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dieser vergnügt vor sich hin und bückte sich zu dem Fragen den nieder. „Die Sache is wegen der Damens zu schanier- lich," meinte er, „Bunke hat sich in den Dornhecken die Fest tagshose so entzwei gerissen, daß man seine Rauhbeine sehen konnte; die Schweine sind noch nicht alle wieder eingefangen, aber in eine Jauchekuhle is er gefallen un soll ganz furchtbar stinken." „Hahaha!" lachte der Fragende, ein junger übermütiger Offizier. „Ae, ä, einfach ivttvoll, dieser Bunke! Da wäre er ja so recht in seinem Elemente jewesen." Selbstverständlich bildete am nächsten Tage Vunkes Teil nahme am „Offiziers- und Honoratioren-Essen" im Ratskeller und die Unterbrechung desselben, sowie die sich daran an reihenden nächtlichen Abenteuer beim Wiedereinfangen seiner Schweine überall den Stoff der Unterhaltung, und wo sich „unse Schorfe" sehen ließ, wurde er von seinen Gegnern in mehr oder weniger schadenfroher Weise angeulkt, oder ihm von seinen Wählern mit Stichelreden wie: daß er sich als „Bürgervorsteher" gestern ja großartig gemacht habe, zugesetzt. „Welcher Satan hat Dich denn geritten, daß Du, der sonst keinen Groschen für ein Glas Bier ausgibst, zu solch einem seinen Essen gehst?" meinte einer seiner Wähler. „Deswegen haben wir Dich nicht für das Rathaus gewählt, daß Du die Stadt blamierst." Aber Bunke beachtete die höhnischen Bemerkungen der ersteren nicht, denn die ärgerten sich bloß, daß sie nicht an seiner Stelle hatten sein können, sagte er sich, und die letzteren fuhr er grob an. Was sie denn eigentlich wollten. Man hätte sich sehr viel mit ihm unterhalten, ihn „ümmerzu zum Essen und Trinken aufgefordert, so daß ich zweimal den Smachtriemen weiter stecken mußte, un Wein gossen sie mir ein, ümmerzu; un besuchen wollten sie mir. Wären die ver dammten Sweine »ich dazwischen gekommen, dann hätte ich mir noch viel besser amensiert." In dieser Weise schlug er die Angriffe seiner Wähler ab, freilich ohne sie überzeugt zu haben. Aus den Gesichtern der meisten seiner Wähler las man unschwer den Gedanken: „Du kommst uns bei der nächsten Wahl nicht wieder aufs Rathaus." Ach, sie alle, die geglaubt hatten, zum Mitraten und Taten in einer städtischen Verwaltung gehöre weiter nichts, als ein dummdreister Sinn und ein Mundwerk, das vor etwaigen „gelehrten Herren" oder den Herren aus den „oberen Schichten" nicht schweigt, sondern dreist und oft und möglichst laut „nein" sagen kann — sie alle sollten in den nächsten Tagen erkennen, daß sie ein wahres snlant teri-idle auf das Stadthaus geschickt halten, dessen Helden-Taten noch nach fünfzig Jahren die Feder eines „Zeitgenossen" in Bewegung setzen sollten, damit sie, die „Heldentaten" nämlich, auch an deren Menschen nicht vorenthalten blieben. 5. Der Glanzpunkt der militärischen Veranstaltungen in und uni Holtorf war für die loyale Bürgerschaft selbstredend der Einzug des Königs in die Stadt. Schon am Sonntage, an dem das große Offiziers-Essen stattfand, hatte man angefangen, sich zu diesem hochwichtigen Ereignisse zu rüsten, obschon die Nachricht, daß der König an einem Tage in der Mitte der nächsten Woche eintreffen werde, erst spät am Sonnabend abend die Stadt durcheilte. Selbst der oppositionelle Bürgerverein (der Bürgermeister nannte ihn .Kiakehlerverein") hatte am Sonntag nachmittag schnell seine Mitglieder