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Amts- M AnWcklitl für den Ntvnnsmsnt oiertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. d«S „Jllustr. Unterhaltung-bl.- a. der Humor. Beilage „Seifen blasen- in der Expedition, bei unseren Boten sowie bet allen ReichSpostanstalten. Ltlrgr.-A-restr. Amtsblatt. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 210. ^7 «S 55. Jahrgang. — — Dienstag, den 26. Mai 1S«8 Belohnung bis z« 900 Mk. erhält nach den geltenden Bestimmungen, wer die Urheber einer vorsätzlichen Brand stiftung znerst entdeckt und unter Beibringung solcher Ber-achtsgründc anzeigt, daß auf Grund deren die Ueberführung oder das Geständnis des Beschuldigten erfolgt. Gtadtrat Eibenstock, den 19. Mai 1908. I. V.: Justizrat Landrock. L. GrundMcksversteigeruug. Das zur Konkursmasse der Firma Oustuv Hinmrled in Schönheide gehörige, an der Hauptstraße in Schönheide sehr günstig gelegene, aus der Brandstelle (mit 10420 Mk. in der Landesbrandkasse versichert), Garten und Hofraum bestehende Grundstück soll Mittwoch, den 3. Juni vorm. 1v Uhr unter den vor der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen an Ort und Stelle in Schönheide versteigert werden. Erstehungslustige werden dazu eingeladen. Nähere Auskunft erteilen der unterzeichnete Konkursverwalter und Herr Kaufmann OuLclo Lauvaauu in Schönheide. Eibenstock, am 13. Mai 1908. Justizrat lemnUrovIr. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Entwürfe betreffend die Ge - haltSreform der Reichsbeamten, der preußischen Beamten sowie betreffend die Neuregelung des Wohnungsgeldzuschusses und der Service und die Beseitigung de« Steuerprivilegs sind vom Reichsschatzamt und dem Finanzministerium soweit Wußland, Bersten und die Türkei. Seit Monaten ist die Lage in Persien eine völlig un haltbare geworden, fast jede Woche gibt es Konflikte mit dem Parlament nebst obligater Ministerkrisis und in dieser Hinsicht dürfte das Reich des Schah, obwohl es erst seit ziemlich kurzer Zeit eine Konstitution besitzt, den Rekord ge schlagen und selbst Frankreich in diesem Punkte weit hinter sich gelassen haben. In den meisten Teilen des Landes herrscht völlige Anarchie und ein jeder tut was er will, und dies gilt namentlich von den auch sonst meist unbotmäßigen Stämmen im Norden, für welche naturgemäß unter den obwaltenden Umständen der Weizen blüht. Raub und Mord sind an der Tagesordnung und hierbei wird ost auch die russische Grenze nicht respektiert. Es ist daher begreiflich, wenn man zum Schutze des eigenen Gebietes die erforder lichen Maßnahmen trifft und angesichts der Untätigkeit der Regierung von Teheran droht, auch auf persischen! Gebiete selber Ordnung zu schaffen, um Uebergriffe der dortigen Bevölkerung zu verhindern. Es ist daher von russischer Seite ein Ultimatum gestellt worden, andernfalls die im Kaukasus konzentrierten Truppen über die Grenze marschieren und die Nachbarprovinz besetzen würden. Darob ist dem Schah der Schreck in die Glieder gefahren, man hat der russischen Regierung beruhigende Zusagen gemacht, aber um eme Frist von 15 Tagen gebeten; da man aber die Saum seligkeit der Herren in Teheran zur Genüge kennt, will die russische Regierung davon nichts wissen und will nur inso weit Entgegenkommen zeigen, als der Statthalter des Kaukasus, der die Situation genau kennt, dies als mit den russischen Interessen vereinbar hält. Ist aber einmal eine persische Provinz besetzt, so dürften die Russen keine sonderliche Eile zeigen, von dort wieder wegzugehen; man wird sich dort häuslich einrichten