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- Erscheinungsdatum
- 1907-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190706117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19070611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19070611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1907
-
Monat
1907-06
- Tag 1907-06-11
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Monat
1907-06
-
Jahr
1907
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welches uns an Deutschland knüpft, zu festigen. Ame rika und Deutschland vereint, wären im stände, der ganzen Welt zu trotzen/ — Aehnliche Empfindungen wie Berger, so schreibt dazu bestätigend der von L. V. Viereck neuerdigs in New-?)ork hcrausgegebene Deutsche Vorkämpfer, dürften die meisten Deutschamerikaner vom Besuche drüben nach Hause mitbringen. Wer sich erst einmal amerikanisiert hat, vermißt überall den großen Zug, der das ganze Leben in der Neuen Welt kennzeichnet, jedoch wird cs dem echten Deutschen auch unmöglich sein, seinen Mutterboden und die Pflichten gegen seine ursprüngliche Nation jemals zu ver gessen. Je häufiger er wiederkehrt, desto mehr wird er dazu beitragen, das Band zwischen Deutschland und Amerika zu festigen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. Juni. Infolge des günstigen Wetters herrschte gestern auf dein Schützenplage reges Leben und Treiben. Ein derartig starker Verkehr dürfte auf dem diesmal bedeutend erweiterten Platze noch nie zu ver zeichnen gewesen sein. — Eibenstock. Die beim hiesigen König!. Amts gericht beschäftigten Expedienten Herren Georg Lange und Paul Staab haben in diesen Tagen in Dresden die Aktuar prüfung bestanden. — Zwickau, 8. Juni. Die König!. Amtshauptmaim- schaft Zwickau hat den Automobilverkehr auf der Wilden- fels-Auerbacher Staatsstraße innerhalb der Gemeinden Sau- persdorf, Hartmannsdorf und Bärenwaldc verboten. — Plauen, 6. Juni. Der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Hofmann, der während der Reichs tagswahl mit den Genossen Rössel und Steinkuhl in die Volks - Lungenheilanstallen Albertsberg und Reiboldsgrün zwecks Wahlagitation eindrang, und wegen Hausfriedensbruch vom Schöffengericht Auerbach zu drei Wochen Gefängnis verurteilt worden war, wurde heute in der Berufungsinstanz von dem Landgericht Plaue» nebst den beiden anderen Ge nossen f r e i g e s p r o ch e n. — Plauen i. V., 8. Juni. Zurückgekehrt von ihrer R eise durch Kleinasien sind die Herren Handels- kammersyndikus I>. Dietrich und Fabrikant Hcmnemann. Die Stickereien, die die Herren in Kleinasien angekauft haben, werden demnächst hier ausgestellt. Die Ergebnisse der Reise, die namentlich für unsere Textilindustrie sehr interressant sind, werden, nachdem sie sorgfältig gesichtet, in irgend einer Form der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. — Aue, 8. Juni. Für das Gauturnfest in Eibenstock, das in 5 Wochen stattfindet, zeigt sich unter den Turnern des Erzgebirgsgaues, ein lebhaftes Interesse. Gilt es doch diesmal, einen friedlichen Wettkampf unter den Vereinen auszufechten, an dein teilzunehmen jeder Gauverein, der einen regelrechten Turnbetrieb hat, sich zur Ehrenpflicht machen muß. Nicht nur einzelne Mitglieder oder wenige Riegen des Vereins, nein jeder Turner und somit der ganze Verein soll sich beteiligen, besonders, da diesmal bestimmt