nach der großen Gaststube des Ratskellers zu sammenberufen, um über die Art und Weise der Huldigung, die er dem Könige darbringen wollte, zu beraten. Das Ergebnis dieser Beratung war: Es wurde ein Komitee gewählt, das für Bekränzung und Ausschmückung der Straßen zu sorgen hatte, die „Scharfschützen" des Schützen vereins hatten drei Salven abzugeben, sobald der König unter dem ersten Ehrenbogen am Südeingange der Stadt hinfuhr und weißgekleidete Schulmädchen sollten dem Monarchen einen Blumenstrauß überreichen und eins der Kinder dabei ein Gedicht hersagen, das der Rektor Ahlers noch zu verfassen batte. Bis soweit war alles geordnet, nur mit dem Salven schießen der „Scharfschützen" haperte es noch, da der Führer dieser Schützen, der Schuhmacher Stehbock, nicht die Verant wortung für ein etwaiges Unglück beim Schießen übernehmen wollte. Nach langen mn- und herreden übernahm darauf der „Viehdoktor", Buller mit Namen, das Kommando über die „Salven-Sektion der Scharfschützen des Holtorfer Schützen vereins", wie sie in dem Festprogramm des Bürgervereins genannt wurde. Zwar hatten verschiedene Mitglieder, die vernünftigeren konnte man sagen, wegen der Gefährlichkeit des Salvenschießens aus solchen alten Donnerbüchsen, wie sie der Holtorfer Schützenverein besaß, gegen das Schießen gestimmt, aber diese waren mit dem Hinweis überstimmt worden, daß gerade eine „forsche Salve", wie der Schneider Kiek sagte, gewaltigen Eindruck auf den König machen würde, weil er ja blind sei und von den übrigen Veranstaltungen nichts sehen könnte. Nun wurde emsig gerüstet. Die Häuser wurden frisch gestrichen, die Fenster blank geputzt, Guirlanden über die Straße gezogen, kurz, das gute Holtorf hatte das ehrlichste Bestreben, sich seinem Landesvater nur von der besten Seite zu zeigen. Gleich am nächsten Tage zog die „Salven-Sektion" gegen Abend hinaus zur Schützenwiese, um sich im „Saloen-Schießen" zu üben. Das war nun ein gewaltiges Juchhe für die Jungen, denn zu den mit gewaltigen Bärenmützen ausgestatteten „Scharfschützen" gehörte nicht gerade die Elite der Bürger schaft, sondern es schien fast so, als wenn sich alle schiefen, krummbeinigen und buckligen männlichen Einwohner des Städtchens darin zum Hohn auf den Namen vereinigt hatten. Da den meisten „Scharfschützen" die Instruktion über das sogenannte „Griffeklovpen" ein Buch mit sieben Siegeln war, so hielt Buller, der früher Infanterist gewesen war, zunächst eine Vortragsstunde mit seiner „Knüppelgarde", so nannte er sie im geheimen, ab, worauf er zu der Uebung selbst schritt. „Achtung!" kommandierte er. „Auf's Gewehr!" „Au — Döskopp!" erscholl es aus dem zweiten Glieds, denn der Betreffende war bei der Ausführung des Griffes von seinem Nebenmanns mit dem Gewehr an den Kopf ge schlagen worden. „Ruhig!" rief Buller. „Mußt nicht gleich schreien, Snieder, wenn Dein Nebenmann Dich mit's Gewehr anstößt. Und ihr dummen Jungs haltet das Maul, sonst putze ich es euch!" wandte er sich nach den lachenden und johlenden Jungen um, denen diese „militärische Uebung" unbändiges Vergnügen machte. „Achtung! — Ab's Gewehr!" O ie, das fing gut an. Zwei „Scharfschützen" hatten ihr Gewehr fallen lassen und dafür ihren einen Fuß ergriffen und hüpften unter Au s und Oh's auf dem anderen Fuß in der Wiese herum, denn ihre Nebenmänner hatten beim Nieder setzen der Gewehre den Kolben