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- Erscheinungsdatum
- 1907-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190708159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19070815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19070815
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-08
- Tag 1907-08-15
-
Monat
1907-08
-
Jahr
1907
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Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrlrgr.-Adrrffe. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fcrnsprkchrr Nr. 210. -—— 54. Jahrgang. Donnerstag, den 15. August In das Musterregister ist eingetragen worden: Nr. 422. Firma Sovlrol in Eibenstock. Ein versiegelter Umschlag, enthaltend 31 Muster von Perl- und Flitterbesätzen. Fabriknummern: 15655 bis mit 15685. Ftächenerzeugnisie. Schutzfrist 3 Jahre. Angemeldet am 7. August 1907, 11 Uhr 10 Minuten Vormittags. Eibenstock, am 9. August 1907. Königliches Amtsgericht. Gruudfteucr betreffend. An die unverzügliche Bezahlung des 2. Grundsteuertermins auf das Jahr 1907 wird hiermit erinnert. Eibenstock, den 14. August 1907. Der Stadtrat. Hesse. Schönfelder. Stadtantageu betreffend. Am 15. August dieses Jahres ist der 3. Anlagentermin auf das Jahr 1907 fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß zur Zahlung desselben eine dreiwöchige Frist nachgelassen ist und daß hiernach gegen säumige Zahler ohne vorher gegangene Erinnerung das Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, den 14. August 1907. Der Stadtrat. Heffe. Bg— Wehrberg wiese 0,-s Im groß, soll vom 1. Januar 1803 auf 6 oder 0 Jahre verpachtet werden. Pachtbedingungen gibt bekannt, Pachtgcbote nimmt entgegen Die Königliche Forstrevierverwaltung Hundshübel. Königliche BaWlocrkcoschule zu Plauen i. B. Der Unterricht im Winterhalbjahr I9O7 O8 beginnt Montag, den 7. Oktober, früh 8 Uhr. Die Aufnahmeprüfungen und die Nachprüfungen finden Mittwoch, den 25. September, früh 8 Uhr statt Die Anmeldungen haben in der Zeit vom 10. bis spätestens 20. September in vorschriftsmäßiger Weise schriftlich zu erfolgen. Auskunftsbogcn, Anmeldescheine und jede weitere Auskunft durch Die Direktion der Königl. Baugewerkenschule. Plauen i. V., am 1. August 1907. Rede des Herrn Reichstagsabgeordneten vr. Stresemann gehalten auf der Hauptversammlung des Deutschen Flotten- Vereins in Cöln, am 12. Mai 1907. Hochansehnliche Versammlung! Unser sehr geehrter Herr General Keim hat geglaubt, anfangs seiner Ausführungen de» Dank zurückweisen zu sollen, den wir ihm durch die herz liche Begrüßung dargebracht haben. Ich glaube, wir wollen das nicht gelten lassen. Mögen im Deutschen Flotten-Verein Meinungsverschieden, heilen geherrscht haben über taktische Fragen, ich glaube, in einem sind wir uns alle einig gewesen: in der treuen Anerkennung der Verdienste des Herrn Generalmajor Keim und in dem herzlichen Danke für das, was Herr General Keim die ganzen Jahre hindurch in selbstloser und aufopfernder Weise für die nationale Sache des Deutschen Flotten-Vcreins geleistet hat (Bravo!), und wenn wir ihn heute unter uns sehen in der ihm eigenen körperlichen und geistigen Frische, so haben wir nur den einen Wunsch, daß er mit derselben Frische und Kampfeslust, die uns so gefällt, noch lange wirken möge an dem Platze, an dem er sich zu unserer Freude befindet. (Bravo!) Herr