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- Erscheinungsdatum
- 1907-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190710241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19071024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19071024
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-24
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Monat
1907-10
-
Jahr
1907
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Hchverstcigmmg. Wildcnthalcr Staatssorstrevier. Drechsler s Gasthof in Wildenthal Dienstag, den 29. Oktober i907, von vormittags /,1t Uhr an 1088 Stämme 10—36 em, 47565 Kköher 7—50 em, 40 IM Auhknüppel, 647 IM Arennhökjer (Nchte). — Abt. 2—87 Bruchhölzer. — Spezielle Verzeichnisse der zu versteigernden Hölzer werden, soweit der Vorrat reicht, auf Verlangen von der unterzeichneten Revierverwaltung abgegeben. Wildenthal und Eibenstock, am 22. Oktober 1907. Kgl. Forstrevierverwaltnng. Kgl. Aorstrentamt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die in der Angelegenheit eines Branntweinmonopols ausgestreuten Angaben schei nen sämtlich verfrüht zu sein. Nach Erkundigungen der „N. Z." ist es allerdings zutreffend, daß die Frage seit län gerer Zeit die zuständigen Stellen im Reich und in den Ein zelstaaten beschäftigt. Die daraus erwachsenden Vorschläge gehen zunächst an den Reichskanzler, der zu entscheiden hat, ob und in welchem Sinne beim Bundesrat ein Entwurf für die etwa dein Reichstag zu machende Vorlage eingebracht werden soll. Bisher ist eine derartige Entscheidung des Reichskanzlers noch nicht gefallen. — Berlin, 22. Oktober. Der Dampfer „Prinzregent" mit dem Staatssekretär Dernburg an Bord, ist auf der Heimreise gestern abend in Aden eingetroffen und hat heute die Heimreise nach Neapel fortgesetzt. Staatssekretär Dern- burg wird acht Tage in Neapel Aufenthalt nehmen, um sich wieder zu akklimatisieren. — Morgen trifft mit Wörmann- Dampfer „Swakopmund" ein Transport, bestehend aus sechs Offizieren und 421 Mann, aus Süd w esta frika in Ham burg ein; es ist dies der erste Rücktransport, seitdem Morcnga an der deutschen Grenze auftauchte. — Der nationalliberale Reichstagsabgeordnetc Basser- m a n n, der vor einigen Wochen, wie auch Abgeordnete an derer Parteien, des Reichskanzlers Gast auf Norderney ge wesen ist, hat sich in einer Rede auf der am Sonntag abgehaltenen Wanderversammlung der deutschen Partei in Eßlingen über das neue Vereinsgesetz geäußert. Dieses atme frei heitlichen Geist, bringe die volle Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern und enthalte liberale Bestimmungen über die Teilnahme Minderjähriger und über die Anmeldung von Versammlungen. Es sei nicht war, daß fremdsprachige Ver sammlungen verboten werden sollten, gegen die Polenbewe gung müßten jedoch Preußen gewisse Machtmittel an die Hand gegeben werden. — Ueber die B r i e f d i e b st a h l s g e s ch i ch t e im F l o t t e n v e r e i n, die nach den Reichstagswahlen so gro ßes Aussehen erregte, ist nach den Aussagen des kürzlich verstorbenen Kaplans Dasbach der Reichslagsabgeordnete Erzberger in der Lage, Aufklärung zu geben. Erzberger hat jedoch vor dem Untersuchungsrichter die Aussage verweigert, weil er sich sonst einer strafrechtlichen Verfolgung aussetzen könnte. — Das läßt jedenfalls tief blicken. — Italien. Der geplante italienische Eisen bahnerstreik ist gänzlich ins Wasser gefallen. Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen hat eine Verfügung erlassen, welche bestimmt, daß die Führer der Ausstandsbe wegung in Gemäßheit des Gesetzes über den Betrieb der Staatseisenbahnen als entlassen zu betrachten sind. Von dieser Verfügung werden 16 Angestellte betroffen, von denen 10 zur Direktion Mailand, 5 zur Direktion Turin und einer zur Direktion Venedig gehören. In einer Versammlung des Komitees der Leitung der sozialistischen Partei und der Vertreter der allgemeinen Arbeitervcreinigung wurde eine Tagesordnung angenommen, in der erklärt wird, daß ein Ausstand der Eisenbahnangestellten zwecklos sei, weil man ohne Zweifel auf den Widerstand der gesamten vereinigten bürgerlichen Gesellschaft stoßen werde. — Türkei. Konstantinopel, 22. Oktober. 14 türkische Offiziere unter Führung eines Divisions generals sind vorgestern abend von Konstantinopel nach Ber lin abgereist. Dieselben werden in die preußische Armee ein treten. — Der Sultan beauftragte den türkischen Botschafter in Berlin, dem deutschen Kaiser eine in Konstantinopel hergestellte kunstvolle Uhr, deren Gehäuse aus Kristall besteht und die mit prächtigen Steinen besetzt ist, zu überreichen. — Portugal. Eine amtliche aus Loanda vom 20. Oktober abends in Lissabon eingetroffene Depesche meldet, daß eine portugiesische Kolonne bei ihren Operationen gegen Dumba in Gefechten vom 7. bis 17. Oktober siegreich gewesen ist. Der Führer der Kolonne ist verwundet, 19 Cu- amatas sind gefangen genommen worden. — Marokko. Eine Abteilung Soldaten geriet am Montag bei einem Rekognoszierungsritt mit Marokkaner in ein Gefecht, durch welches General Drude gezwungen war, größere Truppenabteilungen zu Hilfe zu schicken. Das Endergebnis dieses Kampfes ist noch nicht bekannt. — China. Im Reich der Mitte soll eine wichtige Reform nach europäischem Muster eingeführt werden. Nach einem Schanghaier Telegramm der Deutschen Kabel gramm - Gesellschaft ordnete die Regierung in Peking die sofortige Bildung von Kreis-, Bezirks- und Provinzial- Landtagen an, um das Volk an parlamentarische Tätigkeit zu gewöhnen. Sie werden aus Vertretern der Beamtenschaft und Notabeln gebildet werden und nur beratende Stimme haben. — Den unentwegten Schwärmern, die womöglich alle Völker, auch die unkultiviertesten, mit den Segnungen des europäischen Parlamentarismus beglücken wollen, wird dieser Schritt freilich nicht groß genug sein. Trotzdem kann diese Maßregel recht nutzbringend für das Ricsenreich werden. — Auch in bezug auf seine Postverhältnisse möchte sich China von der europäischen Vormundschaft befreien. Die dort an sässigen europäischen Kaufleute werden nicht fehr erbaut sein, wenn sie hören, daß das Hafenverkehrsamt in Peking die Mitnahme aller ausländischen Postsendungen, mit Ausnahme der militärischen, auf den chinesischen Eisenbahnen verboten hat, wenn sie nicht durch die chinesische Post aufgegeben worden sind. Der Postversand der internationalen Postämter ist vorläufig eingestellt. Diese Angelegenheit wird zweifels ohne noch diplomatische Verhandlungen nach sich ziehen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 23. Oktober. Anläßlich des gestrigen Geburtstags Ihrer Majestät der Kaiserin hatten hier die öffentlichen Gebäude geflaggt. — Eibenstock, 23. Oktober. Heute vormittag fand in hiesiger Bürgerschule die feierliche Amtseinweisung des Herrn Vikar Strobelt zum ständigen Lehrer an hiesiger Schule statt. — Eibenstock. Wir möchten nicht verfehlen, auch an dieser Stelle nochmals auf den ersten Vortrag des Kauf männischen Vereins hinzuweisen, zu dem bekanntlich Herr Di. Ferrol-Dresden gewonnen worden ist. Das Thema und vielleicht noch mehr der Titel: „Das Fcrrol'sche neue Rechnungsverfahren" usw. bringen es mit sich, daß mancher sich vor einer Art trockner Rechenstunde fürchtet, und weg bleibt. Demgegenüber möchten wir darauf Hinweisen, was aus allen Berichten über den Ferrol'schen Vortrag hervorgeht, daß Herr Ftzrrol seinen Vortrag so mit Humor zu würzen versteht, daß man manchmal eher glaubt, einen Vortrags