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Amts- ick Affzeigeblatt für den MM des Amtsgerichts Cidenstock und dessen Umgebung LAOS AbsWNtment viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de» „Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Telegr.-Adreffe. Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. ^crnsprechrr Nr. 2lÜ. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 54. Jahrgang. .-1 Soumbrnd, den 2. November Den Jahrmarkt betreffend. Anläßlich des am 4. und 5. November dieses Jahres hier stattfindenden Jahrmarktes wird hiermit folgendes angeordnet: 1) Der Jahrmarkt beginnt Montag früh und dauert bis Dienstag abend 10 Uhr. 2) An dem vorhergehenden Sonntage kann bereits nachmittag von 3 Uhr ab mit Eß- und sonstigen Waren feilgehalten und können Karussells, Schau- und Schießbuden geöffnet werden. 3) Das Feilhalten mit Bier, Branntwein und anderen geistigen Getränken ist verboten. 4) Alle von Privaten auf dem Marktplatze errichteten Schau- und Verkaufsbuden, Stände, Karussells, Schaukeln usw. müssen mit einer deutlich lesbaren Firma versehen sein, welche den vollen Vor- und Zunamen, sowie die Wohnungsangabe des Inhabers enthält. 5) Das Wegwerfen von Papier, Schalen und anderen verunreinigenden oder den Verkehr beeinträchtigenden Gegenständen ist auf dem Marktplatze strengstens ver boten. Die Inhaber von Buden und Ständen sind verpflichtet, den Platz vor und neben denselben von dergleichen Abfällen jederzeit rein zu halten. 6) Der Verkauf sogenannter Raoauflöten und das Spielen auf solchen auf dem Marktplatze und außerhalb desselben ist verboten. 7) Buden, in denen Eß- und sonstige Waren feilgehalten werden, sowie Karussells, Schieß- und Schaubuden sind abends spätestens um 10 Uhr zu schließen. 8) Nach Beendigung des Jahrmarktes sind die Buden zu schließen und die Waren von den offenen Ständen zu entfernen. Das Einpacken der Waren in die Kisten muß spätestens um 11 Uhr abends beendet sein. Das Abfahren eingepackter Kisten und gepackter Waren ist noch an dem darauffolgenden Tage gestattet. 9) Das Stältegeld wird auf dem Marktplatze eingehoben. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen in Ziffer 1—8 werden, soweit nicht be reits in den bestehenden Gesetzen Strafen angedroht sind, mit Geldstrafe bis zu 00 Mark oder mit Haft bis zu 8 Tagen bestraft. Stadtrat Eibenstock, dm 11. Oktober 1907. Hesse. L. Urwahlen zur Handels- und Gcwcrbekammer bctr. Für die Handelskammerurwahl sind die Herren Kaufmann Max Ludwig als Wahlleiter, „ Richard Kunz als Stellvertreter, und für die Gewerbekammerwahl die Herren Gärtnereibesitzer Bernhard Fritzsche als Wahlleiter, sowie Schneidermeister Richard Wimmer als Stellvertreter ernannt worden. Die Wahlen finden am Dienstag, den 5. November 1907 im vormaligen Sitzungssaalc des lltlkN UlltHllUskS statt und zwar a zur Handelskammer vormittags von 10 bis 12 Uhr, — zu wählen sind 2 Wahlmänner — d zur Gewerbekammer nachmittags von 3 bis 5 Uhr, — zu wählen sind 1 Handwerkerwahlmann, 1 Nichthandwerkerwahlmann von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Handwerkern bez. Nichthandwerkern. — Die Wahlberechtigten werden in ihrem eigenen Interesse dringend er sucht, sich zur Wahl vollzählig einzufinden. Stadtrat Eibenstock, dm 28. Oktober IW7. Hesse. Müller. Der Stadtrat hat Kerrn Sladtkassterer kaul Lu§o Lexer den Titel „Stadthauptkasfierer" und Kerrn Walsregistrator Lrust Lmil Müller der Titel „Stadtsekretär" verliehen. Stadtrat Eibenstock, dm 30. Oktober 1907. Hesse. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie man aus London schreibt, wird das Gerücht, daß König Eduard die Vorbereitun gen zum Empfang unseres Kaisers persönlich leite, von zuverlässiger Seite bestätigt. Der König hat sich vorbehalten, sämtliche Anordnungen selbst zu treffen und die Einholung des Kaisers besonders glanzvoll zu gestalten. Das Programm des Empfanges durch die englische Flotte in Portsmouth wird durch den König persönlich ausgearbeitet. — Staats sekretär v. Schoen wird, wie verlautet, den Kaiser als Ver treter des Auswärtigen Amtes nach England begleiten. Der Reichskanzler nimmt bekanntlich mit Rücksicht auf die be vorstehende Parlamentssession an der Reise nicht