und schließlich das Gebiet für russische Jnteressenspähre erklären, zumal man von England im Hin blick auf das bestehende asiatische Abkommen, welches den Norden Persiens für Rußland vorbehält, kaum Schwierig keiten zu befürchten hätte; andererseits aber würde die Sache vielleicht doch nicht so ganz glatt abgehen, denn auch die gleichfalls benachbarte Türkei würde nicht zurückstehen wollen. Bekanntlich ist es schon mehrfach zu Grenzzwischenfällen zwischen Persien und der Türkei gekommen, ja es hat sogar vor nicht allzu langer Zeit eine Art Kleinkrieg gegeben, in dem eine türkische Truppe den Gouverneur der Grenzprovinz in einer Festung belagerte. Nun sind ohnehin die Bezieh ungen zwischen Rußland und der Türkei seit einigen Monaten nicht die allerbesten. Rußland warf starke Truppenteile nach dem Südkaukasus in die Nähe der dortigen türkischen Grenze und ebenso traf die Türkei ihre Gegenmaßnahmen, sodaß der Anschein erweckt wurde, ein leicht möglicher Krieg zwischen beiden Ländern würde Vorderasien zum Schauplatz haben. Verschärft wurde die Spannung durch die Konzessionierung der Sandschakbahn an Oesterreich und man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß von Petersburg aus eifrig daran gearbeitet wird, der Pforte Ungelegenheiten zu bereiten. So tauchte das Gegenprojekt der Transversalbahn auf, welches tatsächlich auch zustande kommen wird, nachdem die beteiligten Finanzgruppen dieser Tage ihre Zustimmung gegeben haben; auf russische Einflüsse ist eS wohl auch zurückzuführen, wenn Fürst Nikita von Montenegro, der ja überhaupt von je ehr furchtsvoll sich als Satrap des Zaren betrachtete, eine Re vision des Berliner Vertrages wünscht, wodurch selbstver ständlich die gesamte Balkanfrage aufgerollt würde und damit auch die Frage der Ausfahrt russischer Kriegsschiffe aus dem Schwarzen Meer aufs Tapet gebracht werden würde. So unscheinbar und uninteressant äußerlich all diese im Orient und Vorderasien sich augenblicklich abspielenden Dinge erscheinen mögen, so können sie doch leicht von weittragenden Folgen für den weiteren Gang der Weltpolitik werden. fertig gestellt, daß einschneidende Aenderungen kaum noch Platz greifen werden. Für Reichszwecke verlangen die Ent würfe über 76'/, Millionen, für die preußischen Beamten etwa 130 Millionen. Die Entwürfe werden nicht veröffent licht werden, dem Bundesrate gehen sie erst im Herbst zu, wenn die Entwürfe betreffend die Finanz- und Steuerreform fertig gestellt sind. — Zur Reichsfinanzreform meldet die Militär politische Korrespondenz: Eine Besprechung, die kurz nach Pfingsten in Berlin zwischen einzelnen Parlamentariern und den Bertramnsleuten der Regierung stattfinden soll, dürfte mit der unverbindlichen, aber allgemein grundlegenden Entscheidung über die herbstlichen Steuerreform - Vor schläge des Staatssekretärs Sudow die im Volke dringend gewünschte Klarheit schaffen. Denn noch ehe die politische Sommerruhe einsetzt, beabsichtigt Fürst Bülow dann das neue Steuerbukett der öffentlichen Diskussion zu unterbreiten. — Zur Reform der Fahrkarten st euer geht die Nachricht durch die Presse, die zurzeit an den amtlichen Stellen schwebenden Erwägungen würden demnächst zu dem Resultat einer völligen Aufhebung der Steuer führen, nach dem von einigen Eisenbahnverwaltungen festgestellt sei, daß der durch die Steuer für die Eisenbahn eingetretene Ausfall ungefähr ebensoviel ausmache, wie der Steuerertrag. Hierzu wird den „Berl. N. N." geschrieben: „Nach unseren Informationen sind bei den bisherigen Erörterungen Aufhebungsmaßnahmen