meister als einen mathematischen Vortrag zu hören. Der Redner hat in Chemnitz, Zwickau, Plauen usw., kurz an allen Orten, außerordentlich angesprochen und fein Publi kum, unter dem sich auch stets sehr viel Damen befanden, ganz besonders zu fefseln gewußt. — Eibenstock. Die letzten Nachklänge des deutschen Sängerfestes in der alten Grenzwart Breslau sind ver hallt; die letzten Kritiken gefallen: Eine ganze Nation hat sich an den herrlichen Tondichtungen deutscher Meister erbaut, und in jedes Sangesfreundes Sinn lebt die Erinnerung an jene Tage kräftig fort. Aber wie wenigen — auch aus unferer Stadt — ist es möglich gewesen, an diesem Feste teilzu nehmen ! Es ist daher ein verdienstliches, mit Freude zu be grüßendes Unternehmen der Eibenstocker Sängerschaft, daß sie uns eine Auswahl dieser Lieder, die in Breslau das ganze deutsche Volksgemüt ergriffen haben, in einem ge meinschaftlichen Konzerte, dessen Programm in nächster Zeit veröffentlicht werden wird, zu Gehör bringen will. Wie wir hören, soll das Konzert am 14. November im Saale des „Deutschen Hauses" stattfinden. — Schneeberg, 21. Oktober. Am gestrigen Sonntag tagte in Bärenwalde, von Herrn Gemeindevorstand Riedel dafelbst eingeladen, eine Versammlung, welche sich mit den seit Jahrzehnten für unsere Gegend bestehenden Wünschen auf besf ere Eisenbahn verbi ndung des ober en Erz- gebirges mit dem Vogtland, dem schon viel ven tilierten Projekteder sogenannten „Transversalbahn" beschäftigte. Aus 15 Gemeinden, jedoch auch im Auftrage weiterer waren im Gasthofe zum goldenen Lamm 46 Vertreter zusammen getreten, darunter die Herren Bürgermeister von Reichenbach, Schneeberg, Eibenstock, Kirchberg und Neustädtel, zahlreiche Gemeindevorstände der Umgegend, Industrielle und sonstige Interessenten. Nachdem Richtung und Verlauf von Petitionen an die Hohe Staatsregierung und die Ständekammern ein gehend dargelegt und besprochen worden waren, wurden die besonderen gegenwärtigen Wünsche der einzelnen Interessen gruppen, wie sie sich auch teilweise im Einzelnen verändert haben, vorgebracht und verglichen. Nach längerer Debatte, welche die einzelnen Wünsche der Gruppen Eibenstock, Schnee berg-Neustädtel mit Umgebung, Kirchbergs und Reichenbachs in verschiedener Beleuchtung zeigte, kam es zuletzt zur Entscheidung der Frage, ob man an der Tendenz der früheren Petitionen, eine direkte Verbindung nach Plauen i. V. anzustreben, fest halten wolle oder aber sich darauf beschränken wolle, einen transversalen Zusammenschluß der Eisenbahnlinien Zwickau- Aue (über Schneeberg-Neustädtel), Wilkau—Wilzschhaus und Zwickau—Oelsnitz unter Herbeiführung eines direkten An schlusses von Eibenstock zu petieren. Nach längerem Rede kampf einigte man sich ziemlich einstimmig auf die zweite Alternative. Hierbei trat große Geneigtheit zu Tage, den Anschluß nach Westen direkt auf den oberen Bahnhof Reichen bach zu suchen, wenn zwar diese Frage noch offengelassen wurde. Jedenfalls war volle Einigkeit der Interessengruppen dafür da, daß die gemeinschaftliche Petition besonders auf eine direktere Eisenbahnverbindung von Schneeberg-Neustädtel mit Eibenstock mit einem Treffpunkte der Linien etwa in Jahnsgrün gerichtet sein müsse. Zur weiteren Bearbeitung des Materials wurde eine zwölfgliederige Kommission gewählt, welche bereits am nächsten Sonnabend zusammentreten soll. — Schwarzenberg, 22. Oktober. Gestern abend in der 10. Stunde hat sich in der Flur Bermsgrün ein Mann vom Schwarzenberg-Johanngeoraenstadter Personen zug überfahren lassen. In dem Verstorbenen wurde ein Lehrer aus Annaberg i. Erzgeb. ermittelt. — Plauen, 22. Oktober. In Schloditz brach gestern abend in dem Wohnhause des Steinbrucharbeiters Windisch Feuer aus, daß von dem geistig