mit dem Oberbefehl von Siebenbürgen betraute, wo rauf wir weiter unten noch ausführlicher zurückkvmmen werden. Anfangs August wurde Bem von Kossuth uach Un garn zurückgerufen. Die Schlacht von Temesvar 9. August 1849 , deren unglücklichen Ausgang Bem zum Teil durch sein rasches unbedachtes Vorgehen ver ursachte, machte aus dem kühnen Polengeneral einen Flüchtling. Sein Weg führte ihn in die Türkei, wo er zum Islam übertrat. Hier lebte er unter dem Na men Amurat Pascha. Allein den Oesterreichern, wie den Russen schien der nahe Aufenthalt Berns an den Grenzen ihrer Länder wenig zu behagen. Sie ver anlaßten die türkische Regierung, dem alten, noch im mer gefürchteten Haudegen Aleppo als Wohnsitz an- zuweisen. Das geschah denn auch im Jahre 1850. Und in Aleppo, von wo aus er noch an der Spitze türki scher Truppen einen Aufstand der Araber gegen die Christen niederschlug, ist Josef Bem denn auch am 10. Dezember 1850 gestorben. Daß sein Leben und seine Taten nicht so ganz spurlos dahingegangen, beweist schon der Umstand, daß seinem Andenken 1880 zu Ma- ros-Vasarhely ein Denkmal errichtet worden ist. Doch zurück zn den Siebenbürger Tagen Josef Bem's! Auf Befehl Kossuth's war Bem nach Siebenbürgen gekommen. Der Ungar wußte wohl, was er tat: er kannte seinen Mann. Sein erstes war, daß er aus Szeklern eine stehende Honvedarniee von 10000 Mann organisierte. Bem wußte, daß er sich aus diese Leute in allen Lebenslagen verlassen konnte. Nun legte er sich auf den Kleinkrieg, für den sich das bergige Sieben bürgen ganz besonders eignete, und den er auch mit großem und anerkennenswertem Geschick ausführte. Der Erfolg wich nicht von seiner Seite. Das erhöhte sei nen Mut. Sogar den Feldmarschallleutnant Puchner besiegte er am 19. Dezember 1848 bei Dees. Und das wollte, besonders in den Augen der Leute, die unter ihm fochten, nicht wenig sagen! Trotz einer leichten, am 4. Februar 1849 erlittenen Niederlage bei Wizakna ge lang es Bem dennoch, Kronstadt und Hermann'stadt, die beiden Hauptstädte des Landes, zu erobern. Jetzt beherrschte Bem mit seinen Truppen gewissermaßen das ganze Land. Doch das genügte ihm keineswegs. Nein; Denn nun drängte er sowohl die Oesterreicher, wie die Russen, in die Walachei zurück. Man jubelte ihm allseitig zu und überhäufte ihn mit Ehren. Doch Bem hatte mit dem Getanen nicht genug. Schließ lich vertrieb sein Waffenglück auch noch Puchner aus dem Banat. Nun galt er wirklich als der „Volksbe freier", als der er so gern gefeiert sein wollte. Bem's Armee war inzwischen auf 43000 Mann angewachsen. Das war eine ansehnliche Macht, zu mal es durchweg ziemlich zuverlässige Leute waren, die allen Strapazen kühn trotzten. Aber Oesterreich und Rußland konnten und wollten sich das nicht bieten lassen. Sie mußten Bem, und mit ihm Siebenbürgen, zu Falle bringen, schon des Beispiels halber, das diese gaben. Ihrer vereinigten Uebermacht mußte auch Bem's strategische Geschicklichkeit unterliegen. Wohl verteidigte er sich wie ein Löwe; allein auch seinem Glücke hatte die Schicksalsstunde geschlagen. In der Schlacht bei Schäßburg, am 31. Juli 1849, erlosch Bem's Stern; die Oestcrreicher und Russen hatten einen ent scheidenden Sieg errungen. Mit seinem Fortgang nach Ungarn war auch Sie benbürgens Schicksal im wesentlichen besiegelt. Die Beruhigung machte rasche und gründliche Fortschritte. Die Ereignisse des Jahres 1849 waren für das schöne Bergland, soweit sie wenigstens politisch in Betracht kamen, beendet. Und doch sind jene Tage keineswegs vergessen. In den Blättern der Geschichte sind sie mit ehernem Griffel eingezeichnet. Und wenn heute, in der Zeit, da man sich dieser Tage