verlangt wird, daß jeder Teilnehmer am Einzel-Wctturnen auch zur Beteiligung am Vereins-Wellurnen verpflichtet ist. — Schwarzenberg, 6. Juni. Da sich die Verletzungen des Fleischergehilfen Lein hier, die diesem in der Nacht zum Montag auf dem Marktplatze der 17 jährige Fabrikarbeiter Stichler durch Messerstiche beigebracht hat, als äußerst lebensgefährlich herausgestellt haben, ist Stichler am Montag abend verhaftet und ins städtische Arresthaus gebracht worden. Am Dienstag früh fand man ihn tot in seiner Zelle; er hatte sich am Ofen erhängt. — Schwarzenberg, 7. Juni. In der hiesigen Gegend sucht seit einigen Tagen ein Mann an Kindern die er an sich lockt, Sittlichkeitsverb rechen zu verüben. Am Donnerstag abend fiel hier ein neunjähriges Mädchen auf dem Wege zum Ottenstein einem gutgekleidelen Fremden in die Hände, der sich in verbrecherischer Weise an dem Kinde verging, aber noch nicht gefaßt werden konnte. — Bockau, 7. Juni. Die in auswärtigen Blättern verbreitete Nachricht, daß der beliebte Gasthof Jägerhaus, in dem alljährlich mehrere Ferienkolonien beherbergt werden, infolge Blitzschlags niedergebrannt sei, ist vollständig unzu treffend. Es hat überhaupt kein Brand stattgefunden. — Rodewisch, 6. Juni. Das Königliche Oberoer wallungsgericht hat die Entscheidung der Königlichen Kreis- hauplmannschaft Zwickau, wonach die von einigen Wählern angefochtene, am 27. Dezember statrgefundenc Gemeinderats wahl als zu recht bestehend anerkannt worden war, aufge hoben. Es muß nun eine neue Gemeinderatswahl stattfinden und ist als Termin für dieselbe der I. Juli d. I. festgesetzt worden. — Saupersdorf, 6. Juni. Arn Mittwoch ist hier die Kraußsche Tischlerei und Glaserei niedergebrannt. Das Feuer entstand im Raume des Benzin-Motors und ist wahrscheinlich auf letzteren zurückzuführen. — Pirna, 6. Juni. Ein Musikant, der schon vor einigen Tagen Geschäftsleuten Ständchen brachte, treibt sein Wesen weiter und erheitert unwillkürlich durch seinen Humor. Auf einem Platze stimmte er gegen Mitternacht an: „Steh' ich in finstrer Mitternacht." Ein Anwohner fühlte sich aus süßen Träumen gerissen, öffnete das Fenster und schimpfte herab auf den nächtlichen Ruhestörer, der aber sofort an stimmt: „Ei, wie so hold, ei, wie so traut." Auf die Auf forderung, doch endlich nach Hause zu gehen, tönte das Lied: „Nach Hause, «ach Hause geh n wir nicht"; und als jener mit einer Anzeige drohte, da klang es: „Wenn sich zwei Herzen scheiden." — Dem Musikanten aber dürfte auch bald ein Liedlein gepfiffen werden, das beginnt: „Einsam bin ich", und in den stillen Räumen eines bekannten Hauses dürfte er Gelegenheit haben, darüber nachzudenkcn, ob nicht ge wünschte Kunstleistungen in nächtlicher Stunde immer dank bares Publikum finden. Theater 1« Eibenstock. Die mäßig besuchte Aufführung de» Schauspiel» „Der Hütten besitzer", welche am Freitag gegeben wurde, war höchst interessant. Die beiden Hauptrollen wurden von Herrn Weitz und Frl. Elfriede Heyden gespielt, was viel zum guten Gelingen de» Ganzen beitrug. Den Besuchern der Sonntags-Vorstellung wurden durch „Da» Kätchen von Heil bronn" einige unterhaltende Stunden geboten. -» Heute Dienstag findet die letzte Benefiz-Vorst «klung statt und zwar für Herrn Earl Weitz. Um dem Publikum einen wirklich amüsanten Abend zu bereiten, hat der Benefiziant den bekannten Schwank „Charleys Tante" gewählt. Es sei noch erwähnt, daß Herr Weitz hierin di« Hauptrolle de» Lord Babberley übernommen hat, wa» un» Wohl im Vorau» dafür Gewähr bietet, daß die Aufführung vortrefflich gelingen wird. Gerade durch sein stet» originelles Spiel hat sich der Benefiziant in allen Kreisen beliebt gemaebt, weshalb wir bossen, daß da« Publikum durch zahlreichen Besuch dieser Vorstellung dem- selben die gebührende Anerkennung zu Teil werden läßt. Kriegserinnerungen von G. Th. (2. Fortsetzung.) Mit unserem Erfolg waren wir zufrieden, denn wir nahmen 30 Männer, 70 Frauen und Kinder gefangen, auch erbeuteten wir 19 Gewehre, 41 Kühe und 5 Reitochsen mit Ausrüstung, welche uns wegen Mangel an Pferden sehr zu statten kamen. Hier bei Okomangongoa hatte ich eines Tages eine recht komische Begegnung mit Pavians (Affen). Wir ließen unser Milchvieh Tag und Nacht auf einer guten, einige Stunden von unseren Wohnungen entfernten Weide unter Bedeckung von 1—2 Schutztrupplern und mehreren Eingeborenen. Gegen Mittag wurde die Herde, welche sich immer sehr zerstreute, zusammengetrieben und nach dem Wasser geführt. Einmal fehlte eine gute Milchziege. Nach längerem Suchen hören wir ein jämmerliches Geblöke aus einer Schlucht. Wir trauten unseren Augen kaum. Da lag die Ziege, darauf hockte ein Affe, welcher den Kopf der Ziege krampfhaft niederdrückte und ein anderes solch grüngraues Ungetüm lies sich die Milch behaglich ins Maul laufen. Unser Erscheinen verscheuchte sie natürlich sofort in die Berge, wir feuerten ein paar Schüsse hinterdrein, doch ohne Erfolg. — Dadurch, daß ich im Oktober 1904 ins Lazarett Otjimbinde befohlen wurde, bin ich recht großen Entbehrungen und Strapazen entgangen, welche meine Kompanie leider in dieser Zeit durchzumachcn hatte, um nach Grotfontein im Norden zu kommen. Wie mir meine Kameraden später erzählten, hatten sie sehr große Durststrecken zu passieren, wobei fast sämtliche Reit-und Zugtiere zugrunde gingen, und die Menschen zuletzt selbst vor Durst dein Wahnsinn nahe waren, und sich nur noch dadurch retteten, daß sie das Blut getöteter Tiere tranken. Mit welchem Eifer die Verfolgung betrieben wurde, mag folgende Episode zeigen. Die 1. Kompanie und 7. Batterie hielten unweit von uns die Wasserstelle Otjimannangombe besetzt. Da meldete eine in Richtung Rietfontein vorgesandte Patrouille, daß die 45 Kilometer östlich von O. liegende Wasserstelle Orlogsende von etwa 200 Hereros besetzt sei. Hauptinan K. beschloß, sie anzugreifen. Er marschierte am 26. Oktober von O. ab, am 27. morgens kamen die Lager feuer der Hereros von Orlogsende in Sicht.. Sofort eröffnete die Artillerie das Feuer, der Gegner ergriff die Flucht. Hierauf wurde die Verfolgung bis zu der etwa 7 Kilometer östlich gelegenen Wasserstelle Ozombu ausgenommen, wo Hunderte toter Tiere bei und in den Wasserlöchern lagen. Pferde und Esel konnten hier nur teilweise getränkt werden, eine Versorgung der ganzen Abteilung mit Wasser war aus geschlossen. Der Führer beschloß daher, mit nur 25 Berittenen und 3 Geschützen den Marsch fortzusetzen, während er alles übrige nach O. zurückschickte. Am nächsten Tage morgens hatten sie 50 Kilometer zurückgelegt. Längs des Weges waren sie auf tote Hereros und viel verendetes Vieh gestoßen. Der von den Mannschaften mitgeführte Vorrat reichte nur für diesen Tag knapp aus. Hauptmann