minderwertigen 23jchrigen Neffen des Besitzers angelegt worden sein soll. Als Windisch in das brennende Haus eindrang, um etwas zu retten, fand er in den Flammen den Tod. Der mut maßliche Brandstifter wurde verhaftet. — Markneukirchen, 20. Oktober. Am Freitag nachmittag verunglückte auf hiesigem Bahnhof der Geschirrführer des Fabrikanten Georgi in Rothenkirchen sehr schwer beim Abladen von Langholz Ein ins Rollen gekommener Stamm traf den Unglücklichen an den Kopf, warf ihn nieder und traf dann auch noch das Bein. Der Verunglückte, bei dem Schädel- und Beinbruch festgestellt wurde, fand die erste ärztliche Hilfe durch I)r. weck. Kotte von hier und wurde dann von Mitgliedern der Sanitätskolonne in das hiesige Krankenhaus gebracht. Der Zustand des Verunglückten ist hoffnungslos. — Steinpleis, 21. Oktober. Ein hier wohnhafter Radfahrer hat vor einigen Tagen Karbidabfälle in den vorbeifließenden Bach geschüttet, hierbei aber vergessen, die Zigarre wegzulegen. Die entstandenen Gase ent zündeten sich nun an der Zigarre und der Betreffende stand im Nu in Flammen, sodaß er erhebliche Brandwunden an Gesicht und Händen bavontrug. Er mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben und ist vorläufig arbeitsunfähig. — Ueber eine Spaltung innerhalb der kon servativen Fraktion der Zweiten Ständekammer wurde von Chemnitz aus berichtet. Es hieß, daß sich sieben Abgeordnete von der konservativen Partei losgelöst und eine eigene freikonservative Gruppe gebildet hätten. Wir trugen Bedenken, die Nachricht wiederzugeben, zumal da einige der in jener Meldung genannten Herren wohl der Reformpartei nahestehen, aber schwerlich einer besonderen Freikonseroativen Partei im Sinne der preußischen oder der Deutschen Reichs partei im Reichstage deitreten würden. Der Vorsitzende des konservativen Landes-Vereins, Herr Reichstagsabgeordneter Landrichter Wagner gibt denn auch jetzt die folgende Fest stellung: „Die Mitteilung von einer Spaltung der konser vativen Partei entbehrt der tatsächlichen Begründung. In der konservativen Fraktion des sächsischen Landtages, wie über haupt in der konservativen Partei Sachsens, sind Deutsch konservative und Freikonservative vereinigt. Nach wie vor steht die konservative Partei durchaus geschlossen da. Von einer Spaltung, für welche grundsätzlich verschiedene Auf fassungen in Betracht kämen, kann nicht die Rede sein. Ab weichende Ansichten in der Auffassung einzelner Angelegen heiten finden sich in der sächsischen konservativen Partei keines wegs in höherem Maße, wie bei anderen Parteien, so z. B. der nationalliberalen Fraktion, in der sich die etwa von Schill und Langhammer vertretenen Richtungen eher schroffer gegen überstehen, wie irgendwelche Gruppen in der konservativen Partei." — Das große Los — Mk. 500000 — ist mit der Prämie Mk. 300 0OO am Dienstag auf die Nummer 58392 in die Kollektionen Kunz L Uhlig in Chemnitz und Gustav Gericke in Dresden gefallen. — Seil einigen Tagen ist die frühere schnelle und regel mäßige Beförderung der Pakete aus Sachsen nach England über Kaldenkirchen-Vlissingen wieder hergestellt. Infolge des Bahnhofumbaues in Leipzig und der am 1. Oktbr. erfolgten Aenderung der Leitung des Verkehrs war die prompte Abwicklung des Englischen Paketverkehrs daselbst für kurze Zeit mit Schwierigkeiten verbunden, dieselben sind nunmehr behoben. Operetten-Aberrd irr Eibenstock. DaS Leipziger Operetten Ensemble (Direktion H. vcrw. Dreßler), gibt am Donnerstag abend im Deutschen Haus die Operette „Der Rastelbinder" von Franz Lehar, dem Komponisten der „Lustigen Witwe." Di« Direktion beabsichtigt mehrere Gastspiele hier zu geben. Das Stück „Der Rastelbin- der", welches vor einigen Abenden in Aue zur Aufsührung gelangte, ging, nach un» von dort vorliegende» Berichten, vor dichtbesetztem Hause in Szene. Eine melodienreiche, durch Gefühl und Wärme sich auSzeichnende Musik paßt sich der einfachen schlichten Handlung des Stückes wundervoll an. Die Rollen liegen in den besten Händen, und ebenso elegant wie geschmackvoll sind Ausstattung und Kostüme de» Stückes. — Wir wolle» hoffen, daß die Operette hier auch einen durchschlagenden Erfolg erzielt, und dem theater liebenden Publikum einige genußreiche Stunden bereitet. Vom Landtag. Dresden, den 21. Oktober 1907. 