teil. — Berlin, 31. Oktober. Der Kaiser hat sich eine Erkältung zugezogen, die ihm Schonung auferlegt. — Berlin, 30. Oktober. Die gegenwärtig hier an wesenden Finanz mini st er der Einzel st aaten wurden heute nachmittag vom Reichskanzler empfangen und, soweit sie dem Fürsten Bülow noch nicht bekannt waren, durch den Staatssekretär des Reichsschatzamtes, Freiherrn v. Stengel, vorgestellt. In der längeren Besprechung wurden Fragen der Finanzen des Reiches und der Einzelstaaten erörtert. — Staatssekretär Dernburg ist am Mittwoch auf dem Dampfer „Prinzregent' in Neapel eingetroffen. Zu seiner Begrüßung erschienen an Bord seine Gemahlin, sein Vater und der deutsche Generalkonsul. Ueber die Ergebnisse seiner Reise äußerte er sich sehr befriedigt. Nach einem Te legramm des Berliner Tageblattes bemerkte er u. a.: Ost afrika mit seinen zehn Millionen arbeitsamen Menschen ist für Deutschland ein überaus wertvoller, erfreulicher Zuwachs. Es ist ein Land, das seine naturgemäße Entwickelung haben wird, ohne daß wir viel zu tun haben werden, da der Boden von hoher Fruchtbarkeit, kurzum, wir haben etwas an dieser Kolonie. Nur darf nichc zuviel hineinregiert werden, es ge nügt zu organisieren. Ich komme mit keiner großen Geld forderung zurück, aber mit der Sicherheit einer außerordent lich günstigen Entwickelung der Kolonie. — Rußland. Immer wieder ist über neue poli tische Attentate der russischen Terroristen zu berichten. Im Arbeitszimmer des Chefs der Gefängnis verwaltung des Staates Wirklichen Staatsrats Maximowski erschien eine unbekannte Frau und gab auf ihn sieben Schüsse ab, die ihn tödlich verwundeten. Die Täterin wurde ver haftet. Maximowski starb kurz darauf. Die Mörderin ist ein junges Mädchen, frühere Konservatoristin, namens Sago- stnikow. Bei der Untersuchung wurde noch ein weiterer scharf geladener Revolver sowie eine Höllenmaschine mit 13 Pfund Dynamit gefunden. In Wjatka wurde gegen den Wagen des mittags aus der Kathedrale zurückkehrenden Zeremonien meisters und stellvertretenden Gouverneurs Fürsten Gortschakow eine Bombe geschleudert, welche nicht explodierte. Der Täter, ein früherer Gymnasiast, wurde in dem Augenblick, als er seinen Revolver auf den Gouverneur anlegte, durch den Schuß eines in der Begleitung des Fürsten befindlichen Tscherkcssen niedergestreckt. — Eine Soldatenmeuterei in Wladiwostok anfang dieser Woche ist blutig verlaufen. Ein Teil der Ge meinen des Mineurbataillons, die von nachts angekommenen Agitatoren und einer Gruppe Zivilpersonen geleitet waren, nahm in ihrer Kaserne die Gewehrpyramiden auseinander und eröffnete Feuer gegen die Kaserne, in der zwei Kom pagnien des 10. Schützen-Regiments standen. Als die Auf ständischen gegen die Kaserne des Schützen - Regiments vor gingen, wurde auf sie mit Maschinengewehren gefeuert. Die Aufständischen liefen auseinander und lieferten nachher die Waffen ab. Von dem Mineurbataillon sind zwei Offiziere und zwei Feldwebel verwundet, ein Wachtmeister getötet; von der Kompagnie des Schützen-Regiments wurde ein Soldat getötet. Unter den Aufständischen sind zwei Mann getötet, fünf verwundet worden, außerdem ist em Zivilagitator ge tötet. — Inzwischen kommt auch eine Meldung über eine Meuterei bei der Marine. — Wladiwostok, 30. Oktober. Die Besatzung des Torpedobootszerstörers „Skory', aufgereizt von Agi tatoren, meuterte, hißte eine rote Fahne und eröffnete von der Reede aus das Feuer auf die Stadt. Durch das Feuer des Kanonenbootes „Mandschur' und dreier Torpedo bootszerstörer, sowie durch das Eingreifen des 12. Schützen regiments wurde der Torpedobootszerstörer „Skory' zerschos sen und die auf ihm befindlichen Agitatoren getötet; die überlebenden Meuterer wurden verhaftet. Der Kommandant des „Skory", sowie der Kommandant eines anderen Tor pedobootes wurden gleichfalls getötet. In der Stadt, wo einige Unbeteiligte getötet wurden, herrscht Ruhe; es wurde der Belagerungszustand erklärt. — Taschkent, 30. Oktober. Durch ein Erdbeben am 21. Oktober und durch gleichzeitigen Bergrutsch ist die bucharische Stadt Karatag vollständig zerstört worden. Die gesamte 15000 Köpfe starke Bevölkerung wurde unter den Trümmern begraben. Nur der Gouverneur und seine Mutter sollen gerettet sein. — Vom