K. beschloß daher, nun mehr mit den vier frischesten Reitern weiter zu gehen, während Oberleutnant N. mit dem Rest der Abteilung folgen sollte. Bereits nach 15 Kilometern mußten zwei Reiter wegen Er schöpfung ihrer Pferde zurückgeschickt werden, er selbst legte mit seinen beiden letzten Begleitern weitere 10 Kilometer zurück, ohne auf Wasser zu stoßen. Ein iveiteres Vordringen machte der Zustand von Mann und Tier unmöglich, der Rückmarsch mußte angetreten werden. Nachmittags gelangte man zu der Abteilung N., deren Zustand zu ernsten Besorg nissen Veranlassung gab. Ihr Wasser war fast verbraucht, bald weigerten sich die dem Verdursten nahen Tiere, die Ge schütze weiterzuziehen. Die Geschütze muhten infolgedessen unter Bedeckung zweier Unteroffiziere zurückgelassen werden, während die Protzen zum Transport mattgewordener Leute verwendet wurden. Nach einem weiteren Marsche mußten auch die Protzen wegen gänzlichen Versagens der Zugtiere stehen bleiben. Endlich am 29. Oktober erreichte die Abteilung die Wasser stelle Ozombu. Mehrere waren unterwegs schwer erkrankt, zahlreiche andere wurden bald vom Typhus ergriffen und oahingerafft. Viele Pferde und Maultiere waren bei den großen Strapazen eingegangen. Hauptmann K. starb bald darauf in Epukiro am Typhus. Nach den Entscheidungs kämpfen am Waterberg wurde wieder die Verfolgung aus genommen. Das war auch sehr notwendig, denn sonst wäre der Aufstand in zehn Jahren noch nicht beendet. Leider stellten sich unter der Einwirkung von Hunger, Durst, schlechtem Wasser, Hitze und kalten Nächten, und infolge der furchtbaren Strapazen, sowohl bei Offizieren, wie bei Mannschaften viele Krankheiten ein, sodaß die Feldlazarette bald überfüllt waren. Da auch die wenigen Sanitätsmannschaften sehr bald selbst am Typhus darniederlagen, gebrach es gar sehr an Kranken pflegern. Deshalb ging der Ruf nach freiwilligen Pflegern durch die schon sehr gelichteten Reihen. Viele aber fürchteten sich vor der Ansteckung, weshalb sich nur wenige meldeten. Auch ich übernahm die Pflege eines am Typhus erkrankten Offiziers. Ich nahm von meiner Kompanie mit wehmütigen Gedanken Abschied und sagte mir: „Wer weiß, ob wir uns Wiedersehen", denn eigentlich hatte ich wenig Hoffnung, meine Kameraden wieder zu treffen. Wie sah es nun in Otjimbinde im Feldlazarett aus? Man denke sich nicht etwa eine Station darunter, sondern ein paar schmutzige Wasserlöcher, die sich ungefähr 36 Tagesmärsche nördlich der Bahnlinie befanden. Ueber 200 Kranke lagen hier an Typhus, Ruhr, Malaria, Skorbut, schweren und leichten Verwundungen darnieder. Mit welcher Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit sich die drei Aerzte, die Herren Stabsärzte Dr. Sch. und vr. D., sowie Assistenzarzt vr. K. der Kranken annahmen, kann ihnen nicht genug gedankt werden. Leider wurde ersterer eines Tages selbst aufs Krankenlager geworfen. Tagtäglich trugen wir einige Kameraden hinaus zum Friedhof. So kam nach vielen schweren Tag- und Nachtwachen auch das liebe Weih nachtsfest heran. Gerade am heiligen Abend morgens hatte wieder ein guter Kamerad sein Leben ausgehaucht, was mich sehr schmerzlich berührte. Da nun doch der 24. Dezember war, dachten wir auch daran, unseren Kranken eine Weih nachtsfreude zu bereiten. Der genesene Zahlmeisteraspirant F., welcher derzeit fieberfrei war, und meine Wenigkeit gingen