8t. 0. In der heutigen Sitzung, der die Staatsminister Gras von Hohenthal und vr. von Otto, sowie drei Kommissare beiwohnten, beschäftigte sich die Zweite Kammer mit der allgemeinen Vorberatung der König!. Dekrete Nr. 7, betreffend den Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung de ine Entschädigung für an Gehirn - Nückenmarksentzündung bez. an Gehirn- entzündung umgestandene Pferde und für an Maul- und Klauenseuche ge fallenes Rindvieh regelnden Gesetzes vom >2. Mai 1900 und Nr. 8, betr. den Personal- und Besoldungsetat der Landesbrandversicherungsanstalt auf die Jahre 1908 und 1909. — Beide Vorlagen riefen nur kurze Debatten hervor. Bei dem erstgenannten Gesetzentwürfe regte der Abg. Braun (Freis.) an, eS möchten die Entschädigungen erst dann zur Auszahlung gebracht werden, wenn die geschädigten Besitzer die Reinigung und Wiederberrichtung der Ställe nachgewiesen hätten. In einzelnen Amtshauptmannschaften sei dieS auch bereits angeordnet worden. Dieser Auffassung widersprachen die Abg. Andrä, Edler von Quersurth, Hübner, vr. Brückner und GleiSberg, (sämtl. Kons.). Edler von Quersurth betonte, daß das Einhalten der Ent schädigung bis zur Desinfektion und Wiederherrichtung der Ställe nament lich kleineren Landwirten nachteilig sein würde, auch habe die Regierung genug Mittel an der Hand, säumige Besitzer hierzu zu zwingen. Abg. Gleisberg empfahl die Entschädigung höher zu bemessen, als in dem Gesetze vorgcschlagen werde, — der hier angenommene Höchstbetrag von 800 Mark sei zu niedrig. ES würden meist schwere Pferde von der Krankheit befallen und solche seien nicht unter )SOO bis 1800 Mark zu bekommen. Nachdem Se. Exzellenz der Herr Staatsininister Graf von Hohenthal sich einige Male zur Sache geäußert und u. a. betont hatte, daß die Regierung keine Mittel an der Hand habe, die säumigen Besitzer zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu zwingen, und daß die Regierung wünsche, daß die Auszahlung der Ent schädigungen rasch erfolge, wurde der Gesetzentwurf aus Antrag des Abg. Andrä der Gesetzgebung« - Deputation überwiesen. Zu dem König!. Dekrete Nr. 8 bemerkte Vizepräsident Vr. Schill (n.-l.), er wünsche, daß das Dekret auch von der Gesetzgebungs-Deputation mit in Verhandlung gezogen werden möge und daß die Kammer erst dann darüber Beschluß fassen möchte, wenn man sich über die Frage der Altersklassen der Beamten schlüssig gemacht habe. Er beantragte, das Dekret der Finanz-Deputation L zu überweisen. Abg. Edler von Quersurth beschwerte sich über die Verzögerung der Ab- schätzung von Neubauten durch die Brandversicherungsinspektoren; dies« Ab schätzungen erfolgten oft erst nach Wochen und Monaten, wodurch den Ge meinden Steuern entgingen, während die Besitzer an der Beschaffung von Hypotheken zur Abstoßung der Baugelder gehindert würden. Er richtete an die Negierung die Bitte, das hierbei nötige Beanitenpersonai genügend zu vermehren, damit ein rascheres Verfahren ermöglicht werde. Die Kammer verwies daS Dekret an die Finanz-Deputation L. — Nächste Sitzung morgen '/,!> Uhr , aus der Tagesordnung steht allgem. Vorberatung des König!. Dekrets Nr. IS, betr. Errichtung eines Amtsgerichtes in Kötzschenbrvda. Dresden, den 22. Oktober 1907. 