gerade auf ihre Hühneraugen fallen lassen. „Na, das wird ja nett!" seufzte Buller. „Ich seh's all, mit die Griffe brauchen wir uns man nicht einzulassen. Wollen man gleich mit's Schießen anfangen. Ladet man Eure Donnerbüchsen, vielleicht geht's mit das Abschießen besser. Jungs, wollt ihr wohl ruhig sein!" drehte er sich er bost nach den vor Freude heulenden Jungen um, von denen der Pankraz Risch vor lauter Vergnügen auf den Händen lief. „Also, Achtung! Geladen!" Auf dieses Kommando nahm jeder sein Gewehr — alles Vorderlader, zum Teil soyar noch mit Steinschlössern, wie sie zur Zeit der Befreiungskriege in Gebrauch waren — schüttete Pulver in den Lauf und setzte darauf einen Papierpfropfen. „Kinners," warnte Buller, „nehmt nicht zu viel Pulver, dä Büffen stötet Jock süß vor die Brust, daß Ihr kopheister schießt. Seid Ihr fertig?" „Nä, mi is das Pulver von dä Pann fallen!" — „Un ich hab'» Stein aus'm Sloß verloren!" — „Un ich kann dän Hahn nich aufziehen!" so rief das aus dem ersten und zweiten Glieds, und der „Kommandeur" seufzte seinen Aerger m dem einen Worte aus: „Swäbelbande!" Endlich waren die „Scharfschützen" so weit, daß alle ge laden hatten. „Gewehr ungefaßt!" erscholl es. „Legt an! . . . Hoch die Büffen, Kinners, sonst schießt Ihr ja's Publi kum die Papierproppen ins Gesicht oder dem Vordermann in den Nacken," rief Buller . . . „Feuer!" „Bums! Bu — Bums! Bu — Bu — Bums!" krachte die „Salve", fast wie unregelmäßiges Einzelfeuer, und kaum die Hälfte des ein Dutzend starken Haufens hatte die Büchsen abgeschossen. Um so großartiger war jedoch die Wirkung dieser „Salve"; vier von den „Scharfschützen", die recht forsch geladen, d. h. viel Pulver und viele Papierpfropfen genommen hatten, lagen auf der Wiese und kehrten die Beine in die Höhe. Die alten schweren Donnerbüchsen hatten sie umgeworfen. Der ganze tapfere Haufen aber wimmelte wie ein aufgeschreckter Ameisenhaufen durcheinander, und einer, der tapfere Schneider Kiek, hatte ein Ding in der Hand, das eher einer kleinen Dachrinne ähnlich sah, als einer Büchse, denn der Lauf des Gewehres war von vorn bis hinten auf geplatzt und das Pulver hatte dem Braven das ganze Ge sicht und die Hände geschwärzt, zum Glück, ohne ihn ernstlich zu verletzen. Sein Nachbar aber, der „Spillkendreher" (Drechsler) Klacks lief wie ein Schaf, das die Drehkrankheit hat, auf der Wiese herum und schrie immer: „Min Mütz, min s—chöne Bärenmütz, Kälbersteert hat mich dä Mütz vom Kopp ges—chossen und's Nackhaar verbrannt!" „Min Mütz!" Ja, wo war die wohl geblieben? Zwan zig Schritte vor der Kolonne suchten die johlenden Jungen Lappen, Zeug, Fell und Watte aus einem Wassergraben zu sammen, wahrscheinlich war das mal Klacks „s-chöne Bären mütze" gewesen. (Fortsetzung folgt.) Name. Stand. Herr Adolf Walther mit Frau Tochter Frau Anna Klotz mit Töchter Herr Emil Stein mit Familie „ A. Malz und Tochter „ Hofrat Vr. Edmund Götze Tochter „ Hermann Lindner „ Richard Mittenzwei „ Max Müller „ Alban Mittag „ August Hoffmann Frau Wagner und Sohn und Civilingenieur Rentnerin Former Pfarrer mit Studiendir. des Kad.