Balkan. Depeschen aus Monastir berichten über eine neue Untat von Bulgaren. Eine Bande von 60 Köpfen drang in das griechische Dorf Negotine ein, machte drei Griechen nieder und verletzte einen Griechen. — Marokko. „Matin' berichtet aus Mogador: Die Truppen Muley Hafids befinden sich zur Zeit 40 Kilo meter von Mogador entfernt. Die Truppen des Kaids An- flus sind ihm entgegenmarschiert und befinden sich l5 Kilo meter von den Rebellen entfernt. Man erwartet jeden Augenblick ein Gefecht. Muley Hafid persönlich soll angeb lich Marrakesch noch nicht verlassen haben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1. Novbr. Wie in einem Ameisen haufen wogte es gestern in unserem neuen schönen Rat hause durcheinander. Allgemein war man der Ansicht, daß damit ein wahres Schmuckkästchen für unsere Stadt geschaffen, mit dessen praktischer Einrichtung es sich anderen Städten getrost an die Seite zu stellen vermag. Ueber die Einzel heiten der Einweihungsfeier bringen wir in nächster Nummer einen umfassenden Bericht. — Eibenstock, 1. November. Gestern abend fand im „Deutschen Hause" das erste Stiftungsfest des Kegler-Verbandes Eibenstock, Schön Heide und Umgegend statt. Ein reichhaltiges Programm, welches in allen seinen Nummern sehr gut erledigt wurde, war ausgegeben. Die Begrüßungsansprache hielt Herr Helmbold, welcher die Anwesenden, insbesondere die aus nah und fern erschienenen, willkommen hieß. Seine Rede klang in ein Hoch auf Se. Maj. den deutschen Kaiser und Se. Maj. den König von Sachsen aus. Herr Risse-Dres- den, als Mitglied des deutschen Keglerbundes forderte in seiner, von tiefem Empfinden für den Kegelsport durchdrun genen Rede auf, diejenigen, welche dem Bunde noch fern stehen, möchten sich demselben anschließen. Seine Rede klang in ein Gut Holz auf den Vorstand des Keglerverbandes Ei benstock-Schönheide und Umgegend aus. Der zweite Vor sitzende Herr Strobelt dankte dem Vorredner für seine erheben den Worte und schloß mit einem dreifachen Gut Holz auf denselben. Der dann folgende Ball hielt alr und jung in dem schön geschmückten Saal noch recht lange zusammen, und als die letzten gingen, graute bereits der runge Tag. — Eibenstock, 1. November. Der Jahrmarkt mit seinen Freuden steht wieder vor der Tür. Außer den mancherlei Darbietungen auf dem Marktplatze selbst, als Kinematograph re., kündigt sich in Stadt Dresden die noch von der Sedanfeier her bestens bekannte Klug'sche Varivtä- Gesellschaft mit neuem Programm an und in der Central halle tritt das ebenfalls bestrenommierte Ensemble Chic und Chaner auf. Auch für die Tanzlustigen ist auf den hiesigen Sälen genügend gesorgt. — Dresden, 30. Oktober. Das „Dresdn. Journal" meldet: „Die Prinzessin Anna Pia Monica ist gestern von der Gräfin Montignoso dem Bevollmächtigten Sr. Maj. des Königs, vr. Mattaroli in Florenz, über geb e n und von diesem mit der Kinderfrau nach Brixen in Tirol gebracht worden, wo sie einstweilen in der Familie des Königl. Sächs. Kammerherrn Ernst v. Schönberg auf Schloß Pallans ihren Aufenthalt nehmen wird. — Freiberg, 30. Oktober. Der frühere Bürger- meister Barthel aus Siebenlehn wurde heute von der Strafkammer wegen Betrugs und Untreue im Amte zu 3 Jahren Gefängnisstrafe, die in eine 6monatige Zuchthaus strafe umgewandelt wurde, verurteilt. Er hat also insgesamt 7'/, Jahre Zuchthaus und 8 Jahre Ehrverlust abzubüßen. — Chemnitz. Einen eigenartigen Fund machte man auf dem neuen städtischen Friedhöfe hier. Vor etwa 23 Jahren war in dem Teerbottich ein Mann tot auf gefunden worden. Der völlig mit Teer bedeckte Leichnam wurde hier beerdigt. Als jetzt sein Grab ausgehoben wurde, stieß man auf die noch vollständig erhaltene Leiche. Der Teer hat somit den Zersetzungsprozeß verhindert. — Plauen i. V., 30. Oktober. Als Anfang zu einer B e ru fs f eu e r w eh r ist, wie schon berichtet, hier eine ständige Feuerwache errichtet worden. Die Mitglieder dieser Feuerwehr erhalten ein Anfangsgehalt von jährlich 1200 Mark. Es steigt aller drei Jahre um IM Mark bis zum Höchstgehalt von 1900 Mark. Auch Pensionsberechtigung erhalten die Feuerwehrmänner. Ein Feuerwehrdepot soll im nächsten Jahre errichtet werden. Es find dazu 70000 Mark in den Haushaltplan eingestellt worden.