Generalmajor Keim hat darauf hingewiescn, daß ich seine Aus führungen über die Bedeutung der in dieser Resolution niedergelegten For derung, die Verstärkung, bezw. den schnelleren Ausbau der deutschen Flotte betreffend, vom wirtschaftlichen Standpunkte aus begründen würde. Ich bin mir dabei bewußt, daß ich zu einem Kreis« spreche, in dem die einzelnen Mitglieder seit Jahren wirken und arbeiten für die Gedanken des Flotten- Vereins, daß Ihnen deshalb manches bekannt ist, was ich zu dieser Frage sagen will. Wir müssen aber bedenken, daß unsere Kundgebungen gerade dadurch ihre Bedeutung erlangen, daß sie hinauSdringen sollen ins deutsche Volk, daß sie in aller Herzen den einen Gedanken erwecken wollen, daß es sich hier um einen Gedanken handelt, der nicht, wie die Sozialdemokratie sagt, die Panzerplattenfabrikanten angeht, daß eS auch nicht eine Sache der Schwärmerei, der Illusionen ist, sondern daß es eine Sach« ist, di« das ganze deutsche Volk angeht, von der, meiner Ueberzeugung nach, di« natio nal« Zukunft des deutschen Volkes abhängig ist. Wir sind hineingewachsen in unser Deutsches Reich, wir sind mit Siebenmcilenstiefeln hincingcgangen in eine weltwirtschaftliche Entwickelung. Als einst vor Jahrzehnten Friedrich Lißt vor die Leipziger Kaufmannschaft trat, als er ihr zumutete, einig« Millionen Taler dasür aufzubringe», um eine Bahn von Lerpzig nach Dres den zu bauen, da hat man auch ihn einen Illusionisten genannt, und alS er darauf hinwies, daß es darauf ankäme, den Vorsprung Englands einzu- holen durch Ausgestaltung des Verkehrs, und wie das deutsche Volk berufen sei, eine- der ersten Kulturvölker zu werden auf dem Gebiete der Weltwirt schaft, da waren es nur wenige, die daran glaubten, dies könne einmal «intreten. Undankbar ist das Volk vielfach gegen diejenigen, welche e» wagen, große Gedanken zu hegen, ehe sie Gemeingut der Masse geworden sind. Im vorigen Jahr« wurde ein Denkmal dieses ManneS enthüllt, der zur Pistole greisen mußte, weil für ihn keine Ernährungsmöglichkeit vor handen war. Bei solchen Erinnerungen sollten wir uns darüber klar wer- den, ob wir in der Gegenwart nicht in denselben Fehler der Undankbarkeit und, wa- noch schwerer ist, in den der Verständnislosigkeit verfallen gegen über denjenigen, die uns die Notwendigkeit der kolonialen Entwickelung und der Flotte nverstärlung predigen. Ich will an dieser Stelle nicht Zahlen nennen, zumal Sie gestern beim BcgrüßungSabend bei dem Vortrage, der dort gehalten wurde, manche« von der Bedeutung unsere- Welthandels ge- hört haben. Ich will nur kurz aus die Tatsache Hinweisen, daß unser Warenaustausch 12—14 Milliarden beträgt, ich will nur darauf Hinweisen, daß in Deutschland Jahr für Jahr ein Ueberschuß von einer Million Menschen geboren wird, für di« Ernährung-Möglichkeit geschaffen werden muß in Handel und Industrie. Sie wissen alle, daß die- eine Frage ist, die die Wissenschaft und die Parlamente vielfach bewegt hat. Die Frage, ob Agrar staat oder Industriestaat, Haden wir hier nicht zu untersuchen, sie kann nicht mehr entschieden werden; zum mindesten müssen wir die Entwickelung, wie sie bisher eingesetzt hat, Hinnehmen als etwa-, was wir nicht zu ändern vermögen, au- dem wir aber di« Konsequenzen ziehen müssen. Ich bin kein fanatischer Anhänger des Industriestaates, ich bin der Meinung, daß wir alle» tun müssen, um