- Korps Eisengietzereibesitzer Lehrer Seminarist Uhrmacher Hotel zur Post. Polizeiaktuar Kaufmannsehefrau Steiger Kaufmann Prokurist Privata Gesellschafterin Kaufmann Lehrer P r i v a t l o g i s. > Kaufmann Lehrer Kaufmann Lehrer an der Kunst akademie Oberlehrer am Taub- Herr Paul Windisch Kaufmann „ Arthur Hofmann und Frau Webereibesitzer „ Schmidt mit Frau u. 2 Kind. Pastor „ Alfred Weigel Buchbindermeister Pension Meichsner. Frau Charlotte Meyer m. 2 Kindern „ Selma Harnisch mit 5 Kin ¬ dern und Bedienung , Helene Bedau mit 2 Kindern Fräulein Marie Dörnick „ Klara Roth „ Agnes Noth „ Alice Hazard „ Martha Dörwaldt , Wischen Höpcker Herr Adolf Leonhardt „ Märker Herr Richard Wolf mit Frau und 3 Kindern „ OSkar Mandl mit Familie „ Robert Wenzel und Frau „ Hermann Delitsch mit Frau, 2 Kindern und Bedienung „ Heinrich Gläsche „ K. E. Dölitzsch mit Familie „ P. A. Polster mit Familie „ Kaufmann mit Familie „ Schink mit Familie Fräulein Else Schott „ Emma Schubert Herr Robert Seifert mit Familie Frau Minna Jakob mit 2 Kindern Herr Pilz Frau Emma Just und Sohn Herr Adolf Kamprad und Frau . Emil Heinz mit Familie Fräulein Susanne Lindner Frau Emma verw. Hanke Fräulein Martha Fischer Heimat. Zahl. Chemnitz 3 Chemnitz 3 . 3 Stenn 2 Dresden 2 Chemnitz 1 Zwickau 1 Reichenbach 1 - 1 Chemnitz 1 . 2 Glauchau 1 . 2 Leipzig 4 Glauchau 1 Glauchau 3 . 7 Plauen 3 Zittau 1 Döbeln 1 Leipzig 1 - 1 Boizenburg a. E. Leipzig ' 1 Markranstädt 1 Berlin 5 Chemnitz 4 Glauchau 2 Leipzig b Leipzig 1 Großenhain 3 Limbach 3 , 3 Zwickau b Leipzig 1 . 1 . b Glauchau 3 Zwickau 1 Döbitzschen S.-A. 2 Leipzig 2 Chemnitz 4 . 1 Kötzschenbroda 1 „ 1 Name. Herr Jost mit Familie Frl. Lilly u. Anna Frauendorf Frau verw. Pflug Herr Richard Bauer mit Familie Stand. Oberpostsekretär Kaufmann Gasthof Oberwildenthal. Herr Georg Lux „ Fritz Kohlmann „ Bopp mit Familie „ Mauersberger mit Familie „ Friedrich Schlag mit Familie . Hoyer Verm.-Techn. Kaufmann Färbereibesitzer Kaufmann Lehrer Tischlermeister Herr Baumann „ Badstübner Frau Neubert Herr Heinz Fräulein Müller Frau Gandtner Herr Riedrich „ Fleischer Frau Schwiebus Geschwister Heins Frl. Ella und Hedwig Wendler Frau Schwarze „ Glöckner Maibier Frau Stöter Herr Knoll Sarlsfeld. Doktor Oberlehrer Stat.-Assist.-Ehefrau Bankbeamter Bauaufseher Brandvers.-Beamter Lehrer Starrtenkranz. Privata Oberpostsekretär Steiger Obersekretär Absolvierter Jurist Kaufmann Uhrmachermeister Fabrikant Beamter Kohlenwrrkstechniker Küchenmeister -Oberpostassistent Obertelegraphenassist. Kaufmann Kaufmann Spinnereibefitzer Gerichtsassistent Oberlehrer Fräulein Gertrud Jahn Frl. Fanny Grumbt mit Schwester Herr Eduard Heyner und Frau Frl. Anna Lina Bach Herr Karl Heinrich Ferdinand Sera „ Emil Hochmuth „ Ernst Swoboda mit Wirtsch. „ Curt Zietzler , Ernst Tasche und Frau „ Oskar Schenk , Paul Morgeneyer und Frau „ Max Müller und Frau „ Ernst Emil Braune „ Otto Kröber und Frau „ Kurt Horbach und Frau . Max Trenter „ Karl Güttler und Frau Frau Pauline Birnstengel m. Tocht. Herr Paul Chauß „ Fritz Ad. Tenzler mit Familie » Franz Hänszaen „ Eduard Wickel und Frau Heimat. Zahl. Leipzig 3 Lpz.-Kleinzschocher 2 Plauen 1 Chemnitz 5 Leipzig Chemnitz b » 3 Leipzig 6 Zwickau 1 Glauchau 2 Mylau 2 Chemnitz 2 Plauen 4 Dresden 1 Paunsdorf-Stünz 3 » 4 Dresden 1 Leipzig 2 Hamburg 3 Aue 2 Plauen 2 Auerbach 1 Chemnitz 2 Reichenbach 3 Leipzig Altenburg S.-A. Leipzig Siegmar Reinsdorf Chemnitz Tachau i. B. Annaberg i. E. Chemnitz Kirchberg i. S. Limbach i. S. Leipzig Zwickau Leipzig Chemnitz Zwickau Leipzig Reichenbach i. V. Ronneburg Scheibenberg 1 2 2 1 1 1 2 1 2 1 2 2 1 2 2 1 2 2 1 3 1 2