überhaupt nicht erwogen, vielmehr weiter die Gesichtspunkte beibehalten worden, die bereits der vorige Schatzsekretär für eine Reform der Steuer ins Auge gefaßt hatte. Dazu ge hört vor allem, daß vollkommenere Unterlagen abzuwarten sein werden, als sie eine Statistik über „Ausfälle" des letzten Jahres bietet." — Besser als eine bloße Reform wäre auf jeden Fall die vollständige Beseitigung der Steuer, die ebenso unzeitgemäß wie unbeliebt ist. — Ueber den Stand der Vorarbeiten zur Reform der Arbeiterversicherung erfährt die Neue politische Korrespondenz von unterrichteter Seite, daß das Reichsamt des Innern den Bundesregierungen bereits vor längerer Zeit verschiedene grundlegende Fragen mit der Bitte um Prüfung und Beantwortung vorgelegt hat. Die Aeußerungen der Bundesregierungen werden voraussichtlich bis Ende Juni eingegangen sein. Auf Grund dieser Aeußerungen wird an die Ausarbeitung eines Reformplanes herangetreten werden. Daneben soll Vertretern aller beteiligten Kreise Gelegenheit gegeben werden, ihre Anschauungen und Wünsche vorzubringen. Ein Anfang in dieser Richtung w rd dadurch gemacht werden, daß am 11. Juni zur Klärung der Frage, wie künftig das Verhältnis zwischen den Krankenkassen und den Aerzten ge staltet werden soll, eine Besprechung im Reichsamte des Innern stattfinden wird. Einladungen zu dieser Besprechung ergehen an Vertreter der verschiedenen Gruppen einerseits der Aerzteschaft (Befürworter der freien Arztwahl und solche des Kassenarztsystems), andererseits der Kassenverwaltungen sowie an einige andere erfahrene Männer der Wissenschaft und der Praxis. — Feststellung der Vorstrafen in Prozessen. In der neuen Strafprozeßordnung, deren Entwurf voraus sichtlich bald an den Bundesrat gelangen wird, wird auch bezüglich der Feststellung der Vorstrafen die Frage geregelt werden, inwieweit einer Bloßstellung des Angeklagten oder der Zeugen durch Feststellung früherer Bestrafungen vorgebeugt werden kann. Einer Ueberspannung der Vorstrafenkontrolle läßt sich aber auch im Verwaltungswege begegnen. In dieser Beziehung schweben nach der Dossischen Zeitung zurzeit Er wägungen zwischen den beteiligten Ressorts. — Fünf-, Drei- und '/, Markstücke. Der Bundesrat hat, wie bereits mitgeteilt, den Beschluß des Reichs tages, Dreimarkstücke einzuführen, angenommen. Wie nach der Magdeburger Zeitung verlautet, besteht zunächst die Ab sicht, die Fünfmarkstücke in der alten Form beizubehalren (Durchmesser 38 Millimeter) und die Ausprägung in den ge planten Grenzen weiter vorzunehmen. Für ein Dreimarkstück kann nur die Größe des alten Talers (33 Millimeter) in Betracht kommen, an Stelle des Wortes „Taler" wäre „Drei Mark" zu setzen. Der Wunsch des Reichstages, das Fünfmarkstück handlicher zu gestalten, läßt sich nicht niehr durchführen, da eine Verkleinerung des Durchmessers Ver wechselungen mit dem Dreimarkstücke herbeiführen kann und eine Gewichtsverringerung nur auf Kosten des Silberwertes vorzunehmen wäre. Von den neuen Fünfundzwanzigpfennig stücken sollen, nachdem die Münze Vorschläge über die Art der Ausprägung gemacht haben wird, Probestücke in den nächsten Wochen geprägt werden. Es sollen Versuche mit reinem Nickel und Kupfernickellegierungen gemacht werden. Bei reinem Nickel soll die Münze 21 bis 23 Millimeter Durchschnitt erhalten. — Rußland. Das Programm der Reise des englischen Königspaares und der Prinzessin Viktoria nach Rußland ist offiziell bekannt gegeben worden. Die englischen Herrschaften werden am 5. Juni in Port Viktoria an Bord der Königsjacht gehen, die am 