nicht zu englischen Verhältnissen zu gelangen in Bezug aus die Brolversorgung unsere« Volkes, ich bin der Meinung, daß die großen moralischen Kräfte, die in unserer Landbevölkerung ruhen, daß man di« nutzbar machen muß, daß wir sie nicht vermissen können in der Blutzusammensetzung unsere- Volle-, wenn wir nicht «inseitig werden wollen. Ich komm« zu dieser Ueberzeugung nicht nur au» nationalen, sondern auch au» wirtschastlichen Gesichtspunkten. Unserer ganzen Natur nach sind wir zum Exportstaate nicht prädestiniert, da wir nicht derartige Kolonien haben wie di« Engländer. Unsere Ausfuhr von sechs Milliarden Mark haben wir nur erringen können durch die Qualität unserer Erzeugnisse, durch die technisch und geistig höher« Ausbildung unsere« Kaufmann-stande«. (Bravo!) Wenn wir aber üd«rz«ugt sind, daß unS unsere Ausfuhr in keiner Weise garantiert ist, so müssen wir uns fragen, was hat daS Deutsche Reich zu tun, um die Sicherheit de- wirtschastlichen WertauStausche» zu heben. Mein« Herren! Sehen Sie sich die Entwickelung der Welt an. ES sind wirt- schaslliche Fragm, um di« gerungen wird, und wir ost haben diese den Untergrund gegeben für nationale Zusammenstöße. Die Vereinigten Staaten haben mit Spanien um nicht- anderes gerungen als um di« kubanischen Zuckerplantagen, und das englische Reich hat mit den Buren gerungen, nicht weil Ohm Paul etwa im diplomatischen Verkehr zu grob gewesen war, son dern weil es sein wirtschaftliches Gebiet arrondieren wollte, weil es die Diamantfelder unter englische Protektion stellen wollte, weil es jenem großen Gedanken näher kommen wollte, jene mächtige Bahn von Eairo nach Kap stadt durch nur englisches Gebiet zu führen, um alles, was dort ruht an wirtschastlichen Kräften, nutzbar zu machen für das englische Reich, um dem englischen Bürger und Arbeiter billige Rohstoffe und Lebensmittel zuzusühren, die Gebiete zu entwickeln und nutzbar zu machen für die heimische Ausfuhr. Und wenn Sie sich den letzten Zusammenstoß zweier gewaltiger Völker vor Augen führen, der Russen und Japaner, eines mächtigen alten Kulturvolkes und eine» neu aufstrebenden, was war es anderes als wirtschaftliche Fragen, was war es anderes als die Frage, wer die Mandschurei und Korea wirt schaftlich auSbeuten sollte. Wenn wir nun bedenken, daß die Welt zum größten Teil verteilt ist, daß diejenigen, die früher unsere Abnehmer waren, vielfach selbst produzieren, wo die Zeit nicht mehr fern ist, daß Japan, das seine Kriegsschiffe schon selbst baut und größere wie England, einsällt in unsere Absatzgebiete mit seinen Waren, dann müssen wir dem recht geben, was Fürst Bülow gesagt hat, daß naturgemäß nut dieser weltwirt- schastlichen Entwickelung des deutschen Volkes die Reibungsflächen größer geworden sind; daS darf man ruhig aussprechen. Wenn so oft Vorwürfe erhoben werden und man sagt, unter Bismarck war cs anders, so muß man zugestehen, damals waren auch die Verhältnisse anders. Auch ein BiSmarck würde heute mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben als damals, wo wir gestärkt waren durch den intakten Dreibund und den Rückversicherungsvertrag mit Rußland, als England seine Machtsülle nicht in dem Maße gegen un» in die Wagschale warf wie heute. Meine Herren, unsere deutsche Regierung kann wohl für sich in Anspruch nehmen, daß sie in dem Augenblicke, wo sich diese weltwirtschaftliche