erinnert, Heldennamen ge nannt werden, so wird auch der Name Bems, wenn er auch nicht zu den Freunden der damaligen Regierung zählte, keineswegs vergessen werden. Sein Name und die Geschichte Siebenbürgens im Jahre 1849 sind auf's engste mit einander verknüpft. Mevr Mit- und Hlcinaröcrt „Die Arbeit", amtliche Zeitschrift des Verbandes der evangelischen Arbeiter-Vereine Berlin und Umge gend und einer Anzahl sonstiger Vereinigungen, bringt folgenden Artikel, der auch für weitere Kreise von In teresse sein dürfte. Wohin man kommt, überall hört man dieselben Klagen, nämlich, daß die Vereins- und Ortsgruppen vorstände seitens der Mitglieder in ihrer mühsamen Arbeit zu wenig unterstützt werden. Die Klage ist so alt wie das Vereinswesen. Der größte Feind einer jeden Volksbewegung ist der Jndifferentismus, die Gleichgültigkeit, Gedanken losigkeit und Trägheit der eigenen Freunde. An diese „stillen Teilhaber" soll dieser Appell zur Mitarbeit gerichtet sein. Sieh' mal, lieber Leser, wie kannst du hoffen, daß unsere Sache vorwärts geht, unsere Bestreb ungen anerkannt werden, wenn du und viele, viele andere untätig am Markte stehen. Zeugt dies Verhalten vielleicht von Ueberzeugungstreue, von Opfermut und Idealismus? Ganz und gar nicht! Seht, ihr seid schuldig, wenn nachher die Vorstände des Arbeitens müde, weil sie fast nicht unterstützt werden, die Segel streichen, die Flinte ins Korn werfen. Der Anfang vom Ende ist zunächst, daß die Vorstände aus den Kreisen der Mitglieder nicht unterstützt werden. Die leitenden Personen werden mißmutig, verzagt, und die Folge davon ist, daß die herrliche, große, heilige Sa che, für die wir unser Herzblut übrig haben sollten, allmählich einschläft. So ist cs bei manchem Vereine gegangen. Soll es in deinem Orte, in deinem Verein auch so gehen'? Wenn man doch einmal mit einem Gewitter da rein fahren könnte, das die Massen aus ihrer stu piden Gleichgültigkeit herausbrächte! In Versammlungen kann man es erleben. So einer nach dem andern kommt herangeschlichen, setzt sich still in eine Ecke, und harrt der Dinge, die kommen sollen. Mehr Leben! Mehr Leben ist unbedingt not wendig. Mit Schlafmützen und trägen Gesellen ist noch nie eine Aktion durchgeführt worden! Deshalb, ihr lieben Leser, die ihr bisher als „fünf tes Rad am Wagen" mitgelaufen seid, erkennet, daß eine Bewegung refp. Vereinigung nur dann wachsen, blühen un'o gedeihen kann, wenn sich alle in den Dienst der Sache stellen. Also tätige Mitglie der sollt ihr werden, das verlangt die Sache. Jeder kann neue Mitglieder werben und neue Abonnenten sammeln. Jedes Mitglied soll ein Agitator, ein Or ganisator sein. Noch ein kurzes Wort über Kleinarbeit. Es muß Arbeitsteilung eingeführt werden. Jeder, der sich zur Mitarbeit meldet, muß sein Pensum Arbeit er halten. Nur ja keinen, der ernstlich Mitarbeiten will, zurückstoßen. Die Kleinarbeit ist das Geheim nis des Erfolges. Insbesondere bei Wahlen, aber auch bei Versammlungen. Wie oft hört man in öffent lichen Versammlungen, daß der schlechte Besuch au? ungenügende Bekanntmachung zurückzuführen sei. Es gibt Leute, die meinen, wenn sie ein Inserat aufge- gcben, hätten sie genug getan. Nichts falscher als dies. Die Versammlungen müssen durch persönliche Klein arbeit bekannt werden. Hier mangelt es sehr. Der Redner hat Reisegeld ausgegeben, Zeit verfahren und muß oft vor ein paar Menschen reden. Das sollte nicht vorkommen. Schlage sich ein jeder an die Brust und frage, ob er genügend getan hat, um die Ver sammlung bekannt zu machen. Alle Hände und Kräs- le müssen in Beweaung sei», uni öffentliche Versammlungen vor zubereiten. Weiter ist das Vertrauensmänner system