auf die Suche nach einem Christbaum. Eine Tanne fanden wir nicht, aber einen Dorneubaum; den schmückten wir mit deni wenigen, was uns zu Gebote stand. Wir machten Pa- picrketten, versilberten Korke, Feldzwieback diente als An hängsel. Ein paar Lichter wurden von einigen Herren ge spendet. Abends 7 Uhr versammelten sich Aerzte, Pfleger und Genesende vorm Zelteingang und die herrlichen Wech- nachtslieder: „Vom Himmel hoch" und „Stille Nacht, heilige Nacht" ertönten unter dem tropischen Weihnachtshimmcl. Hierauf hielt Herr Stabsarzt I)r. D. eine zu Herzen gehende Ansprache. Daran schloß sich eine kleine Christbescherung seitens unserer wertgeschätzten Offiziere. So war doch eine festliche Weihnachtsstimmung, trotz aller Schmerzen, welche noch viele auszustehen hatten, auch in diese fern von der Heimat gelegene Krankenstätte eingezogen. Wie viele werden weh mütig an die Lieben zu Hanse gedacht haben, da gerade in dieser Zeit wegen Mangels an Proviant die Weihnachts pakete nicht befördert werden konnten. Sie lagen in Swa- kopmund aufgespeichert. Anfangs 1905 begleitete ich Leutnant Bl. nach Okahandja. Es war eine fünfwöchige Reise im Ochsenwagen. Eine solche ist vielleicht an anderer Stelle schon oft beschrieben worden, trotzdem will ich nochmals darauf eingehen. Ein großer starker Wagen wird mit 20—24 Ochsen paarweise bespannt. Die Ladung beträgt immer 60—80 Zentner, dann kommen oft 6-8 Personen als Passagiere außer dem Treiberpersonal, welches 3—4 Mann stark aus Eingeborenen der Kapkolonie besteht, sodaß die Ladung sich zuletzt auf gut 100 Zentner beläuft. Der Treiber hat die lange Swipp (Peitsche) an einem 4—5 Meter langem Stiel in der Hand und schwingt sie über die Häupter der 20 Ochsen. Ein guter Treiber muß die Namen sämtlicher Tiere wissen, und die Peitsche sehr wenig gebrauchen, denn jeder Treckochse wird in Afrika ge tauft, was sich folgerndermaßen vollzieht: Das Tier wird an allen Vieren gefesselt und zu Boden geworfen, dann be kommt es Hiebe und bei jedem Schlag wird der betreffende Name des Tieres gerufen. Stutzt der Ochse dann die Ohren beim Rufen seines Namens, ohne daß er geschlagen wird, dann ist er getauft und kann eingespannt werden. Fort während ertönt hernach auf der Fahrt das aufmunternde „treck, treck" (zieh, zieh). England, Kopland, Leutnant, Hauptmann, Kuldu, Blum, Kaffer, Witboi usw., so geht es fort die Pad entlang, einmal rechts bis an die Achse in ein Schakalloch einbrechend, sodaß der Wagen faßt umfällt, dann wieder über Stock und Stein, Bäume umfahrend, und dies dauert wochenlang. So beschwerlich diese Reisen auch sind, so interessant und romantisch sind sie auch. Wir passierten fruchtbare Täler, grüne mit 2—3 Meter hohem Gras be wachsene Flächen, hier und da mächtige Berge, dann führte uns der Weg an kleineren und größeren Vleis (Seen) vor über, wo sich tausende von wilden Tauben, Enten, kleine grüne Zwrrgpapageien aufhielten, auf welche wir dann Jagd machten, wenn wir rasteten. Unter solchen und anderen Ab wechslungen erreichten wir endlich unser Ziel. (Schluß folgt.) Aas Kespensterschtoß. Kriminal-Novelle von Wilhelm Grothe. (6. Fortsetzung.) „Pah, ich werde doch kein Narr sein." Mit den Worten steckte er das Töpfchen mit dem Arsenik in die Tasche: „Ich weiß ja damit umzugehen," hätte er fast hinzugesetzt. Bald nach dieser Unterredung wanderte Jacques