Entwickelung überblicken ließ, alle« getan hat. was in ihren Kräften stand, um für diesen Export- und Industriestaat einen festen Untergrund zu schaffen. Sie hat auch durch die soziale Gesetzgebung den großen Staatsgedanken zum Ausdruck gebracht, daß sie nicht zusehen darf, wie immer mehr Staatsbürger unselbständig werden, daß sie ihnen Helsen muß. Sie hat versucht, durch Schaffung von Kolonien einen Untergrund zu geben, dessen jeder Export bedarf. Sie ist nur einmal davon abgewichen, als sie im Sansibarvertrage so viel gutes Land hingegeben hat. (Sehr richtig!) Wenn wir in dieser Entwickelung stehen, brauchen wir Kolonien, brauchen wir eine deutsche Flotte. Wir kommen morgen im Reichstage zusammen, um über das Handelsprovisorium mit den Vereinigten Staaten zu sprechen. ES wird gesagt: Amerika gibt zu wenig und wir haben zu wenig erreicht; aber was wollen wir darauf erwidern, wenn Amerika unS sagt, ihr braucht eure Baumwolle von uns, ihr müßt euer Kupfer von uns kaufen für eure elektrische Industrie, ihr habt ja nicht- in euren Kolonien, also müßt ihr mit jedem Handelsvertrag zufrieden sein. Wenn seinerzeit die deutsche Regierung an uns herange- kommcn wär« und Millionen gefordert hätte für die wirtschaftliche Erschließ ung der Kolonien, so wäre sie damit nicht durchgekommen, weil man auch heute noch sagen muß: Siehe, der große Moment fand nur ein schwaches Geschlecht. (Bravo!) Wir suchen jetzt Versäumte» nachzuholen. Wir stehen heute noch unter dem Eindruck von den Kämpfen, die das Volk dis mS Innerste aufgerührt haben, die auch gezeigt Haden, wieviel im deutschen Volke schlummert an Idealen und nationaler Begeisterung. Was man als trennend hervorgehoben hat an wirtschastlichen Gegensätzen, ist zurückgetreten vor dem großen Gedanken, einzutreten für deS Deutkchen Reiches Größe und Macht. Die- war die Signatur für die Kämpfe, die hinter unS liegen, wir werden unS mit einem Male bewußt, wir müssen Kolonien haben, wir sind hineingewachsen in di« Weltwirtschaft, wir müssen «ine Flotte haben. Der deutsche Bürger sann nach und wurde sich dessen bewußt: Was du heute für Nachrichten vom Weltmarkt bekommst, daS interessiert nicht nur die Börse, nein, da- interessiert dich mit, dich Heimarbeiter in, Erzgebirge, dich Fabrikarbeiter, der du Waren herstellst, die du im Inland« nicht absetzen kannst, di« hinauSgehen in die Welt, um dir eine Ernährung-Möglichkeit zu schaffen. Wenn e- eine freudige Genugtuung sür mich gegeben hat in diesem Wahlkampf«, so ist e- die gewesen, daß eS gerade diese nationale Frage ge wesen ist, die bei unseren untersten Schichten deS Volke», wie man sie zu nennen pflegt, da» meiste Verständnis gesunden hat. Wenn alle hereinge- kommen wären in unser« Versammlungen, ich glaube, dann wäre der Kreis derjenigen, die national gewählt haben, noch größer gewesen. E» gibt un» Hie sichere Zuversicht, daß wir aus Zustimmung hoffen können, wenn wir mit der Vorlage kommen, die Flotte soll au-gebaul werden. Der Deutsche Flotten-Verein soll sich, wie er e» immer getan hat, an die Spitze derjenigen Agitation stellen, di« diese Forderung vertritt. Wir sprechen so viel von Sozialpolitik, e« ist dasjenige Reffort, über da» wir im Reichstage immer 8 bi» 10 Tage debattieren. Was bedeutet aber die ganze Sozialpolitik, die Unfall, und die ganze andere Gesetzgebung gegenüber der