einzuführen und auszubauen. Wie kann man z. B. eine systematische Hausagitation durchfüh ren, wenn nicht eine regelrechte Straßen-Ein- teilung vorgenommen worden ist. Kleinarbeit, Agi tation von Mund zu Mund, Hausagitation, Werkstatt agitation usw. sind notwendig, um Erfolge zu erzielen. Deshalb arbeite ein jeder mit an dem Ausbau der Vereine und Ortsgruppen, dadurch bekommt man erst rechte Freude an der Arbeit. Dann wird unsere Bewegung auch schneller wachsen. Also heran, ihr Drückeberger! Alle Mann an Bord! Es gilt einer großen Sache dem Kampf für C h ri st e n t u m, Va terland, Sozialreform. Dcr Herr von Lorenzdorf. Roman vwr Maximilian Moegelin. <7. Fortsetzung > Der Musikstudierende, dessen Haupt ebenso raben schwarzes Haar krönte wie das seiner wißbegierigen Nachbarin, zuckte lächelnd die Achseln und meinte: „Ja, wenn ich den Titel wüßte, dann wäre mir auch schon wohler". Ottilie Zechow horchte auf und wußte nicht, ob das ein Scherz sei, oder was sie von solchen Worten zu halten habe. „Ja, sehen Sie, mein hochverehrtes Fräulein", fiel der Referendar ein, „so ergeht es oftmals der echten Kunst. Man komponiert, malt oder dichtet so ins Blaue hinein, und wenn es dann richtig glückte, fehlt oft der rechte Name. Im übrigen aber", bemerkte er, in dem er sich eine Zigarre anzündete, — der Komponist fiel ihm nun schnell ins Wort und meinte, daß gerade Herr von Bornim ihm mit bestem Beispiele ja voran ginge. „Sie müssen nämlich wissen, meine Verehrtesten, unser Staatsanwalt reitet nicht ohne Geschick das hohe Rotz der Literatur". In diesem Augenblick erhob sich Fritz Krüger, dem der Referendar einen Wink gegeben hatte, und schritt zum Klavier. Präludierend griff er in die Tasten, wäh rend der Referendar ein Notenblatt zur Hand nahm und mit voller Stimme sang: Seid stark, ihr Herzen, aus die Zukunft traut, Die Lieb' allein sie ist'-, die Wunder baut. Laßt nur die Zeit hingehn, die viele» schafft. Aus schroffen Sinnen will'ge Herzen macht. Und wenn du traurig bist in stiller Nacht, Schenk dir der Himmel »'einer Liebe Krast! Da- Schicksal liegt in unsichtbaren Händen: Sei stark, mein Lieb! ES wird sich alle-, alle- wenden. Halt auS, mein Schatz, holt au-, sei fest und treu; Ein jeder Tag ist in der Liebe neu. Da- höchste Glück ist'-, da- di« Welt gekannt: Durch Freud und Leid zu gehen Hand in Hand! Ich bleib dir treu in olle Ewigkeit, Im Leben und im Sterben mein Geleit: Da- Schicksal liegt in unsichtbaren Händen: Sei stark, mein Lieb, ES wird sich olle», olles wenden. Es war jenes Schutz- und Trutzlied, das die beiden Wilhelm Lorenz oder richtiger dessen Braut zum Trost gewidmet hatten, als der Lorenzdorfer Schulze seinem Neffen bestimmt versichert hatte, keinen Pfennig mehr für ihn bezahlen zu wollen, wenn die dumme Liebelei mit Lehrers Martha nicht sofort ein Ende nähme. Lautlose Stille herrschte während des Vortrages, llnd verstohlen rann ein Träne über Marthas Wange. Sie wollte fest bleiben, aber es gelang ihr nur schwer, und nun, da sie jenes Lied in einer Vollendung gehört, wie sie es nietnals, wenn auch oft genug sich in stillen Stunden vorgespielt hatte, da war sie tief ergriffen. Und mit feuchten Augen lächelnd erhob sie sich und dankte jenen nun persönlich für eine Liebenswürdigkeit, die sie, wie sie meinte, kaum verdient hätte. „Aber — ich bitte recht sehr!" entgegnete wie ab wehrend der Referendar, „das waren wir seiner tapferen Braut nur schullng!" während Fritz Krüger durch Kopfnicken de^n vollends zustimmte. Leicht verneigte sich der letztere nun vor Mine Lorenz und fragte, ob er ihr auch etwas spielen dürf te vielleicht ihr Lieblingslied, wenn sie gestatte.