8t. 0. Daß kleine Ursachen oft große Wirkungen zeitigen, konnte man wieder in der Verhandlung der Zweiten Kammer heute bestätigt finden. Im vorig«» Landtag« war von beiden Kammern eine Petition aus Ortschaften der Amtsgerichtsbezirke Dresden und Meißen um Errichtung eines Amtsgerichts in der Lößnitz der König!. StaatSregierung zur Erwäg ung überwiesen worden. Die letztere hat sich nun veranlaßt gesehen, diesem Gesuche zu entsprechen und schlägt in einer Vorlage mittelst de» König!. Dekrets Nr. 15 den Kanimern vor, ein neues Amtsgericht in Kötzschen- broda zu errichten. In der Begründung wird nachgewiesen, daß die Ein wohnerzahl der dem neuen Amtsgericht zuzuweisenden Ortschaften über 33 000 beträgt, daß also voraussichtlich das Amtsgericht lebensfähig erscheine. Es würde also damit nicht nur den berechtigten Wünschen eines großen Bezirk- Rechnung getragen, sondern auch eine wünschenswerte Entlastung der Amts gerichte Dresden und Meißen herbeigeführt werden, ohne daß die Lebens fähigkeit anderer Amtsgerichte beschränkt würde, gleichwohl wäre die König!. StaatSregierung noch nicht zu dieser Entschließung gekommen, wenn sie große Aufwendungen für Grunderwerb und Gebäude zu machen hätte. DaS fällt indessen fort, da der Bezirk einen geeigneten Bauplatz zur Verfügung gestellt hat, die Gebäude nach den Plänen des König!. Justizministeriums errichten und sie dem Amtsgerichte zu einer entsprechenden mäßigen Miete «blassen wird. Man hätte nun glauben sollen, daß bei einer so klaren Sachlage der Antrag deS Abgeordneten Kretzschmar, di« Vorlage der Gesetzgebung»- deputation zu überweisen, womit sie doch bekanntlich noch lange nicht ge nehmigt ist, sondern nochmal» da» Plenum in einer Schlußberatung zu passieren hat, ohne weitere» einstimmig angenommen worden wäre. Aber wer da» glaubte, der hatte nicht mit den juristischen Mitgliedern der Zweiten Kammer gerechnet, di« al» Fachleute in eine prinzipielle Erörterung der Frage einrraten, ob e» geraten sei, wieder kleine Amtsgerichte zu errichten, nachdem in der Aera Abeken eine große Anzahl solcher kleiner Amt-gerichte beseitigt worden sei. An der Debatte beteiligten sich die Abgeordnete» LandgerichtSdirektor Hettner (n.-l.>, Bürgermeister Wittig (k.), Vizepräsident Geh. Hofrat Opitz (k.), Rechtsanwalt Zoephel (n.-l ), Günther (fr.), Lang hammer (n.-l ), Justizrat vr. Spieß (k.), vr. Vogel (n.-l.), Bleyer (n.-l.), Enke (k.). Da» Schönst« bei der ganzen Debatte war übrigen», daß di« Meinungen der Redner in ihren Grundzügen eigentlich übereinstimmten darin, daß e» wohl au» rechtlichen, sowie volkswirtschaftlichen Gründen wünschenswert sei, überall wo nötig, Amtsgerichte zu errichten, daß man aber dabei auch zu beachten hab«, ob der betreffende Bezirk groß genug sei, dem Amtsgerichte di« Lebensfähigkeit zu garantieren und daß man nicht anderen Amtsgerichten die Lebensfähigkeit beschränke, indem man Teile ihre» BezirkS einem neuen Amtsgericht« übertrag«. Wünschenswert sei die Er- richtung kleiner Amtsgerichte auch deswegen, um den Rechtsanwälten, deren Zahl in den Großstädten zu stark wachs«, ein« Existenzmöglichkeit an kleinen Orten zu gewähren. E» wurde auch betont, daß die ReichSgesetzgcbung in» Auge gefaßt habe, die Zuständigkeit der Amtsgericht« aus 800 M. zu er höhen, wodurch da» Arbeitsfeld der Amtsgericht« erweitert würde. Die lebhafte Aussprache veranlaht« auch Se. Exzellenz den Herrn Justizminister vr. v. Otto in die Debatte einzugreifen und zu bemerken, es gereiche ihm zur Genugtuung, daß keiner der Redner sich gegen die Vorlage selbst au», gesprochen habe. Die allgemeinen Gesichtspunkte, die zur Sprache gekominen
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