Hauptfrage, daß wir stark genug bleiben, um dem Arbeiter Arbeitsgelegenheit zu geben. (Bravo!) ES mag ja Illusionisten geben, di« auch heute noch den Traum von, ewigen Frieden träumen. Der Abgeordnete Bebel hat in Freiberg gesagt, die Rüstungen und der Krieg wären unsinnig, ein internationale« Schiedsgericht vermöge diese« alle- zu lösen. Als ich dann gelesen habe, das, «in nationaler Kandidat dort mit über 4000 Stimmen Majorität ge- wählt war, hab« ich die Empfindung nicht lo« werden können, daß da« die Antwort gewesen wäre aus die geringe Beurteilung der geistige,, Kräfte seiner Zuhörer. (Sehr gut!) Meine Herren! Wenn wir uns einmal vor stellen, daß heute in der Welt der Gegensatz der wirtschaftlichen Verhältnisse die Weltlage bestimmt, so müssen wir sagen, daß unsere Lag« eine exponierte ist. Nichts hat in England einst größeren Eindruck gemacht als «in Buch, das den einfachen Titel trug: tu Oormanv. DaS hat mit seiner Statistik in der Sprache der Ziffern, sür die der Engländer mehr empfäng lich ist als mancher andere, ein Bild ausgetan über den wachsenden Wett bewerb Deutschlands, ihm gezeigt, daß die deutsche Handelsflotte mehr ge wachsen sei als die seinige. Es hat ihm gesagt, daß ihm Märkte verloren ge gangen seien, für die er ein Monopol in Anspruch nehme» zu könne» glaubte. Er sieht, wie wir versuchen in anderen Ländern Fuß zu gewinnen, er sieht die Ausdauer und Energie des deutschen Kaufmannes, er sieht, wie der Fracht- und Passagierverkehr zwischen zwei mächtigen Weltteilen in den Händen der deutschen Schiffahrtsgesellschaften liegt und er hat das ganz natürliche Gefühl, der Inhaber einer Firma zu sein, die bis dahin den ersten Rang eingenommen und jetzt fürchtet, von diesem Konkurrenten über holt zu werden. Nun hat einer dieses Gefühl vergröbert so ausgesprochen: An dem Tage, an dem die deutsche Handelsflotte vernichtet wird, ist jeder Engländer um l Listre reicher. Es ist dies ein Ausfluß von Stimmungen und Strömungen, ich glaube nicht, daß alle so denken, aber wir können die Blicke doch nicht davor verschließen, daß in tonangebenden Blättern uns die unlautersten Motive vorgeworfen werden, daß man die Preise benutzt, um uns zu bekämpfen, so daß unser Botschafter in Washington einen großen Teil seiner Zeit daraus verwenden muß, um die Lügen, die die englische Presse und die englischen TclegraphenbureauS ausstreuen, richligzuslellen. Die Situation erfordert manchmal, daß der Reichskanzler sagt, cs ist am besten zu schweigen; aber wenn die Diplomatie schweigt, muß das Volk spreche». Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecke», wir müssen die Tatsachen nehmen wie sie sind. Auch der größte Idealist wird das nicht unterschreiben können, daß alle Ententen, die ohne unser Zutun und ohne unsere Mitwirkung geschlossen werden, eine Gewähr für den Weltsrieden geben. Der Reichstag hat gut getan mit seiner Kundgebung, als er der Regierung zugestimmt hat bei der Ablehnung der Diskussion über den Ab- rüstungSvorschlag. Die Resolution, welche der Deutsche Flotten-Verein heute zum Ausdruck bringen will, ist die naturgemäße Ergänzung des Stand punktes der deutschen Reichsregieruiig. (Sehr gut!