6. Juni, morgens, in See sticht. Das Eintreffen in Reval erfolgt am Diens tag, den 9. Juni, und die Rückfahrt nach England wird am Donnerstag, den 11. Juni, morgens, angetreten. — Ein eng lisches Blatt läßt sich aus Petersburg melden, daß die Kaiserliche Jacht Standart in größter Eile fertig gestellt werde, weil die Zarenfamilie am 9. Juni sich an Bord begeben wolle, um nach Reval zu reisen. Die Ostseeflotte unter Admiral Essen sei für denselben Tag nach Reval befohlen worden. Es werde u. a. eine Flottenrevue stattfinden, ferner sei ein Empfang an Bord vorgesehen. — Belgien. Brüssel, 23. Mai. Nach genauen Feststellungen hat die Eisenbahnkatastrophe bei Contich 200 Opfer an Toten und Verwundeten gefordert. Der verschwundene Weichensteller, der, wie man annimmt, das Unglück verschuldete, wurde gestern bei Tagesanbruch auf dem Felde geistesgestört umherirrend gefunden; er ist noch nicht vernehmungsfähig. Zahlreich sind die körperlich nicht verletzten Personen, die nachrräglich infolge des Schreckens und Entsetzens über die Katastrophe erheblich an Nerven erschütterungen erkrankt sind. Unter den geretteten Passa gieren befindet sich auch der wegen eines Attentates auf den Sultan seiner Zeit zum Tode verurteilte, vor kurzem aber begnadigte Belgier Horis und die schwerverletzte Baronin De Jamblimio, die Führerin des Pilgerzuges nach Montaigu. — England. Die süddeutschen Bürger meister sind am Sonnabend von König Eduard em pfangen worden. Von dem Empfang berichtet uns ein Londoner Telegramm nachstehende Einzelheiten: Die Bürger meister fuhren in offenen Equipagen zum Buckinghawpalast. Der deutsche Botschafter Graf Metternich stellte dem Könige fünf Oberbürgermeister vor, welche dann die anderen Bürger meister vorstelllen. Der König hielt eine deutsche Ansprache, in der er auf das ausgezeichnete Wetter hinwies und die Hoffnung aussprach, daß alle anderen Umstände des Besuches damit im Einklang stehen möchten. Es sei ihm ein sehr großes Vergnügen, die deutschen Bürgermeister in seiner Re sidenz zu empfangen und ihnen herzlich Willkommen zu sagen. Der erste Bürgermeister von München, Geheimrat v. Borscht, dankte dem Könige in einer kurzen Ansprache für seine außer ordentliche Güte, für die Einladung nach Windsor und den gestrigen Empfang, den er und seine Kollegen aufs höchste zu würdigen wüßten. Die Worte.fehlten ihm, um die Herz lichkeit, Gastfreiheit und Güte zu schildern, die der Abordnung während ihrer ganzen englischen Reise zu teil geworden seien und von der sie die dankbarste Erinnerung mit nach Hause nähmen. Er hoffe und glaube aufrichtig, daß der Austausch von Besuchen dazu beitragen werde, die bestehenden guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern noch zu stärken. -Amerika. Da es für die amerikanische Atlantic- Flotte unmöglich ist, der Einladung Deutschlands zu folgen und Deutsch-Samoa anzulaufen, so hat nach telegraphischer Meldung aus Washington das Marinede partement beschlossen, die pazifische Kreuzerflotte dorthin zu senden. Die pazifische Flotte wird, von der Torpedo flottille begleitet, im Herbst eine Kreuzfahrt nach den Süd- see-Jnseln unternehmen. — New-?)ork, 24. Mai. Aus Oakland (Kali fornien) wird gemeldet: Eine furchtbare Ballon- katastrophe ereignete sich gestern hier anläßlich der ersten Fahrt des lenkbaren Riesenluftschiffes „Morel" mit einem Inhalt von 500 000 Kubikfuß Gas. Der Ballon hatte 5 Motoren von je 40 ?8. In seinem Korbe hatte er 16 Personen ausgenommen. Als das Luftschiff eine Höhe von 90 Metern erreicht hatte, stürzte es plötzlich mit großer