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Die Rose zog ihre Bahn nach Westen, eine sausende I silberne Schaumwelle vor ihrem Bug — der junge Schiffs herr las und studierte eifriger al- je seine chinesische Gram matik. Es trat fast völlige Windstille ein. »Jetzt gibt's Zeit, die Rose sauber zu machen*, befahl der Kapitän, »sauberer als sie bisher gewesen.* Und er aab Ordre, das Schiff von oben bis unten zu waschen. — »Sie soll auch ein besseres Kleid bekommen', sprach er zum Schiffs zimmermann, als die Reinigung beendet, »wir wollen die Rose neu anstreichen — ihr Hellgelb könnte uns Piraten auf den Hals ziehen. Wir pinseln sie dunkelrotbraun an und den weißen Ober-Kielstrich schwarz, das Backbord auch schwarz, das macht sich schön. — Sie sind doch einverstanden, Sennor Wesendonk?* wandte er sich mit einer kurzen Verbeugung an diesen. »Sie sind, so lange die Fahrt dauert, hier Herr, führen Sie aus, was Sie für gut finden,' gab der junge Mann zurück. »Wir sollten auch die Inschrift und das Gallion polieren', schlug der Kapitän vor, »dann kann das Schifi fast wie neu gelten und verkauft sich bester. So füllen wir die stille Zeit nutzbringend aus!' Wesendonk nickte, in seiner Grammatik vertieft. Der Schiffszimmermann ließ sich hinab und nahm die vergoldeten Kupferblech-Buchstaben vom Bug und vom Spiegel des Schiffes, dann hob er auch das Gallion, die große vergoldete Rose, am Bugspriet aus. Das Schiff war gestrichen — die Inschrift sollte poliert werden, da trat Wind ein, das Schiff schoß vorwärts und inan hatte keine Zeit, an Zierrat zu denken. 6. Es war etwa Mitte Dezember, dem glühenden Tag folgte eine zauberhafte Nacht — die See war in eine matt leuchtende Feuerflut verwandelt und das Schiff zog zwei riesige, hellgrüne phosphoreszierende Furchen, aus Millionen leuchtender Funken bestehend, durch das Element, die, so weit das Auge reichte, hinterwärts die durchlaufene Bahn im Licht glanz zeichneten. Der Himmel hing dunstig über dem Meer, der Dunst aber leuchtete sanft — ein zitternd leis wogender Lichtschleier, umzog er die großen, vielfarbig funkelnden Gestirne märchen haft geheimnisvoll. Die Luft war weich, berauschend milde, sie umfächelte kosend das vorwärtAleitende Schiff, und der junge Schiffsherc saß auf seinem Platze am Bugspriet und überließ sich völlig dem süß träumerischen Zauber der Tropen nacht. — Er hatte sich mit dem Rücken an den jetzt leeren Balken des Gallion gelehnt und saß rücklings auf seiner Sitzbank, die Füße hingen über dem grünfeungen Schaum wulst, den das laufende Schiff mit seinem Bug im Meere aufwühlte. Der Kapitän erschien plötzlich auf Deck — er ging auf fallend still und geräuschlos zum Steuermann und sah auf die Kompaß-Nadel, dann ging er zur Schiffswache, fragte, ob gelothet, oder etwas aufgestoßen — diese verneinte und er schickte den Mann zu Bette, weil die Nacht todtenruhtg und er oben bleibe. Er schärfte dem Steuermann ein, da er der Wache Urlaub gegeben, genau auf die Nadel zu achten und ging dann auf das Vorderteil des Schiffe-, wo er sich auf ein gerolltes Tau setzte und zu träumen schien. So saß er lange Zeit unbeweglich da, nur hie und da vorsichtig einen scharfen Blick auf den Steuermann werfend — dann erhob er sich geräuschlos, trat an das Bord und starrte hinab in die See. ES wurde dunkler, die Sterne schienen nebliger, der Kapitän näherte sich langsam, unhörbar dem Bugspriet — er stand etwa zwei Schritte von dem Platze des jungen Schiffsherrn entfernt, er trat geräuschlos hinter ihn, er bückte sich, al« ob er an der Ankerwinde etwas untersuchen wollte, und stand so einen Moment lauschend still. Wesendonk auf seinem Sitz rührte sich nicht, er schien zu schlafen. Plötzlich schnellte lautlos der Kapitän empor — ein Stoß, ein schwacher Schrei — der Angegriffene schwankte und drehte sich auf seinem Platze, seine braunen Augen starrten groß, angstvoll, weit aufgeriffen in die glühenden wilden Augen des Spaniers — der Kapitän packle blitzschnell den Wankenden am Kopf und drückte ihn nieder, ein zweiter unterdrückter Schrei, ein Ruck vom Schiffe, ein Plätschern im Wasser, und der Platz, wo Heinrich Wesendonk gesessen, war leer und as Schiff glitt, gleichmäßig laufend, schnell und ruhig vorwäUS. Der Kapitän schlich gebückt zu seinem Platz auf den Tauen, saß dort einige Momente und schaute dann mit sei nem kleinen Nachtfernrohr scharf nach dem Steuermann, dieser betrachtete eifrig die Nadel — der Kapitän erhob sich jetzt mit Geräusch und schritt zum Steuermann. Stunde? fragte er. Zwei nach Mitternacht. Kurs? 43 zu 47. Süd-Südwest. Alles gut? ^Il rixkt, antwortete der Steuermann, und der Kapitän begab sich langsam in seine Kajüte. 