- Man klagt in sozial demokratischen Kreisen über das Geld sür Heer und Flotte. Man sagt, Milliarden steckt ihr hinein, was könntet ihr damit tun sür die Kultur, sür die Geisteswissenschaft und Armensürsorge. Zunächst sind wir aber in der Technik so weil, daß das Geld zum größte» Teil in die Taschen deS deutschen Volke« zurückkommt. Die Schiffe, die wir bauen, konstruiert der deutsche Techniker und baut der deutsche Arbeiter, die Kasernen baut der deutsche Maurer, die Kleider machen deutsche Fabriken; man kann nicht sagen, daß das deutsche Nationalvermögen durch die Ausgaben sür Heer und Flotte um Milliarden ärmer wird, diese Beträge fließen vielmehr durch eine große Reihe von Kanälen in das deutsche Volk zurück. Aber selbst wenn wir Ausgaben machten, die wir nicht zurückbekämen, dann muß man doch zugcben, daß wir durch unser starkes Heer, durch unsere Rüstungen zu Lande 35 Jahre dem deutschen Volke den Frieden erhalten, jedem einzelnen die Möglichkeit gegeben Haden, sür sich und seine Familie zu schaffen und zu wirken, und dadurch erst den Untergrund sür unsere wirtschaftliche Entwickelung gelegt haben. So haben wir auch dadurch sehr viel sür die Kultur getan, und zwar mehr, als wir jemals auf anderem Wege dafür hätten tun können. (Sehr richtig! Lebhaftes Bravo!) Aus diesem Boden der unbedingten Friedensliebe und der Kultursördcrung stehen wir, wenn wir die Anschauung hinaustragen in das Volk: Bitter not «st uns ein« starte Flotte. Wenn wir den Nachdruck aus das Wort „starke" legen, so ist e» veshalb, weil wir sehen, daß in der Weltgeschichte immer em Volk in der Herrschaft durch ein stärkeres abgelöst wird und schließlich der Herrgott im Kampfe bei den starken Bataillonen ist. Ich bin fest überzeugt, daß das englische Volk nie den Einsatz eines Kriege- gegen unS wagen wird, daß auch einzelne nicht mit dem Gedanken spielen könnten, wenn wir früher an den Ausbau unserer Flotte herangetreten wären. Wie haben mit Werken unsere Friedensliebe betont, wir haben niemals unsere Macht anders zum Ausdruck gebracht, al« daß Deutschland in der Tat mit seinen hunderttausenden Soldaten eine Wacht des Völkerfrieden- gewesen ist. Man muß es uns glauben, daß wir nichts andere« tun, als für den Frieden zu sorgen, wenn wir unsere Flotte au-bauen. Ich möchte cs ausdrücklich auSsprechcn, und ich glaube im Ein- Verständnis mit Ihnen: Wir haben gar keinen Grund, nicht diejenigen Be strebungen freudig und von Herzen zu begrüßen, die aus eine Annäherung beider Völker hinzielen. Wir haben gemeinsam auf dem Schlachtfeld« ge fochten, sind einer BlutSabstammung und haben so viele geistige Berührung«, punkte — ich erinnere daran, daß Shakespeare in Deutschland bekannter ist als in England —, daß eS niemal» an un» sein würde, den Kanipf zu be ginnen, bei dem wenig gewonnen, aber viel verloren werden könnte. Trotz dem werden wir den Gedanken immer im Auge behalten müssen, daß wir den verwirklichten Traum unserer Väter, unsere Einheit, vorbereitet durch die geistig« Arbeit von Generationen, gefördert durch di« Diplomatie eine« geniale» Staatsmannes, errungen auf den Schlachtfeldern, daß wir diese deutsche Einheit bewahren wollen, daß wir un« darauf rüsten müssen, sie zu verteidigen, wenn e« jemand wagen sollt«, sie uns streitig zu machen. (Bravo!) Meine Herren, ich gelange zum letzten Teile unserer Resolution. Werden wir mit unserer Forderung Verständnis finden beim deuischen Volke? Lasten Sie mich au« meiner Erinnerung sprechen. «IS Abgeordneter ge-
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