Besson wieder Chamblas zu. Am folgenden Morgen fand in der Hütte Arsac's eine Unterredung zwischen Andw und Jacques Besson statt, die aber nicht ohne Zeugen blieb; der alte Arsac belauschte fle und trat nach Besson's Fortgang dem Sohn mit aller Ent schiedenheit entgegen. „Du wirst," sagte der alte Mann, „nicht auf Schloß Chamblas gehen und das Verbrechen, das dir der Verführer vorgeschlagen hat, ausführen. Glaubst Du, es wird so süßen Nachhall haben, als Dir zuvor gepfiffen ist? Man gebraucht die Pfoten der Katze, um die eigenen zu schonen. Ich bin ein alter Mann, aber ich sehe es kommen, wenn du den Menschen folgst, daß Du auf der Galeere oder dem Schaffst enden wirst. Willst du auf mich nicht hören, so frage andere erfahrene Leute. Da ist deine Tante Marguerite Soulier, eine erfahrene Frau, der du den Handel erzählen solltest." „Dem Plappermaul!" versetzte Andrs: „Der Teufel müßte mich reiten." „Und du wirst nicht hinaufgehen?" fragte der Alte. — Andrv lachte laut auf: „Das verbietet sich ja ganz von selbst, und ich muß glauben, daß Jacques Besson sich mit dem Ganzen einen Scherz gemacht hat. Ich bin dort wahr lich nicht gut angeschrieben und wüßte also die Gelegenheit nicht, das Rattenpulver an den Mann zu bringen." In der Tat erschien auch der junge Schäfer nicht auf Chamblas, ja verntied Jacques Besson, so daß dieser ihn in den nächsten Wochen nicht sah. Uebrigens folgte der alte Graf von Chamblas bald seinen Enkeln, doch nicht bevor er seinem Schwiegersöhne das Schloß und die dazu gehörigen Güter vermacht hatte. „Schau," meinte der alte Arsac zu dem Sohne, „man sagt, daß der Tod dort seinen Umgang hält; ich sag Dir, das endet nicht gut. Schon wird man aufmerksam, und mag der Tod wie bei dem alten Herrn noch so natürlich sein, das Gift muß seine Schuldigkeit getan haben." Theodora glaubte durch den Tod des VaterS aller Bande ledig zu sein, und die Gräfin Rochenegli eilte sogleich zu ihrer Tochter, um Marcellange ihre Ueberlegenheit zu zeigen. Der selbe jedoch schien ein völlig anderer geworden zu sein. Mil kaltem Gesicht und drohendem Blick trat er an der Leiche seines Schwiegervaters dessen Gemahlin entgegen. „Mich wundert, daß Sie ihn als Leiche aufgesucht haben," sagte er, „von dem sie sich im Leben geschieden, dessen Wert Sie niemals zu schätzen wußten." „Herr von Marcellange," rief die Gräfin, „das wagen Sie mir in meinem Hause zu sagen." „Dies Schloß gehört mir — durch das Vermächtnis des jenigen, dessen Leiche ich zu schützen hier bin." Wutschnaubend zog sich die Gräfin zurück, ihr folgte Jacques Besson. „Wo hast Du das Gift?" fragte sie. „Nichts davon", entgegnete er; „das würde uns verder ben. Schon spricht man in der ganzen Gegend von Arsenik und Schierling. Ein neuer Todesfall und der Prokurator des Königs wird nicht einzuschreiten zögern". „So soll er ewig leben?" fragte sie mit funkelnden Augen.» „Nein, gute Tat will nicht übereilt sein," antwortete er, „glauben Sie mir." VI. Bei Herrn de Turchy-Marcellange hatten sich zwei Land leute aus der Auveryne eingefunden. Es waren dies der Schäfer Arsac mit seinem Sohne Andr4. Sie saßen in dem Zimmer des Hausherrn diesem, seiner Frau und Louis' Schwester gegenüber. „Es ist nicht das erste Mal', hob der Bruder an, „daß wir gewarnt werden, und so haben wir auch an meinen
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