7. Am nächsten morgen, als der Schiffsherr nicht kam, um mit dem Steuermann und Kapitän wie gewöhnlich den Kaf fee einzunehmeu, sandte der Kapitän den Aufwärter zu We sendonks Kajüte, um nachzusehen, ob der Herr vielleicht un wohl sei. Der Koch, er war zugleich Aufwärter, kam zurück und meldete, daß der Herr nicht in seiner Koje und das Bett nicht berührt sei. Der Kapitän, welcher heute sehr hohläugig und über nächtig aussah, erhob sich und gab Ordre, nach dem Herrn im Schifszu suchen. Mit Ausnahme der Wache zerstreute sich jetzt die Mann schaft nach allen Teilen des Schiffes und schließlich kam je der mit der Meldung, daß nicht eine Spur von dem Herr zu entdecken sei. Der Zimmermann hatte jedoch gefunden, daß einer der großen, alten Korkrettungsringe fehlte, die, den Namen des Druck und Verlag von S m i l Hannebohn in Eibenstock. Schiffes tragend, unter dem Bugspriet zu jeder Seite der Schiffsspitze hingen, und daß die Schnur, woran er aufge- hängt gewesen, durchrtffen sei. Die Mannschaft eilte zu der bezeichneten Stelle und auch der Kapitän folgte, noch fahler und bleicher als vorher, den zerrissenen Strick in die Hand und ließ ihn fallen. Er versammlte die Mannschaft um sich. — »Kann einer mir Auskunft über den Verbleib des Schiffsherrn ge ben ? Lat irgend einer von Euch etwas gesehen, gehört, was darauf hindeuten könnte, wie der Ring vom Bug gekommen sein kann?' — Der Kapitän frug dleS mit ruhiger, lauter Stimme, indem seine dunklen Augen fest auf die im Kreise stehenden gerichtet waren und nur auf dem Steuermann mit einem fast unmerklichen Ausdruck von ängstlicher Spannung eine Sekunde haften blieben. Die Anfrage begegnete lautlosem Schweigen. »Dann bin ich berechtigt, anzunehmen, daß der SchiffS- berr auf seinem Platz am Bugspriet gestern nacht eingeschla- sen, über Bord gestürzt, im Fallen den Ring ergriffen und mit ihm in die See gesunken sei. Weiß irgend jemand von Euch etwas anderes — ?' Wieder dumpfes Schweigen. »Damit ist nach dem Gesetze der Kurs deS Schiffes auf gehoben, Ihr Eures Dienstes entbunden und ich verpflichtet, das Schiff zur Reklamation und Bergung für den etwa wie der auftauchenden Herrn oder dessen Erben im nächsten Ha fen der Behörde zu übergeben. — Die Löhnung wird Euch für die ganze Rene ausbezahlt — der nächste Hafen ist Ma dagaskar, Diego Juarez. Nehmen wir den Kurs nach Süd, Steuermann, und jetzt an Eure Arbeit, Leute!' (Fortsetzung folgt.) Awickimer Biehmarktsbericht vom 9. Dezbr. 1907. Zum Verkauf standen: 183 Großvieh (Ochsen, Bullen, Kühe, Färsen, Stiere und Rinder), 84 Kälber, 3tS Schafe und Hammel und 1048 Schwein«. Die Preise verstehen sich bei Rindern und Schafen für 80 Lg Schlachtgewicht, bei Kälbern für 80 leg Lebendgewicht und be- Schweinen für 80 La Lebendgewicht mit 20 pCt. Tara per Stück —. Bei zahlt wurden: Ochsen: a) vollfleischige, auggemästete höchsten Schlacht, werte» bi» zu 6 Jahren 80 , d) junge fleischig« nicht auSgemästete und ältere ausgemästete 78 -78, v) mäßig genährt«, junge, gut genährt« Llt«r« 70 , ä) grring genährte jeden Alter» . Bullen: ») vollfleischige höchsten Schlachtwerte» 73 , d) mäßig genährt« junge und gut genährte ältere 70 -72, o) grring genährte 88—. Kühe und Färsen (Stiere und Rinder): ») vollfleischige auSgemästete Färsen, Stiere und Rinder Höch- sten SchlachtwerteS 76 - 78, d) vollfleischige auSgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bi« zu 7 Jahren 73—78, c) ältere auSgemästete Kühe und wenig gut entwickelt« jüngere Kühe und Färsen 70—72, ä) mäßig genährt« Kühe und Färsen 88-62, s) gering genährte Kühe und Färsen 80 Rk. Bezahlt wurde für l Pfund: Kälber: a) feinst« Rast. (Vollmast) und beste Saugkälber , d) mittler« Mast, und gute Saugkälber 46—48, e) geringe Saugkälber 36 -40, <i) ältere gering genährt« Kälber (Fresser) . Schafe: ») Mastlämmer und jüngere Rasthammel 76 , d) älter« Masthammrl 74 , e) mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) 70 . Schweine: ») vollfleischige der feineren Raffen und deren Kreuzungen im Alter bi» zu 1'/« Jahren 62-63, d) fleischige 88-80, e) gering entwickelte, sowie Sauen 48—80 Pfg. für 1 Pfd. Oestcrreichische Ochsen 88-60. Tendenz: mittel.